"Die Johns Briefe" – Folge 1: "Heilig ist mein Herd"

18. November 2020. Ende Oktober hatte "Die Walküre, frei nach Richard Wagner" von T.B. Nilsson und Julian Wolf Eicke am Schauspiel Köln Premiere (hier die Nachtkritik) – eine Installation in der Spielstätte des Schauspiel Köln am Offenbachplatz, die die Künstler*innen zur Kneipenbühne "Heidi's am Offenbach" umfunktionierten, wo Richard Wagners "Walküre" als Sprechtheaterstück dargeboten wurde und das Publikum im Anschluss die Darsteller*innen im Backstagebereich traf. Nach Verkündung der Theaterschließung ab November haben T.B. Nilsson und Julian Wolf Eicke sich zusammen mit dem Filmemacher Moritz Wimmer und ihrem Ensemble eine dreiteilige Online-Serie ausgedacht, deren erste Folge "Heilig ist mein Herd" heute im Nachtkritikstream Premiere hat und ab morgen auf der Seite des Schauspiel Köln bereitstehen wird, wo in den nächsten Wochen auch die weiteren Folgen herauskommen.

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T.B. Nilsson über die dreiteilige Web-Serie "Die Johns Briefe":

Ihre Installation "Die Walküre" hatte kurz vor dem Lockdown Premiere. Im Bühnenbild haben Sie nun eine dreiteilige Web-Serie entwickelt. Worum geht es?

Unsere "Walküre" funktioniert leider nicht so, dass es möglich gewesen  wäre, sie zu einem digitalen Format umzugestalten, etwa über einen Livestream einer Vorstellung ohne Publikum. Aus diesem Grund haben wir uns – zusammen mit dem Filmemacher Moritz Wimmer, den wir kurz  vorm zweiten Lockdown kennengelernt hatten – entschieden, ein Spin-Off zu entwickeln. Im Zentrum der Web-Serie stehen die Charaktere, die das Publikum in der Inszenierung im Backstage-Bereich kennengelernt hat. Die Web-Serie wird moderiert von Katya Neidinger, die sowohl die  Dramaturgin des fiktionalen Theaters "Heidi's am Offenbach" ist als auch die Rolle von Hunding spielt. Sie führt uns durch alle drei Folgen, moderiert das Material und bespricht zeitgenössische und universelle Fragen aus der Perspektive des Stückes "Die Johns Briefe". In der ersten Episode lernen die Zuschauer auch Flavio Hofer kennen, der auf der Bühne den Siegmund spielt.

Die Titel der Folgen deuten an, dass "Die Johns Briefe" durchaus noch  einiges mit Richard Wagners "Walküre" zu tun hat – was?

"Die Johns Briefe" nutzt die Szenen und Inhalte der Walküre in poetischer Form. Jede der Folgen hat ein eigenes Thema. Während  "Heilig ist mein Herd" sich mit Einsamkeit auseinandersetzt, fokussiert sich "Waffenlos fiel ich in Feindes Haus" auf Verletzlichkeit. Im Probenprozess haben wir Wagners "Die Walküre" immer wieder mit einer Fernsehserie verglichen um sie den Schauspieler*innen besser zu erklären. Nimmt man dem ganzen nämlich den nordischen Überbau, bleibt letzten Endes eine relativ einfach gestrickte TV-Serie à la Netflix übrig. Das hat jetzt den Übergang von Theaterstück zu  Fernsehsendung erheblich vereinfacht.

Sie orientieren sich im Format an einer ehemaligen schwedischen Fernsehsendung, die sich explizit an Menschen richtete, die alleine zu Hause sitzen. Wie funktioniert dieses Format?

Es handelt sich um ein Studio-Format, in dem sich die Moderatorin sowohl zwischen Studiopublikum vor Ort bewegt, als auch mit den Zuschauern vor den Bildschirmen zu Hause kommuniziert und damit das Gefühl von Gemeinschaft erzeugt. Dieses Konzept war ein gängiges Fernsehformat der 70er und 80er Jahre und war gezielt an ältere und einsame Menschen gerichtet. Das war die Form, in welcher staatliches Fernsehen soziale Verantwortung übernommen hat. Das ist natürlich in Zeiten des Lockdown eine wichtige Frage, wie man mit der Verantwortung für Menschen in Einsamkeit umgeht.

Die Johns Briefe
Von T.B. Nilsson und Julian Wolf Eicke mit Moritz Wimmer (Kamera) und Jacob Suske (Sound)
Mit den Performer*innen von "Die Walküre" Juan Corres Benito, Mel Joanna Bialas, Lena Bösch, Pierre Emö, Julian Wolf Eicke, Jonn Hoff, Robin Jentys, Joseph Lang, Anaïs-Manon Mazic, Carlotta Monty Meyer, Mohamed Ben Salah (Moodimbi), Clara-Sophie Mügge, Marian Mutschlechner, T.B. Nilsson, Feline Przyborowski, Ute Reintjes, Annalena Thielemann, Jens Urbańczyk-Lassak, Laurean Wagner, Pia Wurzer, Jiwoon Ha.
Premiere von Folge 1 "Heilig ist mein Herd": 18. November 2020 19 Uhr im Nachtkritikstream

www.schauspiel.koeln

 

Kommentare  
Nachtkritikstream, Die Johns Briefe: Dank
Vielen Dank für den Stream.
Leider verstehe ich das Stück nicht...
nachtkritikstream, Die Johns Briefe: Oma
Katya erinnert mich an meine Oma mit ihrem Lieblingskleid am Abend.
nachtkritikstream, Die Johns Briefe: Applaus
heilig ist mein herd eilig mein moderner herd -heidegger-h
ölderlin? oder frei die walküre (auch wahl-kur) nach richard w.
ein sprechtheaterglück im unglück und zurück
es ist die einsamkeit von stan laurel in dick und doof
und seine schwerelose traurigkeit
doof sitzt ohne olli(fair) zu haus und kent von richard wagner
nichts hört sich "schöner fremder mann" an
das spiel ist geh-konnt gespielt - inszeniertes theater des absurden
für aeltere einsame menschen allein zu hause
die wichtige frage und wie man mit der verantwortung für
für coronagefährdete menschen in einsamkeit um-geht herum-geht
in diesem sinne
applaus
applaus
nachtkritikstream, Die Johns Briefe: Quo vadis?
5 Rezensionen in 2 Monaten und jetzt ein Livestream für das Schauspiel Köln? Nachtkritik quo vadis? PR Agentur? Journalismus und unabhängige Theaterkritik geht jedenfalls anders. Peinlich.

(Lieber A.Kerr,
wo genau sehen Sie "Journalismus und unabhängige Theaterkritik" in Gefahr? Und welche der zwischen September und Oktober von uns besprochenen Premieren am Schauspiel Köln hätten Sie denn guten Gewissens für entbehrlich erklärt? Wir sind gespannt.
Herzliche Grüße aus der Redaktion
jeb)
stream, Die Johns Briefe: wunderbar
Ein ausgezeichnetes Stück. Vor allem in der heutigen Corona Situation ist es schön zu sehen, welch wunderbaren Kunstwerke auf die Bühne gebracht werden.
Ein besonderes Lob an Katya! Ihre Strenge kombiniert mit Witz faszinierte die ganze Familie. Ich freue mich auf mehr!
Mit dem Handschuh am Glas... PROST!
Euer Hartmut
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