Nóra – karácsony Helmeréknél / Nora – Weihnachten bei Helmers

29. Januar 2021. Vom 20. bis 31. Januar findet am Hamburger Thalia Theater und am Dramaten in Stockholm die digitale Ausgabe der LESSINGTAGE, des Festivals des europäischen Theaternetzwerkes mitos21, statt. Die internationalen Gastspiele wurden von den Mitgliedshäusern des Netzwerkes selbst ausgesucht und werden nun als Streams präsentiert: "Ein digitales Panorama des europäischen Theaters", verspricht das Thalia Theater auf seinen Seiten, "heterogen und verschieden in Inhalten und Ästhetiken, angetrieben von der Neugier auf die Vielfalt Europas."

nachtkritik.de zeigt zwischen dem 21. und 31. Januar jeweils von 19 bis 24 Uhr eine Auswahl des Festivals an insgesamt fünf Abenden. Zum Abschluss des Festivals zeigen wir am 31. um 19 Uhr die Ibsen-Adaption Norá – karácsony Helmeréknél ("Nora – Weihnachten bei Helmers") der Regisseurin Kriszta Székely. Sie entstand 2016 als Abschlussarbeit an der Budapester SZFE, der Universität für Theater- und Filmkunst.

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Auf der Webseite des Thalia Theaters heißt es über die Produktion:

"Gleichberechtigung in der Ehe ist in den meisten Ländern Europas seit Jahrzehnten selbstverständlich. Gerade in Ungarn strebt die Regierung unter Viktor Orbán aber zunehmend danach, die Errungenschaften der Emanzipationsbewegung durch die Förderung konservativer Familienwerte zunichte zu machen. Ibsen’s Klassiker 'Ein Puppenheim' steht daher auch 2021 in einem hochpolitischen Kontext, inszeniert von der jungen Regisseurin Kriszta Székely.

Eine Familie zerfällt auf der Bühne. In solchen Krisen gibt es keine guten oder schlechten, es gibt nur gegensätzliche Absichten und unterdrückte Bedürfnisse. In der Ehe von Nora und Helmer führen neben den erdrückenden Beschränkungen, die vorbestimmte Rollenvorstellungen einer Ehe mit sich bringen, mangelnde Selbsterkenntnis und mangelnde Freiheit zur Scheidung.

Die Probleme, mit denen sich Ibsens Stück befasst, insbesondere die Situation der Frauen, haben sich in den meisten Teilen Europas mittlerweile stark verändert. Rechtliche Veränderung wirkt aber nicht unbedingt sofort in die Gesellschaft zurück. Eine Idee beginnt den Fortschritt, aber das menschliche Verhalten hinkt in seiner Anpassung langsamer hinterher. Die Art und Weise, wie Menschen denken, fühlen und Entscheidungen treffen, kann immer noch ähnlichen Mustern folgen wie vor 140 Jahren.

Die junge Regisseurin Kriszta Székely wurde für diese Bearbeitung von Ibsens 'Ein Puppenheim' 2017 mit dem Preis der ungarischen Theaterkritiker ausgezeichnet ('beste Schauspielerin in einer Hauptrolle' für Eszter Ónodi und 'vielversprechendstes junges Talent' für Székely). Es war ihr Debüt nach ihrem Abschluss an der Universität für Theater und Filmkunst in Budapest. #freeszfe

Die Bühnenversion des Textes stammt von Ármin Szabó-Székely und Kriszta Székely, basierend auf der Übersetzung von László Kúnos."

 

Norá – karácsony Helmeréknél
von Henrik Ibsen
Regie: Kriszta Székely, Bühne: Juli Balázs, Lichtdesign: József Pető, Kostüm: Fruzsina Nagy, Musik: Flóra Matisz, Dramaturgie: Ármin Szabó-Székely, Live-Musiker: András Himmler, Álmos Szalai.
Mit: Eszter Ónodi (Nora), Ernő Fekete (Helmer), Tamás Keresztes (Krogstad), Gergely Kocsis (Rank), Reka Pelsőczy (Kristine), Zorka Varga, Koppány Varga, Emil Engárd (Noras Kinder).
Premiere 2016
Dauer: 1 Stunde 40 Minuten
Stream in ungarischer Sprache mit englischen Untertiteln

www.katonajozsefszinhaz.hu
www.thalia-theater.de

 

Kommentare  
nk-Stream, Nora/Lessingtage: in Richtung Simon Stone
Die Inszenierung ist auf halbem Weg zwischen klassischen Ibsen-Inszenierungen und radikalen Übermalungen von Simon Stone zu verorten. Die junge Regisseurin Kriszta Székely übernahm in ihrer Abschlussarbeit zwar das gesamte Figuren-Personal aus Ibsens Drama und folgt auch weitgehend dem Plot, sie betont aber das Telenovela-artige der Konflikte und modernisiert die Dialoge.

Der Soap-Charakter nimmt aber nie so überhand, wie es bei Simon Stone stets der Fall ist, der das Personal komplett austauscht und sich nur noch von einzelnen Motiven inspirieren lässt.

Komplette Kritik: https://daskulturblog.com/2021/01/20/lessingtage-2021-thalia-theater-hamburg-kritik/
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