Transit - Staatsschauspiel Dresden
Anna Seghers reloaded
von Matthias Schmidt
Dresden, 8. November 2019. "Die 'Montreal' soll untergegangen sein zwischen Dakar und Martinique." Mit diesem, dem ersten Satz des Romans von Anna Seghers, beginnt auch seine Dresdner Bühnenfassung. Gleich sechsmal spricht Seidler ihn, der Ich-Erzähler, schaut dabei ins Publikum und fährt fort, von den Hoffnungen, den Wirrungen der deutschen Flüchtlinge im Marseille der frühen 40er Jahre zu erzählen. Er fragt ins Publikum, "Sie finden das alles ziemlich gleichgültig? Sie langweilen sich?" Ganz sicher tut das in diesem Moment niemand, zu offensichtlich ist die historische Parallele der untergegangenen "Montreal" zu den Booten im Mittelmeer.
Schuld und Sühne - Staatsschauspiel Dresden
Schuld-und-Sühne-Maschine
von Matthias Schmidt
Dresden, 31. Mai 2019. Ungefähr nach 45 Minuten haben endgültig alle verstanden, dass das hier so bleiben wird. Dass Sebastian Hartmann und sein Team hier etwas erarbeitet haben, was kein Sprechtheater mehr ist, kein Schau-Spiel mit irgendwie stimmungsvoller musikalischer Begleitung, keine Roman-Nacherzählung versehen mit ein paar Andeutungen oder Provokationen oder hashtag-tauglichen Spitzfindigkeiten, angerichtet in origineller Kulisse und bunten Farben, aufgehübscht durch Videos und ein echtes Kamerateam auf der Bühne. Erst recht ist es keine Erzählung aus dem Sankt Petersburg des 19. Jahrhunderts. Das hier verzichtet auf lineare Abläufe, auf Akte, Szenen, Dialoge. Das hier findet in Schwarz-Weiß statt. Das hier ist alles in einem: Text und Musik und Film und Performance. Das hier ist Theater von einem anderen Stern. Ein paar Leute verlassen das Unerwartete in den ersten 45 Minuten entnervt. Viele der anderen sind da längst in eine Art Trance gefallen und schauen und hören so gebannt zu, als lande soeben ein UFO auf der Bühne. Wobei Faszination und Fassungslosigkeit nah beieinander liegen dürften.
Regie: Sebastian Klink
Regie: Sebastian Hartmann
Regie: Nuran David Calis
Regie: Friederike Heller
Regie: Armin Petras
Regie: Evgeny Titov
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