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Israels Regierung droht Kultureinrichtungen Mittelstreichungen an

Ende der Akzeptanz

11. Juni 2015. Die israelische Kulturministerin Miri Regev hat am gestrigen Mittwoch im Armee-Sender des Landes Galei Zahal Kultureinrichtungen mit der Streichung staatlicher Zuwendungen gedroht, die aus ihrer Sicht den israelischen Staat schädigen würden. Das berichten diverse Medien, darunter die Wiener Tageszeitung Die Presse und die Jerusalem Post.

Am Tag zuvor hatte die Politikerin des rechtskonservativen Likud-Blocks angekündigt, dem Kindertheater Elmina in Tel Aviv, das vom arabisch-jüdischen Künstlerpaar Gidona Raz und Norman Issa geleitet wird, die Subventionen zu streichen. Der Schauspieler Norman Issa, der auch ein israelischer Theater- und Fernsehstar ist (u.a. in der poulären Serie Awoda Aravit), hatte sich geweigert, als Schauspieler des Stadttheaters Haifa im Rahmen eines Gastspiels in jüdischen Siedlungen in den besetzten Gebieten im Jordantal aufzutreten. Sein Theater fördere Verständigung, gegenseitige Akzeptanz und praktische Koexistenz, hatte Issa auf seiner Facebook-Seite an Kulturministerin Regev adressiert. "Aber Sie können von mir als arabischem Israeli nicht verlangen, dass ich gegen mein Gewissen an umstrittenen Orten auftrete."

NormanIssa 280 ElmiraNorman Issa    © Elmina"Wenn es einen Araber gibt, der als Modell für die friedliche Koexistenz dienen kann, dann ist er es", kommentiert der bekannte israelische Journalist Gideon Levy den Fall heute in der Tageszeitung Haaretz. "Er versucht seine Ehre und seine Identität zu wahren und bewegt sich stets auf einem schmalen Grat." Die Entscheidung der Kulturministerin vom Dienstag habe diesen Weg nun blockiert.

Ebenfalls am Dienstag hatte Bildungsminister Nafatali Bennent dem Bericht in Die Presse zufolge angeordnet, das Stück "Parallelzeit" des in Haifa ansässigen arabischen Theaters Al-Midan von der Liste der Inszenierungen zu streichen, deren Aufführungen in Schulen vom Bildungsministerium gefördert werden. Bennent ist gleichzeitig Vorsitzender der nationalreligiösen Partei HaBajit Hajehudi ("Jüdisches Haus"). Das Stück des 22-jährigen Dramatikers und Regisseurs Bashar Murkus basiert auf einer Erzählung, die der 1961 geborene PLF-Kämpfer Walid Daka im Gefängnis schrieb, wo er wegen der Entführung und Ermordung eines israelischen Soldaten im Jahr 1984 nach den Massakern von Sabra und Schatila lebenslänglich einsitzt.

Obwohl dem Bericht in "Die Presse" zufolge eine Fachkommission des Ministeriums vergangene Woche erneut zu dem Schluss gekommen ist, der Inhalt des Stücks sei ausgeglichen und nicht zu beanstanden, entschied Bennett die Streichung der Inszenierung  von der Förderliste. Zugleich kündigte der Minister an, er werde die Kommissionsmitglieder vorladen, um deren moralischen Grundsätze zu prüfen. "Die israelischen Steuerzahler werden keine Stücke fördern, welche die Ermordung von Soldaten tolerieren", zitiert die Zeitung den Minister.

"Das Ziel von Theater ist es, die Zuschauer zu Zeugen zu machen. Aus dieser Überzeugung heraus mache ich meine Arbeit," so Autor und Regisseur Bashar Mussa (Absolvent des Theaterdepartments der Universität Haifa) im Interview mit der Tageszeitung Haaretz. "Der Förderstopp für Al-Midan macht es uns schwer weiterzuarbeiten. Aber was mir wirklich Angst macht, ist, dass das ein Präzedenzfall sein könnte."

(sle)

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