medienschau
Unsere auswahl ist subjektiv
Presseschau vom 30. Juni 2015 – In der Süddeutschen Zeitung wettert Peter Laudenbach gegen Dokumentartheater
Brachialnaturalismus
30. Juni 2015. Die Grenzen zwischen Kunst und Realität, zwischen Theater und Wirklichkeit würden derzeit verwischt, schreibt Peter Laudenbach in der Süddeutschen Zeitung (30.6.2015). Nicht nur durch Milo Raus Kongo Tribunal, auch durch die Aktion Die Toten kommen vom Zentrum für politsche Schönheit oder von Nicolas Stemann in Die Schutzbefohlenen.
Presseschau vom 29. Juni 2015 – Peter Kümmel bestaunt und beklagt in der Zeit den Klassizismus des Frank Castorf
Raus aus der Ruhmesgrotte
29. Juni 2015. "Es muss einem um die Existenz der Berliner Volksbühne nicht bang sein, auch wenn ihr Intendant Frank Castorf sie 2017 verlassen und Chris Dercon in der Ruhmesgrotte etwas ganz anderes machen wird." Denn: "Das Volksbühnen-Virus hat sich früh gegen seine Vernichtung gewappnet und längst neue Wirte befallen." Das ist die frohe Botschaft von Peter Kümmel auf Zeit Online (11.6.2015), nachdem er in Wien verschiedene Theaterabende gesehen hat (Castorfs eigene "Brüder Karamasow“, Simon Stones offenbar an Castorf-Ästhetiken erinnernden "John Gabriel Borkman" und Jette Steckels "Antigone", an der Castorfs alter Dramaturgie-Spezi Carl Hegemann mitarbeitete).
Presseschau vom 20. Juni 2015 – Das Deutschlandradio findet beim Impulse-Festival Argumente gegen Bernd Stegemann
Abenteuerliches Argument
20. Juni 2015.Tobi Müller besucht für das Deutschlandradio Kultur das Festival Impulse (hier die Festivalübersicht) und sammelt dabei Argumente gegen die Thesen in Bernd Stegemanns Buch Lob des Realismus. "Natürlich gibt es auch künstlerische Moden im Freien Theater, aber die Vielfalt der Formen ist deutlich größer als im Stadttheater". Das Festival sei bislang ein "Kunstgebiet, das sich zum Stadttheater wie eine Parallelgesellschaft verhält. Mehr Ausländer, mehr Reibung, mehr vorgetragene Kritik, auch an den eigenen Formen, die man wählt".
Presseschau vom 20. Juni 2015 – Der Deutschlandfunk über den Wandel der europäischen Theaterlandschaft
Gefangene der Gegenwart
20. Juni 2015. Im Deutschlandfunk setzt sich Eberhard Spreng mit dem Wandel der Theaterlandschaft in Europa weg von festen Ensembles hin zu Produktions- und Kooperationshäusern auseinander. "Zugunsten von Cross-Media-Formaten, vorzugsweise von Tanz und Performance. Hier entscheiden nun in der Regel nicht mehr die Dramaturgie und Intendanz autonom über Stücke, Spielzeitthemen, über Bühnenbilder und Raumkonzepte. Stattdessen wird sich ein Verbund aus Koproduzenten und gegebenenfalls öffentlichen Förderinstitutionen im Voraus über die Projekte einigen – auf der Basis von Projektbeschreibungen auf Papier."
Presseschau vom 19. Juni 2015 – Die NZZ zur Diskussion um die mangelnde Diversität an Frankreichs Schauspielhäusern
Warum weiß?
Nach der Süddeutschen Zeitung berichtet nun auch Marc Zitzmann für die Neue Zürcher Zeitung (17.6.2015) über jüngste Diskussionen in Frankreich zu der Frage: "Warum sind die Bühnen der institutionellen Häuser im ganzen Land fast nur von weissen Schauspielern bevölkert?"
Presseschau vom 18. Juni 2015 – Autor und Dramaturg John von Düffel im rbb über die Autorentheatertage am DT Berlin und den Eklat bei der Eröffnung
Krise im Subtext
18. Juni 2015. Im Interview mit Fabian Wallmeier für den rbb (17.6.2015) spricht John von Düffel über seinen Beruf als Dramatiker und Dramaturg und stellt die Autorentheatertage vor, die derzeit am Deutschen Theater Berlin stattfinden.
Presseschau vom 18. Juni 2015 – Die neue Präsidentin des Deutschen Bühnenvereins Barbara Kisseler im Interview mit der SZ
Mit allen Sinnen
18. Juni 2015. In einem Interview mit Peter Laudenbach von der Süddeutschen Zeitung (14.6.2015) stellt sich Hamburgs Kultursenatorin Barbara Kisseler als neue Präsidentin des Deutschen Bühnenvereins vor – die erste Frau und erste Politikerin in diesem Amt.
Presseschau vom 17. Juni 2015 – Die FAZ über das Bagdader Theaterfestival gegen Terorrismus
Die Kräfte der Finsternis zerschlagen
17. Juni 2015. Für die Frankfurter Allgemeine Zeitung (16.6.2015) berichtet Joseph Croitoru vom "ersten irakischen Theaterfestival gegen den Terrorismus" in Bagdad. Fast alle irakischen Provinzen hätten Produktionen in die Hauptstadt geschickt. Das Festival sei als "als offenes Gedankenlabor" inszeniert worden, "mit eigener Zeitung, Vorträgen, Diskussionsrunden und Preisvergaben“.
Presseschau vom 11. Juni 2015 – Die Zeit berichtet aus Bukavu von Milo Raus Kongo-Tribunal
Tiefe Einblicke
11. Juni 2015. Das Budget für Milo Raus Theater- und Filmprojekt beträgt eine Million Schweizer Franken, legt Andreas Tobler in seiner Reportage vom "Kongo Tribunal" in der Zeit offen und berichtet von den dreitägigen Verhandlungen: "Jean-Louis Gilissen, ein Anwalt, der eigentlich Bürgerkriegsopfer am UN-Kriegsverbrechertribunal in Den Haag vertritt, führt als Vorsitzender des Schauprozesses ein strenges Regime." Dennoch nutzten die politischen Gruppierungen das symbolische Gericht für ihre Zwecke: "Man weiß auch hier um die Macht der Bilder."
Presseschau vom 10. Juni 2015 – Florian Malzacher über das Festival Impulse, Stadttheater-Freie-Szene-Unterschiede und Bernd Stegemanns Thesen zur Frage der Repräsentation
Die Anmaßung des weißen Mittelklasse-Intellektuellen
10. Juni 2015. André Mumot hat für Deutschlandradio Kultur mit Florian Malzacher gesprochen, dessen Freie-Szene-Festival Impulse morgen in Mülheim an der Ruhr beginnt. Sehr stark gehe es diesmal um die "Kernfrage" des Theaters – und von Demokratien: "Wer repräsentiert wen, wie, auf welche Weise? Wer wird nicht repräsentiert? Wer hat das Recht zu repräsentieren?" Entsprechend übt Malzacher an Bernd Stegemanns Thesen in seinem neuen Buch "Lob des Realismus", dass gerade die Verkäuferin die am wenigsten geeignete Person sei, um die Entfremdung der Arbeit darzustellen – eine Kritik am Laien- und Expertentheater der Marke Rimini Protokoll und Co. –, seinerseits scharfe Kritik, indem er sagt: "Genau die Haltung, dass man als weißer Mittelklasse-Intellektueller das Recht hat, über andere zu reden und diese zu erklären, ist das, was wir und die Künstler, die wir einladen, nicht abbilden. Diese Anmaßung, immer über andere zu sprechen und deren Probleme zu erklären, ist ja genau ein Problem unserer Gesellschaft und ein Problem unserer Kunst."
Presseschau vom 6. Juni 2015 – Der Zürcher Tagesanzeiger dokumentiert die Rede von Lukas Bärfuss zum Abschluß des Schweizer Theatertreffens
Theater ist nicht downloadbar
6. Juni 2015."Was ist die Rolle des Theaters in einer Zeit, wo wir auf verschiedensten Kanälen zu Informationen und Geschichten kommen?" fragt der Dramatiker Lukas Bärfuss in seiner Rede zum Abschluß des Schweizer Theatertreffens (die der Zürcher Tagesanzeiger dokumentiert).
Presseschau vom 5. Juni 2015 – Die Süddeutsche Zeitung porträtiert Sewan Latchinian
"Macht Spaß"
5. Juni 2015. In der Süddeutschen Zeitung porträtiert Thomas Hahn den Rostocker Intendanten Sewan Latchinian, der jetzt wieder als Chef des Volkstheaters amtiert. "Jetzt geht es nur um die Zukunft der vier Sparten", wird Latchinian zitiert, "und es stört ihn nicht, dass er seine Widersacher damit aufs Neue reizt. Im Gegenteil. 'Macht Spaß.'" Latchinian wolle zeigen, dass er die Kraft des Theaters mit den knappen Kassen versöhnen könne.
Presseschau vom 4. Juni 2015 – Das Online-Portal Der Westen scherzt mit Claus Peymann
Thomas Bernhards Witwe
4. Juni 2015. "Ich bin neulich mit Norbert Lammert zusammen geflogen. Und da sagt er: 'Was machen wir denn jetzt mit Bochum?' Da hab' ich ihm folgenden Vorschlag gemacht: 'Ich bin ab 2017 frei. Ich komme nach Bochum zurück und bringe den Hausmann und den Hartmann mit. Dann kommen drei Männer und retten das Bochumer Schauspielhaus vor dem Untergang.'", scherzt Claus Peymann in einem Interview mit Lars von Gönna auf dem WAZ-Portal Der Westen.
Presseschau vom 2. Juni 2015 – Die FAZ über den prekären Beruf des Schauspielers
Und wer ist schuld?
2. Juni 2015. In der Frankfurter Allgemeinen Zeitung setzt sich Jonas Herrmann mit den prekären Verhältnissen von freien (Film-)Schauspieler*innen auseinander. "Nur eine Minderheit der Schauspieler hat ein pralles Bankkonto", schreibt er. "Der Rest pendelt zwischen Castings, Dschungelcamp und Arbeitsamt. Rund die Hälfte der deutschen Schauspieler verdient nicht mehr als 20.000 Euro brutto im Jahr. Viele halten sich mit Zweitjobs über Wasser, andere beziehen Hartz IV oder verarmen im Alter."
Presseschau vom 1. Juni 2015 – Die Süddeutsche Zeitung berichtet über die französische Debatte, ob Bühnenrollen "farbenblind" besetzt werden sollen
Farbenblind?
1. Juni 2015. In der Süddeutschen Zeitung (27.5.2015) beschreibt Joseph Hanimann die Auseinandersetzung um die keineswegs "farbenblinde" Besetzungspolitik im französischen Theater.
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