Nachtkritikstream - "Der Zauberberg" als Echtzeit-Premiere aus dem Deutschen Theater Berlin in der Regie von Sebastian Hartmann
"Der Zauberberg" von Sebastian Hartmann
Berlin | Online, 20. November 2020."Der Zauberberg" nach Thomas Mann hat in der Regie von Sebastian Hartmann am Freitag, dem 20.11., um 19.30 Uhr Premiere. Die Aufführung wird einmalig in Echtzeit übertragen! Auf der Homepage des Deutschen Theaters Berlin und hier im nachtkritikstream. Sebastian Hartmann hat Thomas Manns Roman bereits während seiner Leipziger Intendanz für die Bühne adaptiert (hier die Nachtkritik).
Auf der Website des Deutschen Theaters Berlin heißt es über die Produktion:
"Was ist die Zeit?", unter diese Leitfrage stellt Sebastian Hartmann seine Adaption des Zauberbergs von Thomas Mann. "Ein Geheimnis," schreibt dieser, "wesenlos und allmächtig. Eine Bedingung der Erscheinungswelt, eine Bewegung, verkoppelt und vermengt dem Dasein der Körper im Raum und ihrer Bewegung. Wäre aber keine Zeit, wenn keine Bewegung wäre? Keine Bewegung, wenn keine Zeit? Ist die Zeit eine Funktion des Raumes? Oder umgekehrt? Oder sind beide identisch? Die Zeit ist identisch, sie hat verbale Beschaffenheit, sie ‚zeitigt’. Was zeitigt sie denn? Veränderung! Jetzt ist nicht Damals, Hier nicht Dort, denn zwischen beiden liegt Bewegung. Da aber die Bewegung, an der man die Zeit misst, kreisläufig ist, in sich selber beschlossen, so ist das eine Bewegung und Veränderung, die man fast ebensogut als Ruhe und Stillstand bezeichnen könnte; denn das Damals wiederholt sich beständig im Jetzt, das Dort im Hier. Da ferner eine endliche Zeit und ein begrenzter Raum auch mit der verzweifeltsten Anstrengung nicht vorgestellt werden können, so hat man sich entschlossen, Zeit und Raum als ewig und unendlich zu 'denken', in der Meinung offenbar, dies gelinge, wenn nicht recht gut, so doch etwas besser. Bedeutet aber nicht die Statuierung des Ewigen und Unendlichen die logisch-rechnerische Vernichtung alles Begrenzten und Endlichen, seine verhältnismäßige Reduzierung auf Null? Ist im Ewigen ein Nacheinander möglich, im Unendlichen ein Nebeneinander?"
Regisseur Sebastian Hartmann spricht im Video des Deutschen Theaters Berlin über seine Produktion:
Der Zauberberg
nach dem Roman von Thomas Mann
Regie / Bühne: Sebastian Hartmann, Kostüme: Adriana Braga Peretzki, Musik: Samuel Wiese, Videoanimation: Tilo Baumgärtel, Licht: Lothar Baumgarte, Dramaturgie: Claus Caesar, Livestream: Bildregie Jan Speckenbach, Livestream Kamera: Marlene Blumert, Max Hohendahl, Dorian Sorg, Szenisches Video: Lennart Löttker, Head of Stream: Peter Stoltz, Sendeton: Marcel Braun, Björn Mauder, Ton: Marcel Braun, Eric Markert.
Mit: Elias Arens, Manuel Harder, Peter René Lüdicke, Markwart Müller-Elmau, Linda Pöppel, Birgit Unterweger, Cordelia Wege, Niklas Wetzel, Samuel Wiese (Live-Musik)
Premiere im Livestream am 20. November 2020
www.deutschestheater.de
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Es ist eine "Zauberberg-Zeit". Man könnte sagen, wir leben alle jetzt in einem weltweiten "Sanatorium", wie Hans Castorp (dieser sieben Jahre lang,
eine lange Zeit). Mit der Leben/Tod-Thematik ist der Begriff Zeit ver-
woben, ein zentrales Motiv im "Zauberberg"
Was und wie wird Sebastian Hartmann ihn bringen?
(Anm. Redaktion. Nein, heute kein Livechat auf Nachtkritik. Im YouTube-Kanal ist ein Chat offen. Mit freundlichen Grüßen, chr / Redaktion)
Was für ein großartiger Wurf!
davon abgesehen: einfach zu kurz. das muss man auf mindestens drei stunden ausschlachten, sonst hat man sich ja kaum hingesetzt.
Dieses System wird ganz bald implodieren und wir dürfen da nicht zuschauen!
(Anm. Redaktion: Werter Ole, wir befinden uns mit dem Lockdown seit März in einer Ausnahmesituation, in der es um die grundsätzliche öffentliche Sichtbarkeit der Theaterkunst geht. Mit den Streamings versucht nachtkritik.de hier einen Beitrag zu leisten. Fragen nach Vergütung sind wichtig und das Gespräch darüber muss intensiviert werden. Im Moment klären die Produzent*innen die jeweiligen Produktionsbelange mit den beteiligten Künstler*innen und nachtkritik.de stellt als Plattform Arbeitskraft und Reichweite zur Verfügung, damit das Gespräch über Theater in diesen Zeiten weiter stattfindet. Die Erfahrungen, die alle hier gerade sammeln, werden auch helfen, die Fragen zu klären, die daran gebunden sind. Mit freundlichen Grüßen, Christian Rakow / Redaktion)
Es ist entschieden ein außerordentlicher Fall, daß bei Ihren literarischen Studien der Autor zugegen ist und mit Ihnen sein Werk betrachtet."...
Die "Einführung in den Zauberberg" von Thomas Mann vor Studenten der Universität Princeton 1939 gehalten, eröffnet seinen Roman. Nur zu:
https://www.academia.edu/7466090/Mann_Thomas_Der_Zauberberg
(Liebe Ally, das ist offenbar ein Missverständis. Der Abend wurde nur live gestreamt. Es gibt keine abrufbare Aufzeichnung. Grüsse aus der Redaktion).
Sie allen Ernstes, irgendjemand hätte Bedarf an der gröhlenden Ausbeutung der Traumgesichte des Hans Castorp, die ihn bei seinem allzu gewagten Gang in die eisigen Höhen erschienen? Seines Bekenntnisses zum Leben, der Abkehr von den belehrenden Manie-
rismen eines Settembrini, von den triebkranken Eingebungen, den terroristischen Predigten des Leo Naphta? Zum zappelig geheimnistuerischen Bühnenbild kommt eine Musik, in der sich New-Age-Kitsch und Kirmesgrusel verbinden.
Nein, wenn nur atemlos rezitiert wird, wenn es nur tüchtig keucht und stammelt, wenn spastisches Gekreisch durch den Saal gellt – dann MUSS es doch bedeutsam sein.
mit Politik, Philosophie, aber auch Liebe, Krankheit und Tod kon- frontieren....
Beim Mittagessen trifft er auf vor Atemnot röchelnde oder Blut hustende
Patienten . . .
Sebastian Hartmann bringt in einem kurzen Stück fettleibige Figuren
(in grandioser Übergewichtigkeit) auf die Bühne, die, so könnte man sagen, in Krankheit übernatürlich-unnatürlich sind, die unglaublich-
traumhaft in langdauernder Agonie, also Qual, Kampf befindlich sind.
Spuk-Gestalten von weißer (gereinigter?) überspannter Adipositas-Fett-
Leiblichkeit von einer unvorstellbaren Bühnenwirklichkeit, wie sie vor-
her wohl nur selten geschaut worden ist auf den Schaubühnen dieser Welt..
War, ist diese Menschwelt (ein Ort der Verdammten?) nicht immer schon
eine gleichsam kranke, das Leben eine lange oder kurze Krankheit zum Tode? . . . .
Und nun, in Hinblick auf die Pandemie . . .
Zauberisch angekränkelt vom Tod sind diese Kranken am Zauberberg . . .
Thomas Mann: "Was Hans Castorp begreifen lernt, ist, dass alle höhere
Gesundheit durch die tiefen Erfahrungen von Krankheit und Tod hindurch-
gegangen sein muss . . ."
Ich verstehe zu wenig von "höherer Gesundheit", ich verstehe nur etwas
von Gesundheit schlechthin - meine Vorfahren waren Ärzte. Oder meint
Thomas Mann mit höherer Gesundheit, eine geistige Gesundheit, die über
den Tod hinausgeht?
obwohl sie mit ihrer kritik nicht unrecht haben . . .
Kann sich jedes Theater das leisten?
Gibt es zum gestern vom Deutschen Theater Berlin kostenlos zu Verfügung gestellten Live-Stream des "Zauberberg" von Thomas Mann, verlegt beim S.Fischer Verlag Frankfurt, verlässliche Zahlen über die dadurch dem Theater entstandenen Kosten?
1. Aufführungsrechte/Tantiemen
2. Weiterleitung/ Nutzungsrechte
3. Technik für Live-Stream/ Herstellungskosten
4. Filmteam
Ehrlich gesagt bedauere ich alle, die für diese 'Trampel-Show' ab Dezember (oder später) im Deutschen Theater Geld bezahlen sollen. Und das habe ich noch zurückhaltend formuliert ...
(Anm. Redaktion: Werter Mann-Fan, dieser Stream war ein Livestream, in Echtzeit von der Premiere ohne Publikum im DT Berlin abgefilmt und versendet und entsprechend nach dem Ende der Vorstellung nicht mehr abrufbar. Einen 24 Stunden-Hinweis gab es mithin für diesen "nachtkritikstream" nicht. Mit freundlichen Grüßen, Christian Rakow / Redaktion)
Kann jemand aufklären, ob Peter-René Lüdicke nun mitgespielt hat oder nicht?
großen Thema, von der Zeit, ein ganzes Kapitel, der "Strandspaziergang", ist eine essayistische wie tiefgründige Meditation über sie.
Und gewiß erfuhr Hans Castorp eine extreme Verlangsamung der Zeit kraft der Entfernung vom Flachland und dessen Prosaica, kraft Liegekur und gutem Russentisch.
Und in der Tat wurde er von Traumgesichten heimgesucht, als er im Schneesturm vor Erschöpfung ohnmächtig wurde. Es waren das eine hellenisierende Idylle, Weltmorgen, wohlgestaltete junge Menschen am Strand, und es waren da grausige Arrangements, böse alte Weiber mit faltigen Brüsten und fingerlangen Zitzen, Hexen, die ein Knäblein schächten und seine Knöchlein knuspern. Dolle Sache das, gewaltige
Szenerien, keine Frage.
(...)
Übrigens: Fettleibigkeit als Bühnenkostüm hatte die bedeutende Choreographin Maguy Marin schon vor gut dreißig Jahren hinbekommen, und das unvergleichlich besser. Als sie nämlich per Kostüm stark verfettete Mitwirkende zu zierlichem Tanz, Trippelschritt, zu Zehen-
spitzen und höfischer Feinstmotorik anhielt, was sehr gekonnt und obendrein auch puppenlustig aussah.
Nix von alledem in Berlin. Geschrei, Gestöhn, Gestammel, käsebleiche Gesichter, entsetzensstarr oder auch ekstatisch verzerrt, dazu gibts agitierte Logorrhoe. Schon recht: Wie Klein-Fritzchen sich den Zauberberg halt so vorstellt.
(...)
Ergebnis ist so eine Art Herrenreiterhusten, wie er den eben auf dem Berghof eingetroffenen Hans Castorp zu erschrecktem wie prononciertem Kommentar veranlaßte. Wörtlich entfuhr es dem einfachen, dabei ansprechenden jungen Menschen: Alles ein Matsch und Schlamm.
also hart-mann und klein-fritzchen, eine überdimensionale teil-zauberberg-vorstellung. vielleicht auch eine verstellung.
da ich solch perfektes geschrei, gestöhn, gestammel usw. in dieser art
noch nie gesehen habe, muss ich sagen - es hat mir gefallen, ich war merkwürdig beeindruckt und ich wurde
krankhaft berauscht dabei und war fasziniert von der perfektion dieser hart-mannschen schau und der bühnen-arbeit aller.
jaja geisterbahngedöns vielleicht wahrscheinlich auch g e g e n die bildungsbürgerschreibkunst von Th.M.s roman.
es war eine dolle sache diese kurze hartmannsche sache und gewaltig-
gewaltsamen szenerien! wie verschieden das aufgefasst und geschaut wurde, kann mann an den kommentaren erkennen. - das ganze
sanatorium-specktakel ist
durchaus grauenhaft passend in diese zeit.
sterben kann verschieden dargestellt und erlebt werden - grotesk-unheimlich-komisch
bis zur tragischen lächerlichkeit . . .
Thomas Mann durfte einer bildungsbürgerlichen Sicht bis in sein Schreiben hinein huldigen, denn er gehörte dem Bürgertum an und war gebildet. Das ist ja nicht immer zwangsläufig zusammentreffend. Weder beim Bürgertum noch bei den überdurchschnittlich gebildeten Menschen einer Generation. Wenn man etwas dagegen hat und sich deutlichst dagegen positionieren will, solltem man HEUTE entweder einer anderen Schicht als Thomas Mann damals angehören oder zumindest gebildeter sein als weiland Thomas Mann und sich zumindest auf dessen Feld - also dem Roman - mit ihm messen.
Eine der interessantesten Metaphern die Mann hergestellt hat in diesem Roman - die seine metaphysischen literarischen Ausflüge auch legitimiert hat - war die Tatsache, dass ernstlich Lungeenkranke in der Tat häufiger in immer länger andauernde Phasen des Diliriums kommen, in denen Phantasmen und "Traumgesichte" sich häufen. Das geht den TbK-Patienten aus dem proletarischen und bäuerlichen Milieu ebenso wie denen aus dem Klein- und Großbürgertum so. Zu Manns Zeiten, als die TbK durch die zunehmende Verstädterung und Industrialisierung wirklich eine Geißel geworden war, konnten auch sehr fantasiebegabte Menschen, die gern ausschweifend von ihren Gesichten sprachen oder mit ihnen beschäftigt waren, mit TbK-Patienten verwechselt werden. Manche Bürgerliche ließen sich gern verwechseln, weil es ihrem Leben eine Bedeutung durch Tragik gab. Proletarier ließen sich überhaupt nicht gern verwechseln, eher vertuschten sie ihre reale Erkrankung, sobald sie erste Anzeichen bemerkten. Weil das ihre Erwerbschancen, um die sich die Bürgerlichen sehr oft nicht einmal kümmern brauchten, gegen Null bringen konnte. -
Thomas Mann hat gemacht mit seinem Roman, dass man das erkennen und denken konnte. Wenn man HEUTE was dagegen hat, muss man ihn nicht zur Inszenierungsgrundlage machen.
man das Sterben oft in Lächerlichkeit. In der Wirklichkeit sieht es vielleicht nie so aus, ich kann es nicht sagen, denn ich habe noch nie
einen Menschen sterben gesehen.
Führt über den Tod, und das ist der geniale Weg. . . das wäre jetzt der
Corona-Weg, der Weg des Todes, und der wäre dann der geniale Weg, als ein notwendiger Durchgang zum Wissen, zur Gesundheit und zum (neuen) Leben, und wir wären somit in einer großen Initiation.
1. Der Stream wurde plötzlich mit einer Altersbeschränkung belegt. Wie kam es dazu?
> Die Altersbeschränkung wurde nach ca. 15 Minuten nach Beginn des Streams von YouTube auferlegt. Das hat sich leider völlig unserem Einfluss entzogen. Wir können nur mutmaßen, woran es gelegen haben könnte und vermuten, dass die Algorithmen von YouTube die im Stück verwendeten Bodysuits nicht als Kostüme erkannt, sondern als "echte" Nacktheit deklariert hat. YouTube schreibt dazu: "Unser Team hat deine Inhalte überprüft und festgestellt, dass sie nicht unseren Richtlinien entsprechen. Wenn wir der Meinung sind, dass etwas nicht für jüngere Zuschauer geeignet ist, legen wir eine Altersbeschränkung für diese Inhalte fest. Nutzer, die unter 18 Jahre alt oder nicht angemeldet sind, können diese Inhalte dann nicht sehen. Außerdem sind die Inhalte im eingeschränkten Modus nicht verfügbar."
1: In den Kommentaren wurde nachtkritik.de gefragt:
Gibt es zum vom Deutschen Theater Berlin kostenlos zu Verfügung gestellten Live-Stream des "Zauberberg" von Thomas Mann, verlegt beim S.Fischer Verlag Frankfurt, verlässliche Zahlen über die dadurch dem Theater entstandenen Kosten?
a. Aufführungsrechte/Tantiemen
> Die Tantiemen an den Verlag wurden gemäß der zwischen den Verlagen und dem Bühnenverein vereinbarten Regelsammlung gezahlt.
b. Weiterleitung/ Nutzungsrechte
> Um den Stream auch auf nachtkritik.de zur Verfügung stellen zu können, wurden theaterübliche und angemessene Gebühren vereinbart.
c. Technik für Live-Stream/ Herstellungskosten d. Filmteam
> Bis auf den Bildregisseur waren ausschließlich Mitarbeiter _innen des Hauses mitsamt ihres Know-Hows an der Umsetzung der Livestream-Premiere beteiligt. Ebenso war auch die eingesetzte Technik die des Deutschen Theaters. Es handelt sich um eine "in-house Produktion".
Der Stream hatte etwa 10.000 Zuschauer*innen.
Herzliche Grüsse aus der Redaktion, sle
Verehrte Redaktion von nachtkritik.de:
Vielen Dank für Ihre Recherche.
Die einzige Zahl bezüglich der Kosten ist die Zuschauerzahl???
Etwa 10.000 ist enorm. Glückwunsch.
Weshalb aber gibt das DT Berlin nicht die tatsächlichen Zahlen der Produktionskosten in € preis?
Es handelt sich hier doch um sogenanntes "geschenktes Geld", also unser aller Steuergeld ...
ohne für das DT sprechen zu könnnen, kann man doch allgemein sagen, dass es in der Regel nicht sinnvoll ist, nach den Kosten einer einzelnen Produktion zu frgaen. Der Löwenanteil der Kosten wird ja dadurch aufgefangen, dass die festen Kräfte des Hauses am Werk sind. Diese sind bezahlt, und es wäre wiederum zu fragen, wie teuer es eigentlich wäre, sie NICHT arbeiten zu lassen. Auch die Bühne ist natürlich etatmäßig schon abgedeckt. Im Zweifelsfall ist nur der Mehraufwand zu beziffern, den z.B. der Bildregisseur gekostet hat. Andere Kosten sind aber sicherlich weggefallen, wenn kein Publikumsverkehr im Haus war. Was also genau würde eine Zahl hier wirklich aussagen? Im Grunde nichts!
1.Wieso nicht sinnvoll?
Fragen nach den wirklichen Kosten dienen der Orientierung.
Theater, mit weitaus kleinerem Budget, fragen sich gerade, ob ein solches Format des Live-Streamings einer Premiere, finanziell/personell zu stemmen wäre.
2.Der Mehraufwand: Da steht zu Buche nicht nur der Bildregisseur, sondern auch sogenannte Weiterleitungs-und Nutzungsrechte der Streamingdienste, sowie die Tantiemen und Urheberrechte, die beim Fischer Verlag Frankfurt liegen.
Und, pardon, bei 10.000 Zuschauern kommt schon ein nettes steuerfreies Sümmchen zusammen, für Thomas Manns' Erben.
3. Hat man denn beim DT Berlin mit allen beteiligten Künstlern auch entsprechende Mitwirkungsverträge für dieses neue Format ausgehandelt?
Rolf Bolwin hat zur juristischen Grauzone des Streamings der Theater Aufschlussreiches erörtert:
https://www.nachtkritik.de/index.php?option=com_content&view=article&id=18025:streaming-und-video-on-demand-im-internet-und-das-urheberrecht&catid=101&Itemid=84
Ein Zentrales Theaterarchiv:"TheaterstückeOnline/ KulturGedächtnis."
Voilà.
Für Furore welcher Größe würden da erst die Streams der sechsstündigen Castorf-Dostojewski-Auseinandersetungen sorgen?! Aber ich höre auf zu träumen