nachtkritikstream: "Antigone in Molenbeek / Tiresias" vom Toneelhuis, Antwerpen
Antigone in Molenbeek / Tiresias
22. Januar 2021. Vom 20. bis 31. Januar findet am Hamburger Thalia Theater und am Dramaten in Stockholm die digitale Ausgabe der LESSINGTAGE, des Festivals des europäischen Theaternetzwerkes mitos21, statt. Die internationalen Gastspiele wurden von den Mitgliedshäusern des Netzwerkes selbst ausgesucht und werden nun als Streams präsentiert: "Ein digitales Panorama des europäischen Theaters", verspricht das Thalia Theater auf seinen Seiten, "heterogen und verschieden in Inhalten und Ästhetiken, angetrieben von der Neugier auf die Vielfalt Europas."
Nachtkritik.de zeigt zwischen dem 21. und 31. Januar jeweils von 19 bis 24 Uhr eine Auswahl des Festivals an insgesamt fünf Abenden. Am 23. Januar setzen wir unser Streaming fort mit einer Produktion vom Toneelhuis in Antwerpen: Antigone in Molenbeek / Tiresias von Stefan Hertmans ("Antigone in Molenbeek") und Kate Tempest ("Tiresias") in der Regie von Guy Cassiers.
Auf der Webseite des Thalia Theaters heißt es über die Inszenierung:
"Guy Cassiers, Regisseur und künstlerischer Leiter des Toneelhuis, ist bekannt für eine unverwechselbare, äußerst visuelle Theatersprache. Zusammen mit seinen Schauspielern schafft er ein sinnliches Universum, das seine große Leidenschaft für Literatur und Musik mit seiner Faszination für das Potential visueller Technologie verbindet. Für diese Doppelvorstellung zweier Monologe haben Stefan Hertmans und Kate Tempest klassische Mythen in einer zeitgenössischen Sprache umgeschrieben und in einen urbanen Kontext gestellt.
Stefan Hertmans und Kate Tempest haben diese klassischen Mythen in einer zeitgenössischen Sprache umgeschrieben und in einen urbanen Kontext gestellt. Regisseur Guy Cassiers erzählt die Geschichten in einer Doppelvorstellung zweier Monologe.
Von ihren isolierten Positionen aus enthüllen Antigone und Tiresias jeweils die unterdrückten sexuellen, sozialen und politischen Vorurteile in ihrer Gesellschaft. Neben der visuellen Technologie spielt dabei auch Musik eine wichtige Rolle. Die beiden Erzählungen treten in einen Dialog mit dem Streichquartett Nr. 15 des russischen Komponisten Dmitri Schostakowitsch.
ANTIGONE IN MOLENBEEK
Stefan Hertmans stellt Antigone inmitten einer heutigen multikulturellen Gesellschaft. Hier heißt Antigone Nouria und ist Jurastudentin. Einer ihrer Brüder hatte sich radikalisiert, ist in den Nahen Osten gegangen, hatte für ISIS gekämpft und ist jetzt bei einem Terroranschlag gestorben. Nouria ist entschlossen, die sterblichen Überreste ihres Bruders zu begraben. Als die Behörden sich aber weigern, seinen Körper freizulassen, geht alles schief.
TIRESIAS
In Tempests gesprochenem Gedicht ist Tiresias ein fünfzehnjähriger Junge, der sich in eine Frau schließlich in einen Propheten verwandelt, auf den niemand hört. Eine Rolle, die auf die Schauspielerin Katelijne Damen zugeschnitten ist, mit der Guy Cassiers zuvor in der Produktion Orlando (nach Virginia Woolf) zusammenarbeitete. Wie Tiresias erzählte schon Orlando die Geschichte einer Transformation von Mann zu Frau und stellte gezielt alle möglichen Fragen zur Identität."
Antigone in Molenbeek / Tiresias
von Stefan Hertmans ("Antigone in Molenbeek") und Kate Tempest ("Tiresias")
Regie: Guy Cassiers, Bühne: Charlotte Bouckaert, Lichtdesign: Fabiana Piccioli, Sander Loonen, Dramaturgie: Erwin Jans, Dimitri Sjostakovitsj performed vom Danel Quartet.
Mit: Ikram Aouland (Antigone in Molenbeek), Katelijne Damen (Tiresias).
Premiere 2020
Dauer: 2 Stunden 10 Minuten
www.toneelhuis.be
www.thalia-theater.de
meldungen >
- 05. Oktober 2024 Zürich: Klage gegen Theater Neumarkt wird nicht verfolgt
- 04. Oktober 2024 Interimsintendanz für Volksbühne Berlin gefunden
- 04. Oktober 2024 Internationale Auszeichnung für die Komische Oper Berlin
- 04. Oktober 2024 Kulturschaffende fordern Erhalt von 3sat
- 04. Oktober 2024 Deutscher Filmregisseur in russischer Haft
- 01. Oktober 2024 Bundesverdienstorden für Lutz Seiler
- 01. Oktober 2024 Neuer Schauspieldirektor ab 2025/26 für Neustrelitz
- 30. September 2024 Erste Tanztriennale: Künstlerische Leitung steht fest
neueste kommentare >
-
Kultursender 3sat bedroht Gutes Fernsehen unterstützen!
-
Method, Berlin Vor 75 Jahren
-
Method, Berlin Meinungsjournalismus
-
Kleinstadtnovelle, Magdeburg Verständnisfrage
-
Sommernachtstraum, München Sehenswert
-
Method, Berlin Wo war Tscheplanowa?
-
Sommernachtstraum, München Sandwich statt Kuchen
-
Kultursender 3sat bedroht Muss bleiben
-
Method, Berlin Mehr als unangenehm
-
Method, Berlin Punktlandung
nachtkritikcharts
dertheaterpodcast
nachtkritikvorschau
Der „Antigone in Molenbeek“-Text ist Milieustudie aus dem Stadtteil von Brüssel, der traurige Berühmtheit erlangte, da Islamisten dort Paris-Attentäter rekrutierten, aber zugleich Erinnerungsarbeit an den verlorenen Bruder und fiebrige Odyssee der Protagonistin durch die Instanzen vom Polizeirevier über die Leichenhalle bis zum Gerichtssaal.
In der zweiten Hälfte des Gastspiels aus Antwerpen erzählt Kae Tempest vom Mythos des blinden Sehers „Tiresias“, der nach Schlangenbissen vom Mann zur Frau wurde und sich wieder zurückverwandelte. In der niederländischen Übersetzung, die Katelijne Damen vorträgt, geht einiges von der vorwärtstreibenden Sprachgewalt des Originals verloren, die Kae Tempest 2015 als Spoken Word Performance auf die Bühne des Londoner Royal Court Theatre brachte (https://www.youtube.com/watch?v=32i5zfcFt8g).
Komplette Kritik: https://daskulturblog.com/2021/01/20/lessingtage-2021-thalia-theater-hamburg-kritik/
Mich hat das Spiel von Katelijne Damen sehr in Bann gezogen und ich war erstaunt, dass ich einiges aus dem Niederländischhen mit Hilfe der englischen Untertitel verstanden habe. Trotzdem würde ich diesen Text sehr gern auf Deutsch lesen.
Werde ich mir schnellstens kaufen.