Nachtkritikstream - "Der Fiskus" von Felicia Zeller inszeniert von Jessica Sonia Cremer am Theater Ulm
Der Fiskus
26. Juni 2021. Mit welchem Ort verbindet man Langeweile ebenso sehr wie Bedrohung? Mit dem Finanzamt, wo Beamt*innen unter Zimmerpalmen finanziell folgenschwere Entscheidungen treffen. Aus diesem Paradox hat die Autorin Felicia Zeller ein Sprachkunst-Stück gemacht, Der Fiskus, das 2020 in Braunschweig uraufgeführt wurde. Fürs Theater Ulm hat Jessica Sonia Cremer es inszeniert, wir zeigen die Online-Version vom 26. Juni 2021, 18 Uhr, bis zum 27. Juni 2021, 18 Uhr, im Nachtkritikstream.
Auf der Seite des Theaters Ulm heißt es über "Der Fiskus":
Nur zu wenigen Behörden hat jeder entsprechend registrierte und nummerierte Bundesbürger einen solch lebenslangen regelmäßigen Kontakt wie zum Finanzamt. Denn die Steuerpflicht kennt keine Ausnahmen, oder etwa doch? Manche Abgabenpflichtigen vertreten eine eher legere Einstellung zum geltenden Recht, andere suchen akribisch und mit hohem Aufwand nach sogenannten legalen Steuerschlupflöchern. Und in beiden Fällen ergeben sich fast zwangsläufig nervenaufreibende Scharmützel zwischen den zur Einkommensteuer Veranlagten, ihren Beratern, Anwälten, Gerichten und den Angestellten im Finanzamt. Das dort die Stimmung eher angespannt ist, liegt aber in Felicia Zellers scharfzüngigem und grotesk zugespitztem Behördenporträt nicht allein am Alltagsärger über diverse Droh- und Beschwerdeschreiben, unsachgemäß ausgefüllte Formulare und unzureichende Belege, sondern auch an Zwistigkeiten innerhalb der Belegschaft. Bei der letzten Beförderung wurde nicht die erfahrenste Kollegin berücksichtigt, die ja gerade jetzt einem dubiosen Betrug mit CumEx-Papieren auf der Spur ist, vielmehr eine jüngere Konkurrentin, die nicht nur in Sachen Besoldungs-Aufstieg so findig wie fies kalkulierend vorgeht. Finanzbeamte sind eben auch nur Menschen und nicht unbedingt korrekter als der gemeine Steuersünder in jedem von uns.
Der Fiskus
von Felicia Zeller
Inszenierung: Jessica Sonia Cremer, Ausstattung: Petra Mollérus: Licht; Johannes Grebing, Dramaturgie: Dr. Christian Katzschmann, Regieassistenz & Abendspielleitung: Lisa Koenen, Inspizient: Oliver Eisenmenger, Soufflage: Ruth Dohle, Video und Schnitt: Andreas Usenbenz.
Mit: Christel Mayr (Bea Mtinnen) Tini Prüfert (Nele Neuer) Alexandra Ostapenko (Elfi Nanzen) Rudi Grieser (Reiner Lös) Marie Luisa Kerkhoff (Fatma Tabak).
Dauer: 1 Stunde 51 Minuten
www.theater-ulm.de
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