Eine Familie - Tina Lanik heizt Tracy Letts' Familienhölle im Münchner Residenztheater
Lustige Orgie auf der Seelenmüllhalde
The Dark Ages - Milo Rau montiert im zweiten Teil seiner Europa-Trilogie am Residenztheater Schauspieler-Biografien zu einer Collage aus Vertreibungs- und Verlusterfahrungen
Das Leben ist nicht weitergegangen
von Sabine Leucht
München, 11. April 2015. Das Konzert danach ist fast Pflicht für Premierenbesucher, denn bevor Laibach die Bühne des Residenztheaters mit elektromusikalischem Bombast und Pixeln füllen, die sich zu dramatischen Landschaften oder zum Skelett einer kippenden Galeere fügen, zeigt Milo Rau noch einen Film: Darin sieht man die Gesichter der Schauspieler, die eben schon im benachbarten Marstall zugleich in Fleisch und Blut wie auf Screens zu beschauen waren. Per Konserve bauen sie nun eine Brücke zur Kultband, die gerne mit der dunklen Seite der Macht kokettiert. "Deutsche! Europäer!", rufen diese talking heads markig. "Europa muss deutsch sein, oder es wird nicht sein!" Dazu passt, dass die slowenischen Gäste von Laibach kurz darauf die erste Strophe der deutschen Nationalhymne verfremden. Die Sätze docken auch an die Aufführung davor an, in der es fünffach um Kriegs- und Entwurzelungserfahrungen ging, fünffach um den Verlust des Vaters und vieler anderer Lieben – und eben um fünf unterschiedlich gebeutelte Europäer.
Regie: Calixto Bieito
Regie: Branko Šimic
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