Kolumne: Aus dem bürgerlichen Heldenleben
Esther Slevogt
Esther Slevogt ist Chefredakteurin und Mitgründerin von nachtkritik.de. In ihrer Kolumne Aus dem bürgerlichen Heldenleben untersucht sie: Was ist eigentlich mit der bürgerlichen Öffentlichkeit und ihren Repräsentationspraktiken passiert?
Esther Slevogt
Esther Slevogt ist Chefredakteurin und Mitgründerin von nachtkritik.de. In ihrer Kolumne Aus dem bürgerlichen Heldenleben untersucht sie: Was ist eigentlich mit der bürgerlichen Öffentlichkeit und ihren Repräsentationspraktiken passiert?
Kolumne: Aus dem Bürgerlichen Heldenleben – Esther Slevogt über das neue Zauberwort "Immersion"
Das große Eintauchen
von Esther Slevogt
Berlin, 24. Mai 2016. In der letzten Zeit wird im Theaterwesen viel mit einem neuen Wort gewedelt, das eigentlich so neu nicht ist. "Immersion" ist das Wort, es bedeutet ungefähr so viel wie Einbettung oder Eintauchen. Und es ist anscheinend ein neues Zauberwort. Sogar auf dem Netzkongress "Republica" (der bisher nicht durch besonderes Kunstinteresse aufgefallen ist) hat man sich in diesem Jahr dieses neuen Trends angenommen und die "Performersion" erfunden: ein Programm, das die "Immersion" mit der "Performance" amalgamiert und das als Kontakthof für Leute aus der künstlerischen Praxis, Theoretiker und digitale Forscher*innen und Technologieentwickler*innen gedacht war.
Kolumne: Aus dem bürgerlichen Heldenleben – Esther Slevogt über theaternde Tatorte, verklemmte Kritiker*innen und öffentlich-rechtliche Rape Culture
Mit der Pumpgun
von Esther Slevogt
Berlin, 18. Januar 2016. Eigentlich bin ich mit den Tatortkritikern nie einer Meinung. Finden sie eine Folge gut, bin ich garantiert beim Gucken eingeschlafen. Wird kübelweise Häme ausgegossen, war ich bis zum letzten Moment gespannt und habe mich gut unterhalten gefühlt. Der spät-ibsenianische Polizeiruf am vergangenen Sonntag zum Beispiel, der auch in die Tatort-Family gehört. Die Kritik ist ergriffen. Ich schlief schon nach einer Viertelstunde ein. Weil mich der ganze verquälte Psychokram vom Mörder, der endlich als Mörder bestraft werden will, die Willy-Brandt-Frisur von Matthias Brandt und das Christoph-Waltz-Getue von Karl Markovics nicht die Bohne interessierten. Und ich das Menschenbild dahinter eher ätzend fand. Immer diese wilden jungen Frauen, die dann vergewaltigt und ermordet werden. Rape Culture auf öffentlich-rechtlich.
Kolumne: Aus dem bürgerlichen Heldenleben – Esther Slevogt über den Unterschied von Staats- und Dienstgeheimnissen
Agentur für Landesverrat
von Esther Slevogt
11. August 2015. Die Ermittlungen gegen netzpolitik.org wurden also eingestellt. War auch an der Zeit. Ein peinliches Schauspiel, das unsere Demokratie da abgeliefert hat. Und dann auch noch dieser so genannte Justizminister! Oder der Verfassungsschutzpräsident! Trotzdem: irgendwie auch naiv von unserem Harald Range, dem nun entlassenen Generalbundesanwalt. Dass der wirklich dachte, er kommt damit durch. Ich meine, wo heute das ganze Ding mit der Autorität analog doch überhaupt nicht mehr funktioniert. Schon bei vergleichsweise niedrig hängenden Veranstaltungen wie einem Elternabend kann sich der Lehrer (oder wahlweise die Lehrerin) schon nicht mehr gegen die Elternmeute durchsetzen. Schüler überwachen Lehrer mit der Handycam und stellen die Ergebnisse ins Netz. Alte Autoritätsstrukturen sind doch längst so massiv unterwandert, dass heutzutage die Autoritäten die wahren Loser sind. Und nur auf Staatsebene soll diese Nummer noch funktionieren?
Kolumne: Aus dem bürgerlichen Heldenleben – Esther Slevogt über Berlins "verkauftes" postnationales Nationaltheater
Die Kunst des Post-Volkes
von Esther Slevogt
5. Mai 2015. Besuchen wir die Volksbühne, solange sie noch steht. "Verkauft" steht jetzt über dem massigen Bau am Berliner Rosa-Luxemburg-Platz. In den in zwei Jahren ein neuer Intendant einziehen soll. Nach fünfundzwanzig Jahren. Eigentlich ein normaler Vorgang. Nicht mal Helmut Kohl ist solange Kanzler aller Deutschen gewesen, wie Frank Castorf Intendant der Berliner Volksbühne.
Kolumne: Aus dem bürgerlichen Heldenleben – Esther Slevogt über die Verteidigung der Freiheit und anderer Privilegien
Je suis Stürmähr
von Esther Slevogt
31. März 2015. Kleines Gedankenspiel: Man stelle sich vor, im Februar 1933 hätten ein paar Inglorious Basterds eine Redaktionssitzung des "Stürmer" in Nürnberg überfallen und dort jeden umgebracht, der ihnen vor die Knarre kam. Zumindest retrospektiv, also aus der Sicht von heute, würde man angesichts der vom "Stürmer" in Umlauf gebrachten antisemitischen Hetzkarikaturen die Tat sicher mit einer gewissen Milde beurteilen. Selbst, wenn man Gewalttaten dieser brutalen Art sonst niemals billigen würde: Ziemlich wahrscheinlich würde man die "Basterds" sogar längst dafür feiern, auch ohne ein ausgewiesener Tarantino-Fan zu sein. Aber damals, also 1933, hätten die Leute gewiss den Mord an harmlosen Zeichnern und Zeitungsmenschen ebenso ruchlos und feige gefunden, wie wir den Mord an den Charlie-Hebdo-Zeichnern. Ist er ja auch. Ganz davon abgesehen, dass dieses Attentat in jenen Jahren auch gar nicht nötig war, um die Deutschen zum kollektiven Bekenntnis "Je suis Stürmähr", "Ich bin Der Stürmer" zu bewegen. Sie waren es längst.
neueste kommentare >
-
KinderStückePreis Madreiter Verdient
-
Hasko Weber nach Cottbus Umbauerprobter Intendant
-
Pygmalion, Berlin Autofiktionale Highlights
-
Hasko Weber nach Cottbus Nachhaltigkeit
-
Hasko Weber nach Cottbus Umbaustress
-
Hasko Weber nach Cottbus Schnupperkurs
-
Polizei, Ruhrfestspiele Ab September in Hannover
-
Polizei, Ruhrfestspiele Invektivität
-
Polizei, Ruhrfestspiele Nächste Folge
-
Hasko Weber nach Cottbus Widerspruch?
dertheaterpodcast
nachtkritikvorschau