nachtkritikstream vom virtuellen Theatertreffen 2020 - "Anatomie eines Suizids" vom Deutschen Schauspielhaus Hamburg
"Anatomie eines Suizids" von Alice Birch, Regie: Katie Mitchell
2. Mai 2020. Das Theatertreffen, wie wir es kennen, fällt in diesem Jahr der Corona-Pandemie zum Opfer. Theateraufführungen in geschlossenen Häusern sind derzeit nicht möglich. Die Berliner Festspiele verlegen deshalb ihr Theatertreffen ins Netz. Sechs von zehn ausgewählten Aufführungen werden auf der Website der Festspiele sowie auf nachtkritik.de gestreamt.
Gemeinsam Gucken mit Livechat am 2. Mai ab 20 Uhr
Wer das Theatertreffen-Gastspiel "Anatomie eines Suizids" in virtueller Gemeinschaft schauen möchte, ist herzlich eingeladen, sich am 2.5. hier im Livechat zu versammeln und zusammen mit uns um 20 Uhr auf Play zu drücken. Gegen 19.30 Uhr öffnen wir das Foyer des nachtkritik-Chatrooms. Gastgeberin des Abends ist nachtkritik-Redakteurin Esther Slevogt. Um 20 Uhr streamen wir die Inszenierung vom Deutschen Schauspielhaus Hamburg. Der Online-Talk der Berliner Festspiele mit Künstler*innen der Produktion wird im Anschluss stattfinden. Alles ist hier auf dieser Seite erreichbar.
19.30 Uhr Öffnung des nachtkritik-Chatrooms (zeitgleich mitchatten können maximal 300 Personen)
20.00 Uhr Gemeinsames Gucken von "Anatomie eines Suizids" plus Livechat (Startsignal gibt es im Chat)
ca. 22.00 Uhr Gespräch zur Produktion mit Sandra Gerling, Sybille Meier, Katie Mitchell, Julia Wieninger, Gala Othero Winter und Jury-Mitglied Shirin Sojitrawalla, Moderation: Janis El-Bira
Online-Talk der Berliner Festpiele zu "Anatomie eines Suizids"
Im Anschluss an den Stream am 2.5. gegen 22.00 Uhr: Nachgespräch zu "Anatomie eines Suizids" mit Künstler*innen und Beteiligten der Produktion (Sandra Gerling, Sybille Meier, Katie Mitchell, Julia Wieninger, Gala Othero Winter, sowie TT-Jurymitglied Shirin Sojitrawalla, Moderation: Janis El-Bira). Seid dabei & stellt Eure Fragen via Twitter #TT_Anatomie!
Über die Inszenierung
Auf der Website des Deutschen Schauspielhaus Hamburg heißt es über die Produktion:
Die britische Autorin Alice Birch erzählt die Geschichte dreier Frauengenerationen in einer dramaturgisch raffinierten Anordnung: Die Handlungsstränge finden simultan auf der Bühne statt, während sich die drei Protagonistinnen jeweils in ihrer eigenen Zeitzone befinden. Das den weiblichen Blick fokussierende Stück ist wie eine Fuge komponiert, in dem Themen und Motive in den einzelnen Erzählungen hinterlassen und variiert werden und sich den Frauenfiguren einschreiben wie die Depression ihrer DNA, der scheinbar nicht zu entkommen ist.
In der Begründung der Theatertreffen-Jury heißt es:
Katie Mitchell inszeniert das kunstvoll komponierte Stück als feinnervigen Abend über den Schmerz, am Leben zu sein, und den Versuch, die eigene Existenz in den Griff zu bekommen. Die Geschichten der drei Frauen spielen in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft und werden im Text und auf der Bühne parallel montiert. Drei Türen an der Hinterwand führen in drei unterschiedliche Frauenleben. Ein Generationen-Triptychon entsteht. Und ein psychologisch komplexer Abend, der die Frage nach dem gelingenden Leben aufregend neu verhandelt.
Anatomie eines Suizids
von Alice Birch, Deutsch von Corinna Brocher
Regie: Katie Mitchell, Bühne: Alex Eales, Kostüme: Clarissa Freiberg, Licht: James Farncombe, Musik: Melanie Wilson, Komposition: Paul Clark, Original Sound Design: Melanie Wilson, Sounddesign: Donato Wharton, Dramaturgie: Sybille Meier, Videotechnik: Alexander Grasseck, Peter Stein.
Mit: Sandra Gerling, Paul Herwig, Josefine Israel, Christoph Jöde, Ruth Marie Kröger, Tilman Strauß, Michael Weber, Julia Wieninger, Gala Othero Winter, Kind: Tikki Thöne, Sonja Weißer.
Premiere am 17. Oktober 2019
Dauer: 1 Stunde 45 Minuten
www.schauspielhaus.de
Die Festivalübersicht zum Berliner Theatertreffen 2020 virtuell
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Auffällig ist, dass Katie Mitchell diesmal auf den Live-Video-Einsatz verzichtet, der sich in den vergangenen Jahren zu ihrem Markenzeichen entwickelte.
Der Mitschnitt von der Generalprobe im Oktober 2019 verharrt in der Totalen und hat alle drei Geschichten, die parallel ablaufen, im Blick. Das Ergebnis ist ein düsteres Grundrauschen, das sich zäh und sehr eindimensional dahinschleppt. Wie ausgebremst agieren die drei Hauptdarsteller*innen, stellte Katrin Ullmann in ihrer taz-Premierenkritik treffend fest. Auch mit ihrem Vorwurf, dass der Text nicht über „holzschnittartige Reißbrettpsychologie“ hinauskommt und in seiner eigenen Düsternis ertrinkt, trifft sie meiner Meinung nach ins Schwarze.
Komplette Kritik: https://daskulturblog.com/2020/05/03/anatomie-eines-suizids-katie-mitchell-schauspielhaus-hamburg-kritik/
Fazit: Insgesamt als Vorstellung unbedingt sehenswert!
Die Gleichzeitigkeit macht die Weitergabe von Traumata und psychischen Krankheiten über Generationen sehr deutlich und die verzweifelnden Versuche diese Ketten zu unterbrechen sind sehr berührend. Ich fand es weder Kunsthandwerk noch banal, sondern sehr aus dem Leben gegriffen.
Die Aufzeichnung jetzt (danke dafür) hat meine Eindrücke weitgehend bestätigt (soweit das eine filmische Aufzeichnung kann). Trotzdem hoffe ich, dass es von 3sat nachträglich vielleicht doch noch einmal aufgezeichnet wird und noch mehr die Inszenierung bald live noch einmal zu sehen.
Natürlich wäre der Abend banal, wenn die drei Geschichten hintereinander gespielt würden. Das interessante ist ja die Gleichzeitigkeit, dass die Mutter in der Tochter und der Enkelin drin ist und umgekehrt, auch ganz real, textlich und szenisch. Dass die Schauspielerinnen immer auch auf die anderen hören müssen, auf ihre Vor- und Nachfahren, das ist recht anstrengend, ist aber doch auch der Clou des Abends. Wenn man dem Abend etwas ganz sicher zugestehen muss ist es, dass hier Inhalt und Form total korrespondieren, und das ist eben grade nicht Kunsthandwerk.