meldung
Tanztheater Wuppertal: Intendantin gekündigt
Harter Schnitt
13. Juli 2018. Fristlos gekündigt wird Adolphe Binder, seit 2017 Intendantin des Tanztheaters Wuppertal Pina Bausch. Das teilte der Beirat der ehemaligen Pina Bausch-Kompanie heute Abend in einer Presseaussendung mit. Auch der Geschäftsführer Dirk Hesse nimmt Ende des Jahres seinen Abschied.
Notwendig geworden sei die Entscheidung, "um die Handlungsfähigkeit dieser einzigartigen kulturellen Einrichtung wiederherzustellen", schreibt der Beirat zur Trennung von Binder. Beschlossen wurde diese in einer Sondersitzung am heutigen Freitag.
Lange Liste mit Vorwürfen
Bereits vergangene Woche forderte die Geschäftsführung des Tanztheaters Wuppertal die fristlose Entlassung der Intendantin. Vorgeworfen wurde Adolphe Binder laut Wuppertaler Rundschau, dass sie ihre Aufgaben als Intendantin nicht wahrgenommen und immer wieder eigenmächtig gehandelt habe. Auch ihr Verhalten gegenüber Mitarbeitern habe Geschäftsführer Dirk Hesse kritisiert; fünf Abmahnungen verzeichne dessen Liste von Vorwürfen, welche der WR vorgelegen habe. Zudem soll Adolphe Binder bislang keinen wirtschaftlich und künstlerisch tragfähigen Spielplan für die Saison 2018/19 vorgelegt haben, wie Wiebke Hüster in der FAZ vergangene Woche von der nicht-öffentlichen Beiratssitzung berichtete.
Laut WR wollte der Beirat die schwerwiegende Entscheidung vergangene Woche nicht übereilt treffen. Heute nun ermächtigte das Kontrollgremium mit nur einer Gegenstimme die Geschäftsführung, Binder die außerordentliche Kündigung auszusprechen. Regulär würde ihr Vertrag noch bis Ende Juli 2022 laufen.
Störungsreiche Binnenbeziehungen – und eine Kampagne?
Der Kündigung voraus gegangen sind offenbar intern "heftige Auseinandersetzungen" zwischen der Intendantin Adolphe Binder und ihrem Vorgesetzten, dem Geschäftsführer Dirk Hesse. Dabei soll es auch um den Spielplan 2018/19 gegangen sein, berichtete die Wuppertaler Rundschau. Ebenso soll das Verhältnis von Beginn an "nicht störungsfrei" gewesen und mehrere Mediationsversuche gescheitert sein, so die Westdeutsche Zeitung.
Bereits während ihrer Zeit als Künstlerische Direktorin der Göteborg Operans Danskompani habe es laut Wuppertaler Rundschau in Zusammenhang mit Adolphe Binder Gerüchte um Mobbing und Günstlingswirtschaft gegeben. Binder habe dies stets abgestritten; das Göteborger Ensemble habe die Vorwürfe auf Nachfragen auch nicht bestätigt – so wie der Süddeutschen Zeitung und Deutschlandfunk Kultur zufolge auch die Tänzer*innen der Wuppertaler Kompanie. In der WR sprechen Ensemblemitglieder stattdessen von fehlender Transparenz und Kommunikation seitens der Geschäftsführung und verteidigen Binder gegen die erhobenen Vorwürfe.
Offenbar seien hier Personalinterna gezielt an die Öffentlichkeit weitergegeben worden, so die Süddeutsche Zeitung. An welchen Stellen die Verabschiedung eines Spielplans für die Saison 2018/19 blockiert worden sei, sei unklar: "Hesse war, wie es aus informierten Kreisen heißt, etliche Wochen krank geschrieben und wurde vertreten", so die SZ. "Dass eine erfahrene Managerin wie Adolphe Binder nicht in der Lage sein sollte, eine Saison zu planen, erscheint fragwürdig."
Neue Ordnung, um Bauschs Erbe zu bewahren
Einleiten möchte der Beirat des Tanztheaters laut eigenem Bekunden nun "einen Prozess der kritischen Reflexion und Weiterentwicklung des Tanztheaters". Begleiten und moderieren soll ihn ein Expertengremium, dem "herausragende Fachleute aus dem In- und Ausland angehören" sollen. Zugesagt hat seine Mitwirkung offenbar bereits Alistair Spalding, der Künstlerische Direktor des Sadler's Wells Theatre London. Erarbeitet werden sollen Vorschläge für die Neugestaltung der Führungs- und Leitungsstruktur beim Tanztheater Wuppertal und das Anforderungsprofil für die zukünftige künstlerische Leitung. Umfassen soll es sowohl die Bewahrung und Pflege des künstlerischen Erbes von Pina Bausch als auch die künstlerische Weiterentwicklung der Kompanie "als bedeutendes Ensemble des zeitgenössischen Tanzes", so der Beirat.
Im Zuge der aktuellen Ereignisse wird auch der Geschäftsführer Dirk Hesse seinen Vertrag, der Ende des Jahres ausläuft, nicht verlängern. Nachdem nach Pina Bauschs Tod zunächst Dominique Mercy und Robert Sturm an der Spitze des Wuppertaler Tanztheaters standen, hatte Hesse es seit 2011 gemeinsam mit dem Tänzer Lutz Förster geleitet und ist der Vorgesetzte der Intendantin. Spätestens zum September soll er auf Verlangen des Beirats einen Spielplan vorlegen, der "geeignete Stücke Pina Bauschs" sowie die beiden neuen Stücke aus dieser Spielzeit enthalten und "dem zehnten Todesjahr Bauschs (2019) sowie dem zehnjährigen Bestehen des Pina-Bausch-Archivs Rechnung tragen soll", wie es in der Presseaussendung heißt.
Bekenntnis zur Tanztheater-Institution
Sowohl der Beirat als auch die Stadt Wuppertal und das Land Nordrhein-Westfalen bekennen sich laut Presseaussendung zur Institution des Tanztheaters Wuppertal, das die Choreographin Pina Bausch von seiner Gründung 1978 bis zu ihrem Tod 2009 leitete. Ihre Werke bilden die Grundlage des Repertoires. Adolphe Binder hatte zuletzt zwei neue Stücke für das Ensemble in Auftrag gegeben, "Seit sie" von Dimitris Papaioannou und "Neues Stück II" von Alan Lucien Øyen. Ebenfalls umgesetzt werden soll die Errichtung eines schon länger geplanten Pina Bausch Zentrums im Wuppertaler Schauspielhaus.
(Tanztheater Wuppertal Pina Bausch / WR / WZ / FAZ / SZ / eph)
Adolphe Binder: "Vorwürfe unhaltbar"
15. Juli 2018. In einem offenen Brief hat Adolphe Binder die gegen sie erhobenen Vorwürfe als unhaltbar zurückgewiesen. Insbesondere verwahrt sie sich dagegen, keinen Spielplan für die Spielzeit 2018/19 erstellt zu haben. Vielmehr habe sie bereits im vergangenen Jahr unter Einbeziehung der verschiedenen Abteilungen des Tanztheaters einen solchen Spielplan mit Schwerpunkt auf Pina Bauschs 10. Todesjahr erarbeitet, der der Geschäftsführung ebenso wie dem Beirat auch vorliegen würde. Diverse Gastverträge seien ebenso lange fest verabredet und von der Geschäftsführung bestätigt worden. Darüber hinaus kritisierte Binder den aus ihrer Sicht ungeregelten, sich widersprechenden Zustand, "dass nämlich die Intendanz zwar das alleinige Entscheidungsrecht in allen künstlerischen Angelegenheiten haben soll", während doch sämtliche Kompetenzen unbegrenzt nur bei der Geschäftsführung liegen würden.
(sle)
Mehr zum Thema: Adolphe Binder klagt im Juli 2018 vor dem Arbeitsgericht gegen ihre fristlose Kündigung. – Über den Fall Wuppertal sprechen im Theaterpodcast des Monats September 2018 Susanne Burkhardt und Elena Philipp mit der Tanzjournalistin Dorion Weickmann. – Noch vor der Verhandlung am Arbeitsgericht beruft die Stadt im November 2018 eine Interims-Intendanz für das Tanztheater Wuppertal.
Wuppertals Kulturdezernent Matthias Nocke sagt im Gespräch auf Deutschlandfunk Kultur (13.7.2018), er sei "seit einem Dreivierteljahr mit diesem Konflikt befasst" gewesen und beschreibt den Konflikt nicht als Streit zwischen Kunst und Kommerz, Traditionalismus und Modernisierung oder in ähnlichen Gegenüberstellungen, sondern als eine "komplexe Angelegenheit, die viel mit Kommunikation und Psychologie zu tun hat". Beim "Grad der Zerrüttung", der in diesem Konflikt eingetreten sein, habe gegolten, "die akute Gefahr abzuwenden, zu einer Implosion des Tanztheaters und dieses einmaligen Kulturgutes beizutragen", so Nocke. "Das war jetzt, wenn sie so wollen, das Ziehen der Reißleine", denn das Tanztheater sei "keine Selbsterfahrungsgruppe".
Eine "sehenswerte erste Spielzeit" habe Adolphe Binder hingelegt, kommentiert Elisabeth Nehring für den Deutschlandfunk (14.7.2018) die Wuppertaler Fall. Der "Geburtsfehler" läge in der arbeitsrechtlichen Konstruktion der Wuppertaler Theaterleitung, nach der die Intendanz der Geschäftsführung unterstellt ist. "Das hieß für Adolphe Binder: alle künstlerischen Entscheidungen mussten vom Geschäftsführer abgesegnet werden. Damit diese Konstruktion was taugt, müssen sich zwei Menschen schon sehr gut verstehen. In diesem Fall aber war sie das Einfallstor für den Zersetzungsprozess, der nun in der fristlosen Kündigung mündete." Im WDR 5 (16.7.2018) führt Elisabeth Nehring ihre Eindrücke weiter aus und erläutert, dass vor allem die "Kommunikationsprobleme" innerhalb der Theaterleitung als Kündigungsgründe für Adolphe Binder aufgeführt würden. Nehring macht ihre Einschätzung, dass der Neustart unter Binder tatsächlich erfolgreich verlaufen sei, vor allem an der "offensichtlich sehr guten und vertrauensvollen Zusammenarbeit zwischen der neuen Intendantin und einem Großteil des Ensembles" fest.
Adolphe Binder ist in den Augen von Katrin Bettina Müller von der taz (14.7.2018) "ein Opfer des Wunsches von Beirat, der Stadt Wuppertal und des Landes Nordrhein-Westfalen geworden, vor allem Ruhestörung zu vermeiden. Man hat ihr kaum Zeit gegeben, die nicht einfache Aufgabe zu bewältigen, einen Übergang von der Ikone Pina Bausch zu neuen Anfängen zu moderieren." Müller stuft die bisherigen neuen Tanzarbeiten in Wuppertal als moderaten "Übergang von Vertrautem zu anderen Erzählweisen" ein ("Das schien zwar noch nicht glänzend, aber so weit, so gut."). Sie berichtet vom Zuspruch der Tänzer*innen für Binders Arbeit und verweist auf einen FAZ-Text der Tanzkritikerin Wiebke Hüster, mit dem die Angriffe auf Binder vorbereitet wurden (die Kritikerin "schien durch gute Kontakte zur Geschäftsführung des Wuppertaler Tanztheater schon zu wissen, mit welchen Argumenten Dirk Hesse beim Beirat auf deren Kündigung drängte").
Von einer "brutalen Selbstzerfleischung" berichtet Manuel Brug für die Welt (14.7.2018) in einem Beitrag unter der Überschrift "Intrigen ruinieren das berühmteste Tanztheater". Auch Brug hebt auf die Rolle der Presse in dem Personenkonflikt zwischen Hesse und Binder ab. Teile der Presse hätten zu einem Zeitpunkt, da die Tanzkompagnie im Ausland weilte, Interna und Vorwürfe gegen die Intendanz publik gemacht: "Binder durfte sich nicht äußern, und manche Journalisten machten sich nur allzu gerne zu willfähigen Vollstreckern." Tatsächlich habe es entgegen den Vorwürfen der Geschäftsführung einen mit den Tänzer*innen abgestimmten Spielplan gegeben. Geschäftsführer Dirk Hesse hatte ihn nur nicht genehmigt.
"Ob und wie viele der Vorwürfe gegenüber Adolphe Binder berechtigt sind, lässt sich aus der Distanz schwer ergründen", schreibt Lilo Weber in der Neuen Zürcher Zeitung (15.7.2018). "Tatsache ist, dass sich, nachdem die schmutzige Wäsche in aller Öffentlichkeit gewaschen worden war, Frieden zwischen Intendanz und Geschäftsleitung kaum mehr hätte einstellen können. Es gibt in diesem Konflikt nur Verlierer – in erster Linie leider das Tanztheater Wuppertal."
"Es ist nationales Kulturerbe, das hier auf dem Spiel steht", schreibt Sandra Luzina im Tagesspiegel (16.7.2018) und macht den Konflikt vor allem an der problematischen Doppelstruktur aus Geschäftsführung und Intendanz klar. "Eine Geschäftsordnung, die die Leitungsaufgaben klarstellt und die es früher auch bei der Tanztheater GmbH gab, habe sie seit Frühjahr 2016 immer wieder gefordert, erklärt Binder, doch es wurde keine erlassen." Adolphe Binders Arbeit wird von der Kritikerin positiv bewertet. Die "erfahrene Kulturmanagerin und ausgewiesene Tanzexpertin" habe "die Weichen in Richtung Zukunft gestellt", "neue Tänzer engagiert und zwei Uraufführungen von internationalen Gastchoreografen herausgebracht". Das Tanztheater sei für die New Yorker Bessie-Awards nominiert worden. "Dass Binder nun gehen muss, ist ein herber Rückschlag."
In einem Kommentar in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (17.7.2018) wirft Jürgen Kaube – unter seinem Kürzel kau – der gekündigten Intendantin Adolphe Binder vor, mit ihrem Offenen Brief den Anspruch auf die Geschäftsführung erhoben zu haben. Nach dem Motto: "Meine Pläne, geprüft und in letzter Instanz bejaht – durch mich." Binder sei gleichwohl die Wuppertaler Entscheidungsstruktur bei Amtsantritt bekannt gewesen. Und: "Wichtiger ist: Gibt es irgendwo im Bereich staatlich finanzierter Kunst eine Einrichtung, in der es keiner organisatorischen, ökonomischen und rechtlichen Prüfung unterliegt, was eine künstlerische Leitung plant oder auch zu planen unterlässt?"
Im Interview mit tanzweb.org äußert sich erneut Kulturdezernent Matthias Nocke. Er verteidigt die Konstruktion, dass Adolphe Binders Entscheidungen von Geschäftsführer Dirk Hesse bestätigt werden müssten. "Es ist keineswegs ein verrücktes Konstrukt." Der Beirat werde sich aber "nochmals kritisch mit den Leitungsstrukturen beschäftigen". Nocke betont indes, Binder habe als Intendantin und künstlerische Leiterin des Tanztheaters autonom über jede künstlerische Frage entscheiden können. "Allein, man muss auch entscheiden. Man muss Entscheidungen treffen und Dinge fertig machen, – so würde ich das formulieren wollen." Adolphe Binders Aussage, sie habe durchaus einen Spielplan konzipiert, weist Nocke zurück: "Es handelt sich hierbei lediglich um einen Spielplanentwurf und Frau Binder ist auch mehrfach aufgefordert worden, dreimal um präzise zu sein, diesen zu vervollkommnen und einen, mit allen Departements der Compagnie abgestimmten Spielplan vorzulegen. Das ist zu meinem großen Bedauern bisher noch nicht erfolgt." Das sei aber nicht Kern des Konflikts gewesen und der Grund für Binders Aus liege auch nicht in einem Machtkampf zwischen ihr und Geschäftsführer Dirk Hesse. "Es handelt sich hier nicht um ein Zweipersonenstück, sondern tatsächlich um einen Konflikt, der alle Departements der Compagnie durchzieht, und nicht um einen Konflikt zwischen Kunst und Kommerz, es ist auch nie um Geld gegangen und es handelt sich auch nicht um einen Konflikt zwischen Traditionalisten, die sich in besonderer Weise dem Werk von Pina Bausch verpflichtet fühlen auf der einen Seite und Modernisierern, die Neuinszenierungen in den Vordergrund stellen wollen auf der anderen Seite. Das ist alles nicht der Fall, sondern es ist in der Tat ein sehr komplexer und vielschichtiger Konflikt, der überwiegend psychologischer Natur ist und der vor Allem etwas mit Kommunikation zu tun hat."
"Die Stadt hat in der Sache komplett versagt." Bertram Müller, Vorstand des Dachverbandes Tanz, kritisiert im Gespräch mit der Wuppertaler Rundschau (21.7.2018) das Organisationsmodell des Tanztheaters. "Es ist kurios, dass die Geschäftsführung hier auch die Entscheidungshoheit über alle künstlerischen Entscheidungen hat." Es fehle zudem eine Geschäftsordnung, die klare Zuständigkeite regele. Müller fordert, dass die Stadt jetzt die Fakten auf den Tisch legt, "was wirklich die Ursachen des Konflikts und der Kündigung sind".
Recherchen von Nicole Bolz in der Wuppertaler Rundschau (22.11.2018) belegen, dass Stadtvertreter gegen Adolphe Binder gearbeitet haben – mit Verzögerungen im Betriebsablauf oder gezielten Falschinformationen. Mehr in der Zusammenfassung.
Wir halten Sie auf dem Laufenden
Wir sichten täglich, was in Zeitungen, Onlinemedien, Pressemitteilungen und auf Social Media zum Theater erscheint, wählen aus, recherchieren nach und fassen zusammen. Unterstützen Sie unsere Arbeit mit Ihrem finanziellen Beitrag.
mehr meldungen
meldungen >
- 06. Mai 2024 Bochum: Sabine Reich leitet ab 2025 das Prinz-Regent-Theater
- 06. Mai 2024 Wiener Festwochen: Kritik an Rede an Europa
- 05. Mai 2024 Heidelberger Stückemarkt: Autor*innenpreis 2024 vergeben
- 04. Mai 2024 Deutsche Filmpreise für "Sterben" und Corinna Harfouch
- 04. Mai 2024 Russland: Theaterkünstlerinnen weiter in Untersuchungshaft
- 03. Mai 2024 12. Festival Politik im Freien Theater läuft 2025 in Leipzig
- 03. Mai 2024 Kleist-Preis 2024 für Sasha Marianna Salzmann
- 03. Mai 2024 Wiener Theatermacher Karl Schuster gestorben
neueste kommentare >
-
Wasserschäden durch Brandschutz Sehr kurze Antwort
-
Kolumne Hussein Glaub-Würdigung
-
Heidelberger Stückemarkt Halbiert
-
Kolumne Hussein Ein klarer Geist
-
Leser*innenkritik Hamlet, Hamburg
-
Heidelberger Stückemarkt Geschichte wiederholt sich
-
Wasserschäden durch Brandschutz Völliges Rätsel
-
Duo für Theater des Westens Musical nach bewährtem Rezept
-
RCE, Berlin Kritikenrundschau
-
State of Affairs, Hamburg Langweilig
Die Linke im Rat fordert personelle Konsequenzen im Verwaltungsvorstand.
„Von der fristlosen Entlassung der Intendantin und dem befremdlichen Lob für den Geschäftsführer sowie den Vorgängen, die dazu führten, konnten Ensemble und die Mitglieder des Rates nur aus der Presse erfahren. Betrachten die Herren Nocke und Slawig sie nur als Statisten?“ fragt Bernhard Sander, selbst Mitglied des Kulturausschusses. Die Dezernenten Nocke und Slawig haben versucht, das Ensemble gegen die Intendantin zu instrumentalisieren und zu Kronzeugen für dubiose Verwürfe zu machen, die der Geschäftsführer in die Presse gebracht hatte. Von der neuen politischen Kultur des Oberbürgermeisters ist nicht viel übrig geblieben.
In den Entscheidungen drückt sich aus, dass Loyalität zu den bürokratischen Interessen der Verwaltungsspitze höher bewertet wird als Respekt vor künstlerischen Freiräume. „Vom Geschäftsführer über den Kulturdezernenten Nocke bis zum Duo Slawig / Mucke fehlt offenbar es an Sensibilität für die Situation des künstlerischen Neuanfangs. Die Linke im Rat entschuldigt sich bei allen Mitarbeiterinnen und vor allem beim Ensemble des Tanztheaters, dass sie in dieser Weise vor vollendete Tatsachen gestellt werden und für die entstandene Lage. „Die international renommierte Institution Tanztheater könnte noch weiter beschädigt werden, deshalb müssen weitere auch personelle Konsequenzen in der Stadtspitze gezogen werden.“ fordert Die Linke.
https://www.njuuz.de/beitrag43928.html
Der Spieplan 2018/19 mit allen geplanten/vereinbarten Gastspielen ist bereits seit langem bei den meisten Häusern jeweils online - leider nicht auf der Wuppertal-Seite:
>www.pina-bausch.de
> www.israel-opera.co.il/eng/?CategoryID=871&ArticleID=2789
> www.teatroalfa.com.br/espetaculo/pina-bausch-tanztheater-wuppertal/
> www.henrikschaefer.com/agenda/ (Dirigent Cafe Müller 40 Jahre und Sacre in Wuppertal mit Wuppertaler Symphonie Orchester)
> www.sadlerswells.com/whats-on/2019/tanztheater-wuppertal-pina-bausch-new-piece-1-dimitris-papaioannou/
> www.sadlerswells.com/whats-on/2019/tanztheater-wuppertal-pina-bausch-new-piece-2-alan-lucien-oyen/
> https://desingel.be/nl/programma/dans/tanztheater-wuppertal-pina-bausch-1980-een-stuk-van-pina-bausch?id=a0J0N00002nZd2RUAS
> www.sgt.gr/eng/SPG1018/
> www.theatredelaville-paris.com/fr/spectacles/saison-2018-2019/danse/nouvelle-piece-ii
> www.theatredelaville-paris.com/fr/spectacles/saison-2018-2019/danse/since-she
> www.theatre-chaillot.fr/fr/saison-2018-2019
> www.lavillette.com/evenement/tanztheater-wuppertal-pina-bausch-dimitris-papaioannou/
Aujourd’hui, le Tanztheater Wuppertal retourne donc à la case départ, là où il s’était trouvé avant la décision d’engager Adolphe Binder, précédemment directrice artistique du Göteborgs Operans Danskompani. Binder fut sélectionnée par un compité d’experts en 2016 et prit ses fonctions à Wuppertal en mai 2017. Cependant les membres de ce nouveau comité international doivent encore être trouvés. Sauf un.
Alistair Spalding, directeur du Sadler’s Wells de Londres a dores et déjà donné son accord, selon le communiqué de presse du vendredi 13 juillet. Ironie du sort : Spalding figurait également dans le comité qui avait proposé aux tutelles de Wuppertal d‘engager Binder. C’est donc reparti pour un tour, et la compagnie, loin de retrouver sa capacité opérationnelle comme le demande le Conseil d’administration, perd de précieuses années.
Dans quel état de bouleversement se trouvera la compagnie quand elle viendra présenter, en juillet 2019 à Paris, les créations de Papaioannnou et Øyen? Rien ne dit à ce jour qu’un.e autre candidat.e trouvera un ennvironnement plus favorable que Binder, tant que les tutelles ne créent pas une organisation mieux adaptée pour la gestion de la compagnie.
Un autre fait interpelle : Etrangement, le reponsable des affaires culturelles de la ville de Wuppertal, Matthias Nocke, également membre du Conseil d’administration, a déclaré, le 13 juillet même, à la radio allemande Deutschlandfunk, que la ville avait déjà reçu des candidatures pour la succession à Binder. On se demande comment cela a pu se produire, avant même l’annonce officielle du licenciement de la directrice artistique. Affaire à suivre…
Thomas Hahn
https://www.dansercanalhistorique.fr/?q=content/hors-jeu-wuppertal-carton-rouge-pour-adolphe-binder
Die ersten neuen Werke nach dem Tod von Pina Bausch entstanden 2016 für das Ensemble in Wuppertal durch die Künstler/innen Theo Clinkard, Tim Etchells und Francois Chaignaud/Cecilia Bengolea.
(Wir bedanken uns für die wertvollen Hinweise und haben die Meldung entsprechend korrigiert. Mit freundlichen Grüßen, Anne Peter / Redaktion)
Directeurs artistique
2009 - 2012 M. Mercy soutenu par M. Sturm
2013 - 2016 M. Forester
Depuis 2017
Intendance (le premier depuis Pina Bausch) et directrice artistique
Adolphe Binder (La Première direction en dehors de Tanztheater Pina Bausch)
Les premières pièces complètes du répertoire, qui ne sont pas de Pina Bausch depuis 45 ans, ont été créées en mai et juin 2018 par Alan Lucien Oeyen et Dimitris Papaioannou. visites dans l'année à venir. Aux coproducteurs et autres.
Harter Schnitt
13. April 2018. ????
(Vielen Dank für den Hinweis auf diesen Fehler! Uff, wie konnte das passieren? Wir haben das Datum korrigiert. Herzliche Grüße aus der Redaktion, Anne Peter)
-Hat, wie die Journalistin Wiebke Hüster berichtet, Adolphe Binder tatsächlich gemobbt und sich so unmöglich verhalten, dass sie gefeuert werden musste?
-War, wie es wohl in dem Papier der Geschäftsführung steht, Binder zu dumm und zu faul, um einen Spielplan für die neue Spielzeit zu erstellen?
-Sind, wie der Beirat feststellt, die Strukturen so marode, dass ein Prozess der Reflektion und kritischen Weiterentwicklung des Tanztheaters eingeleitet werden muss?
-Hat, wie der Kulturdezernent Matthias Nocke meint, die fristlose Kündigung von Binder wirklich so viel mit Psychologie und Kommunikation zu tun?
-Sind, wie der Kämmerer der Stadt Johannes Slawig behauptet, die Beziehungen zwischen Binder und den leitenden Mitarbeitern des Tanztheaters tatsächlich so zerrüttet, dass keine vertrauensvolle Zusammenarbeit mehr möglich ist?
-Hat, wie Binder in ihrem offenen Brief schreibt, sich der Geschäftsführer Dirk Hesse geweigert, die Intendantin in Entscheidungsprozesse einzubeziehen und ihre künstlerische Leitungsaufgabe zu akzeptieren?
Das Sprichwort „Haltet den Dieb!“ kommt einem in den Sinn. Beschuldigt hier vielleicht ein Schuldiger, um von sich selbst abzulenken? Das Papier mit den Vorwürfen gegen Binder, war nur einem sehr kleinen Kreis bekannt. Irgendjemand muss wohl befürchtet haben, dass die Vorwürfe für eine Kündigung nicht ausreichen und hat den internen Bericht der Presse zugespielt. Ist es wirklich so abwegig, hier eine gezielte Intrige zu vermuten?
Die Kündigung, so heißt es, hat nichts mit der Qualität der künstlerischen Arbeit zu tun. Die neuen Stücke sind erfolgreich und die Tänzerinnen und Tänzer haben sich in keiner Weise negativ über Binder geäußert.
Der Auftrag von Binder war, einen künstlerischen Transformationsprozess im Tanztheater einzuleiten. Für die Tänzer war dieser Wandel wohl vergleichsweise leicht zu bewältigen. Sie waren dafür zu gewinnen, nicht mehr nur die Asche zu zelebrieren, sondern aus dieser Trauer heraus das Feuer, das die Kunst von Pina Bausch ausmacht, neu zu entfachen und weiter zu tragen. Für die anderen Mitarbeiter stellte sich die Situation vielleicht anders dar. Wer lange und komfortabel von der Kunst gelebt hat, schreit vermutlich nicht gleich Hurrah, wenn er aufgefordert wird, mit Engagement für einen Wandel einzustehen, der aus seiner Sicht vermutlich weniger künstlerische Notwendigkeit als vielmehr Abschied von einem guten Geschäftsmodell darstellt.
Hat die Geschäftsführung tatsächlich Veränderungen im Tanztheaters gewollt? Wurde Binder mit der Entschlossenheit und dem Verantwortungsbewusstsein unterstützt, ohne die eine Transformation eben nicht stattfinden kann?
Spielpläne sind Teamarbeit. Sie werden nicht von einer einzelnen Person entwickelt, sondern benötigen einen kreativen Koordinator, der die damit verbundenen künstlerischen, finanziellen und organisatorischen Aspekte unter einen Hut bringt. Wurde der Spielplan wirklich gewollt, oder waren hier schon die Kräfte am Werk, die dann später den Beirat so erfolgreich manipuliert haben? Wenn Dirk Hesse am Jahresende ausscheidet, dann ist dies doch auch ein Zeichen dafür, dass der Beirat, die Stadt und vielleicht auch er sich selbst, den notwendigen Wandel nicht zutraut.
Es wäre wünschenswert, dass sich die Ministerin für Kultur und Wissenschaft Nordrhein-Westfalen, Isabel Pfeiffer-Poensgen und die Staatsministerin für Kultur und Medien, Monika Grütters, zusammensetzen und Möglichkeiten finden, die Zukunft des Tanztheaters in verantwortungsbewusstere Hände zu geben. Binders Erfahrungen und Expertise könnten dabei von großem Nutzen sein.
Daisy Duck
--
Teile dieses Kommentars wurden gekürzt, da sie nicht den Kommentarregeln entsprachen. Nachzulesen hier: https://www.nachtkritik.de/index.php?option=com_content&view=article&id=12&Itemid=102”
(Redaktion)
Frau Binder hatte wenig Chancen. Aber die hat sie in einem Jahr hoffnungsbildend genutzt. Sie verdient die Fortsetzung.
Jetzt müssen Fakten her, wie es zu dieser von einigen befangenen Vertretern der Presse unterstützen und produzierten Demontage kommen konnte.
Wie ist ein Rauswurf zu rechtfertigen, der nicht juristisch begründet werden kann?
Was sind die wirklichen Gründe? Wovor haben Herr Hesse und andere wirklich Angst, dass sie nicht mehr tanzen lassen wollen und das Tanztheater opfern? Oder: was schützen diese Herrschaften wirklich? Was ist so geheimnisvoll und muss so sehr im Verborgenen bleiben, dass man andere Menschen und ihre Leidenschaft dafür opfert?
Hier sind Gerichte und eine investigative Presse gefragt.
--
Teile dieses Kommentars wurden gekürzt, da sie nicht den Kommentarregeln entsprachen. Nachzulesen hier: www.nachtkritik.de/index.php?option=com_content&view=article&id=12&Itemid=102”
(Redaktion)
Der halbherzig geteilte Ballettabend war in 2015! und ein allseits formuliertes Fiasko... Weshalb er auch sofort in der Versenkung verschwand und verschwiegen wurde. Das Werk einer teuren Beratergruppe, der auch Alistar Spaldings anhing. Berater Berater und mehr Berater. Autsch
Wer ist nicht vertreten: Der Bund, ein Intendant, das Ensemble. Das Bundesland NRW mit nur einer Stimme. Soviel zum nationalen Leuchtturm und zum Stellenwert der Künstler.
Aus diesem Kreis sind interne Anschuldigungen des Geschäftsführers Dirk Hesse (Partei?) an die Presse gegeben worden. Dieser Kreis hat dennoch so getagt und entschieden. Ist das denn rechtens, wenn ein Gesetzesbruch zu verzeichnen ist. Wie funktioniert denn das, weiß das jemand?
Wuppertal hat eine große Koalition (aus CDU und SPD)
Gesellschafterin der gGmbH Tanztheater Wuppertal ist allein die Kommune (Stadt Wuppertal). Deren Vertreter sind Dr. Johannes Slawig (Kämmerer und Stadtdirektor bis 2022) und der Oberbürgermeister Andreas Mucke.
Der politische Aufsichtsrat (nächste Wahl 2020) des Pina-Bausch-Tanztheaters:
Ursula Schultz, Bürgermeisteramt Barmen und Vorsitzende, SPD
Dr. Rolf Koster, 2. Vorsitzender, CDU
Matthias Nocke, Kulturdezernent, CDU; Wahlbeamter bis 2025
Andreas Mucke, Oberbürgermeister und Oberster Dienstherr der Stadtverwaltung, SPD
Heiner Fragemann, SPD
Peter Vorsteher, Die Grünen
Bettina Milz, Kultus-Ministerium NRW, Referat Tanz und Theater
Madeline Ritter, Pina Bausch Stiftung
Gäste:
Pina Bausch-Sohn Rolf Salomon Bausch, Pina Bausch Stiftung
Protokollant
Zwölf Kandidaten.
Da kann Wuppertal gespannt sein wie sich die Volksvertrteter da unbeschadet rauswinden.
Sehr geehrter Herr Dilger,
Finden Sie wirklich, das die Formulierung „pensionierter Tanzhausleiter vor das Mikrophon gezerrt“ Ausdruck von Qualitätsjournalismus ist.? Man schimpft –vielleicht sogar zu recht- über die Kollegen und erledigt so ganz nebenbei einen Experten, der sich um Aufklärung bemüht. Das ist ja vielleicht gar nicht so ungeschickt, hat aber mit Wahrheitsliebe und Seriosität nun wirklich nichts zu tun.
Überhaupt Ihr Interview: Haben Sie die Antworten von Matthias Nocke auf ihre Fragen verstanden? Mich verwirrt es, wenn der Interviewpartner erläutert, dass er das „Abstimmungsverhalten im Einzelnen nicht benennen kann und dann von einer Gegenstimme spricht. Zugegeben, ein harmloser Widerspruch, den man nicht unbedingt aufdecken muss. Wenn aber Matthias Nocke die Entscheidung des Beirates damit begründet, dass es „natürlich schon eine bestimmte Strecke der Entwicklung gegeben hat“, könne man doch schon –wenn man so an der Wahrheit interessiert ist- nachfragen, warum wurde der Beirat denn nicht eher informiert wurde. Finden Sie nicht? (...) Ich hätte es (...) gern gewusst Stattdessen darf Nocke tatsächlich über 160 Wörter erklären, was alles nicht der Konflikt ist, um dann endlich die aufregende Information zu geben : dass „es in der Tat ein sehr komplexer und vielschichtiger Konflikt, der überwiegend psychologischer Natur ist und vor allem etwas mit Kommunikation zu tun hat “. Kennen Sie einen Konflikt, der nicht „vor allem etwas mit Kommunikation zu tun hat? Ich finde, etwas tiefer hätte man hier schon bohren können. Immerhin wurden ja öffentlich Vorwürfe wie Mobbing und Diskriminierung erhoben. Das muss doch in dem Papier, das der Presse zugespielt wurde, gestanden haben. Welche Gründe hat denn der Beirat jetzt, nur noch von Zerrüttung zu sprechen? Die verwendete Formulierung scheint sich ja auf ganz andere Sachverhalte zu beziehen. Dies wird ja nun kaum mit Rücksicht auf Binder geschehen.
Auf Ihre Frage – „Wurde Frau Binder jemals in Aussicht gestellt, dass hier ein neues Konstrukt ausgearbeitet werde, das ihr eine finale Entscheidungsbefugnis in künstlerischen Fragen zusichert?" - wird es für mich ziemlich wirr. Bisher hatte ich das Interview so verstanden, dass Binder diese Entscheidungsbefugnis doch die ganze Zeit hatte. Vielleicht ist das ja auch der Grund, dass Nocke über 253 Wörter nichts, aber auch gar nichts zu diesem Thema zu sagen weiß.
Ihre Frage zur Spielplangestaltung finde ich ehrlich gesagt auch nicht so originell. Könnte bitte jemand mal nachfragen, ob es für einen unvollständigen Spielplan noch andere Gründe geben könnte, als nur eine unfähige Binder! Das ist ja das Problem mit der Regel 101 des Journalistengesetzes: Wenn man wirklich aus dem Fenster schaut, weiß man nicht nur, ob es regnet. Man ist auch mit der Tatsache konfrontiert, dass einer der beiden Informanten gelogen hat. Dann doch besser nicht zum Fenster gehen oder sich gar- aus Gründen der journalistischen Aufklärungspflicht - aus demselben lehnen. Oder haben Sie Binder um eine Stellungnahme gebeten, bevor Sie das Interview veröffentlicht haben?
Wer meint fragen zu müssen: -„Waren die Beteiligten durch die Veröffentlichung in manchen Medien nicht bereits zu sehr beschädigt, als das es hätte noch eine einvernehmliche Lösung geben können?- erwartet ja vermutlich gar keine Antwort. Das ist nun wirklich von Hofberichterstattung nicht weit entfernt.
Wenn man die politischen Nachrichten über Wuppertal verfolgt, gewinnt man sehr schnell den Eindruck, dass hier Politik und Verwaltung (...) mit ihrem provinziell geprägten Blick blind geworden sind für die internationale Bedeutung ihres Tuns. Da kommt ihnen diese Form eines unabhängigen, wahrheitsliebenden Journalismus sicher recht.
Daisy Duck
Warum hat Pina Bausch es geschafft? Weil sie einen großartigen Intendanten hinter sich hatte, dem die Kunst und die Künstler und Frau Bauschs Kunst und sie als Künstlerin das heiligste und wichtigste war und er erkannt hatte, welcher Schatz da auf die Welt wartete.
Einen Schlussstrich machen?
Alles unter den Teppich kehren und so tun als wäre nix kaputt und niemand beschädigt, weil schließlich ein Künstler übernähme? Ist Kunst immer gut und menschlich und heilend und unpolitisch? Wo bleibt die Wahrheitssuche und -liebe? Das Aufreibende? Das Unbequeme? Und die tiefere innere Schönheit genau dieser Dinge, die nur Künstler aus dem Verborgen zu holen vermögen?
Im Tanztheater würde unter den momentanen Bedingungen auch ein/e Künstler/in der Geschäftsführung unterstehen, die bei allem die Schlussstriche zöge.
Immer noch wäre die Kunst nicht unabhängig.
Kann man eine Diktatur des Geldes gutheißen, wenn man sich doch dafür einsetzt, dass sie von einem liebevollen Menschenfreund geführt wird? Darf man das?
La vision post-Pina a été merveilleusement définie cette saison. C'est le problème que vous ne voulez pas de vrai Vision dans la ville, mais un statu quo dans l'accomplissement de toutes les sensibilités (surtout financières).
I have worked with Adolphe in the past and in Wuppertal as I was honoured to be part of the ‘The Rite of Spring/Café Müller’ program last fall, I have had the chance to watch the company in several works by Pina Bausch since and the new ones that Adolphe herself commissioned. I have been touched by this company’s artistry and commitment that is not only able to maintain alive its core, but is able together with the right creators to continue to inspire. From the start of Adolphe’s mandate, I have not only felt but also witnessed her respect for Pina Bausch, the artists, who are and have been preserving this incredible body of work, and her true and relentless artistic quest for the right creators for this very special company. I want to congratulate her for having shown a successful way into the future and it is with saddened heart that I look at the board decision.
Adolphe, I wish you all the best for your future and strength throughout this hard time. I wish also that all those involved will be able to get clarity and light over the events that have led to this dark business and that the company will be able to continue its journey with art as its fundamental goal.
Bürgermeisterin Ursula Schulz Vorsitzende des Beirats Tanztheater Wuppertal Pina Bausch
Sehr geehrter Beirat,
München/Bochum/Berlin, 12. Juli 2018
wir, die Unterzeichnenden haben in der Spielzeit 17/18 als SchauspielerInnen/TänzerInnen und SängerInnen in den Wiederaufnahmen/Neueinstudierungen der Produktionen „1980“ und „Die sieben Todsünden“ am Tanztheater Wuppertal mitgewirkt.
Mit Bestürzung müssen wir nun erfahren, dass der Beirat in Erwägung zieht Adolphe Binder, eine von uns hochgeachtete und geschätzte künstlerische Leiterin, nach nur einer (!) Spielzeit ihres Amtes zu entheben.
Wir alle bringen eine langjährige Erfahrung an diversen großen Theaterinstitutionen als Ensemblemitglieder wie auch als Gäste mit und haben schon unter den verschiedensten Intendanten gearbeitet. Wir wissen aus der Praxis, dass es mehr als ein Jahr braucht, ehe über Erfolg oder Misserfolg einer neuen Intendanz geurteilt werden kann.
Was Adolphe Binder angeht, so teilen wir ausnahmslos die Meinung, dass es sich bei ihr um einen ehrlichen und vertrauenswürdigen Menschen und vor allem um eine auf allen Ebenen höchst engagierte, verantwortungsbewusste, umsichtige, erfahrene Intendantin mit großer künstlerischer Wachheit und personellem Fingerspitzengefuhl handelt, die in der Theaterwelt ihresgleichen sucht. Wir haben erlebt, dass Frau Binder auf nahezu jeder Probe anwesend war und ihre Aufmerksamkeit aufopfernd und rund um die Uhr den Belangen der Companie gewidmet hat.
Mobbing, herabsetzende Äußerungen, sexistische Bemerkungen, autoritäres oder diskriminierendes Benehmen von Frau Binders Seite haben wir weder selbst erlebt, noch beobachtet, noch wurde uns von Mitarbeitern des Tanztheaters von solchen Vorfällen berichtet.
Die oben genannten und in der Presse erhobenen Anschuldigungen sind würdelos und grenzen unserer Meinung nach an Rufmord. Wir können und wollen nicht zusehen, wie ein Mensch in der Öffentlichkeit auf diese Weise diffamiert wird, und wünschen uns eine öffentliche Richtigstellung, sofern diese Anschuldigungen nicht der Wahrheit entsprechen und nicht zu beweisen sind.
Nach all unseren ausnahmslos positiven Erfahrungen am Tanztheater Wuppertal unter der künstlerischen Leitung von Adolphe Binder halten wir eine fristlose Kundigung Binders nicht für gerechtfertigt.
Wir bitten Sie, Ihre Entscheidung verantwortungsvoll und mit Bedacht zu fällen. Danke!
Mit freundlichen Grüßen
Silja Bächli Therese Dörr Jürgen Hartmann Cora Frost
https://www.deutschlandfunkkultur.de/krise-am-tanztheater-wuppertal-schreckliche-angst-um-die.1013.de.html?dram:article_id=422395
http://www.wuppertaler-rundschau.de/kolumne/kommentar/kalt-kalkulierter-wahnsinn-aid-1.7635091
https://www.zeit.de/2018/30/wuppertaler-tanztheater-intendantin-kuendigung
https://www.deutschlandfunk.de/scherbentanz-in-wuppertal-stadt-trennt-sich-von-intendantin.691.de.html?dram:article_id=422972
https://www.siebenbuerger.de/zeitung/artikel/kultur/19028-intendantin-adolphe-binder-verlaesst.html
https://oglobo.globo.com/cultura/teatro/diretor-alan-lucien-yen-cria-tributo-vida-a-morte-de-pina-bausch-22905834
https://oglobo.globo.com/cultura/teatro/demissao-de-diretora-expoe-crise-no-comando-de-companhia-fundada-por-pina-bausch-22904992
Dass die Situation so schmutzig wurde, ist aber zweiffelos jenen kriminellen Machenschaften zuzuordnen, die die Presse und den Aufsichtsrat manipulieren wollten. Der Ruf nach Tanzrevolution ist aber etwas unangenehm unangemessen. Ich habe als jahrzehnetelanger begeisterter Fan die Vorstellungen in New York, Amsterdam und Oslo gesehen. Wer das nicht als artistisch hochrangig einordnet, hat nicht viel Tanz gesehen - oder zumindest nicht diese Abende. Ein Coup, dem das so gelungen ist. Das neidvoll zu zerschlagen zeugt von schlechtem Charakter. Dominick
Ohne ihren Gründer ist die Merce Cunningham Dance Company nicht mehr dieselbe. Merce Cunninghams Werk aber soll auf diese Weise bestehen bleiben.
Vielleicht wäre das auch ein Weg mit dem Vermächtnis von Pina Bausch ehrenvoll umzugehen: Abschiednehmen von einer Compagnie, die nur noch Hülse ist ohne ihre Schöpferin und kreativen Geist Pina Bausch. Das geplante Pina Bausch Zentrum als Nachlassverwaltung und Produktionszentrum neu konzipieren und das Tanztheater Wuppertal in guter Erinnerung behalten.
Thybalt´s comparison lags some basic understanding of the situation, cultures, artforms and coherence.
Maybe if Pina Bausch would have lived twenty more years, she would have come to a better conclusion. She would have taken care of the situation herself. Following her well known artistic gospel. This, of course, would have been the best, as she certainly would not have left it in the hands of bureaucrats.
To ignore the differences between formalistic American modern dance and German dance theatre speaks for itself.
Finally: Who financed the artistic works and is the American model to be compared to the subsidised model of German theatre?
It is the duty of the artistic field to perform Pina Bauschs work as long as possible. By the company she dedicated her life to. This is what the state of Germany should support and invest into generously.
Interessant, nach 9 Spielzeiten voller Erfolg und Anerkennung.
Aber ja, wahrscheinlich möchte man beim zukünftigen Bina-Bausch-Zentrum ein untergeordnetes Tanztheater - so wie Frau Binder dem Geschäftsführer untergeordnet war.
Schaffen Sie dann doch den Namen Pina Bausch ab von diesem Projekt. Das hat mit Pina Bausch nichts zu tun, ist nur noch die Verpackung.
Wie kann eine Frau Hüster schon mehr als auffallend kurz nach einer Beiratstsitzung in Wuppertal am 5. Juli etwas u.a. von angeblicher sexueller Diskriminierung und Mobbing und einem geplanten Rauswurf von Frau Binder wissen und ohne Recherche in einem Radiobeitrag im Deutschlandfunk veröffentlichen? Unhaltbare Beschuldigungen von einem Papier, das die Geschäftsführung gerade erst dem Beirat vorgelegt hatte. Das aber womöglich einige Vertreter der Medien schon VOR den Migliedern des Beirat lesen dürften?
Wie konnte diese Frau Hüster im Namen der Tänzer sprechen, die sich gerade in Paris befanden und später in einem offenen Brief erklärt haben, dass sie von nix wussten und sich von den Inhalten dieses Radiobeitrags distanzieren würden?
Frau Hüster beschuldigt Frau Binder, als wäre sie bei allem dabei gewesen und unterstellt ihr neben menschlichen Vergehen auch professionelle Unfähigkeit! War dem so?
Und der Beirat entscheidet sich wenig später tatsächlich zum Rauswurf einer offensichtlich zu unrecht diffamierten Person. Zum Schutz wessen? Wem dient der Beirat hier? Noch immer habe ich keine offizielle Entschuldigung gegenüber Frau Binder und Klarstellung der Fakten gelesen. Stadt, Beirat und Tanztheater verhalten sich meiner Meinung nach respektlos und auf höchster Ebene unmoralisch.
Hören Sie sich den Beitrag an. Er wurde am 5. Juli sehr bald nach der betreffenden Beiratssitzung ausgestrahlt und angeblich wussten die Tänzer da noch gar nichts von der Angelegenheit. Irgendwer spricht hier die Unwahrheit?
https://ondemand-mp3.dradio.de/file/dradio/2018/07/05/fuehrungskrise_am_tanztheater_wuppertal_dlf_20180705_1750_b2673337.mp3
2010 wurden die Verträge der damaligen Intendanten von Oper und Schauspiel wegen Unbotmäßigkeit nicht verlängert, weil sie den Zuschusskürzungen widersprachen. Der Kulturdezernent und die Große Koalition von CDU und SPD machten sich zu Ausführungsgehilfen der handstreichartigen Inthronisation des Orchesterchefs als Opern-Intendant durch den damaligen Oberbürgermeister. Arbeitsverträge und Auswahlprozesse werden vom Personalamt gesteuert, dass Slawig untersteht.
Die Dezernenten Slawig und Nocke förderten dann die Kündigung der neuen Schauspielintendantin, die offenbar mit dem Stadthalter der Kulturbehörde in Konflikt geriet. Auf dem Höhepunkt dieses Konfliktes wurde die Aufsichtsratsvorsitzende Schulz (SPD) der Bühnen-GmbH durch den Oberbürgermeister Mucke (SPD) ersetzt.
...
Mit der Verpflichtung einer neuen Leiterin des Kulturbüros haben Dezernent Nocke und Kämmerer Slawig (beide CDU) der CDU-geführten Landesregierung einen Gefallen getan und die seit einem Jahrzehnt in Rechtsstreitigkeiten mit der Beuys-Erbin verstrickte Leiterin von Schloss Moyland (Stiftung des Landes NRW) aus dem Konflikt rochiert. Schon 2009 hatten Künstler in einem offenen Brief der Leiterin Frau Paust „offenbare Unfähigkeit, beschämende Gleichgültigkeit und Provinzialismus“ vorgeworfen (http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/urteil-mit-folgen-beuys-witwe-darf-performance-fotos-zensieren-a-720277.html). Herr Nocke ist der Schwager des Innenministers (CDU).
Auch die Angelegenheit Tanztheater ist letztlich eine Affäre Nocke/Slawig. Sie haben es organisiert bzw. geduldet, dass der Geschäftsführer der künstlerischen Leitung vorgesetzt ist. Herr Nocke hat den Geschäftsführer, obwohl er Konfliktpartei ist, angeblich zur Beruhigung des Ensembles mit nach Paris genommen. Die Intendantin wird fristlos gekündigt, während der Geschäftsführer auf eigenen Wunsch ausscheidet – auch diese Ungleichbehandlung, die das Risiko eines Kündigungsschutzverfahrens beinhaltet, wird nicht ohne Wissen und Billigung des Stadtdirektors Slawig zustande gekommen sein.
In dieser Schneise der Verwüstung ist ein Muster zu erkennen. Die Verselbständigung der bürokratischen Eigeninteressen wurde möglich durch das völlige Desinteresse der SPD-Stadtratsfraktion für die Belange der Kunst. So musste Oberbürgermeister Mucke erst von einem anderen Termin weggeholt werden, um ihn in die Verantwortung für die fristlose Entlassung der Tanztheater-Intendantin einzubinden.
Und diese Schleudersitze wurden von einem Verwaltungsvorstand betätigt, dem die Selbständigkeit seiner Kulturexperten als Unbotmäßigkeit erscheint. Herr Nocke wurde am 18.12. 2017 mit einem beschämenden Stimmergebnis von der Großen Koalition im Stadtrat als Kulturdezernent bestätigt. Herr Slawig gab ihm bisher Rückendeckung.
https://sparrow-journal.info/2018/07/23/sie-koennen-es-nicht/
Wasserpause für das Tanztheater
http://www.wz.de/lokales/wuppertal/wasserpause-fuer-das-tanztheater-1.2735763
Bei so einer Hitze kann man keine Kolumne zu Papier bringen. Die drückende Schwüle lähmt meine Schreiblust. Mein Pflichtbewusstsein lässt aber nicht locker, und so schreibe ich nun: Ich stelle mir gerade vor, die Temperaturen hier im Tal blieben konstant bei 34 Grad, von Januar bis Dezember, von morgens bis abends. Bei so einer Witterungslage hätte auch ein Wuppertaler Tanztheater mit Pina Bausch als Intendantin kaum Aussicht auf einen Fortbestand. Die Tänzerinnen und Tänzer würden unter der Hitze leiden, und die Aufführungen müssten alle 20 Minuten für eine kurze Wasserpause unterbrochen werden, weil die Klimaanlage aus Kostengründen nicht mehr in Betrieb genommen werden kann. Wer will so etwas sehen? Da ging doch auch die ganze Dramaturgie flöten. Tanztheater ist ja auch kein Fußball. Man würde dann nur noch „Vollmond“ auf den Spielplan setzen, weil da viel im Wasser getanzt wird, und und es schön feucht zur Sache geht.
Begrabt mein
Herz in Wuppertal
Das benötigte Wasser für die Aufführungen könnte unsere bankrotte Kommune aber nur finanzieren, wenn der Stadtkämmerer nicht nur die Rechte am Grundwasser, sondern auch die am Wuppertaler Regen an die Firma Nestlé verkaufen würde. Aber das ist jetzt Science-Fiction. Bleiben wir in der Gegenwart: Der neue Spielplan startet im September wirklich mit „Vollmond“. Für andere Stücke gibt es keine Termine.
In mir keimt daher der Verdacht, die Entlassung Binders ist eine politische Entscheidung. Wollte die Intendantin aus Protest gegen das von der Europäischen Union geduldete Ertrinken tausender, unschuldiger Menschen im Mittelmeer ein Zeichen setzen, und plante sie daher, nur „Vollmond“ auf die Bühne zu bringen? Und ist es auch eine getanzte Mahnung der nun fristlos gekündigten Intendantin an uns alle, die Erderwärmung und den Klimawandel ernst zu nehmen? Hat Binder die Geschäftsführung mit dieser Entscheidung brüskiert, und ist sie gar eine Kommunistin?
Im Beirat des Tanztheaters sitzen auch Politiker, die eh schon nicht begeistert sind, dass wir 2020 Friedrich Engels’ 200. Geburtstag groß feiern sollen. Viele Bürgerinnen und Bürger in Wuppertal stellen sich nun wieder die Frage, brauchen wir in Wuppertal unbedingt so ein Tanztheater? Wir haben ja immer noch die Oper und das Schauspiel.
Ich glaube, die meisten ballettbegeisterten Wuppertaler würden auch viel lieber mal so einen Klassiker wie „Der Nussknacker“ oder „Schwanensee“ im Opernhaus sehen. Wenn wir aber wirklich bald unser Tanztheater verlieren, weil das Ensemble in Paris, New York oder London um tänzerisches Asyl bittet, dann geht ja nicht gleich die Welt unter. Es wird jetzt auch mal die Frage erlaubt sein, passt so ein grandioses Tanztheater nicht eher in eine Weltmetropole wie New York oder Barcelona?
Aber, und das sollten wir nicht vergessen, uns bleibt immer noch die auf der Welt einzigartige Schwebebahn und unser Zoo, der wohl zu den zehn schönsten Zoologischen Gärten Deutschlands gehört. Nicht auszudenken wäre es daher, sollte unser schöner Zoo irgendwann einmal geschlossen werden, weil die Kritik an der Tierhaltung, zuletzt bei unseren Elefanten, nicht abreißt. Oder die immer noch nicht störungsfrei fahrende Schwebebahn fiele wieder vom Gerüst. Dann hätte die Wuppertaler Stadtmarketing GmbH aber ein großes Problem.
In der großen Politik führt Dilettantismus in vielen Fällen zu Rücktritten. In der kleinen Politik hingegen kann er richtigen Schaden anrichten. Wuppertal ist gerade auf dem Weg, dafür einen Beweis anzutreten. Dabei geht das inzwischen unwürdige Schauspiel um die Intendantin des Tanztheaters, Adolphe Binder, vermutlich am Interesse der allermeisten Wuppertaler vorbei. Dennoch lohnt sich ein genauerer Blick auf die Ereignisse. Denn deren Folgen können verheerend sein, nicht nur für Freunde des modernen Tanzes, wie die Solingerin Pina Bausch ihn in den 1970er Jahren in Wuppertal kreiert hat.
Seit mehr als einer Woche war nun der Beirat des Tanztheaters damit beschäftigt, die eigentlich noch neue Intendantin wieder zu entfernen. So etwas geschieht normalerweise professionell geplant, die Mehrheiten für die Demission stehen fest, ehe das Gremium sich offiziell damit beschäftigt. In Wuppertal ist das anders. Hier hat sich anscheinend eine Handvoll Männer überlegt, Gerüchten und Anschuldigungen zu folgen und ohne größere Umschweife Nägel mit Köpfen zu machen. Das ist allerdings dann gefährlich, wenn erstens nicht nur Wuppertaler, sondern auch Auswärtige mit zu bestimmen haben. Das Tanztheater wird regelmäßig vom Land NRW unterstützt. Wenn dann zweitens am entscheidenden Tag nicht alle Entscheider dasselbe wissen, dann kann so ein Schuss schon einmal nach hinten losgehen. Genau so ist es gekommen. Noch ehe das Endergebnis feststand, ist diese Attacke als eine der größten Pleiten in die Geschichte der jüngeren Personalpolitik der Stadt Wuppertal eingegangen. Und da hat es zuletzt einige gegeben.
Das alles wäre nicht weiter erwähnenswert, wenn es nicht um viel mehr ginge als um diese eine Personalie. Die Tänzerinnen und Tänzer des Pina Bausch Ensembles sind es, die Wuppertal auch kulturell über den Provinzstatus heben.
(…)
Das Tanztheater Pina Bausch befindet sich in einer entscheidenden Phase seiner Suche nach Zukunft. Inhaltlich hat Adolphe Binder mit zwei gewagten neuen Stücken versucht, den Kurs zu setzen. Denn auf ewig lässt sich mit den Werken aus der Ära Bausch kein modernes Tanztheater machen, allenfalls ein lebendiges Archiv, das nach und nach seinen Reiz verliert.
Gleichzeitig bemühen sich Stadt und Land darum, das Tanztheater in den Status zu hieven, in den es gehört. Es soll eine nationale Angelegenheit werden und innerhalb des Tanzzentrums an der Kluse aus Steuermitteln des Bundes finanziert werden.
(…)
Ausgerechnet in dieser Phase betritt der Provinzstadl die Bühne und versucht, dilettantisch vorbereitet, die Intendantin zu entfernen. Aus der Nähe betrachtet mag es dafür Gründe geben, aus der Entfernung sieht das Verfahren gewiss so aus, als seien Management und Beirat des Theaters noch nicht einmal in der Lage, einen fünfköpfigen Kegelclub zu organisieren, geschweige denn ein Tanzzentrum mit Betriebskosten von 14 Millionen Euro im Jahr.
Anscheinend hat der eine oder andere inzwischen wenigstens gemerkt, dass er sich auf sehr dünnem Eis bewegt. Die Verantwortlichen zeigen Nerven. Das führte am Donnerstag dazu, dass zwei auf dem Rathausflur friedlich interessiert wartende Journalisten auf Geheiß des Oberbürgermeisters von vier Bediensteten (…)aus dem Rathaus geführt wurden.
(…)
Daran, dass Adolphe Binder gehen muss, besteht nach diesem unwürdigen Theater kein Zweifel mehr. Wie sollte sie in Wuppertal auch weiter arbeiten? Aber der eine oder andere Entscheidungsträger im Rathaus und im Tanztheater sollte sich einmal fragen, ob er nicht besser mitginge.
http://www.wz.de/lokales/wuppertal/provinzstadl-1.2723379
http://www.wuppertaler-rundschau.de/kultur/tanztheater-binder-klagt-gegen-kuendigung-aid-1.7639569
https://www.deutschlandfunk.de/tanztheater-pina-bausch-gekuendigte-intendantin-zieht-vor.2849.de.html?drn:news_id=909829
Tanztheater: Binder klagt gegen Kündigung
Gütetermin im September: Tanztheater: Binder klagt gegen Kündigung
Adolphe Binder. FOTO: Claudia Kempf
Wuppertal. Adolphe Binder, ehemalige Intendantin des Tanztheaters Wuppertal Pina Bausch, hat vor dem Arbeitsgericht Klage gegen die fristlose Kündigung ihres bis 2022 laufenden Vertrages erhoben. Nach übereinstimmenden Medienberichten kommt es am 4. September zu einer Güteverhandlung.
Der Beirat hatte die fristlose Kündigung Mitte Juli ausgesprochen und zugleich bekannt gegeben, dass Geschäftsführer Dirk Hesse das Haus Ende des Jahres verlässt. Vorausgegangen war ein monatelanger Richtungsstreit. Unter anderem waren Gerüchte verbreitet worden, Binder habe unter anderem keinen umsetzbaren Spielplan vorgelegt.
Die 49-Jährige, die die Intendanz im Mai 2017 übernommen hatte, hat in einer ausführlichen Stellungnahme alle Vorwürfe zurückgewiesen.
https://www.arte.tv/de/videos/084129-000-A/eklat-im-wuppertaler-tanztheater/
---
Teile dieses Kommentars wurden gekürzt, da sie nicht den Kommentarregeln entsprachen. Nachzulesen hier: https://www.nachtkritik.de/index.php?option=com_content&view=article&id=12&Itemid=102
Diese Art des Journalismus und der öffentliche Umgang der Medien mit der Würde eines Menschen ist schockierend. Und im Zusammenspiel mit der Pina Bausch GmbH katastrophal. Alle Menschen und insbesondere Journalisten, die sich an einer solchen öffentlichen Diffamierung einer Frau beteiligen, sollten mal reflektieren inwieweit sie die Manipulationen befördern und sich an der Hetze beteiligen. Den Sexismus muss man wohl nicht gesondert benennen.
Erschreckend auch, daß mit öffentlichen Geldern einer Kulturgesellschaft die Diffamierung und der persönliche Feldzug von Funktionären und Ökonomen gegen die neue Kreative finanziert wird. Eine Blamage für die Lokalpolitik. Nein alle, die sich darin haben einwickeln lassen, eine ausgewiesene Tanzfachfrau und Akteurin nach wenigen Monaten abzusägen. Erbschleicher.
http://www.wuppertaler-rundschau.de/kolumne/kommentar/32-fragen-zum-tanztheater-wer-gibt-die-antworten-aid-1.7644510
Versteinerte Mienen, betretene Gesichter. Skeptische Blicke, ernste Gespräche. Die Anspannung war deutlich spürbar, als die rund zehn Tänzerinnen und Tänzer des Tanztheaters Wuppertal am Dienstag vor dem Gerichtssaal warteten. Sie waren gekommen, um sich in der Verhandlung um die fristlose Kündigung ihrer Intendantin Adolphe Binder selbst ein Bild zu machen, erklären einige vor dem Gerichtsaal. Im Juli waren sie von der Entwicklung in Wuppertal überrascht worden, als sie zu einem längeren Gastspiel in Paris waren.
Viele Erklärungen haben sie seither nicht bekommen, was eigentlich vorgefallen war. Es gab Gerüchte, Medienberichte, Widersprüche. Bis heute gibt es niemanden, der übergangsweise das Ensemble künstlerisch leitet und betreut. Einen offiziellen Spielplan kennen auch die Tänzer nur bis Ende des Jahres. Das ist der, den Adolphe Binder ihrer Zeit erstellt hatte. Und zugleich der, den Geschäftsführer Dirk Hesse für nicht ausreichend hielt - der Kernvorwurf der Kündigung. Und so hatten sie viele Fragen, als sie den kleinen Saal im Amtsgericht am Mittag betraten...."
Mehr unter: http://www.wuppertaler-rundschau.de/kultur/gerichtssaal-statt-grosser-buehne-aid-1.7648024
- Wir wollen die Kunst von Pina Bausch fortsetzen, unterstützen aber die dafür ausgewählten Personen nicht;
- wir wollen eine Intendantin für das TTW, werden sie aber nicht mit den dazugehörigen Kompetenzen ausstatten;
- wir wollen eine Mediation, sie muss aber dazu führen, dass sich die Intendantin in die Organisation einfügt, ohne dass wir Veränderungen vornehmen müssen;
- wir wollen sogar eine ergebnisoffene gerichtliche Güteverhandlung - es kommt aber nicht in Frage, dass wir die Adolphe Binder wiedereinstellen.
Es ist erfreulich, aber offenbar auch notwendig, dass der Presserichter, Ronald Hansel, dem Stadtkämmerer der Stadt Wuppertal etwas Nachhilfeunterricht in Gewaltenteilung gibt.
Warum lässt Herr Slawig den Eindruck entstehen, dass er ein für ihn bzw. die Stadt unerwünschtes Urteil des Arbeitsgerichtes nicht akzeptieren würde?
Gerade in den heutigen Zeiten sollte sich doch jeder Politiker und erst recht jeder Beamte darum bemühen, deutlich zu machen, dass er die Grenzen seiner Macht kennt und respektiert. Politiker, die diese Ehrfurcht vor dem Gesetz und den Instanzen des Rechts verloren haben sind ein Problem - nicht nur für Adolphe Binder und das TTW-Pina Bausch, sondern für jeden einzelnen Bürger.