Presseschau vom 30. Juni 2011 – Die taz beklagt die Theatertendenz zur Show
Monoperspektivische Sittlichkeit
Monoperspektivische Sittlichkeit
30. Juni 2011. "Mehr Show" macht Alexander Haas in der tageszeitung bei der Programm-Lektüre des diesjährigen Impulse-Festivals aus: "Begonnen hat der Trend mit der Ausdifferenzierung des postdramatischen Theaters Ende der 90er Jahre und mit dokumentarischen Formaten, die im Anschluss entstanden. Mit den diesjährigen Impulse-Einladungen an Gruppen und Künstler wie das Hamburger Punk- und Performancekollektiv HGich.T oder die Eloctroclash-Musikerin und (seit einiger Zeit) Theatermacherin Peaches scheint sich die Entwicklung noch einmal zugespitzt zu haben."
Wo aber bleibt die zeitgenössische Dramatik? Veit Sprenger von der Impulse-Auswahljury, begründet: "Die Leute wollen nicht mehr in verdunkelten, weich ausgepolsterten Zuschauerräumen sitzen und dabei zusehen, wie andere ihnen die Welt erklären." Dennoch könne man sich fragen, ob die Showformate nicht auch mit gewissen Erkenntnisverlusten verbunden sind, wenn es um Inhalte geht. "Kann man wirklich nicht mehr zwischen Form und Inhalt unterscheiden? Veit Sprenger behauptet das. Oder kann man es nur nicht, weil man keinen destillierbaren Inhalt zu bieten hat?"
Text und Sprache spielten im Showformat ohnehin noch eine Rolle: "Anna Mendelssohn etwa sitzt in ihrer Festival-Produktion 'Cry me a river' 60 Minuten lang an einem Tisch und redet über ihr Verhältnis zum aktuellen Weltgeschehen. 'Aber es wird eben anders gesprochen als in der monoperspektivischen Sittlichkeit des Autorentheaters', erklärt Veit Sprenger das Text- und Redeverständnis nicht nur dieser Aufführung. Man kann gut verstehen, dass sich viele hierbei besser aufgehoben und angesprochen fühlen als im herkömmlichen Texttheater."
(geka)
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