Faust 1–3 - Dušan David Pařízek inszeniert in Zürich Goethes Faust samt dem Sekundärdrama von Elfriede Jelinek
Gretchen von Amstetten
von Andreas Klaeui
Zürich, 8. März 2012. 24 Jahre in Amstetten: Hinter Eisenbetontüren hält Josef Fritzl seine Tochter gefangen, zeugt mit ihr sieben Kinder, von denen eins kurz nach der Geburt stirbt, er verbrennt den Säugling im Ofen, drei Kinder adoptiert er als Pflegekinder, die anderen drei bleiben im Keller. Man muss sich daran erinnern in Elfriede Jelineks "FaustIn and out", es ist der Kern ihres neuen Theatertextes. Zwei "Einpersonenchöre" (laut Jelinek), FaustIn und GeistIn, umkreisen diesen Giftkern, schweifen davon aus, fantasieren sich im durchaus musikalischen Sinn in Sadismus und Ohnmacht, insistieren, schwappen über zu Goethes Faust. Als "Sekundärdrama zu Urfaust" bezeichnet Jelinek ihren Text, das heißt: er soll nicht als eigenes Stück funktionieren, sondern begleitend zu einer Faust-Aufführung, wie jetzt in Zürich, "kläffend neben den Klassikern herlaufen".
S A N D - Sebastian Nübling und Ives Thuwis lassen in Zürich ein rebellisches Lebensgefühl ertanzen
Knuddeln und Kämpfen
von Andreas Klaeui
Zürich, 10. Dezember 2011. Wer redet denn von Brettern, die die Welt bedeuten? Die Welt ist ein Sandkasten! Jedenfalls im Zürcher Schiffbau. Eine sandige Manege, an den Wänden schwarzer Plastic. 40 Tonnen Sand liegen da nach Angaben des Schauspielhauses im Bühnenbild von Muriel Gerstner. "Was braucht es", fragen darin, wieder nach Angaben des Hauses (Dramaturgie Katja Hagedorn und Uwe Heinrich), der Choreograf Ives Thuwis und der Regisseur Sebastian Nübling, "um sich in unserem 'postideologischen Zeitalter' (Slavoj Žižek) auf einen gemeinsamen gesellschaftlichen Weg zu machen?"
Merlin oder Das wüste Land - Christian Stückl erzählt mit Tankred Dorst am Zürcher Schauspielhaus ein Märchen aus uralten Zeiten
Wer hat die Kokosnuss geklaut?
von Michael Laages
Zürich, 26. November 2011. Oberammergau, so ist in jüngerer Zeit ja häufig zu hören, sei mittlerweile nicht nur in passions- und erlösungstechnischer Hinsicht eine lohnende Adresse, sondern auch theatralisch ein Ort neuer Wege. Und das sei vor allem das Werk des Regisseurs Christian Stückl, der außerdem seit Jahren auch den immergrünen Salzburger "Jedermann" allsommerlich vor dem Dom der Festspielstadt mit frischem Feuer ausgestattet hat und überdies (und vor allem) Hausherr ist im sehr solide, ja nachgerade innovatorisch beleumundeten Volkstheater in München. Nun hat Barbara Frey, führende Frauenbeauftragte im deutschsprachigen Theaterraum und als Intendantin am Züricher Schauspielhaus gerade mit Fremdarbeit am Wiener Burgtheater befasst (siehe Nachtkritik vom 24. November), den Mann aus München zu einer Gastarbeit in den "Schiffbau" des Züricher Theaters eingeladen, wie sie männlicher kaum ausfallen könnte.
Regie: Annie-B Parson und Paul Lazar
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