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Unsere auswahl ist subjektiv

Presseschau vom 6.Mai 2016: Jan Küveler fragt in der Welt: Wozu braucht es noch dieses altmodisches Theater?

Theater ist das neue Wellness

6. Mai 2016 Anlässlich des Theatertreffens hinterfragt Jan Küveler (aufgerufen am 6.5.2016) in der Welt die Bedeutung des zeitgenössischen Theaters: "Was kann ich denn bitte hier kaufen, was ich woanders nicht kriege?" Eine Katharsis, die ohnehin nur ein anderes Wort für "Thrill" sei, erlebe man im Kino viel zuverlässiger.

Presseschau vom 30. April 2016 – Frank Castorf spricht in der Süddeutschen Zeitung über die Harmlosigkeit des aktuellen Theaters und das Ende seiner Volksbühnen-Zeit

"Ich kann nicht anders!" 

"Theater sind ja nicht mehr Widerstandsorte, sondern längst Serviceunternehmen", befindet Frank Castorf in bekannter Manier in einem ausführlichen Interview in der Süddeutschen Zeitung (30.04.2016). Christine Dössel und Christian Mayer befragen den Noch-Intendanten unter anderem zu seiner Liebe zu Jaroslav Hasek ("Er hat eine Zeit lang 35 Halbe am Tag getrunken.(..) Wahnsinn, jeden Tag!") und sprechen mit Castorf über die Münchner Kammerspiele unter der Ägide von Matthias Lilienthal ("Das ist mir jetzt viel zu gefährlich, dieses Designer-Aleppo!"), bereden mit ihm aber auch über die Rolle des Theaters in unserer, Castorf zufolge kapitalistischen Gesellschaft "in seiner Endphase":

Presseschau vom 28. April 2016 – Die SZ über "Whitewashing" in Hollywood und warum immer noch viele asiatische Figuren mit weißen Schauspieler*innen besetzt werden.

Der blinde Fleck von Hollywood

28. April 2016. In der Süddeutschen Zeitung (28.4.2016) schreibt Kathleen Hildebrand darüber, dass in Hollywood immer wieder asiatische Figuren von weißen Schauspielern gespielt werden – "Whitewashing" nennt man das. Jüngst waren es die Besetzungen von Tilda Swinton als tibetanischer Mönch (in "The Ancient One") oder von Scarlett Johansson als japanische Cyborg-Frau Major Motoko Kusanagi (in "Ghost in the Shell"), die Kritik erregten. "Seit Jahrzehnten bemängeln Schauspieler asiatischer Herkunft, dass sie in Hollywood quasi unsichtbar sind und oft nicht einmal Figuren spielen dürfen, die in Drehbüchern oder Romanvorlagen explizit als Asiaten bezeichnet werden."

Presseschau vom 25. April 2016 – In der FAZ sprechen Sibylle Berg Lukas Bärfuss und Peter von Matt über Moral und die Aufgabe der Literatur

Erst kommt das Fressen?

25. April 2016. Sandra Kegel von der FAZ (25.4.2016) hat die Autoren Sibylle Berg, Lukas Bärfuss und Peter von Matt zu einem Gespräch über "Moral" geladen.

Sibylle Berg beklagt: "Moraldiskussionen haftet in der kollektiven Meinung fast etwas Abstoßendes an. Erstaunlich, denn jeder hat doch eine moralische Instanz in sich und weiß, was außerhalb seines kleinen Zirkels in der Welt passiert."

Presseschau vom 23. April 2016 – In der FAZ gratuliert Botho Strauß seinem Kollegen William Shakespeare und basht das postmoderne Theater

Besser nicht ins Theater gehen!

23. April 2016. In der Frankfurter Allgemeinen Zeitung gratuliert Botho Strauß seinem Kollegen William Shakespeare: "Auf dass die ganze Welt voll Shakespeare wär, und sonst gäb’s nichts!“ Einem jungen Autor würde er raten: "Geh, so tief du kannst, in den Shakespeare hinein, und lerne dabei, noch tiefer zu gehen. Trainier dein Gemüt. Nicht etwa um Dramatiker zu werden, das wäre verlorene Liebesmüh. Nein, um deinen Herzschlag zu erhöhen, das Erschaudern zu erlernen, Menschen bei dir einzulassen, die über das uns geläufige Menschenmaß groß sind. Um schließlich – vielleicht die wichtigste Lehre – es kaum begreifen zu können, was sich da alles abspielt. In welchem Prunk die Sprache steht. Wie Dialog allein entscheidet über Sieger und Besiegte.“

Presseschau vom 21. April 2016 – Im Art Magazin identifiziert Raimar Stange die Theater als neue Horte der politischen Kunst

Die Kunst ist umgezogen

21. April 2016. Im Art Magazin blickt der Kurator und Kritiker Raimar Stange vom Kunstbetrieb aus neidisch aufs Theater und wird selbstkritisch: Es scheine so, "dass die Institutionen der Kunst inzwischen nicht mehr in der Lage sind, der politischen Kunst eine adäquate Bühne zu bieten", schreibt er und nennt Beispiele: "Großausstellungen mit politischer Kunst finden, wenn überhaupt, im Theater statt, etwa der letztjährige 2. Berliner Herbstsalon zum Thema Migration im Gorki-Theater. Im Hamburger Bahnhof war dagegen gleichzeitig eine Sammlungsausstellung zu sehen. Mal wieder." Symposien im engeren Kunstbetrieb "wie jüngst 'Was ist Kritik?' im Neuen Berliner Kunstverein" schmorten dagegen "genüsslich im eigenen ästhetizistischem Saft", bilanziert Stange und fragt: "Woran liegt diese apolitische Conditio weiter Teile des Kunstbetriebs?"

Presseschau vom 15. April 2016 – Claus Peymann klagt im Interview mit den Stuttgarter Nachrichten über ein gefährdetes Gastspiel in der Türkei

Türkei-Boykott am Berliner Ensemble?

15.4.2016. Claus Peymann, Intendant des Berliner Ensembles, berichtet im Interview mit den Stuttgarter Nachrichten (aufgerufen am 15.4.2016) von schwierigen Verhandlungen über ein Gastspiel in der Türkei. Eine für Mai geplante Aufführung der Dreigroschenoper in Istanbul stehe auf der Kippe. Ein "wesentlicher Teil des Enembles und der Technik" wolle nicht mitfahren.

Presseschau vom 15. April 2016 – Die Freie Presse über die unklare Zukunft des Chemnitzer Theaters

Personalabbau und Spartenschließungen in Chemnitz?

15. April 2016. "Wie geht es weiter mit dem größten Kulturbetrieb der Stadt?", fragte Swen Uhlig in der Freien Presse (6.4.2016). Gemeint ist die Städtische Theatergesellschaft mit zur Zeit knapp 450 Beschäftigten. Schon 2014 hatte der Stadtrat den Intendanten Christoph Dittrich damit beauftragt, "ein Zukunftskonzept für das Haus zu erstellen." Es geht um die Zeit nach 2018, dann läuft der Haustarif aus und die Stadt müsste den Beschäftigten von einem Tag auf den anderen mehrere Millionen Euro zusätzlichen Lohn auszahlen; dies sei für die Stadt nicht bezahlbar.

Presseschau vom 11. April 2016 – Der NDR berichtet über schwarze Schauspieler

Die Sehgewohnheiten ändern sich

11. April 2016. Der NDR wirdmet sich schwarzen Schauspielern in Deutschland. "Sie sprechen Deutsch - ohne Akzent und haben eine Schauspielausbildung absolviert. So wie ihre hellhäutigen Kollegen. Aber damit endet auch die Gemeinsamkeit. Ihr Berufsalltag unterscheidet sich“, weiß Heide Soltau zu berichten. Denn schwarzen Schauspielern würden immer noch ganz andere Rollen angeboten als ihren andersfarbigen Kolleg*innen: "Schwarzhäutige Schauspielerinnen und Schauspieler dürfen Putzfrauen, Prostituierte, Müllmänner, Straßenfeger oder eben Flüchtlinge spielen und im Theater die Exoten wie Othello zum Beispiel oder Salomé."

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