Rechtsextremer Geheimplan

Im November kamen AfD-Politiker, Neonazis und Unternehmer zu einem Geheimtreffen zusammen. Sie diskutierten unter anderem einen "Masterplan" zur Vertreibung von Millionen Menschen aus Deutschland. Das Investigativteam Correctiv enthüllte den Plan. Im Rahmen einer szenischen Lesung am Berliner Ensemble, die bei uns gestreamt wird, werden weitere Details präsentiert.

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17. Januar 2024. Von diesem Treffen sollte niemand erfahren: Hochrangige AfD-Politiker, Neonazis und bekannte Unternehmer kamen im November 2023 in einem Hotel bei Potsdam zusammen. Sie planten nichts Geringeres als die Vertreibung von Millionen von Menschen aus Deutschland.

Obwohl das Treffen geheim bleiben, die Kommunikation zwischen Organisatoren und Gästen nur über Briefe laufen sollte, erfuhr das Recherchekollektiv "Correctiv" davon. Jemand spielte ihnen Kopien der Briefe zu. Ein Reporter war mit einer Kamera dann undercover vor Ort und unter anderem Namen im Hotel eingecheckt. Er verfolgte das Treffen aus direkter Nähe und konnte beobachten, wer anreiste und an dem Treffen teilnahm.

Dazu kam, dass Greenpeace zu dem Treffen recherchierte und "Correctiv" Fotos und Kopien von Dokumenten überließ. Die Einzelheiten hat "Correctiv" am 10. Januar 2024 auf seiner Webseite veröffentlicht. Die Pläne geben einen Vorgeschmack auf das, was geschehen könnte, sollte die AfD in Deutschland an die Macht kommen, und sie haben seit der Publikation die Öffentlichkeit stark beschäftigt.

Journalismus trifft Theater

Kay Voges, Regisseur und Intendant des Wiener Volkstheaters Wien, bringt die Recherche in Form einer szenischen Lesung auf die Bühne des Berliner Ensembles. Gemeinsam mit "Correctiv" wurden in der Lesung "CORRECTIV enthüllt: Rechtsextremer Geheimplan gegen Deutschland“ am 17. Januar 2024 weitere, bis dahin unveröffentlichte Details live bekannt gegeben: "Geheimtreffen in Potsdam: AfD-Mitarbeiter brüstet sich mit Gewalt"Geheimtreffen in Potsdam: AfD-Mitarbeiter brüstet sich mit Gewalt". Die Szenische Lesung wurde auf nachtkritik.de ab 21 Uhr live gestreamt.  

CORRECTIV enthüllt: Rechtsextremer Geheimplan gegen Deutschland
Text: Lolita Lax, Co-Autor: Jean Peters
Szenische Einrichtung: Kay Voges, Video: Max Hammel, Kostüme: Mona Ulrich.
Mit: Andreas Beck, Constanze Becker, Max Gindorff, Oliver Kraushaar, Veit Schubert, Laura Talenti.

correctiv.org
www.berliner-emsemble.de
www.volkstheater.at 

Kommentare  
CORRECTIV-Streaming: Dank
Großer Dank! Wichtig und unterstützend!
Correctiv Streaming: Verteidigung der Demokratie
Im Oktober 89 habe ich miterlebt, wie die Theaterschaffenden auf der Bühne die Demonstrationen der politschen Wende mitgetragen und befördert haben.
Großartig, dass Theater wiederum politisch progressiv und unerschrocken Haltung zeigen und die Verteidigung der Demokratie unterstützen.
Correctiv Streaming: Demokratie statt Show
Ich bin hochgradig irritiert. Während ich mich heute zutiefst schäme Teil dieser Branche zu sein, feiert anscheinend die Mehrheit der Theater die selbstgefällige szenische Lesung der correctiv-recherche im Berliner Ensemble. Es würde mich nicht wundern, wenn unter dem weißen Bildungsbürgertum, das sich gerade so herzlich amüsiert hat über den  REALEN Faschismus in diesem Land, um sich dann betroffen und rührselig gegenseitig auf die Schulter zu klopfen, auch ein paar stolze, feixende AFDler wären. 
In der üblich lakonisch-ironisierenden Weise wird hier (natürlich nur von Menschen, die nicht von der "Remigration" betroffen wären) mit Metaebenen und Gags jongliert über einen Vorgang der bei vielen Menschen gerade zu Angst und vorsichtshalber fluchtfertig gepackten Koffern führt. Das hier ist keine Literatur, keine Ästhetik, keine Form, keine Abstraktion. In diese Vermischung von Kunst und Journalismus/Politik zu so einem Thema zu gehen banalisiert und verharmlost, macht aus einer faktischen Gefahr für Millionen bloßes Infotainment, zur eigenen Versicherung der angeblichen Relevanz.

Positionierung gegen Rechts? Ja.
Gezielte Aktionen für den Widerstand gegen Rechts? Ja.
Eine hochgradig besorgniserregende politische, REALE Gefahr nutzen, um sich selbst in seiner vermeintlichen Kunstfertigkeit und Selbstgerechtigkeit zu feiern? Nein danke.
Democracy must go on, nicht die Show.
Correctiv Streaming: Am Ball bleiben, zugewandt, aktivierend
@3: Ich teile Ihre Prämissen überhaupt nicht. Aber nehmen wir mal an, ich täte es: Was wäre dann aus Ihrer Sicht zu tun? Die, die sich engagieren über einen Kamm scheren und herabwürdigen? Wohl kaum. Solidarität fordern und leben, gemeinsam. Dass da immer mehr geht, versteht sich.

Das Abschlussstatement, das Veit Schubert vortrug, war glasklar: Jetzt und hier. "Dem" weißen Bildungsbürgertum (das es nebenbei genausowenig gibt, wie "die" Afrikaner, um hier mal die double standards abzulegen) auf vielfältige Weise und aufmerksamkeits- und kraftsteigernd vorzuführen, was gerade im Gange ist (und nicht nur erst seit November 2023), halte ich für wesentlich. Man mag das langsame Reagieren monieren, zurecht, aber das diskreditiert nicht die Anstrengung in diese Richtung. Im Gegenteil: Am Ball bleiben, zugewandt, aktivierend.

*Zusammen* gegen den Faschismus! Mehr zu fordern mag berechtigt sein. Die demokratischen Kräfte gegeneinander auszuspielen, wie es mir in Ihrem Beitrag erscheint, spielt denen in die Hände, die es eigentlich zu bekämpfen gälte.

Dass hier eine Theaterbühne genutzt wurde, um demokratische Kräfte zu bündeln und rassistische Machenschaften offenzulegen, nötigt mir Dank ab. Abgesehen davon war die Szenische Lesung gelungen, in meinen Augen. Nun gilt es, zusammen hellwach und aktiv zu sein. Zusammen.
Correctiv Streaming: Was DramaQueen sagt!
Ich stimme #3 vollumfänglich zu! Was man gestern im Live-Stream sehen konnte, war die Definition eines bürgerlichen Trauerspiels. Eine grobe Verwechslung von zuschauen und sich tatsächlich verhalten. Nichts ist gewonnen mit diesem Abend, außer einer kurzen kathartischen Entlastung für die Beteiligten. Verloren ist die Glaubwürdigkeit der Recherche. Offenbar haben die Kolleg*innen vergessen, dass es in unserer Branche im Kern darum geht "so zu tun als ob". Aber weil das so ist, blieb ja nichts anderes als die Zitate humorig weg zu ironisieren. Nichts könnte angesichts der Tatsache, dass das aber gerade jetzt passiert geschmackloser sein. Wir können uns da nicht hinstellen mit dieser Haltung, weil wir nicht auf unsere Großeltern gucken und denken können "oh je waren die doof, die haben Hitler gut gefunden". Wir sind jetzt gefragt, zu begreifen, dass alles komplizierter ist und wir wirklich anfangen müssen uns mit unseren Nachbarn/Eltern / whoever auseinander zu setzen. Der Rückzug in die eigene Bubble, die sich dann gegenseitig für ihre Rechtschaffenheit abfeiert, ist so wohlfeil.
Correctiv Streaming: Hybris des Helden
@4 Es ist die Hybris, die den Helden zu Fall bringt.
Correctiv Streaming: Kulturkampf
#3 und #5, es tut wirklich gut zu wissen dass ich nicht alleine bin. Gefühlt nahezu vollständig unkritisch hat sich die ganze Szene in diesem wohligen Grusel hineinbegeben, hat gelacht über die Witzchen zum NSU und zur braunen Soße und ist dann schön am Ende, nach dem Sprechchor in der Sicherheit des Berliner Ensemble, sich selbst applaudierend, gerührt ob der eigenen Rechtschaffenheit, in die Katharsis gesunken. Ja wow. So ein toller Abend, schön geprobt. Aber es ist halt keine Geschichte. Es ist einfach echt. Wirklich. Jetzt. Da draußen. Correctiv hat nicht nur mit dem Arsch die eigentlich hervorragende Recherche eingerissen, durch die Form der Präsentation, sondern außerdem möglicherweise der AfD einen Vorteil verschafft indem sie aus Eitelkeit oder warum auch immer diese Form gewählt haben. Denn Kulturkampf, das kann sie, die AfD, weiß Gott.
Correctiv Streaming: Fließende Übergänge
"Die Zuschauer im ausverkauften Berliner Ensemble spendeten nach der Lesung ... minutenlangen Applaus...., Bundeskanzler Olaf Scholz hatte den Demonstranten ausdrücklich gedankt, dass sie "gegen Rassismus, Hetze und für unsere freiheitliche Demokratie auf die Straße gehen... Wir Demokratinnen sind viele- viel mehr als diejenigen, die uns spalten wollen: (FAZ: 18.1.) Zur Erinnerung: Im Dezember beschließt die EU, unter Zustimmung desselben Kanzler Scholz eine Verschärfung des Asylrechts, die den AfD-Vorstellungen der "Remigration" schon weit entgegen kommt. Asylverfahren finden an den Außengrenzen statt, Flüchtlinge werden unter haftähnlichen Bedingungen in Auffanglagern untergebracht, .... einzige Voraussetzung für Abschiebungen ist, dass Menschen eine Verbindung zu diesem Land haben. Van der Leyen und Meloni verhandeln mit Tunesien und Ägypten darüber wieviel es kostet Flüchtlinge dahin abzuschieben(https://www.nzz.ch/international/neuer-migrationsdeal-aegypten-jetzt-soll-praesident-sisi-die-fluechtlinge-aufhalten-ld.1773040). Spahn befürwortet Abschiebungen nach Ruanda und Ghana(https://www.fr.de/politik/jens-spahn-fluechtlinge-ruanda-ghana-kritiker-unrealtistisch-migration-abschiebung-zr-92737801.html). Sunak setzt europäische Menschenrechtskonventionen außer Kraft um Flüchtlinge nach Ruanda abschieben zu können (https://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/britische-asylpolitik-sunak-setzt-sich-im-streit-um-abschiebungen-nach-ruanda-durch-19456175.html). Die Unterschiede zu den Plänen der AfD sind fließend, nicht absolut. Scholz, Baerbock und van der Leyen können nun ihre menschenverachtende Politik, die der AfD den Weg bereitet, hinter einem verlogenen Antifaschismus und dem Kampf für Demokratie verstecken. Wo waren BE, Voges und all die Empörten als das EU-Asylrecht verschärft wurde. Dass die AfD rechts steht und die Übergänge zum bürgerlichen Lager fließend sind, ist keine Neuigkeit, die mit Floß und Sensationsberichterstattung aufgedeckt werden musste. Dazu gibt es z.B. ein kluges Buch von Patrick Bahners, Redakteur der FAZ.
Lesung Correctiv: Fassungslos
Bin entsetzt über die ganze Geschichte. Angefangen bei den so genannten "Enthüllungen" - gab es irgendetwas, was man nicht schon wusste??? - über die Verharmlosung des Nationalsozialismus durch die Vergleiche mit der Wannseekonferenz - völlig daneben znd geschichtsvergessen!!! - bis hin zur raschen Bühneninszenierung innerhalb ein paar Tage. Zeitliche Koinzidenz mit anderen Protesten? Ein Schelm, wer...usw. Nein. Ich bin kein Anhänger. Im Gegenteil. Ich habe einen Doppelpass und mehr Angst vor Bischöfen und ihren Wahlempfehlungen als vor östereichischen Querdenkern.
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