Theaterkrise Südwest - jetzt bröckelt es in Trier
Danke Finanzkrise, Danke Bankenrettung!
Berlin, 16. September 2011. Die hoch verschuldete Stadt Trier plant, 2012 bei ihrem Theater "bis zu einer Million Euro einzusparen" – bei einem Gesamt-Etat von derzeit 14,5 Millionen Euro. Das meldet u.a. der Trierer Volksfreund.
Die Existenz des Drei-Sparten-Hauses, das jedes Jahr rund 100 000 Besucher zählt, sei aber dadurch nicht gefährdet, erklärte Triers Kulturdezernent Thomas Egger (FDP).
Ein paar Zahlen
Nun: Um in den neu aufgelegten Entschuldungsfonds des Landes Rheinland-Pfalz aufgenommen zu werden, muss die Stadt Trier, die 700 Millionen Euro Schulden hat, im kommenden Jahr voraussichtlich fünf Millionen zusätzlich sparen (und in den nächsten Jahren werden weitere Budgetsenkungen fällig werden). Dazu soll das Theater allein eine Million beitragen, also ein Fünftel. Da aber die Anstrengungen die strukturellen Defizite abzutragen nicht aufhören dürfen in den kommenden Jahren, werden mit großer Sicherheit noch weitere Kürzungen auf das Theater zukommen.
Bereits im Jahr 2009 "deckelte" das Land, das derzeit etwa 40 Prozent der Subventionen des Theaters bezahlt (60 Prozent kommen von der Stadt, das Theater selbst erwirtschaftet 1,8 Millionen Euro), seine Zuschüsse.
Widerstand
Der Intendant des Trierer Theaters Gerhard Weber prognostizierte laut dem Trierischen Volksfreund "einen radikalen Kulturabbau". In einer Petition an den Trierer OB Klaus Jensen, die das Theater vor wenigen Tagen initiiert hat, ist von einer drohenden Schließung von Sparten – oder des gesamten Theaters die Rede.
Allerdings, so rechnet es der Trierische Volksfreund vor, würde die Schließung etwa der Ballettsparte angesichts der sehr niedrigen Gagen gerade einmal eine halbe Million Euro einsparen, zugleich aber fielen Einnahmen in Höhe von rund 200.000 Euro weg, die die Tanzsparte einspielt. Zusätzlich müssten Gäste für die Ballettszenen im Musiktheater bezahlt werden.
Ideen? Mangelware
Wo also sparen?, fragt Dieter Lintz in der Zeitung weiter. Dezernent Egger und Intendant Weber sähen ein Potenzial im "verstärkten Austausch von Produktionen mit den Nachbar-Theatern in Rheinland-Pfalz und der Großregion". Ein Feld allerdings, an das sich bislang niemand herantraue, zumal wenn im Hintergrund die Idee von Fusionen lauere.
Eine richtig gute Idee, wie er aus seinem Etat eine Million Euro abzweigen könnte, hat Intendant Gerhard Weber offenbar im Moment nicht. Abwehrend verweist er auf die in den vergangenen Jahren erfolgte Streichung der "Antikenfestspiele" und der Festivals "Maximierung Mensch" und "Transfrontalier". In einem Interview mit dem Trierer Online-Magazin 16vor (16.9.2011) konnte er sich einstweilen nur die Umstellung auf en suite-Betrieb als kostendämpfend vorstellen.
Den vorzeitigen Rücktritt von seinem bis 2015 befristeten Vertrag aus Protest gegen die Sparmaßnahmen schloss er auf Nachfrage jedenfalls kategorisch aus.
(jnm)
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