Solches Zeug als Stücke sind gemacht von

Juli 2023. Im Rampenlicht stehen sie nicht, dabei erweitern sie die Grenzen des Spielbaren: Übersetzer*innen. Was ihren Beruf ausmacht, ob er Dienstleistung ist oder Kunst und inwiefern Übersetzen immer auch das Kuratieren von Inhalten für eine andere Kultur bedeutet, erzählen der Autor Jakob Nolte und die Übersetzerin Iwona Nowacka.

Von Susanne Burkhardt und Elena Philipp

Shakespeares "Sturm" in der Übersetzung von Jakob Nolte und der Regie von Jan Bosse bei den Bregenzer Festspielen 2022 © Karl Forster

19. Juli 2023. Wieso braucht es eine weitere Übersetzung von Shakespeares "Sturm"? Aus Neugier auf eine bestimmte Theaterästhetik, sagt Autor Jakob Nolte, der in einer einjährigen Übersetzungsarbeit eine sich wortwörtlich ausnehmende Kunstsprache für das Stück gefunden hat. "Diese Sprache gibt es nur für zweieinhalb Stunden", sagt er. Für die Zeit der Aufführung, den Theatermoment.

 

Iwona Nowacka übersetzt aus dem Deutschen ins Polnische. Was sie in den polnischen Kontext überträgt, sucht sie meistens selbst aus – und kuratiert damit auch Themen, die im politisch angespannten Kontext unter einer rechtsnationalen Regierung sonst nicht vorkämen, wie etwa im Fall von Svenja Viola Bungartens antichristlichem, feministischem Hexendrama "Maria Magda".

Strategien für das Unübersetzbare

Wie sie den Titel von Bonn Parks "Das Knurren der Milchstraße" übersetzt hat und welche Strategien es im Umgang mit unübersetzbaren Namen und Worten gibt, erzählen Iwona Nowacka und Jakob Nolte im Theaterpodcast.

 In Kooperation mit Deutschlandfunk Kultur.

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Kommentare  
Theaterpodcast Übersetzen: Eins-zu-eins
Über die Ästhetik und Praxis des Literaturübersetzens gibt's sogar ein neues Buch, ebenso wie zur Kunst und Wissenschaft der Komödienübersetzung. Die Praktiker plaudern drauflos, sagen mal was Kluges, mal was weniger Kluges. Niveau bekommt Literaturübersetzen als ästhetische Tätigkeit durch theoretisches Bewusstsein. Damit meine ich nicht nur das Verhältnis zur Subjektivität und Linearität dieser Tätigkeit, sondern auch die bewusste Wahl der am besten geeigneten Oralität. Ein guter Übersetzer oder eine gute Übersetzerin guter Literatur sollte ein Nachwort schreiben können, aus dem die Dosierung von Subjektivität, Linearität, Oralität hervorgeht. Ein "Konzept" mag "total originell" sein ("How are you, Mr. Shakespeare?" > "Wie seid Ihr, Mister Shakespeare?") und die Kreativität aufmerksamkeitsgeiler Kreativer beflügeln, aber braucht musikalische oder akrobatische Ablenkungen, damit die zwei Stunden für alphabetisierte Zuschauer nicht zu lang werden. Da Tantiemen zu verdienen sind, wurde am Theater schon immer viel plagiiert. Kaum ein Dramaturg oder Regisseur, die sich nicht zutrauen, mit etwas Schulenglisch, einem Wörterbuch und ein, zwei Reclam-Heftchen zum Shakespeare- oder Molière-Übersetzer zu werden. Künstliche Intelligenz plagiiert besonders raffiniert. Inzwischen sogar die Stimmen und Mimik der Schauspieler. Plagiate bestrafen? K.I. verbieten? Grundgehalt für alle Künstler (auch der LiteraturübersetzerInnen)? Geht die Epoche der starken Texte im allgemeinen Bla-Bla zu Ende? (Keine Ahnung!).
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