Blog: Das Schauspielhaus Zürich will reden
Triff deinen Feind!
von Georg Kasch
6. Dezember 2017. Hendrik Höfgen ist wieder da. Er lässt freundlich grüßen. Und zwar die Mitarbeitenden des Zürcher Schauspielhauses mit der Botschaft: "Alvis Hermanis ist ein Schandfleck in eurem Lebenslauf." Alles in Großbuchstaben, ein Graffito am Bauzaun des Zürcher Kunsthauses. Anzuschauen hier. Höfgen ist produktiv, wie ein weiteres Graffito an einer Hauswand zeigt: "Toleranz für Fremdenfeindlichkeit – Alvis Hermanis welcome".
Korrigierte Fassung #Toleranz #welcome #AlvisHermanis #Schiffbau @shzrh pic.twitter.com/fFs8xgtDwZ
— Barbara Villiger H (@Barbaravil) 6. Dezember 2017
Höfgen, das war dieser fiktive Intendant in Klaus Manns "Mephisto"-Roman, der dem real existierenden Gustaf Gründgens, Schauspieler, Regisseur, Staatsintendant und Görings Schützling, die Maske herunterreißen sollte. Im Roman ein Anpassler und Wendehals, ein Diktaturgewinnler.
Und Alvis Hermanis? Ist jener lettische Regisseur und Intendant, der 2015 mit seiner Haltung zur deutschen Flüchtlingspolitik eine breit geführte Kontroverse auslöste, infolge derer er am Thalia Theater Hamburg eine Inszenierung absagte. Hermanis inszeniert auch anderswo im deutschsprachigen Gebiet, bei den Salzburger Festspielen etwa und am Münchner Residenztheater (obwohl er nach der Kontroverse gelobte, in Deutschland nie mehr Theater zu machen). Warum grüßt Höfgen nun ausgerechnet in Zürich, der größten Stadt in einem Land, das selbst mitten in einen Rechtsruck steckt, etwa im Fall des öffentlichen Rundfunks?
Eine Vermutung: Zürich ist eine verhältnismäßig liberale, weltoffene Stadt, ein prominenter Kulturstandort. Dort reagieren Künstler*innen seit Langem sensibel auf Zumutungen. Als im März im Zürcher Theaterhaus Gessnerallee eine Podiumsdiskussion mit Marc Jongen, Sprecher der baden-württembergischen AfD und Philosophie-Dozent an der Hochschule für Gestaltung in Karlsruhe, sowie dem Publizisten Olivier Kessler von der rechten Schweizerischen Volkspartei veranstaltet werden sollte, gingen sie auf die Barrikaden: Wenn es überhaupt stattfinden solle, müsse das Podium anders besetzt werden, migrantisch und antirassistisch, mit erkennbar linker Position. Andere konterten: "Wer das Gespräch mit Rechten verweigert, gibt ihnen nur Futter für ihre antidemokratischen Positionen."
Am Ende wurde die Diskussion abgesagt, so wie eine ähnlich gelagerte Runde am Theater Magdeburg. Kann, darf, soll man also in Theatern nicht mit Rechten reden? Das angesprochene Zürcher Schauspielhaus hält Redeverbote für falsch: Auch wenn es die politischen Positionen Hermanis' nicht teile, ist es der Meinung, "dass disparate Positionen nicht zum Bruch von langjährigen künstlerischen Partnerschaften führen dürfen".
Eine zweite Vermutung: Die Graffiti sind selbstgemacht. Im Januar veranstaltet das Schauspielhaus den Diskussions-Marathon "Meet Your Enemy", also: Triff deinen Feind. Fast scheint es, als käme dem Haus der Graffito-Spruch äußerst gelegen, um darauf hinzuweisen: "Hier haben Menschen, die zu gesellschaftlich brisanten Themen unterschiedlicher Meinung sind, die Möglichkeit, ihren Gegnern am Tisch gegenüberzusitzen und mit Argumenten zu bezwingen." Auch das Thema "Mit Rechten reden" werde Berücksichtigung finden in den Blind Dates der Argumente. Ist der Spray-Spruch am Ende gar selbst gemacht? Wenn nicht, so ist er doch zumindest gut gefunden.
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Streng genommen ist das sprachlicher Unsinn, nun gut, sind wir da mal tolerant. Dann bleibt es aber noch eigenartig, wenn man darüber nachdenkt, wer da spricht und angebliche "eine" politische Meinung hat.Vereinnahmung durch die Institution?
Alles wirkt ironisch, Höffgen, Welcome und wenn sich das als PR-Witz des Theaters herausstellt, dann ist es alles andere als komisch.
Es müsste den Kulturleuten mal dämmern, dass der Faschismus keine Talkrunde ist, wo es im das Bezwingen geht. Der Faschismus frisst Kreide und predigt Blut, bis alles in Scherben fällt. Der Untergang ist keine Schmach, er ist ein heldischer Enfsieg!
Lieber Theaterkollegen, für alle mit humanistischer Haltung, die sache ist eine sehr ernste Kulturkrise, die sehr grausam sich entfalten kann. Wenn jemand einmal ekne Transformation erlebt hat, nach der Wende in den Neuen Bundesländern, dann teile er jetzt sekne Erfahrung.
als Beispiel ein Interview im Standard (www.google.de/amp/mobil.derstandard.at/2000055073989/Alvis-Hermanis-Klare-Meinungen-sind-fuer-einen-Letten-natuerlich%3famplified=true) in dem er quasi die polnische Regierung als legitime Wahl der Polen verteidigt. Dabei ist die polnische Regierung dabei, kritische Kulturschaffende zu kündigen und an der Arbeit zu hindern. Auch hat er bestimmt sehr wenig Ahnung davon, wie diese Wahl zustande gekommen ist.
Hermanis Aussagen haben hier also nichts mit Meinungsfreiheit zu tun, sondern sind einfach nur unüberlegt, dumm und gefährlich. Er sollte sich auf sein Handwerk konzentrieren.
Sie urteilen so über einen etabliertene Regisseur aus dem Baltikum? Wozu nehmen Sie ihn Schutz und mit welchen Mitteln? Woher nehmen Sie dieses "bestimmt sehr wenig Ahnung davon"? Hier drücken Sie ihre eigene Unbedarftheit aus, die es zu begründen gilt.
Und den Satz "Er sollte sich auf sein Handwerk konzentrieren" - lassen wir das Handwerk mal raus, dann bleibt noch das Fachwerk, das Sie da ansprechen mit dem Satz. Das klingt schon nach dem 7-Zwerge-Biedermeier einer Leni Riefenstahl mit ihrer "Triumpf des Willens-Ästhetik", nach dem Motto: Prima Regisseurin, falsches System. - Das kann man dann auch auf Hermanis münzen, der arme Alvis Herman, richtiger Regisseur, falsches System - oder wie meinen SIe das mit dem Handwerk?
Da ich Alvis Hermanis mal interviewen wollte und er mir auswich, habe ich hier folgende Anfragen an Ihn:
1) Gibt es im Theater seines Heimatlandes (oder im Baltikum allgemein) eine Auseinandersetzung mit den Verbrechen, die seine Landsleute während der Zeit des Zweiten Weltkrieges begangen haben?
2) Gibt es im Theater seines Heimatlandes (oder im Baltikum allgemein) eine Auseinandersetzung mit der Beteilungung seiner Landsleute am Holocaust?
3) Gibt es im Theater seines Heimatlandes (oder im Baltikum allgemein) eine Auseinandersetzung mit dem öffentlich zelibrierten Kult Opfer einer "sowjetischen Aggression" zu sein?
4) Gibt es überhaupt ein Selbstverständnis von Theater in seinem Heimatland (oder im Baltikum allgemein), das sich mit solchen Themen befassen will?
In der Sache wird doch wieder die Heuchelei und Bigotterie vieler deutscher Theater(macher) deutlich
(Anmerkung der Redaktion:
Bei der Kommentatorin „Dana Reizniece“ – #8 – handelt es sich nicht um die lettische Finanzministerin Dana Reizniece-Ozola. Das teilte die Vertretung der Republik Lettlands in Deutschland auf Nachfrage hin mit.)
Eine solche Auffassung ist nicht nur eine erschreckende Verkürzung rechter oder konservativer Positionen, sie entlarvt sich in ihrer Unbegründetheit und "Gefühltheit" unmittelbar selbst.
Natürlich muss man mit "Rechten" sprechen, so wir das mit "Linken" auch tun, am Theater und überhaupt. Wer Positionen wie die von Hermanis nicht zulässt, gibt das Theater als Ort einer offenen Auseinandersetzung auf!
am I really writing with the Minister of Finance of the Republic of Latvia?
Please, let me answer you:
(1) "Do you really think of yourself as in a position to ask these questions? If yes, why?"
Ja, in in der Europäischen Union ist es Theaterkritikern nicht verboten, Regisseuren diese Fragen zu stellen. In der Regel werden Theaterkritiker nicht als Hofberichterstatter oder als Untergebene wahrgenommen, die Regisseuren der Nase nach passen müssen. Es gibt sogar eine EU-Charta dazu: europa.eu/rapid/press-release_IP-09-891_en.htm?locale=en
(2) "Don't you all agree, that the categories left and right do not work, when comparing the Baltic states to Germany."
In meinen Fragen ist dieses Denkschema gar nicht enthalten. Das haben Sie jetzt aufgebracht. Ich spreche von der Rechten. Das ist eine Selbstbezeichnung einer Gruppe von Leuten, die sich unter anderem in Schnellroda eingenistet haben. Das "Neu" habe ich weggelassen, denn neu ist daran nichts. Die Traditionslinie geht bis weit über die 20er Jahre hinaus. Da sie das Thema aber eingebracht haben: Einen Unterschied können Sie machen, denn meines Wissens nach hat die Linke kein rassistsisches Programm. Die Rechte dagegen überbietet sich immer wieder aufs Neue darin, wer die bessere Vorlage zur "Reinheit des Volkskörpers" liefert.
Die Baltischen Staaten hat auch niemand mit Deutschland verglichen. Ich kann Ihre Feststellung nich nachvollziehen.
(3) "Sorry, I haven't heard such an explicit nation-centered discussion in a long time. Go ahead, ask us if we have houses with door or if we still live in caves."
Warum ist diese Diskussion "nation centered"? Wissen Sie, in Demokratien sind Meinungsstreit und freier Austausch von Gedanken grundlegende Dinge. Haben Sie damit ein Problem? Und bitte, davon, dass Sie in Häusern ohne Türen oder sonstwas wohnen, dass hat hier niemand behauptet, also sagen Sie nicht "go ahead".
Ich möchte nun diese in #4 gestellten Fragen an Ihr Kulturministerium stellen.
Ich bitte Sie freundlich um Übersendung.
Über eine Antwort Ihres Nachbarministeriums würde ich mich hier im Forum sehr freuen.
@9 und @10: Es hat niemand behauptet, dass man mit der Rechten nicht sprechen sollte, ich auch nicht. Wie kommen Sie darauf?
– Bei der Kommentatorin „Dana Reizniece“ handelt es sich nicht um die lettische Finanzministerin Dana Reizniece-Ozola. Das teilte die Vertretung der Republik Lettlands in Deutschland auf Nachfrage hin mit. (d. Red.) –
" 07.12.17 -
Riga - Der deutsch-lettische Geigenvirtuose Gidon Kremer mit seinem Kammerorchester Kremerata Baltica und der Theatermacher Alvis Hermanis sind in Riga mit dem Exzellenz-Preis des lettischen Kulturministeriums ausgezeichnet worden."
www.nmz.de/kiz/nachrichten/geiger-gidon-kremer-und-regisseur-alvis-hermanis-erhalten-lettischen-kulturpreis
mein fazit: hermanis hat sich distanziert, weil er eine nähe nur hätte heucheln können ... die moralapostel dürfen jetzt ran: ist heuchelei schlimmer als ein offen benannter bruch?
Besten Dank für Ihren nachtkritik-Beitrag zur Spray-Aktion gegen Alvis Hermanis und das Schauspielhaus Zürich auf dem Bauzaun des Zürcher Kunsthauses.
Es ist ausserhalb unserer Reichweite, wenn irgendwelche Menschen in einer Nacht- und Nebel-Aktion Dinge an Wände sprühen.
Wir sind ein offenes Haus, man kann mit uns diskutieren, man muss uns oder einen Künstler, den wir engagiert haben, nicht anonym diskreditieren. Ihre Idee, wir hätten womöglich selbst den Satz gegen Hermanis (und unser eigenes Haus) gesprayt, um auf ein von uns geplantes Diskussionsforum aufmerksam zu machen, ist abenteuerlich. Wir haben uns auf unserer Website klar positioniert, und unserer Position ist nichts hinzuzufügen.
Wir bedauern anonyme Schmähungen im öffentlichen Raum, egal, ob sie gegen uns oder gegen andere Institutionen oder Einzelpersonen gerichtet sind. Und wir haben keinerlei Verständnis dafür, dass ein Individuum als „Schandfleck“ bezeichnet wird. Das ist eine Sprache, die wir verabscheuen.
Mit bestem Gruss,
Barbara Frey
Dass sie selber nichts mit dieser Sprayerei zu tun haben, glaube ich ihnen. Das ist nicht ihr Stil. Aber für mich persönlich (der bei einem persönlichen Gespräch die Schauspielhaus-Dramaturgie im Februar für die nationalistischen Zitate von Hermanis im Programmheft von Madame de Sade kritisiert hat), ist es schon sehr wichtig zu wissen, ob nicht evtl die Ko-KuratorInnen von MEET YOU ENEMY (das heisst Martin Heller und Barbara Weber) evtl. hinter der Aktion stehen. Wenn diese Sprayerei ein Fake ist, dann ist auch die Empörung über Hermanis eine Züchten von Emotionen mit kuratorischer Absicht. Und das wäre wirklich ungut. Unabhängig von Fake oder Nicht-Fake der Sprayereien ist das Kurationsformat MEET YOUR ENEMY eine kuratorische Katastrophe im Januar 2018. Ich bitte sie dringend, dieses Format abzusagen und eine hell leuchtende Veranstaltung gegen NO BILLAG zu veranstalten. NO BILLAG kann nicht - wie das gemacht auf der Website des Schauspielhauses als etwas hingestellt werden, bei dem man dafür oder dagegen ist, weil die Ziele von NO BILLAG durch und durch antidemokratisch sind. Ich finde die Schauspielhaus-Tradition THEATER DER HUMANITÄT sehr wichtig. Aber vor NO BILLAG ist Toleranz mit Rechtspopulisten eine kulturpolitische Verantwortungslosigkeit.
Mit besten Grüssen:
Samuel Schwarz
Also eine linke, antirassistische Position, die das völlig unpassende Wort "Schandfleck" benutzt und das Graffiti völlig verdreht mit "Höffgen" unterschreibt, sieht schwer nach einem Agent Provokateur aus. Das erinnert schwer an die schlechten Versuche von rechten Aktivisten, linke Positionen unbeholfen zu simulieren, damit wieder von rechter Seite Zensurvorwürfe aufgebracht werden können. Unheimliche Sache. Irgendwas stimmt das nicht.
wieso nennen Sie sich nach einem kleinen Gallier, wenn Sie ein bekannter Theaterkritiker sind, vor dem sogar Hermanis ausweicht? Ihr Wissen um die Geschichte des Baltikums scheint beschränkt, aber Ihr Selbstbewusstsein ist dafür um so ausgeprägter. Das ist doch sehr gut. Wieso sagen Sie uns nicht, wo wir mehr von Ihnen lesen können?
Mit Freundlichen Grüßen, Peter
zu Ihren Anliegen:
(1) Wieso nennen Sie sich nach einem kleinen Gallier, wenn Sie ein bekannter Theaterkritiker sind, vor dem sogar Hermanis ausweicht?
Es fällt mir schwer, Ihre Frage zu verstehen. Ich versuche es mal: "Wieso" meint "In welcher Weise/Hinsicht liegt Ihr Argument", es folgt ein Bedingungssatz im Nebensatz in kausaler Beziehung mit "wenn" und dann eine Schlussfolgerung, die eigentliche keine ist, sondern eine weitere Prämisse enthält.
Übersetzt müsste es heissen: In welcher Hinsicht nennen Sie sich nach einem kleinen Gallier, unter der Voraussetzung dass Sie ein bekannter Theaterkritiker sind [logische Lücke] Hermanis weicht einem bekannten Theaterkritiker aus. Sie sind ein bekannter Theaterkritiker. Ergo ist ihnen Hermanis ausgewichen. Es heisst auch, Hermanis sei "sogar" ausgewichen, was den Verdacht untermauern soll, der Theaterkritiker sei eigentlich ein sehr bekannter Theaterkritiker [Kurzer Einwand, neben der Wertung: Sie Überschätzen das Fach der Theaterkritik gewaltig.]
In meinem Verständnis ist Ihr Anliegen dies:
Voraussetzungen:
(1) Ich vermute, dass Sie ein (sehr) bekannter Theaterkritiker sind.
(2) Ich mag nicht, dass Sie das nicht sagen, sondern sich nach einem kleinen Gallier nennen.
Prämissen:
(3) Hermanis weicht (bekannten) Theaterkritikern aus.
(4) Sie sind ein bekannter Theaterkritiker
Conlusio:
Alvis Hermanis ist Ihnen ausgewichen.
Jetzt haben Sie mir aber noch nicht Ihre Frage gestellt, oder?
Zu Punkt (1) kann ich sagen: Nein, ich bin kein (sehr) bekannter Theaterkritiker.
Zu (2): Sie können mögen, was Sie wollen, das ist hier ein freies Land und Ihre privaten Wünsche interessieren mich realiter und mit Verlaub und momentan einen feuchten Kehricht.
Zu (3): Ich habe keine Ahnung, ob er das tut.
Zu (4): Also wissen Sie, ich finde es ganz schön dreist, von einer Vermutung auf eine Tatsache zu schließen. Das ist ist jetzt höflich ausgedrückt. Sie sollten wissen, dass etwas, dass Sie vermuten, nicht als Tatsache ausgegeben werden kann. Das ist gewissermaßen ein Fehlschluss. Es ist nicht einmal ein Schluss auf die beste Erklärung.
Und die Conlusio? Entschuldigung, aber ich habe das gesagt. Tun Sie jetzt so, als ob Sie mir etwas mitteilen, dass ich noch nicht weiß? Also nochmal der Reihe nach: Ich habe hier etwas mitgeteilt. Und Sie müssen mir nicht erklären, was ich erlebt habe. Das kann Ihnen genau so egal sein wie die Anzahl der Partner, die ich habe, ob ich rote Haare, blonde oder schwarze habe, ja mit wem ich Sex habe, das geht Sie auch nichts an!
Ob ich mich nach einem kleinen Gallier nennen ist ohnehin nicht klar. Oder wissen Sie, wo sich Asterix herleitet, von "Asterixis" oder von "Asterisk"?
Es ist eine Frechheit, dass Sie mein Geschichstkenntnisse über das Baltikum nicht anerkennen wollen! Halten Sie den zu erfragenden Inhalt meiner Fragen oben für geschichtsvergessen? Könnte Sie das bitte konkretisieren, was Sie da meinen?
Schönen Tag Ihnen,
Ihr Asterix
@18: Auffällig ist, dass ich in @@8,9,10 und 17 so einen Moment des Niederdrückenwollens wahrnehme. Es wird mit Unterstellungen, die auf privaten Wünschen und Vermutungen zu basieren scheinen, auf eine Tatsache abgehoben, die so von der Sprecherseite weder geäußert, noch beabsichtigt war. Sie sehen hier schon, was ich oben ansprach, dass Widersprüche seitens der Rechten gar nicht existieren können, weil sie der "tief gefühlten historischen Wahrheit" nicht entsprechen. Wenn es nicht so traurig wäre, dann würde ich sagen, Folgendes ist lustig: Was ich an Beschreibung liefere, indem ich Tatsachen und mit biographischen Bezug auswerte, wird sofort gewissermaßen "instinktiv" angegriffen, erstmal auf der privat-biographischen Ebene und in einem zweiten Schritt erfolgt die Deligitimiereung der geschilderten Tatsache nach dem Schema "Es darf nicht sein, was nicht sein darf". Es erübrigt sich ja fast, darauf hinzuweisen, dass diese Positionen der Rechten absolut humorlos, ja geradezu säuerlich, auftreten.
@21 Ja, das ist befremdlich. Es wird in solchen Diskursen hauptsächlich "gefühlt" und nicht mehr argumentiert. Die rechten Gedanken erobern sich gerade unsere Theaterapparate - und nur wenige merken es - nicht mal die, die davon erfasst werden. Muss man sich dran gewöhnen? Das ist die grosse Frage.
Ich sage es ganz offen: Ich will nicht in einem Land leben, in dem der Hass regiert und in dem das gefühlte Sein unser Sicherheitsempfinden und unser Kulturbedürfnis bestimmt!
Schauen Sie doch mal hin: Die AfD besteht aus Lehrern, insolventen Unternehmer*innen und ein paar Baby-Boomer die irgendwelche Komplexe abarbeiten müssen oder wollen!
Das alles hat klare Logiken. Mit Angst brauchen Sie mir da nicht kommen.
Was immer alle Linken vergessen, die sich so gern als Enkel der Situationistischen Internationale sehen und empfinden möchten: Debord , der als ihr Begründer gilt, hat sich umgebracht. Als er sah, dass er an mehren Stellen so ganz richtig die Wirklichkeit nun auch nicht (mehr) gesehen und beschrieben hat. - Zur Beglaubigung auch jener Aspekte von Gesellschafts-System-Funktion, die eventuell sich verändert haben könnten nach der Digitalen Revolution, durch einen Schuss. Und zwar spektakulär sinnig durch einen Schuss ins Herz... Am Ende blieb von seiner spektakelkritischen Philosophie nur die Beglaubigung durch Selbstaufgabe als Spektakel-
Da ist mir ein Rimbaud der als Waffenhändler zum Überleben in die Wüste zieht, weil er wissend den Nicht-Poeten seiner Zeit nichts mehr entgegenzusetzen braucht, als alles das, was er ihnen in schon ganz jungen Jahren ohnehin entgegengesetzt hat, lieber.
***
Liebe Kommentator*innen,
in diesem Thread sind verschiedentlich Andeutungen gepostet worden, wer hinter der Graffito-Aktion stehen könnte. Wir haben diese teilweise nicht oder nur gekürzt veröffentlicht. Es scheint niemand von Ihnen zu wissen, wer das Graffito gesprüht hat. Wir bitten Sie daher, von Verdächtigungen Abstand zu nehmen.
Viele Dank und herzliche Grüße
Michael Wolf/Redaktion
@asterix: ja, "angst" ist evtl ein falscher begriff, weil zu nah an "besorgter bürger". ich gebe ihnen recht. "denkfeigheit" wär dann evtl eine synergetische wortbildung.
und das, was Herr Schwarz zu den Programmheften und ihrer Ideologie schrieb, dann sowohl für die anderen Produktionsstückhefte gilt als natürlich auch für frühere Hermanis-Sachen. Die Behauptung, daß ihm das Vorteile verschafft habe, seine Thalia-Inszenierung zurückzuziehen, ist ziemlich hanebüchen. Auch hat Hermanis doch garnicht die öffentliche Verhandlung seiner Entscheidung gesucht, wie auch immer man dazu steht; und ich hätte es, auch dieses schrieb ich hier bereits, mir sehr gewünscht, daß das unaufgeregt-kollegiale Verhalten stattgehabt hätte, welches ich im Artikel von Leander Haußmann seinerzeit
ausgedrückt fand. Im übrigen würde dann ein Blick auf die Hermanis-Arbeiten, in anderen Schulstunden, den Blick dafür öffnen, daß Hermanis vor allem eine ganz eigene Bühnensprache pflegt und dezidiert antikollektivistisch und nicht-parteigängerisch eingestellt ist. "Die Geschichte von einem einzelnen, gemeinen Menschen zu erzählen, ist mehr Wert als der ganze Goethe" (siehe Nachtkritik und Pressespiegel zu "Kölner Affären" vom 4.4.2008), wäre so ein Hermanis-Zitat (den Schlenker zu Julia Wieninger, die dort damals mit von der Partie war, erspare ich mir weitestgehend: 4.4.8 ...).
Und von meiner persönlichen Einschätzung, daß es besser wäre, sich dann auch voll und ganz auf NO BILLAG zu konzentieren, auf verpaßte Schulstunden oder dergleichen zu schließen, muß ich nicht weiter kommentieren..
Da ich Alvis Hermanis bislang sehr schätzte (ua. auch aus Erfahrungen mit Inszenierungen von ihm in der Vergangenheit zB. in Berlin, leider nicht in Zürich) und nicht einfach so zu schätzen aufhören kann (Karin Beiers Kölner Zeit war gewiß auch nicht die übelste des Regisseurs Hermanis), muß ich diese Hinweise auf einen etwaigen Gesinnungswandel
natürlich ernst nehmen und werde diesen -wie der Sendung- auch nachgehen; allein die Hamburger Ereignisse reichen mir dazu in der Tat allerdings nicht; vielleicht sollte man dann zB. auch überprüfen, auf welchen Prämissen und Diskussionen Houellebeqs "Unterwerfung"
fußt, welche von Edgar Selge im Deutschen Schauspielhaus in Hamburg (bei Karin Beier) fulminant umgesetzt worden ist. Der Hau0mann-Artikel, auf den ich abhob, äußerte ja kein Verständnis für Alvis Hermanis (das Wort "verrückt" fiel), auch das habe ich, Haußmann sehr schätzend, hätte nur jeder "Muxmäuschenstill" in etwa so aufgefaßt wie er !!, natürlich registriert. Ich hatte heute für diesen Thread
eigentlich einen Text vorbereitet, der hieß "Ich mache mich selbst verdächtig" - in einem post scriptum dazu nehme ich Bezug auf die obige "Lehrstunden"-Andeutung von "Fragezeichen" und schrieb: "Ach ja, zur Lehrstunde: "MEET YOUR ENEMY" ist ja eine Sache zu Zwingli ! Nun ja, die Sachen zu Luther sind nunmehr ja noch kaum vorüber; Kirchengemeinden wie St. Jürgen in Kiel, wurden zu Reformationstagskino-Gemeinden: Man zeigte "Luther" mit Bruno Ganz und "Katharina Luther" - und so machten es viele andere Gemeinden, wohl auch das Fernsehen. Zeigte aber irgendeiner den wundervollen DDR-5-Teiler aus dem Jahre 1983 (zum 500. Luthers, den ich erst 34 Jahre später für mich entdeckte) mit Ulrich Thein als Luther ?
Thematisierte Nachtkritik dergleichen ?? Eine Besetzungsliste: zum Zungeschnalzen ! Der Vergleich mit HBO-Produktionen ist nicht zu scheuen !! Der Bezug zur Schulstunde: Die Fugger wählen den Kaiser !
Und so macht es das Monopolkapital heute noch: Läßt Nationen ent- bzw. auferstehen, läßt sie zusammenkrachen, schürt Kriege, rekrutiert Flüchtlinge als billigere Arbeitskräfte und torpediert Mindestlohndebatten, baut Panzer für Saudi-Arabien und aktuell ja auch U-Boote mit leichter baulicher Verlängerung für Israel, nutzt jede Art sozialen Unfriedens für sich, devide et impera, wahrlich nicht erst seit TRUMP. In "Muxmäuschenstill" hieß es noch "Früher hätte sich keiner Rheinmetallaktien gekauft", jetzt haben wir die
direkt vor der Haustür in Kiel. Nicht erst sei TRUMP, und in den Flüchtlinge machenden Konflikten profitiert wohl kaum die lettische Rüstungsindustrie. Nicht erst seit TRUMP !! Frau Merkel versteht auch etwas von dieser Materie, und eine Linke stellte damals noch die Systemfrage, statt "zivilrechtlich die Verfassung" zu schützen..
rubicon, worldnet) und, wertes Fragezeichen, für den Artikel zur NZZ !
"NO BILLAG" scheint für sich das sogenannte "FRAMING" (aus der Sprach- und Kognitionsforschung) ja gerade als "HORROR VACUI" nutzbar zu machen und agiert als Gespenst, glatt, konturlos, unbeirr - und unberührbar, cool, sein Gesicht konzeptionell frei gemacht, ausdrucksvoll und sympathisch zu erscheinen, wenn es denjenigen nur spiegelt und gleichsam über den "HORROR VACUI" beruhigt, der ES, das NOBILLAG, anspricht. Eigentlich kann ES einer Einladung eines Theaters zum Gespräch ebensogut folgen als es ausschlagen (womit im konkreten Falle sich das Züricher Schauspiel mindestens in die Gefahr begibt, in einer strukturell von vornherein unterlegenen Situierung sich wiederzufinden); ES lebt nämlich in einer GEGENWELT auf, welche den einladenden Apparat wie den öffentlich-rechtlichen Rundfunk für todgeweiht hält; ES kann auf diese Weise sogar vor den eigenen Augen sich noch perfektibler als "unheimlich" ausstatten und ganz arglos (tuend) fragen "Wie könnt ich denn Feinde haben ?, in den Köpfen dieses seltsamen Gegenüber muß eine Totenwelt gären, es spukt gewaltig in diesen Hirnen !" So ein Gespenst einzuladen, in ein Theater, wobei doch gerade dieses spezielle Gespenst in einem solchen instinktiv das Schloß für seine Rasselkette erkennt ?!!? Die Sorgen von Samuel Schwarz und anderen in diesem Thread scheinen mir berechtigt und nicht aus der Luft gegriffen zu sein (nach dem Bericht und diversen Einleseerfahrungen gestern und vorgestern); ich kann allmählich, wenn auch nicht gerade sehr früh, besser nachvollziehen, denke ich, was überhaupt zentral an den Einwänden von Herrn Schwarz, Fragezeichen etcpp. dran ist und worauf der Kasch-Artikel abzielt. Ich versuche aus eigener Institutionen-Perspektive zu paraphrasieren: "MEET YOUR ENEMY" (gegenüber NO BILLAG) wäre in etwa so, als würde die Feuerwehr die Polizei und die "Hells Angels" einladen, um die Claims des Einflusses zu disputieren, wobei es doch (zum Glück) ein Gewaltenmonopol gibt (!); auch erinnert mich das an städtische Büchereien, die monatliche Theaterabos (Theater Heute) wie in Kiel
(ganz konkret geschehen) aus wirtschaftlichen (!) einstellen und somit ihre eigene berufliche Aufhängung beschädigen/ignorieren und
(borniert) zu Tode beleidigt sind, wenn man sie darauf hinweist. Oft geht das in meinen Augen genau mit derjenigen Trägheit einher, die weiter oben bereits geschildert wurde (von anderen KommentatorInnen). Solche Büchereien begreifen sich andererseits als der HORT DEMOKRATISCHER KULTUR, und es lassen sich schnell blumige Gespräche darüber führen, wie gut das Theater in Kiel seit der Karasek-Intendanz dastehe ! Aber: AUS für das MONATSABO !! X-Tattoomagazine, Y-Hundemagazine: immerhin ?? Das sind, auf kleinerer Herdplatte, gesellschaftliche Realitäten fernab der Schweiz. Es war seinerzeit die Pointe der Interpassiven um Faller, diesem ES, diesem Gespenst zum Schutze der Büchereien, Museen, Kunsthallen, öffentlichen Bäder und Theater zuvorzukommen, aber einem "HORROR VACUI" ist ein solches Bekenntnis zum "Wir sind niemals aktiv gewesen" (siehe Titel des durch Guillaume Paoli seinerzeit am Centraltheater betreuten Interpassivitätswochenendes, bei dem ua. auch ich zugegen war) per definitionem ausgeliefert (fürchte ich). So langsam glaube ich auch, es wäre nicht übel, Frau Frey und/oder die Initiatoren von "MEET YOUR ENEMY" würden sich über die Bedenken im Vorraum noch einmal gezielt äußern (bevor das ZFPS vor ihrer Tür steht), zumindestens aber darüber nachdenken, ob man das ZFPS nicht als GEGENGESPENST zu NO BILLAG laden sollte, zumal es dem ZFPS ja auch egal wäre, ob NO BILLAG dann der Ladung folgt oder nicht, weil es zur Not dann halt NO BILLAG heimsucht; ich sehe schon, irgendwie könnte man das ZFPS dann doch auch stärker würdigen..
"Inszenierungseinblick") und im Februar (19. "Gespräch über die Inszenierung von "Hundeherz" und "Weltzustand Davos"") jedenfalls noch einige Begleitveranstaltungen; vielleicht eröffnen sich zu diesen Gelegenheiten ja noch andere, weitergehende Perspektiven bzw. können
(am Rande) auch Gespräche über die hier angeklungenen Bedenken geführt werden. Zur auch auf Nachtkritik de. besprochenen Vorgängerinszenierung in Zürich von "Madame de Sade" fällt mir jedenfalls auf (neben dem ausgebliebenen Aufschrei in der Threadspalte der Kommentare), daß der Trump-Bezug und die interpretatorischen Konsequenzen daraus, wenn sie (siehe Pressespiegel) überhaupt erwogen werden, von niemandem so scharf herausgestellt wurden/werden wie in diesem Thread durch Samuel Schwarz ! Das Mißliche ist dabei, daß dies dann ja wohl mindestens auf "Unkenntnis der Materie" , wenn nicht Ärgeres verweist, oder ?, bei den betreffenden JournalistInnen und daß der Pressespiegel sich gerade nicht aus Links zu "Obskurantenseiten" speist..