Das hässliche Universum - Laura Naumanns Weltuntergangsfantasie uraufgeführt von Julia Hölscher am Schauspiel Frankfurt
Traurig, aber sexy
von Shirin Sojitrawalla
Frankfurt am Main, 29. September 2017. In Zeiten des Utopieverlustes blühen die Dystopien wie giftige Pilze im Wald. Und so folgt auch auf dem Theater ein Weltuntergang auf den nächsten. Die Dramatikerin Laura Naumann schreibt jetzt die ganze Welt in Schutt und Asche. Gleich zu Beginn stehen ihre sich aus den einzelnen Textflächen heraus schälenden Figuren, hier eine alleinerziehende Mutter dreier Kinder, dort ein engagierter Bürger, am offenen Grab. "Traurig, aber sexy" tragen sie die Welt zu Grabe und müssen sich auch sonst keine Illusionen mehr machen.
Caligula - In Darmstadt inszeniert Christoph Mehler Albert Camus' Stück als "Oratorium für einen Despoten"
Der Irre und seine Treuen
von Shirin Sojitrawalla
Darmstadt, 25. August 2017. Sehr lässig dieser Caligula: schmal geschnitten, in der Hüfte flexibel und mit gleichgültigem Überdruss im Blick steht er auf der Schaukel, von wo er sein Volk erzieht, unterwirft und quält. Christoph Bornmüller spielt ihn als gelangweiltes großes Kind, das sich den Mond vom Himmel befiehlt und auch sonst macht, was es will. Sinnigerweise hängt seine Schaukel an einem Galgen, und es dauert nicht lange, bis einer dort baumelt. 1938 geschrieben und 1944 uraufgeführt, steht Camus' "Caligula" wieder allenthalben auf der Bühne. Absurde Gewaltherrscher der Wirklichkeit befeuern das – in Darmstadt entsagt Regisseur Christoph Mehler jetzt aber jedweden Kurzschlüssen in die Gegenwart.
Es begab sich aber zu der Zeit - Thomas Jonigk inszeniert sein eigenes Stück am Staatstheater Wiesbaden
Jesus in der Zwangsjacke
von Shirin Sojitrawalla
Wiesbaden, 17. Juni 2017. Wenn politische Utopien ihren Reiz verlieren, suchen Menschen ihr Heil im Jenseits. So kommt es, dass Fragen der Metaphysik derzeit vermehrt in den öffentlichen Raum drängen. Und ins Theater. In Mainz spüren sie der Mystikerin Hildegard von Bingen nach, in Mannheim bietet Signa die Möglichkeit zur Gruppen-Transzendenz, in München zelebriert Susanne Kennedy den Tod als Bewusstseinserweiterung, um nur wahllos einige Beispiele zu nennen.
Regie: Katrin Plötner
Regie: Bernadette Sonnenbichler
Regie: Ulrich Rasche
Regie: Christiane Kühl, Chris Kondek
Regie: Alexander Eisenach
Regie: Michael Thalheimer
Regie: Falk Richter und Anouk van Dijk
Regie: Jürgen Kruse
Regie: Bülent Kullukcu, Dominik Obalski, Anton Kaun (Rohtheater)
Regie: Johanna Wehner
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