Angst essen Seele auf - In Annaberg-Buchholz traut Karl Georg Kayser Rainer Werner Fassbinders Text allein die große Bühne offenbar nicht zu
So klingt Sesseldeutschland
von Matthias Schmidt
Annaberg-Buchholz, 3. April 2016.
Kommt man an einem Sonntagnachmittag nach Annaberg-Buchholz, sind die meisten Straßen leer. Kaum Passanten. Fast wie in Fassbinders Film, da läuft auch keiner durchs Bild. Sind wohl alle zuhause, hoffentlich nicht so einsam wie die Putzfrau Emmi in "Angst essen Seele auf". Auf dem Marktplatz sitzt eine kleine Gruppe Flüchtlinge bei einem Bier und genießt den Frühlingstag. Wo, wenn nicht auf der Bank auf dem Markt? Bei Fassbinder stehen sie in einer Kneipe, der marokkanische Gastarbeiter, den alle der Einfachheit halber Ali nennen, und seine Freunde. Wo sollen sie auch hin? Sie wohnen zu sechst in einem Zimmer, menschenunwürdig, wie Emmi es nennen wird. Sie haben nichts außer der Arbeit und der Kneipe. Die Flüchtlinge haben noch nicht einmal das.