438 Tage NSU-Prozess. Eine theatrale Spurensuche - Vom Kunstfest Weimar im Nachtkritikstream
Reenactment des NSU-Prozess
25. August 2021. Das Kunstfest Weimar beginnt mit dem Projekt "438 Tage NSU-Prozess — Eine theatrale Spurensuche", einem 17-tägigen Reenactment des Münchener NSU-Prozesses mit zahlreichen prominenten Gästen aus Politik, Wissenschaft und Kunst.
Reenactment des NSU-Prozess
25. August 2021.Das Kunstfest Weimar beginnt mit dem Projekt 438 Tage NSU-Prozess — Eine theatrale Spurensuche, einem 17-tägigen Reenactment des Münchener NSU-Prozesses mit zahlreichen prominenten Gästen aus Politik, Wissenschaft und Kunst. Am Mittwoch, den 25. August um 20:30 Uhr zeigen wir das erste Kapitel des Reenactments: "Anschlag Kneipe Sonnenschein" und am Donnerstag, den 26. August, 18 Uhr das zweite Kapitel: "Mord an Enver Şimşek" im nachtkritikstream. Beide Teile sind hier noch bis Freitag, den 27. August um 16 Uhr nachschaubar. Die übrigen Kapitel des Reenactments folgen täglich auf www.kunstfest-weimar.de
Das Kunstfest Weimar schreibt auf seiner Website:
"Das Kunstfest Weimar nimmt den Jahrestag der Enttarnung der drei Haupttäter*innen des NSU-Komplexes 2011 zum Anlass den NSU-Prozess theatral aufzuarbeiten. In den Fokus rücken dabei vor allem die Opfer sowie die Leerstellen in der Aufklärung. Auch heute noch sind die Hintergründe des NSU-Komplexes unklar: Die Frage nach rechten Netzwerken sowie Verstrickungen behördlicher Organe bzw. Mitwisser- und Mittäterschaft von staatlichen Strukturen sind nach wie vor nicht befriedigend beantwortet.
Das dokumentarisch-performatives Reenactment rekapituliert den Prozess entlang thematischer Schwerpunkte, auch in Bezug auf die Gegenwart. In 17 Kapiteln an 17 Tagen werden die Problemkomplexe verhandelt und unterschiedliche Perspektiven auf den Prozess sowie auf die bis heute offene Fragen eröffnet. Dabei werden jeden Tag neu Rollen von Weimarer und Jenaer Bürger*innen, Prozessbeteiligten oder Personen des öffentlichen Lebens übernommen.
So nehmen Mitglieder der Thüringer Landesregierung wie Kultur-, Bundes- und Europaminister Benjamin-Immanuel Hoff, Finanzministerin Heike Taubert oder Justizminister Dirk Adams teil, genauso wie die Landtagsopposition vertreten ist durch Prof. Mario Voigt oder den Thüringer CDU-Chef Christian Hirte. Die Linken-Bundesvorsitzende Susanne Hennig-Wellsow und Antje Tillmann, finanzpolitische Sprecherin der CDU-Bundestagsfraktion, sind die prominentesten Bundespolitiker. Die Oberbürgermeister von Weimar, Jena oder Zwickau engagieren sich genauso wie Aiman A. Mazyek, Vorsitzender des Zentralrats der Muslime in Deutschland. Kunstschaffende wie Shermin Langhoff, Intendantin des Berliner Maxim Gorki-Theaters, Çağla İlk, Direktorin der Kunsthalle Baden Baden oder der Berliner Filmschauspieler Johann von Bülow kommen zur Mitwirkung nach Weimar. Hervorzuheben ist zudem die Präsenz einer Reihe von Zeitzeugen des Münchener Prozesses wie die Nebenklagevertreter Rechtsanwälte Mehmet Daimagüler und Sebastian Scharmer, genauso wie von Opferangehörigen und Betroffenen von Anschlägen des NSU wie Semiya Şimşek, Gamze Kubaşık, Gavriil Voulgaridis. Auch Weimarer Bürgerinnen und Bürger lesen Textausschnitte aus NSU-Prozessprotokollen ein.
Im Anschluss an jede Vorstellung findet ein Gespräch mit den Mitwirkenden statt. Regie des Projektes, das über die Homepage des Kunstfests Weimar live gestreamt wird, führt Nuran David Çalış, die Textfassung ist von Tunçay Kulaoğlu."
438 Tage NSU-Prozess - Eine theatrale Spurensuche
Kapitel 1: "Anschlag Kneipe Sonnenschein" und Kapitel 2: "Mord an Enver Şimşek"
Regie und Video: Nuran David Çaliş, Text* und Dramaturgie: Tunçay Kulaoğlu, Bühne: Irina Schicketanz, Kostüme: Sara Drasdo, Musik: Vivan Bhatti, Produktionsleitung und Dramaturgie: Marlies Kink.
Mit: Rosa Falkenhagen, Sebastian Kowski, Nadja Robiné, Krunoslaw Šebrek u. a.
* Unter Verwendung von Texten aus "Der NSU-Prozess. Das Protokoll" von Annette Ramelsberger, Tanjev Schultz, Rainer Stadler und Wiebke Ramm, Verlag Antje Kunstmann, München 2018. Aufführungsrechte beim Rowohlt Theater Verlag, Hamburg.
Gäste am 1. Tag: Heike Taubert, Thüringer Finanzministerin (SPD); Corinna Deibel, Weimarer Bürgerbündnis gegen Rechtsextremismus; Birgit Mair, Referentin ISFBB e.V; Mehmet O., Betroffener.
Teilnehmer der anschließenden Podiumdikussion: Birgit Mair, Mehmet O., Heike Taubert, Nuran David Çalış, Rolf Hemke.
Gäste am 2. Tag: Astrid Rothe-Beinlich, MdL (Bündnis 90/Die Grünen); Steffen Dittes, MdL (Die Linke); Birgit Mair, Referentin ISFBB e.V.; Semiya Şimşek (Zoom-Zuschaltung), Betroffene; Hasan H. Taşgın, Schauspieler.
Teilnehmer der anschließenden Podiumdikussion: Birgit Mair, Semiya Şimşek (online), Astrid Rothe-Beinlich, Steffen Dittes.
Produktion: Kunstfest Weimar, Koproduktion: Deutsches Nationaltheater und Staatskapelle Weimar, Kooperation: Förderverein Buchenwald e. V.; Kein Schlussstrich! Ein bundesweites Theaterprojekt zum NSU-Komplex, Unterstützung: NSU Watch: »Aufklären und Einmischen/Aydınlatma ve Müdahale«
FÖRDERUNG — Bundeszentrale für politische Bildung | Lokaler Aktionsplan Weimar | JenaKultur
www.kunstfest-weimar.de
Mehr dazu: Im Juni 2019 hielt der damalige Intendant des Staatstheater Kassel Thomas Bockelmann auf einer Kundgebung eine Rede gegen rechte Gewalt; im September 2019 inszenierte Janis Knorr am Staatstheater Kassel eine Fassung der von Annette Ramelsberger, Tanjev Schultz, Rainer Stadler und Wiebke Ramm herausgegebenen Protokolle des Prozesses: Der NSU-Prozess. Die Protokolle; ebenfalls das Staatstheater Kassel forderte im Februar 2020 in einer Petition an den Hessischen Landtag die Veröffentlichung der unter Verschluss gehaltenen Akten des hessischen NSU-Untersuchungsausschuss; im Mai 2021 zeigte Nuran David Çaliş in Frankfurt NSU 2.0, den Theaterfilm zu eben der Inszenierung, die nun für das Kunstfest Weimar zustande gekommen ist.
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