Orpheus steigt herab - Der Shorty zum Gastspiel beim Theatertreffen 2013
Spitz sein, und gefährlich
von Dirk Pilz
Berlin, 19. Mai 2013. Und zum Schluss: wieder die Frauen vor allem. Mit einem Frauengroßauftritt hat das diesjährige Theatertreffen angefangen, mit Medea als Inbild der Konsequenz, hingestemmt von Constanze Becker. Dann Sandra Hüller in Die Straße. Die Stadt. Der Überfall, spielt, als wären die Worte erfunden, um sie immer anders, immer neu umzukleiden, mehrfach in einem Satz. Julia Häusermann haut in Disabled Theater eine Wutnummer hin. Julia Wieninger hüllt ihre Figur in Eine Reise durch die Nacht in stumme Wein- und Stierblicke. Lina Beckmann bringt in Die Ratten ihre Frau John zum Dampfen. Das fünfzigste Theatertreffen: ein Schauspielerinnenfest. Sehr schön. So viele verschiedene Spielwandelweisen.
Die Ratten - Der Shorty zum Gastspiel beim Theatertreffen 2013
Fast ein Heimspiel
von Anne Peter
Berlin, 16. Mai 2013. Neulich bin ich – trotz Sandra Hüller! – auf meiner zweiten Karte für den Münchner Jelinek-Abend sitzengeblieben. Vor mir hatten sich schon drei andere von der "Verkaufe Karte"-Fraktion vor dem Haus der Berliner Festspiele postiert. Umso erfreulicher, dass dort heute Abend bei den "Ratten" aus Köln wieder die Last-Minute-Fans stehen, die einem ihr "Suche Karte"-Schild entgegenhalten.
Die heilige Johanna der Schlachthöfe - Der Shorty zum Gastspiel beim Theatertreffen 2013
Das Pferde(fleisch)mädchen
von Matthias Weigel
Berlin, 13. Mai 2013. Bei dieser "Heiligen Johanna" ist einfach für jeden was dabei. Zuvorderst für die, die endlich mal wieder Blackfacing nach allen Regeln der Kunst sehen wollen: Frau Luckerniddle, bei Brecht eine verarmte Arbeiter-Witwe, ist in Sebastian Baumgartens Zürcher Inszenierung flächendeckend schwarz angemalt. Rote Lippen, Afro-Perücke, ausgestopftes Hinterteil, Holzpantoffeln, Uga-Uga-Getue – da wird's Hallervorden gleich ganz warm ums Herz.
Reise durch die Nacht - Der Shorty zum Gastspiel beim Theatertreffen 2013
Melancholie im Nachtzug
von Sophie Diesselhorst
Berlin, 11. Mai 2013. Täuschung und Ent-täuschung sind hierarchisch angeordnet in Katie Mitchells Kölner Inszenierung "Reise durch die Nacht" nach einem Text von Friederike Mayröcker. Die Täuschung ist oben. Schon von der vierten Reihe im Radialsystem aus ist das Oben näher als das Unten.
In dem Film, der oben läuft, während er unten produziert wird, ist alles in fließender Bewegung. Der Nachtzug von Paris nach Wien braucht nur eineinviertel Stunden. Sonst stimmt alles: Der Schaffner trägt eine rote Mütze, seine Ansagen knistern und rauschen, und die Toilettenbeleuchtung ist äußerst unvorteilhaft.
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