Videointerview mit Carl Hegemann zur Spielplan-Abstimmung am Hamburger Thalia Theater
Der Seltsamkeitssucher
von Matthias Weigel
Hamburg, 18. Dezember 2011. Seit Wochen tobt die Diskussion auf nachtkritik.de – um die Publikumsabstimmung, mit der das Hamburger Thalia Theater sein Publikum zur Mitbestimmung über den Spielplan der nächsten Saison aufgerufen hat. Gestern tobte sie auch vor Ort, bei der öffentlichen Stimmauszählung und Verkündigung des Endergebnisses gegen halb 11 Uhr nachts. Mittenmang der Thalia-Dramaturg und Mitinitiator Carl Hegemann, den Matthias Weigel fürs Videointerview getroffen hat.
Carl Hegemann über das Ergebnis der Spielplanabstimmung am Thalia Theater Hamburg from Nachtkritik on Vimeo.
Videointerview mit Carl Hegemann, Dramaturg am Thalia Theater und Mitinitiator der Publikumsabstimmung
Mehr zur Diskussion um die Publikumsabstimmung:
- 3. November 2011 – Meldung und sich anschließende nachtkritik-Kommentare
- 6. Dezember 2011 – Kommentar von Georg Kasch
- 17. Dezember 2011 – Meldung zum Ergebnis der Stimmauszählung
- 12.-19. Dezember 2011 – Presseschau zum Thema
Der Seltsamkeitssucher
von Matthias Weigel
Hamburg, 18. Dezember 2011. Seit Wochen tobt die Diskussion auf nachtkritik.de – um die Publikumsabstimmung, mit der das Hamburger Thalia Theater sein Publikum zur Mitbestimmung über den Spielplan der nächsten Saison aufgerufen hat. Gestern tobte sie auch vor Ort, bei der öffentlichen Stimmauszählung und Verkündigung des Endergebnisses gegen halb 11 Uhr nachts. Mittenmang der Thalia-Dramaturg und Mitinitiator Carl Hegemann, den Matthias Weigel fürs Videointerview getroffen hat.
Carl Hegemann über das Ergebnis der Spielplanabstimmung am Thalia Theater Hamburg from Nachtkritik on Vimeo.
Videointerview mit Carl Hegemann, Dramaturg am Thalia Theater und Mitinitiator der Publikumsabstimmung
Mehr zur Diskussion um die Publikumsabstimmung:
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So arm an interessanten Aufgaben ist man dort?
Und dann labert und rechtfertigt sich da ein Chefdramaturg mit den (...) leersten Diskurs-Stanzen ins Delirium "war uns alles bewusst", "genau so wollten wir's ja", "mit einem Stück kann man ja alles machen", "künstlerische Freiheit"...
Wahrscheinlich auch dieses Resümee ein lang geplanter Beitrag zum Thema "Theater in der Demokratie".
Mensch, haben wir ein Glück, dass die effektivsten Politiker in solch machtlosen Positionen wie Dramaturgen am Theater sitzen.
das ist ja nun der Subtext von Herrn Hegemann, den Sie da äußern, dass irgendwo völlig verblödete Autoren rumsitzen, die man nur in Anführungsstrichen oder auf acht Sätze reduziert inszenieren darf. Und Sie sprechen es brav nach. Aber so ist es nicht. Sie vermessen sich da mit dem hegemannschen Zollstock.
Es ist keine zwei Jahre her, da hat mich einer meiner jungen Freunde gegen meinen Willen zu dem Film "Das Versprechen." verführt. Dürrenmatt, dachte ich, ist das nicht Schullektüre?
Einigen Respekt, nein, mehr als das hat mir dieser Autor mit Weltruhm an jenem Abend abverlangt. Nicht nur das ich einen meiner Lieblingsschauspieler in der Hauptrolle wieder sah. Ich war tatsächlich auf vielen Ebenen meiner Seele beschäftigt, während ich dieses, ja, Meisterwerk sah.
Was sehe ich in diesem Videoclip, und auch dies ist für mich völlig neu, einzigartig, ich sehe einen Chefdramaturgen, der sich bei Dürrenmatt nur irritiert belustigt am Schopf kratzt und die Verantwortung gleich weiter reichen möchte.
Warum?
Er steht da, in völliger Unkenntniss des Stoffes, wie er selber andeutet, obwohl der Titel schon seit einiger Zeit auf der öffentlichen Liste mit ca. 40zig Stimmen stand. Wie gesagt, völlige Unkenntniss.
Da fällt es einem doch wie Schuppen aus dem Haar. Jemand hat von einem namenlosen "Es" mit Pseudonym einen Autor mit Weltrum auf Platz eins voten lassen und ist darüber völlig orientierungslos.
Was habe ich da zu erwarten, zu was werde ich demnächst geladen? Ich habe noch nie in meinem Leben erlebt, dass ein Stück von einem ernstzunehmneden Autor auf einen Spielplan der führenden Häuser gesetzt wurde und der Chefdramaturg und Initiator steht rat- und kenntnisslos öffentlich da. - Ich kann darüber nur mein Bedauern, meine Trauer zum Ausdruck bringen.
Das Thalia hat die Schauspieler, die einen solchen Stoff, wie "Das Versprechen." stemmen könnten; Karin N., Bruno K., Josef O., Bernd G. und viele andere, die ich liebe...aber man muss solchen Stoffen, wie sie Dürrenmatt lieferte etwas anderes entgegen tragen als ein Kratzen am Kopf.
Wie ?? War jetzt niemand, hihi, zu "Besuch", herrliche Formulierung ?!
Wenn Sie an dieser Stelle - aus welchen Gründen auch immer - zitieren müssen, dann würde ich Sie bitten, es korrekt zu machen. Es heißt: "Sechs Uhr, und der Herr ist noch nicht zu Hause. Gott gebe, daß ihm nichts zugestoßen ist, als er den Hudson River überquerte."
Nur fürs Protokoll: An dem Abend war tatsächlich keinem der Anwesenden der Inhalt des Dürrenmatt-Textes bekannt. (Erst später wurde aus einem kurzfristig aufgetriebenen Text gelesen.) Insofern wurde da keine Inhaltsangabe weggeschnitten oder ähnliches.
Das Schöne ist aber, daß sich dieses ernstafte Thema durch das Happening Thalia Spielplanwahl zu einer wirklich witzigen Stilblütenkomödie eignet.
Wenn jemand sich berufen fühlt, dieses Stück zu schreiben bzw. eine Idee hat, wer das schreiben könnte, führen wir es auf- versprochen! Diesmal aber ganz klassisch: kein Auftragswerk, wo die Katze im Sack gekauft wird, keine Wahl durch wen auch immer, sondern eine künstlerische Entscheidung allein der Theaterleitung wie im guten alten Künstlerfürstentum.
Da uns das Thema länger begleiten wird (siehe Artikel Briegleb in der Süddeutschen), gibt es sogar die Chance auf "Nachhaltkeit", sprich Tantiemen durch Nachspielinteresse.
Joachim Lux
PS: Daß aber - in "Nachtkritik" wie in den Zeitungen - alle nur herumkläffen, ohne den Dürrenmatt überhaupt je gelesen zu haben, ist ein geistensarmer Akt der Sonderklasse. Irgendwelche Meinungen herumrülpsen kann jeder. Ich fordere Quasselverbot für alle Kenntnislosen. Erstmal lesen, und gucken, ob darin eine kreative Provokation steckt.
Joachim Lux
Intendant Thalia Theater Hamburg
Das sind ja nun die angenehmen Seiten der Demokratie, dass hin und wieder ein Fazit gezogen wird und gescheiterte Pläne tatsächlich zurückgenommen werden.
Aber das kann der Souverän Theater sich nicht erlauben? Ist da nur Beharren? Kein gnädig freundlicher Intendant, der uns nun von diesem Konflikt erlöst? Sich selbst aus dieser Misere entlässt und endlich macht, was zu seinem Kerngeschäft gehören sollte, einen guten Spielplan, der viele Kräfte binden und bündeln, ja fesseln könnte aufstellen?
Wieviel Coolness, Gelassenheit, ja fast Gleichgültigkeit wird einem denn noch abverlangt?
Das eigentlich Schädigende an diesem Vorgang ist doch, dass, nun nach dem diese Wölbung im Internet ohne besondere Pole allmählich wieder verflacht, eine Art destruktive Stille einkehrt.
Ein Abwarten, das an ein Koma grenzt.
Für sein eindeutiges, von keinem Zweifel angekränkeltes Bekenntniss zu einem feudalen System als dessen Fürst er sich hier kenntlich macht.
Der Fürst ließ also ein Happening veranstalten und nun möchte er es, von den sich berufenen Autoren/innen, inklusive der sich darum rankenden Debatte, komplett ausgeweidet sehen.
Er bittet um Ideen oder wünscht sich das Personen vorgeschlagen werden. Auch für diese Gnade gebührt ihm nur Dank.
Es ist ihm eine wahre Freude all dies hervorgerufenen zu haben durch die Tätigen an seinem Hof und es gefällt ihm sehr, und er erkennt darin viel Schönes, so dass er all die Kommentare und Stilblüten in einer Komödie versammelt sehen will, die man ihm bitte kostenlos zuführen möge.
Auch hierfür unser untertänigster Dank.
Auf, auf ihr Hunde und Schreiberlinge! Auf das ihr den Fürsten weiter erfreuet.
nach dem sommerlichen gaukeln das winterliche verschaukeln?
Lese ich Sie richtig? Sie attestieren sich jetzt dann doch den größten Coup in 2000 Jahren Theatergeschichte, der als „kreative Provokation“ angelegt gewesen sein soll, und den anderen, den „Kläffern“, „Geistesarmut“? So kann man sichs auch schönschreiben.
Sie treiben die Plattheit Ihrer „Publikumsabstimmung“ ja bemitleidenswert auf die Spitze. Schon mal auf die Idee gekommen, dass es sich bei Ihren Abstimmungsteilnehmern nur zu einem geringen Prozentsatz um wirkliches Publikum gehandelt hat? Haben Sie in Sachen Internet so wirklich überhaupt keine Ahnung, wovon Sie eigentlich reden?
Der hohe Thron, auf dem Sie und Ihr ja ebenfalls recht dürrenmatt-unkundiger (also "geistesarmer"?) Deutschland-sucht-den-Superdramaturg sich sehen, ist nur ein gut gepolsterter Drehstuhl. Fahren Sie den erstmal wieder runter und erreichen Sie die Bodenstation, bevor Sie hier sowas von anmaßend jeden beleidigen, der sich Ihrer Kehrtwende (vom basisdemokratischen Akt ohne Demokraten zur Stilblütenplantage einer genialen Theaterleitung) nicht ganz so "geistesarm" folgen möchte. Vielleicht inszenieren Sie sich zur nächsten Spielzeit einfach auch gleich selbst. Mit den Proben haben Sie lesbar schon angefangen. (...)
Ich für meinen Teil habe hier mitnichten rumgekläfft (trotz meines "Hundsprozesses"), sondern als Spieler die Sache und den Verlauf der Sache bis zum heutigen Tag begleitet, und ich bin sogar regelmäßig im Thalia (schon beim Vorgänger war das so), auch habe ich eindeutig "Abwarten" geschrieben, was den Wilder und den Dürrenmatt angeht, aber warum soll ich mir das gefallen lassen, immer wieder pauschal unter "Stilblüte", "Gekläff" oder "Merkwürdigkeit" subsummiert zu werden, nun auch von Ihnen im Grunde (ich schrieb nicht umsonst in einem der Threads sinngemäß: "Ich stehe zum explorativen Charakter dieses Spieles, egal (!) was ein Hegemann, ein Lux noch nachliefern würden; ich schrieb das ausdrücklich, bevor Sie dann tatsächlich übergenug nachlieferten: pauschalierend, flapsig, arrogant - tut mir leid, so kommt das bei mir an. Daß so eine Internetwahl irgendwie in der Luft unserer Zeit liegt und irgendwann jemand eine solche initiieren würde, ist so überraschend nicht; der Ton, als Initiator sich dafür fast mehr selbst zu feiern als auf kritische Nachfragen (auch hier bei nachtkritik de.) einzugehen, irritiert mittlerweile- ein Beispiel: Herrn Hegemann scheint es fast leid zu tun, daß die "Erbsenfrau" nicht gewonnen hat, wegen der Herausforderung für die Dramaturgie; andererseits keine Antwort auf den Einwand, daß ja das vierte Stück noch aussteht (was ich auch nicht glücklich finde, es liegt jedenfalls nicht (nur) an Herrn Briegleb, wenn uns das Thema noch begleiten wird !), die "Erbsenfrau" also ja eigentlich noch garnicht passe sein dürfte, ihr nun also auch nicht nachgetrauert werden muß/müßte ... . Von den Gewinnern der ausgesetzten Preise ganz zu schweigen: Wien und/oder Mitspiel. Weiß bis jetzt nicht, wann die (zweite) "Tombola" dazu steigen soll, sehe mich als Teilnehmer der Spielplanwahl aber jetzt zunehmend in der wirklich stilblütenhaften Lage, nimmt man einen Teil des Blätterwaldes und nun die "Reaktionen" durch Sie und Herrn Hegemann, offenbar einerseits bei einer (tendenziell) verantwortungslosen Sache mitgewirkt zu haben (ein Spieler bejaht hier sein Spiel), andererseits darf ich mir von den Initiatoren des Spieles dann auch noch offenbar "Naivität" und "Gekläffe" nachsagen lassen.
Wenn es ein Stück geben wird, siehe "Der Trippelvergleich", wird es ein starkes. Ich kann nur hoffen, es werden sich beim Thalia recht viele Autoren mit schwer abwehrbaren Texten melden: Vielleicht gelingt ja die Spielzeit mit den verschiedenen Varianten zu nur einem Thema, es kann statt "Peterchens Mondfahrt" ja auch "Fiat Lux" heißen..
das ist doch nur ein letzter hilfloser Akt, mit der Theater Heute im Schlepptau, soll das doch Franz Wille richten, der reimt schon fragend etwas drauf, und die Antworten haben sicher viel Schönes, und dann kommt Freude auf, endlich, hahaha...
sei dahingestellt. und ob er sehr geist-reich oder nicht ist auch.
o wir geistesarmen!
dass er provoziert hat, kann man an den reaktionen sehen. manchen kommentatoren/kommentatorinnen ist scheints etwas übel dabei geworden.
interessant wird vielleicht zukünftig "welcher Autor schreibt daraus ein Stück
über die Fall-Stricke von Demokratie und Partizipation, unter vollständiger Aus-Weidung des derzeit (schrecklich) tobenden Diskurses?"
baucks und schlender gegen lux (und in der folge auch die anderen)
fürs anfängliche schreiben. . .
also, hund und hündin, pardon, autorin und autor
drum seid nur nicht brav und zeigt euch gar nicht musterhaft,
lasst eure fantasie mit allen ihren kritisch-schrillen chören,
vernunft, verstand vor allem, empfindung, leidenschaft,
doch, merkt euch wohl, nicht ohne narrheit hören.
ja, vorspiel auf dem (nachtkritik)theater
direktor (intendant), theaterdichter(autor/autorin), und
lustige person (k
laun)
Aber waren all diese kläffenden Hunde, die ihre Meinung herausrülpsten nicht gut genug diese Stücke zu wählen, und sollen zugleich zu schlecht sein ihre Gedanken zu äußern?
Und da plötzlich fällt einem auf, wie dort mit zweierlei Mass gemessen wird. Und noch einmal wiegt man seinen Kopf hin und her und denkt bei sich: Zweierlei Mass, ist das nicht das Grundhandwerkzeug aller Betrüger? -
Und schnell schiebt man diesen Gedanken wieder bei Seite und putzt weiter seine Stube, denn, wer will schon gerne ein kläffender Köter sein? Man begnügt sich mit seinem kleinen Gedankenschnipsel, denkt die Sache nicht zu Ende, als braver Untertan und freut sich, dass Hegemann nun viel Gutes und sogar eine Zierde im Weltinterview in dieser Wahl finden mag.
Schöne neue Theaterwelt, in der man sich nun bewegen darf. Eine ganz neue, nie dagewesene Ästhetik wohnt all dem inne und friedlich senkt sich die Dämmerung über einen hernieder.
Frohe Weihnachten.
Sehr, sehr nett und freundlich, aber ich glaube ernstgemeinte Angebote von Intendanten sehen anders aus. Diese Herausforderung von Lux ist nur eine unseriöse Provokation, zu der er
sich genötigt fühlte, weil er von seinen eigenen Handlungen unter Druck gesetzt fühlte. Nichts, auf das man ernsthaft reagieren könnte.
Schiller-Havel-Karin Beier 2012
Thalia-Demokratie Hamburg ,Theater Bonn und Köln, Europa und China –über Spiel-Pläne, Politik-Qualität und die Einübung des Schwarms in die Mündigkeit des Jahres 2012.
(editorische Anmerkung des Verfassers:
Dieses Essay habe ich zum Jahreswechsel für einige Freunde verfasst. Insofern einiges davon die Thalia-Demokratie-Debatte betrifft, die dem Vernehmen nach auch auf "nachtkritik" debattiert wurde, werde ich den Text ggf auch dort veröffentlichen lassen, - wegen der Länge, meiner sehr sporadischen Besuche im Internet und der Sorge um ein diskurswürdiges Umfeld aber nur nach und nach. Wer den gesamten Text sicher und schon jetzt haben möchte, schicke mir ein an sich selbst adressierten mit 1,45 Euro frankierten DIN A4 Umschlag zu: Raul Kaiser, Ostpreußenstr.3, 53119 Bonn)
A. Einleitung : Im WeltTheater der Unmündigkeit
(I)
Ende 2011: (1) Eines der großen deutschen Theater ,Thalia in Hamburg, lässt im Internet über große Teile seines kommenden Spielplans abstimmen und wird in weiten Teilen der veröffentlichen Meinung dafür mit Hohn und Spott überhäuft. Zu Recht wegen des Hamburger Dilettantismus bei der Einführung. Zu Unrecht, da mit einer Haltung, der der ästhetischen Erziehung zur Mündigkeit, Qualität reifen würde. Ohne diese Haltung wird das Spiel der Freiheit aber zum virtuellen Spielchen. Für solche ist der Humus Demokratie hier und weltweit zu kostbar, in Politik und Kultur. Humus statt Schlamm. Geschlammte Demokratie unterscheidet sich in der Qualität der Freiheit zuwenig von gelenkter (2) In der Bundes-, UN- , Universitäts- und Bildungsbürgerstadt Bonn wird das Sprechtheater von der Stadtverwaltung unter tätiger Mithilfe des scheidenden Intendanten ausgehöhlt. Bevor man einen neuen Intendant beruft, werden faktisch wichtige Entscheidungen gegen das Sprechtheater getroffen und an sog. geplanten "runden Tischen", an denen kein Bürger sitzen wird, soll im Nachhinein ein Kulturentwicklungsplan vorgetäuscht werden. Egon Krenz statt Vaclav Havel. 30 000 Unterschriften in einer Stadt von 320 000 Einwohnern gegen Kürzungen beim Sprechtheater, ignoriert.(3) Die Welt trauert um Vaclav Havel, Theater-und DemokratieMacher, und die deutsche Linke um Horst Eberhard Richter, MündigkeitsErmutiger. Und um Ungarn, wo deren Prinzipen mitten in der EU 2011 pervertiert werden. (4) "Demokratie in Abendstunden. Kein Licht" so eröffnete Karin Beier in Köln die Spielzeit 2011/12. Sie selbst: Demokratie, dem Morgenrot entgegen. 25km von Bonn und 1 ½ Jahre vor ihren Gang nach Hamburg, der keiner nach Canossa werden wird, zeigt Karin Beier als Theatermacherin und Bürgerin, dass eine Schiller-Havel Haltung keine welthistorische Situation braucht, um produktiv so sein.
--- (Ende Teil I Veröffentlichung nachtkritik)---
Und dieser Fond ist die Grundlage der ganzen Suppe.
Kehrt eine gewisse Lethargie in der Theaterlandschaft ein, heißt es bis heute nicht umgehend: „Rette sich wer kann“, sondern „lasst uns etwas Neues schaffen“.
Ob nun Düggelins Idee vom eintrittsfreien Theater, Mitbestimmung in Frankfurt unter Palitzsch oder die Hegemannsche Spielplanwahl.
Die Journaille-Richter verschossen kostenlos ihre Pauschalgedanken und ein paar graue Haare später werden die Ideengeber über ihre Skandale definiert. Mit dem Theater alt werden ist demzufolge nur bei nicht konformem Handeln möglich.
Früher war alles besser? Aber wann beginnt das Früher? Nach Dürrenmatt und Wilder, endet indes vor der Gründung der ersten sozialen Netzwerke, Obama for president oder Occupy 2011?
Kopf hoch, Hut auf!
Dürrenmatt war 31 Jahre als er „Die Ehe des Herrn Mississippi“ schrieb. Gemeinsam mit seinen Befürwortern und den Querulanten alterte er gewiss, doch seinem Stück kann der jugendliche Wahnsinn nicht nachträglich abgesprochen werden.
So steht er mit den unbekannten, teils jungen Autoren, die ihre Stücke eingereicht haben, nicht weniger in Konkurrenz. Nur hatte er eben 60 Jahre Zeit Facebook-Freunde zu finden.
Also wirklich... Zu behaupten, all diese, zusammen mit den Wilder-Fans immerhin über 1300, wären gelangweilte Netzaktivisten und noch viel schlimmer, sie würden nicht den mehrtägigen Fußmarsch nach Hamburg auf sich nehmen um eine Komödie zu sehen, die sie vorher auch noch gelesen haben. ICE? Intra-City-Express oder doch In-Case-of-Emergency?
Der Bastard Friedrich T. Halia Wilder hat jung und alt beredet, befreundet, bewältigt sich zu positionieren und für Stücke der Weltliteratur zu stimmen. Ein Motor der Gesellschaft zu sein, war das damals so ferne Ziel. Ganz nach Tschechows Figur Treplijow: „Man soll das Leben nicht so darstellen, wie es ist, und nicht so, wie es sein soll, sondern wie man es träumt.“
Letztendlich zeigt sich, Kritik an der Masse ist so einfach, viel leichter als als Einzelner nichts zu bewegen.
Die Gutformulierer aus 10 Jahren Parkett - Reihe 2 Platz A und B – sollten sich für ein Gütesiegel einsetzen. Mal sehen, was der Rang dazu sagt.
2012 heißt es hoffentlich am Thalia weiterhin:
„Die Tragödie rennt gegen die Welt an und zerschellt, die Komödie wird zurückgeworfen, fällt auf den Hintern und lacht.“
Hat hier eigentlich kaum jemand ernsthaft behauptet, daß sich das so verhält !
Auch, daß es schwerer ist, als Einzelner nichts zu bewegen, ist hier kaum zur Sprache gekommen !!
Nein, Herr Hegemann hat gerade die vielen "EinzelabstimmerInnen" schon im Vorfeld des 17.12. als die "eigentlichen Gewinner" der Spielplanwahl bezeichnet; im übrigen trifft sich da sogar eine Linie mit den strikten "Feinden" dieser Wahl: auch dort wurde mehrfach geschrieben, daß ein Blick auf die Vorschläge schon lohne, so daß "man" hiernach eher frischen Wind für die Statistik des Deutschen Bühnenvereins witterte. Wenn es schwer war, als Einzelner nichts zu bewegen, dann allerhöchstens durch die Kennzeichnung der EinzelvoterInnen als SiegerInnen.
In noch einem Punkt neigt mein "Spielsinn" dazu, die gegensätzlichen Ströme ein wenig zu "einen": Ist Herrn Brieglebs Befürchtung, irgendwie lese ich das so, von den vier Stücken fände letztlich keines den Weg zu einer regelrechten Premiere im Großen Haus, denn völlig abwegig ? Jedenfalls wäre es für die Ernsthaftigkeit der Aktion schon sehr gut, die Herausforderung, von der gesprochen wurde, durch die gewählten Texte/Stückvorlagen
anzunehmen und sich dieser von Fall zu Fall im Großen Haus zu stellen, erst recht, wo Herr Lux sich ausdrücklich zu Dürrenmatt positioniert hat. Gewiß sähe es auch merkwürdig aus, wenn Dürrenmatt und Wilder im Großen Haus liefen und die anderen beiden Stücke dann in der Gaußstraße oder Garage oder sonstwo. Ich möchte dann schon auch im Rang sitzen können, die Ergebnisse aus dieser Herausforderung genießen zu können. Die Theaterleitung sollte sich bestärkt dadurch fühlen, daß letztlich so viele Briefwähler einen Effekt gemacht haben, was Herrn Hegemann offenbar erstaunt hat. Was mich ein wenig wundert, denn das Thalia-Abonennententum ist durchaus bekannt, nicht umsonst zierte der "Theaterhund Aennie" das
mit "TREUE" überschriebene Thalia-Abonnentenblatt, nach dem das Thalia-Abo deutlich günstiger käme als die durchschnittliche Hochzeit beziehungsweise Scheidung - ja, auch hier die sinnenfällige Verknüpfung von Publikum und Hund.
Fußmarsch ist also kein Problem. Vielleicht wollten Herr Briegleb und andere KritikerInnen, die das Wilder/Dürrenmatt-Doppel offenbar für ein wenig verstaubt halten/hielten, ja lediglich ihre Redaktionen provozieren, um einen Auftrag für die Thornton Wilder Premiere von "Wir sind noch einmal davon gekommen" (17.1.2012) in
Basel zu ergattern (sozusagen als "Strafexpedition" mit ICE) -in der Regie von A. Niermeyer, auch kein unbekannter Name ...-: schon wieder diese Schweizer ! Ob "Blitz-", "Flitz-" oder Geldschlitz-kritik: überall !! Auch Herr Jens Nielsen wird im März im Theater Winkelwiese wieder eine Rolle spielen, wenn da sein Stück "Niagara- oder ein Mann fährt auf Hochzeitsreise" (oder ähnlich) dort Premiere haben wird: möglicherweise besprochen durch nachtkritik de. und etwaige "Ableger" - die Vorgänge sind insgesamt eher spannend, insofern sehe ich hier keinen Grund, Böller nach vermeintlichen Bastarden zu werfen, zumal Bastarde sich zumeist selbst zu solchen erklären oder wohlgar der "Masse" zuordnen- wer könnte da wirkungsvoller eingreifen ?? Guten Rutsch !.
...also 1300 Clicks auf You Tube, das wäre wahrlich nicht viel und für einen Teenager kaum der Rede wert. Ich hoffe nur Sie wissen, wie und was sie da hochgespült hat...
Solche einmaligen und in der Tat wohl weniger seltsamen, als eher seltenen Kostbarkeiten gehen ihm halt durch die Lappen, wenn er aus der diffusen Seite seines Daseins guckt, bewertet und entscheidet. Dann sieht er eben nichts anderes als Diffuses. Stattdessen hätte er das Potenzial in den Gewinnern suchen und finden und über seine engen Grenzen hinauswachsen können. Aber wie das auch, wenn er schon bei der Ausschreibung "Feinde" im Blick hat und im Sinn hat, seine Pflicht in 5 min. zu erfüllen?