Die Physiker - Herbert Fritsch teilchenbeschleunigt Friedrich Dürrenmatts apokalyptische Komödie am Uraufführungsort in Zürich
Die Slapstickformel
von Christoph Fellmann
Zürich, 19. Oktober 2013. Er schaffe im Theater den Sinn ab, damit er in Ruhe sterben könne. Das hat Herbert Fritsch früher in diesem Jahr in einem Interview mit der Berliner Zeitung gesagt. Da klingt es wie eine Fügung des Weltspielplans, dass der Regisseur am Schauspielhaus in Zürich nun auf Friedrich Dürrenmatt trifft. Genauer, auf die "Physiker", 1962 an gleicher Stelle uraufgeführt. Da versteckt sich Möbius (Milian Zerzawy) in einem Irrenhaus, auf dass die von ihm gefundene Weltformel nicht dem Sinn, dem Krieg und der allgemeinen Habgier anheimfalle. Er wolle das Eintrittsgeld zurück, rief Fritsch im gleichen Gespräch, für all die Abende, "an denen mir irgendwelche Fundamentalisten und Fanatiker, irgendwelche verhinderten Oberlehrer und Schwachmaten die Welt erklärt haben".
Woyzeck - Stefan Pucher remixt Georg Büchners Dramenfragment in diversen Ton- und Videospuren
Wie ein offenes Rasiermesser
von Andreas Klaeui
Zürich, 13. September 2013. Eine Hinrichtung. Stefan Pucher inszeniert "Woyzeck" in Zürich als Enttäuschung zum Tod, durchexerziert an diesem weichen, willigen Woyzeck (Jirka Zett), der anfangs beflissen von der Hauptmannsrasur zu Arzttermin hetzt, wortlos über den Kampfdrillparcours robbt, alle erdenklichen Schläge einsteckt, und am Ende den Mordgedanken fasst.
Schönes - Werner Düggelin findet am Zürcher Schauspielhaus bei Jon Fosse tragische Dimensionen
Die brüchige Schönheit des Irreparablen
von Andreas Klaeui
Zürich, 8. Mai 2013. Alles bleibt unsicher und immer in der Schwebe, nichts ist klar und explizit, durch den Text zieht sich eine sanfte Verweigerung. Ein nebliger Fjord und neblige Berge, dazwischen die Unendlichkeit unbestimmter und niemals ausgesprochener Sehnsüchte. Es ist der bekannte Fosse-Sound, der sich auch durch "Schönes" zieht: die Satzrepetitionen in der unerlösten Endlosschlaufe, "es ist lange her, unglaublich wie die Zeit vergeht", der lakonische Minimalismus, "ja – (lange Pause) – ja". 2001 kam das Stück in Oslo heraus, mit einiger Verspätung bringt es nun Werner Düggelin am Schauspielhaus zur Schweizer Erstaufführung.
Regie: Barbara Frey, Bastian Kraft, Sebastian Nübling
Regie: Lars-Ole Walburg
Regie: Sebastian Nübling / Ives Thuwis
Regie: Annie-B Parson und Paul Lazar
Seite 4 von 6
meldungen >
- 30. April 2024 Ehrung für Ulrich Matthes
- 29. April 2024 Theaterneubau in Rostock begonnen
- 29. April 2024 Auszeichnung für Kurzfilmtage-Leiter Lars Henrik Gass
- 29. April 2024 Publikumspreis für "Blutbuch" beim Festival radikal jung
- 27. April 2024 Theater Rudolstadt wird umbenannt
- 26. April 2024 Toshiki Okada übernimmt Leitungspositionen in Tokio
- 26. April 2024 Pro Quote Hamburg kritisiert Thalia Theater Hamburg
- 25. April 2024 Staatsoperette Dresden: Matthias Reichwald wird Leitender Regisseur
neueste kommentare >
-
Interview Übersetzer*innen Konkret kritisieren
-
Interview Übersetzer*innen Sträflich wenig beachtet
-
Pygmalion, Berlin Aushalten oder lassen
-
Pygmalion, Berlin Muss das sein?
-
Zentralfriedhof, Wien Weder komisch noch grotesk
-
RCE, Berlin Ziemlich dünn
-
Zentralfriedhof, Wien Akku leer
-
Pygmalion, Berlin Clickbait
-
Die Möwe, Berlin Einspringerin Ursina Lardi
-
Hamlet, Bochum Zum Niederknien
nachtkritikcharts
dertheaterpodcast
nachtkritikvorschau