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Publikumsabstimmung über Thalia-Spielplan
Was darf's denn sein?
3. November 2011. Das Hamburger Thalia Theater lässt sein Publikum den Spielplan der kommenden Saison mitbestimmen. Vier Positionen der acht Neuinszenierungen seien frei wählbar, so das Theater. Vom 4. November bis zum 16. Dezember bestehe die Möglichkeit, Vorschläge einzureichen. Einzige Einschränkung: Das gewünschte Stück oder auch die Roman- oder Filmvorlage darf in den vergangenen fünf Jahren nicht im Thalia-Programm gespielt worden sein. Außerdem unterliegt eine der vier "Publikums-Inszenierungen" dem Minderheitenschutz, also: Ein besonders origineller oder wichtiger Vorschlag wird unabhängig von der Stimmzahl ausgewählt.
"Mit diesem Angebot wollen wir nicht unsere künstlerische Freiheit delegieren und uns auch nicht die Mühen der Spielplanentwicklung ersparen, sondern den Versuch machen, an der Gestaltung des publikumsorientierten Teils des Spielplans, den jedes Stadttheater braucht, das Publikum auch direkt und demokratisch zu beteiligen", so Carl Hegemann, seit dieser Spielzeit Dramaturg am Thalia Theater. "Wer weiß, vielleicht landen drei Brecht-Stücke an der Spitze oder drei Musicals. Das würde dann Herausforderungen an das Theater stellen, denen man sich ohne solche Voten wahrscheinlich nie ausgesetzt hätte." Die demokratische Spielplanwahl öffne dem Zufall Tür und Tor und sei trotzdem nicht beliebig: "Theater braucht das! Zumindest ist es einen Versuch wert", so Hegemann.
Die Teilnahme ist per Post und Urnenwahl (Wahlkarten und Urnen im Thalia und in der Gaußstraße) oder per Mail an
(Thalia Theater / sd)
Publikums-Partizipation forderten jüngst auch Torsten Jost und Georg Kasch in ihrem Beitrag zur nachtkritik-Debatte um die Zukunft des Stadttheaters.
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Copy and paste.
in jenem punkt hat Hegemann recht: "den versuch wert".
weiter so thalia!
@4: sie können ja auf arte umschalten. da wurde mal der größte dramatiker "gewählt".
Oft heißt es von Politikern, Zuschauern und Journalisten, dass aufgrund geringer finanzieller Mittel und eher unterbelasteter Häuser sich das Theater mehr dem Zuschauer anpassen müsste. Bitte, hier führt das Thalia doch einen konstruktiven Feldversuch aus, sehen wir, was passiert und hören auf zu nörgeln. Shakespeare und Brecht wird wohl trotzdem (oder gerade) auf dem Spielplan stehen, also keine Angst, liebe Abonnenten 60+.
eine sinnfreie maßnahme als verzweifelte infusion eines langweiligen betriebs - sockelfinanzierungen für compagnien wären sicher ein interessanterer weg um künstlerisches arbeiten zu ermöglichen.
http://www.thalia-theater.de/extra/spielplanwahl-20122013/
Walter
ich finde bedauerlich, was von den ideen von herrn hegemann übrig bleibt, wenn sie nicht mehr von castorf oder schlingensief gespeist werden. so eine publikumsabstimmung ist publikumsverdummung, mehr nicht. karin beier wird hier schon deshalb das schauspielhaus eingerannt kriegen, weil aus dem thalia einfach nichts mehr kommt.
Das ausgerechnet in einem Portal, in welchem zuallererst Unmengen von Meinungen abgesondert werden (nachtkritik.de), darüber debattiert wird, dass im Portal des Thalia Meinungen abgesondert werden sollen, kurios.
Die Meinungsabsonderung beim Thalia könnte immerhin irgendeine praktische Auswirkung haben ;-) Irgendwie ist die ganze Debatte auf meinem Bildschirm schon wieder schwer neid-gelb eingefärbt... ach, jetzt schaltet er sich automatisch ab...
Sach ick doch! Also herausgeben, herausgeben, herausgeben - und nich´ an den Rezipienten denken! Oder mal Hegemann im Selbstgespräch, sowatt. Det braucht dann janz bestimmt kenen Leser mehr.
"Ein Kommentar an dieser Stelle ist nicht ausreichend für eine Berücksichtigung Ihres Vorschlages!"
Sie sind eine ernstzunehmende Konkurrentin (wie mir scheint). Klingt vielversprechend- der Titel Ihres neuen Stückes (muß aber schon verlegt sein, oder ???): vielleicht gewinne ich ja auch den "Mitspielpreis": dann wäre mir Ihr Stück wahrscheinlich auch lieber als "Weiningers Nacht": aber ich bleibe dabei: wird eingereicht, ganz postkartenpiefig, dem "Amtswege" gemäß, wenn Sie so wollen. lg
Man mag -wie oben angedeutet- ja wahrlich am "demokratischen Wert" dieser Veranstaltung zweifeln bzw. annährend daran verzweifeln, sollte das jetzt alles wie eine ganz große Sensation herkommen (oder sich sogar selbstdarstellen). Zunächst sehe ich allerdings keinerlei Gründe, dem Thalia da mit Vorwürfen in dieser Richtung zu begegnen: zunächst überwiegt bei mir jedenfalls der Eindruck des "Spielerischen", ja Spielerischen sogar ohne Anführungszeichen. Wird sich das Publikum in "freiwilliger Selbstkontrolle" üben, so daß letztlich garnicht auffallen dürfte, ob das nun eine Spielplanidee des Hauses war oder von den -am Thalia gibt es ja ein starkes Abonnemententum- beinahe hauseigenen Seherinnen und Sehern gewünscht, oder wird das Haus vor eine wirklich schwierige Aufgabe gestellt, für eine Spielzeit Publikumswünsche und "Restprogramm" miteinander zu koordinieren ?? Ein Kommentator erwähnt zum Beispiel den Briegleb-Artikel: Gibt es nicht Befürchtungen seitens des Hauses, daß der Schuß nach hinten losgeht und zB. "Fluch der Karibik",
"Cabaret", "Rocky Horror Show" , "König der Löwen II" gewinnen ?!
Nun ja, so heißt die Antwort: Regie und Dramaturgie, Schauspiel und alles Weitere
gehen ja nach wie vor vom Haus aus !!
Dennoch, das Publikum kann und sollte meineserachten schon seine Chance nutzen
und allerlei Gedanken sich machen zu Bühnenereignissen, welche es zu erleben
wünscht, möglicherweise auch zu Sachen, die das Haus wirklich herausfordern.
Was wäre, wenn das Thalia, nehmen wir einige Nachbarthreads zur Hilfe, nun "Der große Kurfürst" von Hans Rehberg, "Die Fahrt im Einbaum oder das Stück vom Film vom Krieg" (oder ähnlich heißt es) von Peter Handke und etwas zeitgenössisch Ungarisches wie "Der Jesusschnitzer" (warum so ein Stück schon vom Titel her verwerfen ???) -Autor(-in) ist bei mir nicht präsent- bringen müßte !?
Wahrscheinlich, Hauptmann-Aktien gehen zur Zeit gut und Thalheimer kennt sich am Thalia aus und das Stück fehlt ihm noch in seinem Hauptmann-Reigen/Zyklus, ist etwas wie "Einsame Menschen" zu den Favoriten zu zählen..
oh ja, das mit dem mitspielen hatte ich ganz vergessen ... wir machen eine produktion mit echten nachtkritik-kommentar-experten daraus ... kriterium fürs casting ist ein minimum an zwei kommentaren pro monat über einen nachweislichen zeitraum von sechs monaten.
und ordentlich mit postkarte bewerbe ich das ganze noch... mhm ... das muss verlegt sein? sind sie sich sicher? dann brauche ich noch einen verlag, der mir bis abgabedatum eine zusage gibt - trotz stückentwicklung. haben sie zufällig einen verlag?
mit schönen grüßen, akut aus der schweiz
Tatsächlich scheint sich mir die Thalia-Ausschreibung auf bereits
verlegte Stücktexte zu beziehen (nicht wie der nächste TT-Stückemarkt auf "Projekte und Konzepte") , oder könnte ich mir jetzt von SIGNA den Nachfolger der "Hundsprozesse", also zB. "Das Gänseschloß" (und tatsächlich -wie seinerzeit- "geträumt" in HH, nur vom Nachbarhaus ...:"Stell Dir vor, Frau Beier kommt nach HH und Signa macht der Herr Lux !", frei nach dem Motto: "Wünschen wir uns jetzt vom Thalia, was wir von Frau Beier nicht mehr (!?) sehen wollen.") wünschen ?? Könnte ja auch dreimal Jelinek oder dreimal Shakespeare gewinnen, denke ich gerade. Nein, versprochen, ich bleibe bei Sobol, fahre noch heute nach HH und tüte diesen Wunsch ein und hoffe, die Wienreise zu gewinnen, gewinne ich das Mitspiel, würde ich es gerne an Sie abtreten, weiß aber nicht, ob solch eine Übertragbarkeit geht. Theoretisch feuern die da gerade meinen Lieblingsspieler, und ich trete die Rolle dann an ihn ab: Fragen über Fragen! lg in die Schweiz
DIE ERBSENFRAU (von Jens Nielsen)
wer sich nichts darunter vorstellen kann muss hier gucken
http://www.jens-nielsen.ch/die-erbsenfrau.html
und wer mehr über das thalia theater und die deutsche dramaturgenriege wissen will sollte hier gucken
http://www.spielplandeutschland.de/2011/11/publikumsabstimmung-in-hamburg/
und wer keine lust mehr auf theater hat soll bitte selber eins gründen und es besser machen ...
ach je, die welt im allgemeinen und im besonderen...
Offenbar ein starker Schweiztrend bei der Wahl (uraufgeführt im Theater Winkelwiese); den Führungsplatz hat es (leider) eingebüßt, da jetzt "Jack the Wolfsrapper" (oder ähnlich heißt das Stück) vorbeigezogen ist, aber der "Erbsenfrau" würde ja auch der zweite Platz gut zu Gesichte stehen.
Eine Frau, die in alchimistischer Manier Männer züchtet !
Dazu "Weiningers Nacht" als "Joker-Stück": paßt wie Arsch auf Eimer !!
Kampnagel habe sich an Bob Wilson gewandt, der zugesagt habe, das Stück erneut zu inszenieren. Die Leser des Newsletters werden gebeten "mal eben das Thalia zu retten", auf den vorgebenen Link zu klicken, und die Mail mit dem Betreff "The Black Rider restaged vom Bob" ans Thalia abzuschicken (die Adresse stimmt).
Egal, ob Dichtung oder Wahrheit - Hohn und Spott ist Hegemanns genialer Idee und damit auch dem Thalia sicher. Und falls es stimmt, verstößt dieser Aufruf zur Rettung des Theaters gegen die vom Thalia vorgebenen Regeln der Publikumsabstimmung. Dann sollte die Theaterleitung die ganze Aktion doch besser für gescheitert erklären und noch rechtzeitig einstellen.
Mit den Koinzidenzen ist es ja mitunter ne eigenartige Sache: In Wien machten gerade anläßlich des Nestroy-Preises selbstwählende E-Mails von sich die Rede (ausgerechnet Paulus Manker, vielleicht der bekannteste Weininger-Darsteller von "Weiningers Nacht", spielte dabei eine Rolle)..., eine Chance ??, aber, ehrlich gesagt, ist mir das Verharren auf "verlorenem Posten" lieber als das Rühren der großen "Rettungs"-Werbetrommel oder irgendeine "technische Tüftelei". Bleiben "Peer" und die "Erbsenfrau" weiter unter den ersten Dreien,
so macht thematisch "Weiningers Nacht" als Jokerstück nun wirklich einen guten Sinn, und die Dramaturgie könnte ggfls. ein wenig an einer "Geschlecht und Charakter"-Spielzeit tüfteln - das Ganze kann also durchaus noch seine Spannung entfalten, ohne daß wir gleich die Abschaffung des "Thalia" befürchten müssen: geentert wird es möglicherweise ein wenig, und möglicherweise wird die Gleichsetzung "Pirat" und "Demokrat" ein wenig fragwürdiger: nicht das übelste Resultat (wenn auch wohl nicht unbedingt das angestrebte, vermute ich)..
Wer kann mir sagen, aus welchem Buch sie in "Wie lautet die unvergessliche Zeile" liest? Gibt's hier einen , der das weiß?? Der Titel war leider, auch von den ersten Reihen aus, nicht zu erkennen.Sie hat es ein paar Mal zur Hand genommen, so auch bei der Zugabe.Danke Karin Neuhäuser für diesen schönen Nachmittag!
Ja, mit der demokratischen Idee verschwindet immer auch die Transparenz. Am Freitag hat das Thalia per Newsletter mitgeteilt, bis zur Verkündung des Endergebnisses der Publikumsabstimmung am späten Abend des 16. Dezember auf der Homepage keinen weiteren Zwischenstand mehr zu veröffentlichen. Laut dem letzten veröffentlichten Zwischenstand liegt Black Rider auf dem ersten Platz!
Und auch Ulrich Seidler hat sich in der "Berliner Zeitung" noch einmal lobend zu Hegemanns Idee geäußert und Kampnagel unterstellt mit dieser angeblichen Hilfsaktion "die Direkte-Demokratie-Projekte eines Konkurrenten" zu "torpedieren", weil man dann "die Thalia-Intendanz zwingen würde, sich in den Schatten des Vorvorgängers zu stellen." Dabei belegt er seine Behauptung weder mit einem Zitat der Thalia-Intendanz, noch hat er offenbar mit der Kampnagel-Intendanz geredet.
Also, irgendetwas ist da faul. Da soll das Publikum über vier Inszenierungen der nächsten Spelzeit abstimmen und von allen Seiten wird manipuliert. Kann denn bitte mal jemand vom Thalia oder von Kampnagel öffentlich dazu Stellung nehmen?
Ich überlege jetzt, diese "Wahl" juristisch anzufechten, weil so viel Dummheit und Frechheit und Korruption einfach bestraft gehört. Jedenfalls brauchen wir jetzt eine Facebook-Aktion für diese unbequemen Stücke, die das Thalia wegdrücken will, falls die Zählungen nicht auch manipuliert werden, wovon ausgegangen werden muß. Und einen Flashmob, der die Wilson-Premiere besetzt.
Occupy Thalia!!!
Mehr Plutokratie wagen!
Deswegen haben wir von der Kampnagel bei der Aktion auch mitgemacht, und die bei jeder Wahl übliche Strategie, Menschen zur Wahl zu motivieren, mit unserem letzten Newsletter verfolgt. Dass wir nicht unser anderes Lieblings-Stück "Peers Rückkehr" der A-Cappella-Heavy-Metal-Band Van Canto (bekannt von youtube und vom WACKEN-Festival) unterstützt haben, liegt an unserer Freundschaft zu Bob Wilson (unser e-mail Verkehr ist im Newsletter abgedruckt), und an unserem Wohltätigkeitsauftrag für Hamburg: Denn alleine die Kommentare auf der Thalia-Seite zeigen, dass sich die Hamburger nichts mehr wünschen, als nochmal THE BLACK RIDER zu sehen („total ausgebucht, ich konnte keine Karte bekommen, dem trauere ich immer noch nach“). Das Stück wäre immer voll, wir denken dabei also auch an unsere Freunde vom Thalia-Theater. Dass wir Wilson im Newsletter zusätzlich als Regisseur empfehlen, passt einfach ins Zeitalter des Re-Enactments, und außerdem steht er bereit, es zu machen. Deswegen: Bitte wählt alle THE BLACK RIDER (im Betreff in einer mail an spielplanwahl@thalia-theater.de mit Angabe von Name und Adresse).
Danke für die Aufklärung. Aber ein nicht unerheblicher Punkt ist dabei völlig unter den Tisch gefallen. Hat Thalia-Geschäftsführer Ludwig von Otting sich tatsächlich mit einem Hilferuf an Kampnagel gewandt, damit Kampnagel die Leute durch die Hintertür zur Wahl für "The Black Rider" aufruft? Denn die erneute Wilson-Inszenierung von "The Black Rider" wäre unter dem Deckmäntelchen der "demokratischen Partizipationsidee" ein finanzieller "Coup" für das Theater. Die demokratische Idee der Publikumsabstimmung hätte die Führung des Theaters dann allerdings selbst ad absurdum geführt.
Natürlich muß die Wahl juristisch angefochten werden. "Mitglieder des Thalia sind von der Wahl ausgeschlossen." Heißt es in den Bedingungen. Es wird juristisch zu prüfen sein, ob Mitglieder des Thalia von der Wahlmanipulation ausgeschlossen ist. Diese Manipulation ist durch den Brief an Wilson belegt. Anzeige wird in Kürze erstattet.
(Werter WmL, liebe Kommentatoren,
gern dürfen Sie die Thalia-Aktion hier diskutieren und kritisieren. Wir bitten aber darum, von persönlicher Häme, Beleidigungen gegen Personen etc. abzusehen und sich an die Sache zu halten. Das gilt auch für die Nicknames, unter denen Sie Ihre Kommentare veröffentlichen.
Mit freundlichen Grüßen,
Anne Peter für die Redaktion)
"Liebe Leserinnen und Leser,
da müssen Sie jetzt durch: Wir brauchen Ihre Hilfe bei unserer Aktion Ein Herz für Theater. Eigentlich hatte uns Thalia-Geschäftsführer Ludwig von Otting verboten, weiterhin über das Thalia Theater und Intendant Luxy zu schreiben. Nun erreichte uns aber ein Hilferuf, weil eine derzeit laufende Online-Abstimmung des Thalia Theaters zum Desaster zu werden droht: Der neue Thalia-Philosoph Carl Hegemann hatte durchgesetzt, das Publikum über Stücke für die nächste Spielzeit abstimmen zu lassen. Die Bürger sollten sich ihr Käthchen selbst besorgen. Nun haben aber unterbeschäftigte Autoren ihre Chance erkannt und ihre Freunde zur Abstimmung für Stücke wie „Die Erbsenfrau“ motiviert, welche derzeit die Liste anführen. Hoffnung gibt es erst auf Platz 8, wo Robert Wilsons legendäres Stück „Black Rider“ mit 20 Stimmen steht. Wir haben deswegen gestern dem amerikanischen Welt-Regisseur Wilson eine Mail geschrieben:
Dear Bob,
thanks for your last mail, and yes: Let's think about something for Kampnagel. And: a quick question: The Thalia Theatre in Hamburg is in a mess. They have started an online vote to let the audience decide about 50% of their program for next season. Some unknown, supposedly bad writers with new media skills have activated all their friends to vote for their own plays and are now leading the election-list.
Now the Thalia Theater has asked me to help them. There's little hope for them, as your Black Rider is number 8 on the list. Would it be ok for you, if we try to push it with our Kampnagel-newsletter? Should we let Luxy (head of Thalia) know, that you would be ready to restage it? Or would you prefer someone else doing it?
Looking forward to hearing from you,
x
Wilson antwortete daraufhin eine Stunde später per Mail um 18:56:
Dear Andras,
I will re-stage it.
Love,
Bob
Und jetzt Sie: Gleich kommt ein Link, auf den Sie bitte klicken. Es öffnet sich eine neue e-mail an das Thalia, Sie geben bitte als Betreff The Black Rider restaged vom Bob ein, und schicken in der Mail Ihren Namen und ihre Adresse. Mehr nicht, aber Sie retten mal eben das Thalia Theater und holen Bob nach Hamburg. Die Mail öffnet sich HIER, den aktuellen Wahlzwischenstand sehen Sie HIER.
Und bis wir das Thalia Theater wieder in Ordnung gebracht haben ..."
(Lieber Kommentator,
weil Sie ihren Unmut bereits geäußert haben, aber zum fünften Mal den Anwalt zu rufen - das bringt die Diskussion nicht weiter. Deswegen werden keine Posts mehr veröffentlicht, die kampangenhaft bereits geäußerte Vorwüfe wiederholen. Die Redaktion/Simone Kaempf)
Was überhaupt ist hier die veranschlagte Mehrheit/Minderheit ???
Nimmt jetzt nicht vielleicht gerade nur eine kleine Minderheit des ansonsten starken Abonnententums des Thalia die Chance zur Wahl wahr ? Nimmt jetzt nicht ein Teil einer großen Mehrheit, die sich aus Menschen zu speisen weiß, die das Thalia in der Regel garnicht zu betreten suchen im Grunde, ihr spielerisch eröffnetes Wahlrecht über teilweise halt sehr Fernliegendes wahr, wird dafür (auch nur teilweise) gerügt und diffamiert und zudem "Minderheit" genannt: ja, Mehrheit/Minderheit, wovon denn zum Kuckuck ?! Ich sehe eigentlich wie zu Beginn immer noch das Spiel, das Spielerische, aber gewiß, auch in Spielen gibt es sympathischere und weniger sympathischere Züge ! In Zeiten, wo das "Plagiatsthema" via von Guttenberg und seiner schnellstmöglichen Wählbarmachung immer wieder nur einseitig für den Geist offener Geschichtsfälschung nutzbar zu machen gesucht wird und der arme "Felix Krull" im jüngsten SPIEGEL sich nicht wehren konnte, sein sympathisches Konterfei der parallelen Aufwertung eines weit unsympathischeren (freilich meineserachtens) auszuliefern, da wird der Hinweis auf Strategien von Thomas Mann bis heute höchst fraglich. Felix Krull wurde ja Hochstabler quasi wider Willen: er fälscht zunächst, um sich vom Wehrdienst-Zwang (!) zu drücken, währenddessen der Fall bei Guttenberg diametral entgegengesetzt läuft, wenn er zB. fälschte, um als Verteidigungsminister in Frage zu kommen.
Man darf in der Tat gespannt sein, was lunatiks in Kiel aus "Krulls Erben" machen werden !
Ua. gibt es in "Weiningers Nacht" von Joshua Sobol auch Züge dieses "Plagiatsthemas": es handelt sich dabei um den Streit zwischen Fliess/Freud/Weininger; Weininger steht dabei in der "Freud-Szene" als "Dieb" da, der von Freud aus den Hallen der Wissenschaftlichkeit verwiesen wird. Weininger, ein brillianter Eklektiker, weit brillianter gewiß als die hiesigen und heutigen, und wenn Sie auch Schlingensief hießen ? Ein Betrüger ?? Doch ein Genie ??? Einer, der aus (jüdischem) Selbsthaß den Nazis Argumentfutter für den Holocaust bereitstellte, so daß das zeitgenössische Kröner-Philosophielexikon quasi die "Logik zum Selbstmord" schon vor Camus "entdecken" konnte ???? Weininger, ein Peer Gynt aus Fleisch und Blut, oder auch dies: eine "Clockwork Orange", die nur einen anderen Zug Ludvig Vans preferierte: statt der Neunten die Waldsteinsonate! Ich möchte einen Ansatz dafür, warum meine Wahl auch heute einen Spielreiz entfalten könnte, nicht schuldig geblieben sein. Weitere Themen des Stückes zB. die
Verwissenschaftlichung der Philosophie, die Trennung von Psychologie und Philosophie, die einsetzende Psychologisierung der Wissenschaften. Da eine Wienreise gewonnen werden kann, und da der Termin von "Weiningers wirklichen Selbstmordnacht im Sterbezimmer Beethovens" tatsächlich mit dem Tag der Deutschen Einheit zusammenfällt -also Nachtvorstellung am 3.10.-, erscheint mir das außerordentlich günstig, das im Zuge der Spielplanwahl zu forcieren: wenn es statt des Thalias in HH dann das Thalia in Halle macht, weil es Wind von der Diskussion hier bekam, auch nicht übel. Womit gesagt sei, daß dergleichen nicht weniger für "Die Erbsenfrau" zB. geht..
Ja, genau ! Das Wort "naiv" wird immer sehr schnell in Anschlag gebracht, so als wüßte derjenige/diejenige schon immer, wie was kommt - so erscheint es jetzt auch im Parallelthread zum Kasch-Kommentar mitunter. Genau, was inwieweit Fake ist, das entzieht sich nämlich in der Tat weitestgehend dem Zugriff (und interessiert mich letztlich nur mäßig; jedenfalls konnte ich mit "Kampagnen" rechnen, ohne daß feststand, woher sie kommen würden und worauf abzielen etcpp., ohne es sogleich zu müssen). "Annie" schreibt etwas von dieser "Naivität". Nun, es ist für mich eher zweifelhaft, ob sich hier wirklich vor allem der "konservative Kleinbriefwähler" übergangen fühlt, es sieht doch mehr so aus, als wenn verschiedene Kampagne-Gruppen bzw. Kampagne-Verulktruppen hier (mäßig unterhaltsam im übrigen) agieren; auch ich fühle mich als so ein Einzelstimmer keineswegs übergangen, zumal ich von vornherein einsehen konnte/durfte, daß ich zwar etwas wählen würde, dieses Gewählte aber auf gar keinen Fall -wie eine gewählte Partei samt teilweise personalisiertem ErststimmenbewerberInnen- ins "Amt" treten könnte. Thalia sagte ja bereits in etwa: "Wähler, freue Dich nicht zu früh, inszenieren werden WIR !!". Gewählt wird schließlich, wie 70 zurecht hervorhebt, kein Regisseur, keine Combo, kein Theaterzirkus, gewählt wird, verkürzt gesagt, ein Text mit Werktitel. Kleiner Einschub: Daß sich hierbei schon juristische Probleme ergeben könnten, wenn nämlich ein Text aufführungsrechtlich an einen bestimmten Produzenten gekoppelt ist, aber auch schon, wenn er von der Freigabe einer bestimmten Rechteinhaberinstanz (siehe zB. "Brecht-Erben") abhängen mag, sei nebenbei erwähnt bzw. zur weiteren juristischen Ausführung in diesem Forum nahegelegt (ich verstehe mich zu wenig auf das Juristische). Wieweit davon zB. Produktionen wie "Peers Heimkehr" "betroffen" sind, ich sprach vorsichtig von einer "Stage-Entertainment-Enterung" (ohne hierbei inkriminieren zu wollen übrigens), mag man überprüfen.
Ja, die von Ihnen erwähnte Reihenfolge ist ein bedenkenswerter Gesichtspunkt,
der ja ua. auch dem Reiz, das Haus vor Aufgaben zu stellen, zugrundeliegt.
Nachtkritik de. hat gewiß die "Gefahren" der offenen Angebotsstruktur dieser Wahl
ziemlich genau gesehen, zumal ein Spiegel mit Kritiker-Einschätzungen dazu geliefert wurde, schrieb aber positiv von Anbeginn: "Von Nachtkritik de. lernen, heißt Erfahrungen machen ...".
Ich sehe, sympathischen, unsympathischen Interventionen zum Trotz, immernoch
nicht den entscheidenen Grund dafür, jetzt von Scherben und Elefanten zu handeln.
Ich teile zwar das Vorgehen des Thalia ausdrücklich nicht, was die nachgereichten Sätze zum "Fiktionalismus" (siehe § 68) angeht, die Anmutung von "Scherben bringen Glück" kann nicht vollends abgewehrt werden, und wenn man da lieber einmal mehr vorsichtig darauf reagiert als einmal zu wenig, auch solcherlei Kommentare sehe ich, dann ist das höchstverständlich (und nicht sogleich "Verschwörungstheorie"- auch solche kommen ja vielleicht von solch Mehrheiten, die kaum nicht immerhin für Minderheiten stehen könnten etcpp.), aber grundsätzlich hat sich wenig an der möglichst offenen und eben auch explorativen Anlage dieser speziellen Theaterwahl geändert, und es ist sicherlich verfrüht, wenn im Nachbarthread gemunkelt wird, eine Spielplanhälfte sei bereits verjuxt worden. Ich sehe ja auch noch lange nicht die ach so zukunftsweisende Diskussion über diese Wahl auf nachtkritik de., die der Postdramatiker ja schließlich auch schon gesehen haben will.
Nun, sicherlich liefern die Artikel des Postdramatikers Kritisches bezüglich der Ausschreibung der Wahl etcpp., und er verwahrt sich zurecht gegen eine Schelte von Abstimmergruppen, aber einen Tick zu wissend kommt mir das schon vor, was dort letztlich zu lesen ist. Ähnlich ging es ja mit der Einschätzung darüber, daß nachtkritik de. mit dem Spendenkonzept zum Tode verurteilt sei gewissermaßen, spätestens als die massiven Rotblockaufrufe kamen, las sich das beim Postdramatiker schon als Endzeitszenarium. Nun, zwar wird nachtkritik de. auch weiterhin nicht völlig sicherer Zukunft entgegensegeln, aber diese Endzeitstimmung ist einigermaßen verflogen; auch lieferte der Postdramatiker sehr gelehrt Erscheinendes zum Seitenaufbau von nachtkritik de.: aber eigentlich könnte ich kein Flugzeug fliegen, orientiere mich aber kinderleicht auf dieser Seite.
hier z.b. werden doch diejenigen (manche) auch gebracht, die gerne ein bisschen Krawall schlagen, ganz gerne ein wenig
beschuldigen - diese reizen und heizen die Diskussion auch an - und, mit Verlaub, die klugen Besserwisser sind bei den Kommentaren/Nachtkritik doch geradezu in ihrem Element und zu Haus
Goethe über seine Kritiker:
Ihr schmäht meine Dichtung - was habt IHR denn getan?
Wahrhaftig, die Vernichtung, verneinend fängt sie an. -
Doch ihren scharfen Besen strengt sie vergebens an:
Ihr seid gar nicht gewesen! Wo träfe sie euch an?
(sich-wichtig-nehmen: kaum schreibt man hier und wird veröffentlicht, schwillt Mann auf und fühlt: Mann wird wichtig...)
gerade trete ich meinen Redaktionsdienst an, da find' ich Ihre mail. Danke sehr.
Wie isses nun?
Ja, Sie haben Recht. Aber nicht ganz. Also ....
Wir kommen mit nachtkritik.de, "hüstorisch" gesehen, aus einer Haltung großer Liberalität den Kommentaren gegenüber. Soll heißen: außer Justiziablem, Frauenfeindlichen, Sexistischen, Rassistischen und dergleichen war und ist alles erlaubt.
Wir haben erlebt: Die Wege Menschen zu beschimpfen, ohne sie direkt zu beleidigen, sind tausendfältig. Wir haben geschaut, uns gewundert, uns furchtbar gestritten in der Redaktion und nach und nach die Regeln verschärft. Wir lesen jeden Kommentar und zensieren wenn wir finden, es tut Not. Soll heißen: wenn ein Kommentar nicht das Werk, sondern die Person beleidigt, diffamiert, herabsetzt, Behauptungen in die Welt setzt ohne Begründung, verschwindet er oder der Satz mit dem entsprechenden Inhalt wird gestrichen.
Kann man das ganz genau abgrenzen?
Nein, kann man nicht. Wir können es nicht.
Wir bemühen uns. Dabei folgt jede/r RedakteurIn einer persönlichen, also immer etwas abweichenden Regelauslegung.
Wir wollen einerseits nicht den Pfeffer aus den Diskussionen nehmen, andererseits wollen wir, dass es bei uns mehr die Auseinandersetzung um die jeweilige Problematik voranbringende Kommentare gibt.
Wir wollen nicht die Seite sein, auf der fröhlich mit Dreck geworfen werden kann. Wir wollen nicht total langweilig werden.
Wir brauchen also das listige und komische Ingenium unserer Kommentatoren, ihren Punkt so anzubringen als schrieben sie unter Klarnamen mit Adresse und Telefonnummer. Und: das Taktgefühl der KommentatorInnen ihren Punkt so anzubringen, dass jeder Kommentator, wenn er einen anderen Kommentator oder Künstler hart angeht, das auf eine Weise tut, die er selber, wäre er der Angegriffene, akzeptieren und aushalten könnte.
Können sie nachvollziehen, was ich versuche zu sagen?
Wir bemühen uns wirklich nach Kräften, weder selbstherrlich noch selbstgerecht zu agieren.
Gruß
Mein Vorschlag rangierte beim letzten Zwischenergebnis auf Platz 12 (und das von 0 auf!) Ich schlage das Stück zur Wirtschafts- und Bankenkrise, die Spekulationskomdie MAN BRAUCHT KEIN GELD (basierend auf dem Film von 1932) vor. Dabei verfolge ich keine privat-pekuniären Interessen. Ich verdiene an der Idee nichts, außer ein wenig Respekt und selbst darauf würde ich ungern spekulieren wollen. Ich würde mich außerordentlich freuen, wenn sich auch bei nachtkritik Befürworter dieser wirklich ausgesprochen charmanten Idee finden lassen würden und diese ihre wohlwollende Zustimmung mittels mail dem Thalia-Theater HH mitteilen würden.