werther.live

22. November 2020. Goethes "Leiden des jungen Werther" hat eine Gruppe junger Künstler*innen um die Wiener Regisseurin Cosmea Spelleken als Grundlage für ein digitales Theaterstück genommen, in dem die Charaktere ausschließlich über Zoom, Facebook Messenger, WhatsApp und Instagram kommunizieren, mit Text- und Sprachnachrichten und selbstgestalteten Collagen. Wir zeigen "werther.live" am Sonntag, dem 22. November, um 20 Uhr im nachtkritikstream.

 
20 NAC Stream Werther Instagram


Auf der "werther.live"-Webseite von Freies digitales Theater heißt es über das Digitaltheaterstück:

Die Leiden des Jungen Werther, geschrieben 1774 von Johann Wolfgang von Goethe, dient uns als Vorlage für "werther.live". Wir haben das Stück für die virtuelle Gegenwart adaptiert und fusionieren Theater mit Social Media und Film: Ebay statt Tanzball, Skype statt Spaziergang im Wald.

Lotte und Werther verlieben sich auf eBay Kleinanzeigen, und obwohl sie sich nie persönlich begegnet sind, bringt das Lottes langjährige Beziehung ins Wanken.

Per Whatsapp und Sprachnachrichten klagt Werther seinem besten Freund Willi sein Leid. Werden Werther und Lotte im 21ten Jahrhundert endlich doch noch glücklich? Welche Relevanz hat Liebe, Leidenschaft und Hingabe in einer moderen Gesellschaft?

Wenn ihr vorab schonmal schauen wollt, wie Werter, Lotte, Willi und Albert heute so drauf sind: Besucht doch mal ihre Profile! Sie freuen sich auch über Freundschaftsanfragen ;) @wer.werther, @lotte_s.o.s, @freiherrwilhelm, @albertgruenhausen

Werther.live
Regie: Cosmea Spelleken, Koordination: Lotta Schweikert, Technik: Leonard Wölfl.
Mit: Jonny Hoff (Werther), Klara Wördemann (Lotte S.), Florian Gerteis (Wilhelm), Michael Kranz (Albert).
Premiere am 5.11.2020.
Weitere Termine am 4.12. und 6.12.2020.

www.werther-live.de

Kommentare  
nk-stream, Werther: Aufwandsentschädigung
Bekommen denn wenigstens die freien Gruppen und Projekte irgendeine Art von Aufwandsentschädigung, dass Sie Nachtkritik den Content zur Verfügung stellen für die Streams? Wann beginnt endlich die Diskussion, dass diese kostenlosen Streams die finanziellen Probleme der Theater und vor allem von freien Künstlern nur verstärken!?

(Anm. Redaktion: Werter Ole, wir befinden uns mit dem Lockdown seit März in einer Ausnahmesituation, in der es um die grundsätzliche öffentliche Sichtbarkeit der Theaterkunst geht. Mit den Streamings versucht nachtkritik.de hier einen Beitrag zu leisten. Fragen nach Vergütung sind wichtig und das Gespräch darüber muss intensiviert werden. Im Moment klären die Produzent*innen die jeweiligen Produktionsbelange mit den beteiligten Künstler*innen und nachtkritik.de stellt als Plattform Arbeitskraft und Reichweite zur Verfügung, damit das Gespräch über Theater in diesen Zeiten weiter stattfindet. Die Erfahrungen, die alle hier gerade sammeln, werden auch helfen, die Fragen zu klären, die daran gebunden sind. Mit freundlichen Grüßen, Christian Rakow / Redaktion)
nk-Stream, Werther: freie Gruppen unterstützen
Hallo Ole, wenn du dir den Stream heute anschaust und unser Stück unterstützen möchtest, kannst du dir auch auf unserer Webseite www.werther-live.de ein Ticket für eine andere Vorstellung kaufen. Wir freuen uns über jede Unterstützung und natürlich auch darüber, dass wir hier bei nachtkritik laufen können!
Liebe Grüße, Lotta vom werther.live-Team
nk-Stream, Werther: schönes Experiment
Schönes Digitaltheater-Experiment aus der Freien Szene. Der olle Goethe wird entstaubt, sein Briefroman in die Welt schwärmerisch-überspannter Millenials verlegt, die via Zoom flirten und sich mit WhatsApp- oder Sprachnachrichten bombardieren. Schon ziemlich "nice"!
nk-Stream, Werther: anregend
Mir hat dieser Multimedia-Werther auch sehr gut gefallen. Ein paar mehr Zoom -Szenen wären toll gewesen, weil ich dieses entspannte Schauspiel wirklich sehr mochte. Das Potenzial des Live-Streams wurde besonders am Anfang ausgeschöpft, als die Figuren Social-Media-Material des Tages einbanden. Das ist ja der Vorzug des Live-Schauspiels gegenüber Film etc.: Spontane Berührung mit der Welt außerhalb des gescripteten Kunstwerks. In jedem Fall eine "nice" (Kögler), anregende Arbeit.
nachtkritikstream Werther.live: eine Scheibe
Ich war schlichtweg begeistert von diesen neuen Form der Darstellung und der erfruschenden Art und Weise, wie Medien eingesetzt wurden. Da können sich die vielen staatlichen Theater, die Corona "aussitzen" und die an Ideen- und Kreativlosigkeit glänzen, eine dicke Scheibe von abschneiden...
nk-Stream, Werther: langweilig
Ich langweile, extrem! Das ist klischiert, heteronormativ und versucht mit äußeren Mitteln (Zoom, Skype, Whatsapp, Ebay, ...) ins Heute zu kommen, aber verliert die Tiefe der Goethe-Vorlage. Es ist einfach nur eine Behauptung, aber mehr nicht. Und noch diese kleine Charlotte-Stein-Witze, Schiller-Base, ... Eine nette Idee, aber mehr nicht.
werther.live: Egoperspektive
Wahnsinnig kreativ. Der Desktop wird zur Bühne, auf dem immer unterschiedliche Figuren auftreten durch Zoom und Skype. Gleichzeitig ist das komplette Stück aus der Egoperspektive von Werther zu sehen. Selbst wenn man ihn auf dem Bildschirm sieht, so sieht man immer noch durch seine Augen, da man sich beim Call auch selbst sieht. Der Desktop wird im Laufe des Stücks immer zugemüllter, immer mehr Material von Lotte - wie Werthers Kopf. Die Tabs im Browser werden immer düsterer. Die Kleinigkeiten machen aus einem "versuchen der netten Idee" (siehe Oben) eine Aufführung mit Liebe für's Detail. Das Einbinden der Zuschauer auf direkte Art und Weise spielt mit dem eigentlich ungebetenen Dazwischenrufer im Theater. Der Umgang damit ist souverän.
Werde mir noch ein paar Karten zulegen, um die Truppe zu unterstützen, und hoffe, dass sie in die Top 10 kommen. Verdient hätten sie es, während klassische Theater durch höchste Anti-Kreativität in der aktuellen Situation glänzen.
Werther.live: einfach genial
Einfach genial, selbst für Ü70 Leute
Werther.live: Begeisterung
Ich war nach all den Streams, die Theater ausspucken, neugierig. Und dann das. So ein kreativer Abend, der mir am Anfang den Kopf verdrehte. Was lese ich, wo schaue ich hin, was ist das für eine Geschwindigkeit. Je mehr man sah, hörte, sich einließ, umso mehr gewann dieser Abend. Ich bin voller Begeisterung, ja Goethe wird entstaubt, was nicht unbedingt sein muss, aber gerade durch die Schreibmaschinenszenen kommt Ruhe auf, gewinnen Textpassagen des Goethestückes ein großartiges Volumen. Dann wird der Zuschauer wieder in die Moderne geschleudert, muss sich zwischen all den Möglichkeiten der Kommunikation durcharbeiten, bewundert das und steckt dennoch in einer Liebesgeschichte drin. Ob das so sein kann, ob das authentisch ist, das ist egal. Es ist nachvollziehbar, dynamisch, jung, überzogen und fördert eine gewisse Empathie. Was dieses Theaterkollektiv geleistet hat und immer noch leistet, denn aus meiner Sicht wird jeder Abend aktuell produziert, nimmt Tagesgeschehen auf, wird eine Nachwirkung haben. Hier wird nicht einfach gezoomt, hier werden die neuen Medien genutzt. Und das tut gut, sich anzuschauen. DANKE!
Zu Recht gab es dafür den Nachtkritik-Theaterpreis!
Werther.live: Das Knistern! Die Pausen!
Das Stück konnte ich zeitgleich mit meiner Nichte im Teenager-Alter erleben, die in einer anderen Stadt lebt. Dafür schon einmal danke! Von uns beiden an dieser Stelle ein fettes Lob für die Schauspieler. Einfach toll, wirklich alle. So natürlich, glaubhaft, mit einer Leichtigkeit dahingespielt. Zauberhaft auch die Chemie des Paares, die Pausen, das Knistern, die Intimität auf ihren Gesichtern. Applaus!
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