Hamlet – Kantonstheater Aarau – Sibylle Berg inszeniert ihre ganz eigene, starbesetzte Shakespeare-Parodie (Aprilscherz)
Mutters Tricks
von Georg Kasch
Aarau, 1. April 2019. So komisch war Grusel selten: "Öch bön dein Vaaaaateeeer", dröhnt King Hamlet – und der Saal brüllt, tobt, juchzt vor Glück. Vielleicht auch, weil Hamlet junior dazu die Augen aufreißt, die Hände in die Luft krallt, ächzt und stöhnt, als gälte es, ein Schauerstück des 19. Jahrhunderts zu illustrieren. Wie er die Arme vors Gesicht reißt, sich zusammenkrümmt, krächzt: "Oh Himmel!" Es ist unerträglich. Es ist wunderbar!
S – Auszug aus einem Theaterstück für zehn Schauspieler*innen von Daniel Tharau auf Basis des Kongresses "Vorsicht Volksbühne!" an der Berliner Akademie der Künste 2018
8. November 2018. Der hier veröffentlichte Text ist ein Auszug aus dem Theaterstück "S", das der Berliner Autor Daniel Tharau verfasste, auf Basis der in Bild und Ton dokumentierten Auftritte von Expert*innen beim Kongress "Vorsicht Volksbühne" in der Berliner Akademie der Künste am 15. und 16. Juni 2018. Verhandelt wurde bei dem Kongress die "Zukunft der Volksbühne" nach dem Scheitern der Intendanz von Chris Dercon. Teilnehmer*innen waren u.a. Klaus Völker, Evelyn Annuß und Thomas Oberender, die in dem Stück unter Akronymen und fiktionalisiert aufteten.
Das vollständige Bühnenstück finden Sie hier als pdf.
Blog: Über die Gründe des Scheiterns dreier Intendanten
Das Experiment geht weiter
von Georg Kasch
21. Juni 2018. Was läuft falsch mit dem Stadttheater der Zukunft? Drei Intendanten nahmen jüngst ihren Hut, die für den Aufbruch standen. Für radikale Brüche mit der Tradition, für postdramatische, performative, immersive Formate. Für eine Erweiterung des Theaterbegriffs, für spartenübergreifendes Arbeiten, fürs Experiment. Chris Dercon musste nach nicht einmal einer Spielzeit an der Berliner Volksbühne gehen, Tomas Zierhofer-Kin nach zwei bei den Wiener Festwochen, Matthias Lilienthal kündigte seinen Rückzug von den Münchner Kammerspielen an, nachdem klar war, dass der Stadtrat ihn über seine fünf Jahre hinaus nicht verlängern würde.
Blog Queer Royal – Rosa von Praunheims langer Weg vom Schmuddelkind zum Altmeister und was das über queeres Theater erzählt
In your face
von Georg Kasch
8. Februar 2018. Seit Kurzem gibt es in den Kammerspielen des Berliner Deutschen Theaters einen denkwürdigen Abend: "Jeder Idiot hat eine Oma, nur ich nicht", mit dem Filmemacher und Aktivist Rosa von Praunheim seinen 75. Geburtstag feiert. "Analverkehr", singt Božidar Kocevski da mit vergnügt kieksender Stimme, "ein Hoch auf den Analverkehr". Zuvor ist er schon mit deutlicher Beule in der Glitzerleggings auf die Bühne gekommen, also: eigentlich im quietschrosafarbenen Kleid, aber die Kostüme fallen an diesem Abend so zahlreich wie die Pointen. Die Beule stammt von einem Dildo, den Kocevski sich mit dem Schlachtruf "Alles für die Kunst" in den Rachen schiebt, um sich dann tränenreich als hetero zu outen. Die Tränen sind so künstlich und erfunden wie vieles an diesem Spektakel, eine schräge Lied-Revue voll Glitzer-Punk und Anarcho-Pop, eher ungewöhnlich im DT-Programm.
#Twitterschau – Die besten Tweets 2017
Der goldene Hashtag
29. Dezember 2017. Wir zeichnen die besten Tweets des Jahres 2017 aus. In sieben Kategorien ehren wir herausragende Leistungen in 280 Zeichen. Hier sind sie: die Gewinner des #goldenhashtag!
Drama: Janis El-Bira
Szenen vor der #Staatsoper. Typ brüllt: "Der Faschismus kommt wieder." Dame im Abendkleid stürzt zw. Absperrungen in eine Pfütze. Sehr kalt.
— Janis El-Bira (@JanisElBira) 3. Oktober 2017
Janis El-Bira ist nicht nur der zweitbestgekleidetste Theaterkritiker Berlins, sondern auch der Mann für die harten Fälle. Redaktionen schicken ihn mit Vorliebe in theatrale Krisengebiete. Im letzten Jahr entging er nur knapp den Fängen eines Sitznachbarn, der vor Wut seine Eintrittskarte verschlang. Doch auch in brenzligen Situationen behält El-Bira nicht nur Überblick über das Bühnengeschehen, sondern auch über die kleinen und großen Dramen vor dem ersten Klingeln.
Blog: Das Schauspielhaus Zürich will reden
Triff deinen Feind!
von Georg Kasch
6. Dezember 2017. Hendrik Höfgen ist wieder da. Er lässt freundlich grüßen. Und zwar die Mitarbeitenden des Zürcher Schauspielhauses mit der Botschaft: "Alvis Hermanis ist ein Schandfleck in eurem Lebenslauf." Alles in Großbuchstaben, ein Graffito am Bauzaun des Zürcher Kunsthauses. Anzuschauen hier. Höfgen ist produktiv, wie ein weiteres Graffito an einer Hauswand zeigt: "Toleranz für Fremdenfeindlichkeit – Alvis Hermanis welcome".
Korrigierte Fassung #Toleranz #welcome #AlvisHermanis #Schiffbau @shzrh pic.twitter.com/fFs8xgtDwZ
— Barbara Villiger H (@Barbaravil) 6. Dezember 2017
#Twitterschau – Theater in der Suchmaschine
Applaus ist wie ein BH
30. Oktober 2017. Die Theaterwissenschaft müht sich seit Jahrzehnten mit einer Bestimmung dessen ab, was Theater eigentlich sein und darstellen soll. Dabei liegen die Antworten so nahe. Just google it! Wir haben zentrale Begriffe des Theaters in die Suchmaske eingegeben. Die automatischen Vervollständigungen enthüllen teils unangenehme Wahrheiten.
Glosse – Thomas Rothschild vermisst charakteristische Gänge auf der Bühne
Es hat sich ausgegangen
von Thomas Rotschild
27. September 2017. Was haben Groucho Marx, Chuck Berry, Mick Jagger, Michael Jackson und Otto Waalkes gemeinsam? Sie alle kannten das charakterisierende und komische Potential von Gängen.
#Kummercast Folge 4 – Blanche DuBois im PickUp-Forum
Der Mann mit den dicken Händen
von Sophie Diesselhorst
8. August 2017. In unserer Reihe #Kummercast suchen wir investigativ nach Lösungen für die Probleme dramatischer Figuren. In dieser Folge loggten wir uns als Blanche DuBois aus Tennessee Williams' "Endstation Sehnsucht" in ein Forum von Pick-Up-Artists ein.
#Kummercast Folge 3 – Wladimir will nicht mehr auf Godot warten und Heinrich Faust läuft ein Pudel zu
Faust: Was ist das für 1 Hund?
von Michael Wolf
24. Juli 2017. In unserer Reihe #Kummercast suchen wir investigativ nach Lösungen für die Probleme dramatischer Figuren. In dieser Folge loggten wir uns als "Wladimir" aus Becketts Klassiker "Warten auf Godot" ins Knigge-Forum. Außerdem baten wir als "Heinrich" Faust in einem Hundeforum um Rat.