Die Banditen – Herbert Fritsch entfesselt Jacques Offenbach in Bremen
Wütende wirbelnde Lust
von Wolfgang Behrens
Bremen, 21. Oktober 2012. Am Anfang war der Knall. Und vielleicht ist dieser Knall ja tatsächlich zu etwas nütze. In der Bühnenillusion ist er ein von Szenenapplaus begleiteter Pyrotechnik-Effekt, ein krachender Feuerball, der, ganz zu Beginn beim Öffnen des Vorhangs, einen Krater im – haha! – knallroten Bühnenboden zu hinterlassen scheint. Dieser Krater, dieses Loch in der Spielfläche wird in der Folge zum bestimmenden Element der Inszenierung – so wie in früheren Produktionen, in denen der Slapstickpapst Herbert Fritsch das Regiezepter in Händen hielt, ein Trampolin oder ein Sofa den Part des unbelebten Sparringpartners der Darsteller übernahmen. In so ein Loch kann man gut hineinfallen, und das wiederum auf tausenderlei Art ...
Hamlet - In Alexander Riemenschneiders Bremer Inszenierung eine tour de force
Auf die Plätze – fertig
von Michael Laages
Bremen, 11. Oktober 2012. Das kann doch nicht alles gewesen sein, auch wenn der Rest schon Schweigen ist. Er hat ja nichts wirklich getan, der Dänenprinz, und noch der Tod, den er da vergiftet im Duell erleidet, ist das Ergebnis der Durchstechereien anderer. Nicht mal den letzten, tendenziell selbstmörderischen Gedanken des berühmten "Sein oder Nichtsein"-Monologs hat er wirklich realisieren können. Und weil das so ist, weil er auch am Schluss noch nicht vom Zaudern zur Tat gefunden hat, beziehungsweise die wirkliche Tat (den Beinahe-Schwager Laertes im Degen-Duell zu töten) nicht wirklich von Bedeutung war, darf das Ende nicht das Ende sein. Also steht Hamlet wieder auf in Alexander Riemenschneiders Bremer Fassung – und geht im Eiltempo noch einmal all die Positionen durch, an denen er zur Tat hätte schreiten können … und wir ahnen: Dies ist eine Zeit- oder Lebensschleife. Und ewig grüßt das Murmeltier.
Sickster - Felix Rothenhäusler bringt Thomas Melles Roman in Bremen zur Uraufführung
Die neue lost Generation
von Michael Laages
Bremen, 30. September 2012. Sie könnten satt sein, sind sie aber nicht. Sie haben es zu etwas gebracht - und können nicht viel damit anfangen. Sie leben an der Oberfläche und bemerken Satz um Satz mit wachsender Verzweiflung, dass darunter nichts ist, worauf sich sicher stehen ließe – "Sickster", die wie "sick", wie krank ins eigene Leben verbissenen Alltagswesen in Thomas Melles voriges Jahr erschienenem Debütroman, lassen in nicht enden wollenden Gardinenpredigten das eigene Leben Revue passieren und enden immer im Nichts. Schlimmstenfalls sitzen sie dann in der U-Bahn, haben keinen gültigen Fahrschein dabei und nähmen lieber die ganze U-Bahn, ach was: die ganze Welt als Geisel, statt sich von den Kontrollettis hinaus, auf die U-Bahn-Wache und ins richtige Leben zurückführen zu lassen. Kein Ausweg, nirgends.
Seite 2 von 4
meldungen >
- 29. April 2024 Theaterneubau in Rostock begonnen
- 29. April 2024 Auszeichnung für Kurzfilmtage-Leiter Lars Henrik Gass
- 29. April 2024 Publikumspreis für "Blutbuch" beim Festival radikal jung
- 27. April 2024 Theater Rudolstadt wird umbenannt
- 26. April 2024 Toshiki Okada übernimmt Leitungspositionen in Tokio
- 26. April 2024 Pro Quote Hamburg kritisiert Thalia Theater Hamburg
- 25. April 2024 Staatsoperette Dresden: Matthias Reichwald wird Leitender Regisseur
- 24. April 2024 Deutscher Tanzpreis 2024 für Sasha Waltz
neueste kommentare >
-
Woyzeck, Leipzig Tolle Bilder, hochmusikalische Regie
-
Theaterneubau Rostock Endlich!
-
Pygmalion, Berlin Frage
-
Kritik an Thalia Theater Hamburg Keine Ausnahme
-
Lars Henrik Gass Großer Verdienst
-
Harzer nach Berlin Theaterglück
-
Kritik an Thalia Theater Hamburg Feminisierung von Berufsfeldern
-
Woyzeck, Leipzig Erratisch
-
Schimmelreiter/Hauke ..., Berlin Verzaubert
-
FIND-Abschluss, Berlin Bereicherung
nachtkritikcharts
dertheaterpodcast
nachtkritikvorschau