Offener Brief der deutschen Akademien der Künste an den Deutschen Städtetag
Akademie der Künste Berlin
Bayerische Akademie der Schönen Künste München
Freie Akademie der Künste in Hamburg
Sächsische Akademie der Künste Dresden
An die Präsidentin
des Deutschen Städtetages
Frau Dr. h.c. Petra Roth
Oberbürgermeisterin der Stadt
Frankfurt/Main
12. Mai 2010
Offener Brief
Erhalt der deutschen Theaterlandschaft
Sehr geehrte Frau Präsidentin,
die Akademien der Künste nehmen mit großer Sorge zur Kenntnis, dass in vielen Städten der Bundesrepublik die Bereitschaft zur Demontage der Theaterlandschaft wächst.
So soll in Wuppertal einer der schönsten Theaterneubauten der Zeit nach 1945 geschlossen werden, ein Haus in dem Pina Bausch einige ihrer besten Tanztheater-Visionen geschaffen hat. In Oberhausen steht das Theater trotz beachtlicher überregionaler Resonanz vor dem finanziellen Ruin. Dortmund stößt an seine existenziellen Grenzen, Moers und Hagen stehen zur Disposition. Wilhelmshaven benötigt ein Signal für die Fortsetzung seiner Arbeit, in Dessau ist die Existenz eines wichtigen Theaters bedroht, das alljährlich Ausrichter des Internationalen Kurt Weill Festivals ist. Die Reihe ließe sich fortsetzen.
Sehr geehrte Frau Roth, das Theater in Deutschland hat eine wesentliche Bindefunktion für die Gesellschaft, es ist Garant für soziale und politische Kommunikation, für kulturelle und musische Bildung und nicht zuletzt für künstlerische Innovation und dies sowohl im Musiktheater wie im Schauspiel als auch im Tanztheater. Das Zusammenspiel von Repertoire, Ensemble, Abonnement und die Öffnung für neues Publikum haben sich als Elemente des deutschen Theatersystems bewährt. Das deutsche Theater verfügt über ein dichtes Netz und hat nicht nur in den Metropolen, sondern in den kleinsten Kommunen seinen festen Platz.
Sie stehen einer Stadt vor, die sich besonders auch durch ihre Theater profiliert hat. Wer Senftenberg oder Neustrelitz zur Disposition stellt, stellt das kulturelle Leben ganzer Städte zur Disposition und gefährdet damit letztlich auch die Theaterarbeit in Berlin und Frankfurt.
Die Akademien der Künste fordern den Deutschen Städtetag auf, sich gegen die Steuerpolitik des Bundes zu stellen, die die Städte und Kommunen in ihrer kulturellen Existenz bedroht und die gegen das Konnexitätsprinzip verstößt. Demokratie wird für die einzelne Bürgerin, den einzelnen Bürger vor allem vor Ort, in der Kommune erfahrbar. Die Theater haben großen Anteil daran, dass die Erfahrung der Selbstverwaltung und damit der Selbstverantwortung als demokratische Prinzipien auch an junge Menschen weitergereicht werden. Wer Theater schließt oder ihre finanzielle Auszehrung billigend in Kauf nimmt, gefährdet einen zentralen Ort der demokratischen Auseinandersetzung.
Sehr geehrte Frau Roth, bitte betrachten Sie diese Zeilen als eine Aufforderung, die von einer tiefen Sorge um den Erhalt unserer kulturellen Institutionen getragen ist. Wir bitten Sie als Präsidentin des Deutschen Städtetags, das in Ihrer Verantwortung Stehende zu tun, die Einzigartigkeit der deutschen Theaterlandschaft zu erhalten.
Mit freundlichen Grüßen
Prof. Klaus Staeck, Präsident der Akademie der Künste
Prof. Dr. Dr. Dieter Borchmeyer, Präsident der Bayerischen Akademie der Schönen Künste
Armin Sandig, Präsident der Freien Akademie der Künste in Hamburg
Prof. Udo Zimmermann, Präsident der Sächsischen Akademie der Künste
Akademie der Künste Berlin
Bayerische Akademie der Schönen Künste München
Freie Akademie der Künste in Hamburg
Sächsische Akademie der Künste Dresden
An die Präsidentin
des Deutschen Städtetages
Frau Dr. h.c. Petra Roth
Oberbürgermeisterin der Stadt
Frankfurt/Main
12. Mai 2010
Offener Brief
Erhalt der deutschen Theaterlandschaft
Sehr geehrte Frau Präsidentin,
die Akademien der Künste nehmen mit großer Sorge zur Kenntnis, dass in vielen Städten der Bundesrepublik die Bereitschaft zur Demontage der Theaterlandschaft wächst.
So soll in Wuppertal einer der schönsten Theaterneubauten der Zeit nach 1945 geschlossen werden, ein Haus in dem Pina Bausch einige ihrer besten Tanztheater-Visionen geschaffen hat. In Oberhausen steht das Theater trotz beachtlicher überregionaler Resonanz vor dem finanziellen Ruin. Dortmund stößt an seine existenziellen Grenzen, Moers und Hagen stehen zur Disposition. Wilhelmshaven benötigt ein Signal für die Fortsetzung seiner Arbeit, in Dessau ist die Existenz eines wichtigen Theaters bedroht, das alljährlich Ausrichter des Internationalen Kurt Weill Festivals ist. Die Reihe ließe sich fortsetzen.
Sehr geehrte Frau Roth, das Theater in Deutschland hat eine wesentliche Bindefunktion für die Gesellschaft, es ist Garant für soziale und politische Kommunikation, für kulturelle und musische Bildung und nicht zuletzt für künstlerische Innovation und dies sowohl im Musiktheater wie im Schauspiel als auch im Tanztheater. Das Zusammenspiel von Repertoire, Ensemble, Abonnement und die Öffnung für neues Publikum haben sich als Elemente des deutschen Theatersystems bewährt. Das deutsche Theater verfügt über ein dichtes Netz und hat nicht nur in den Metropolen, sondern in den kleinsten Kommunen seinen festen Platz.
Sie stehen einer Stadt vor, die sich besonders auch durch ihre Theater profiliert hat. Wer Senftenberg oder Neustrelitz zur Disposition stellt, stellt das kulturelle Leben ganzer Städte zur Disposition und gefährdet damit letztlich auch die Theaterarbeit in Berlin und Frankfurt.
Die Akademien der Künste fordern den Deutschen Städtetag auf, sich gegen die Steuerpolitik des Bundes zu stellen, die die Städte und Kommunen in ihrer kulturellen Existenz bedroht und die gegen das Konnexitätsprinzip verstößt. Demokratie wird für die einzelne Bürgerin, den einzelnen Bürger vor allem vor Ort, in der Kommune erfahrbar. Die Theater haben großen Anteil daran, dass die Erfahrung der Selbstverwaltung und damit der Selbstverantwortung als demokratische Prinzipien auch an junge Menschen weitergereicht werden. Wer Theater schließt oder ihre finanzielle Auszehrung billigend in Kauf nimmt, gefährdet einen zentralen Ort der demokratischen Auseinandersetzung.
Sehr geehrte Frau Roth, bitte betrachten Sie diese Zeilen als eine Aufforderung, die von einer tiefen Sorge um den Erhalt unserer kulturellen Institutionen getragen ist. Wir bitten Sie als Präsidentin des Deutschen Städtetags, das in Ihrer Verantwortung Stehende zu tun, die Einzigartigkeit der deutschen Theaterlandschaft zu erhalten.
Mit freundlichen Grüßen
Prof. Klaus Staeck, Präsident der Akademie der Künste
Prof. Dr. Dr. Dieter Borchmeyer, Präsident der Bayerischen Akademie der Schönen Künste
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Prof. Udo Zimmermann, Präsident der Sächsischen Akademie der Künste
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