medienschau
Unsere auswahl ist subjektiv
Presseschau vom 30. Januar 2018 – Der Tages-Anzeiger macht Vorschläge für den Umgang mit künstlerisch gescheiterten Produktionen
Courage zum leeren Spielplan
30. Januar 2018. "Muss gespielt werden?", fragt Alexandra Kedves im Tagesanzeiger (30.1.2018). Die Frage zielt darauf, ob eine geplante Inszenierung auch zur Premiere gebracht und ins Repertoire übernommen werden sollte, wenn ihr Scheitern absehbar sei. Kedves bezieht sich konkret auf die Bulgakow-Inszenierung Hundeherz von Alvis Hermanis – laut Kedves "ein künstlerisches Debakel", das innerhalb und außerhalb des Teams für jeden absehbar gewesen wäre, der auch nur eine Probe miterlebt hätte. "Hätte man nicht die Zuschauer vor der Verschwendung von zweieinhalb Stunden Lebenszeit bewahren müssen? Und auch die Schauspieler?"
Presseschau vom 30. Januar 2018 – Regisseur Peter Stein im Tages-Anzeiger-Interview über scheiternde Mitbestimmung, Quote und Bequemlichkeit
"Ich warte darauf, dass ich sterbe"
30. Januar 2018. In einem ausführlichen Interview mit Andreas Tobler im Zürcher Tages-Anzeiger spricht Regie- und Intendantenlegende Peter Stein u.a. darüber, warum Mitbestimmungsmodelle an Theatern wie seiner Berliner Schaubühne so oft scheitern: "Weil eine solche Kollektivtheatergeschichte vollen Einsatz, also letztlich die Abschaffung des Privatlebens verlangt. Deswegen können das nur jüngere Leute." Je mehr Eigenheiten man entwickele, desto schwieriger werde es.
Presseschau vom 14. Januar 2018 – Der Standard spricht mit dem Dramatiker Peter Turrini
Das verhunzte Leben und die Sehnsucht
14. Januar 2018. Ronald Pohl hat für den Standard ein ausführliches Gespräch mit dem inzwischen 73jährigen Dramatiker Peter Turrini geführt (online auf standard.at 14.1.2018, 11:59 h). Wir geben daraus ein paar Sätze wieder.
Presseschau vom 13. Januar 2018 – Nina Hoss fordert im Interview mehr Frauen in Leitungsfunktionen
Pro Quote
13. Januar 2018. Im Interview mit Stefan Stosch in den Kieler Nachrichten spricht Nina Hoss u.a. über #MeToo und fordert, dass mehr Frauen in Leitungsfunktionen kommen. Es gebe "einen täglichen Sexismus, der schon in scheinbar harmlosen Bemerkungen deutlich wird". Deshalb müssten sich die Strukturen verändern, etwa über eine Quote, auch bei Theaterintendanten: "Bislang herrscht in den Gremien eine Klüngelei von Männern, die sich gegenseitig die Jobs zuschieben. Frauen wollen die Männer da nicht wirklich haben. Es ist kein Zufall, dass über Intendantinnen oft negativ gesprochen wird."
Presseschau vom 11. Januar 2018 – Die FAZ über Videospiele als Gesamtkunstwerk
Den Bruch auflösen
11. Januar 2018. Videospiele gehören seit Langem zur Welt des Theaters – schon allein, weil sich zahlreiche, insbesondere immersive Theaterprojekte auf sie beziehen. Jetzt erklärt Matthias Kreienbrink in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung (auf faz.net online veröffentlicht am 11.2.2017) sie gar zum Gesamtkunstwerk: Sie seien "nie ganz abgeschlossen, sind immer in einem Prozess des Werdens". Wagners Begriff meinte ja, Dichtung, Musik, Tanz, Architektur in einer großen Synthese zu verschmelzen, in einem Großprojekt, in dem am Ende auch eine in soziale Gruppen zersplitterte Gesellschaft zusammenkommen sollte. "Ein Kunstwerk für das Volk, aus dem Volk."
Presseschau vom 10. Januar 2018 – In der Berliner Zeitung macht sich Petra Kohse Gedanken über die kunstfremden Vorgaben unserer Förderstrukturen und hat Verbesserungsvorschläge
Grundeinkommen statt Gießkanne
10. Januar 2018. In der Berliner Zeitung (10.1.2018) macht Petra Kohse grundlegende "Anmerkungen zu den Vorgaben unserer Förderstrukturen", die z.B. von freischaffenden Künstler*innen ohne Budget einen gewissen "Eigenmittel"-Anteil und fast immer detaillierte Angaben zu den geplanten Projekten verlangen (künstlerische Absicht, Probentage, Honorare, Materialkosten, Werbung etc.). Man müsse sich, "um an öffentliches Geld ranzukommen, in Sachen Kameralistik und Antragskunde promovieren" und "so tun, als wüsste man schon im Detail, wie die Sache hinterher aussehen soll, als wäre Kunst kein Weg ins Ungefähre, keine Frage, auf die es nicht unbedingt eine Antwort gibt." Kein*e Kulturpolitiker*in habe "offenbar jemals versucht, die Kunstförderung aus dieser der Kunst widersprechenden Buchungslogik zu befreien."
Presseschau vom 7. Januar 2018 – Maren Kroymann im Deutschlandfunk Kultur über strukturellen Sexismus im Film- und Theaterbetrieb und die Vorwürfe gegen Dieter Wedel
Es muss nicht so sein
7. Januar 2018. Deutschlandfunk Kultur interviewt die Schauspielerin Maren Kroymann zum Thema Sexismus in der Filmbranche und #MeToo.
Presseschau vom 6. Januar 2018 – Die Schweizer Wochenzeitung spürt Widersprüche in der Debatte um die Volksbühne Berlin auf
Berliner Paradoxien
6. Januar 2018. In einem ausführlichen Beitrag für die Schweizer Wochenzeitung (5.1.2017) identifiziert Tobi Müller im Streit um Chris Dercons Volksbühne Berlin einige Widersprüche. "Castorfs Volksbühne verachtete die Norm. Jetzt muss seine Regentschaft für diese Norm selbst stehen. Es ist so vieles verkehrt an dieser Debatte."
Presseschau vom 31. Dezember 2017 – Der Schriftsteller Lukas Bärfuss über die Kampagne zur Abschaffung öffentlich-rechtlicher Medien in der Schweiz No Billag
No Billag bedeutet Anarchie
31. Dezember 2017. "Anfang März entscheiden die Stimmbürger über die Initiative 'Zur Abschaffung der Billag-Zwangsgebühren' – doch die Fragen, die dieses Volksbegehren aufwirft, werden die Schweiz das ganze Jahr 2018 und weit darüber hinaus beschäftigen," schreibt Lukas Bärfuss auf der Online-Plattform der auflagenstarken Schweizer Boulevardzeitung "Blick" (des Ringier-Medienkonzerns), denn diese Fragen werfen aus seiner Sicht ein Schlaglicht auf den Zustand des Landes, seiner Eliten und Institutionen.
Presseschau vom 31. Dezember 2017 – Milo Rau im Berner Bund über seine Ausladung von einem Debattenforum des Ringier-Verlages
Privatisierung der Schweizer Debattenkuktur
31. Dezember 2017. Vor ein paar Tagen habe ihn der Ringier-Publizist Frank A. Meyer in einem Essay als 'Liliput-Lenin' und 'Parlaments-Verächter' verspottet, schreibt Milo Rau in der Berner Zeitung Der Bund. Daraufhin habe er in seiner letzten Kolumne mit einem Verriss von Meyers Blick'-Videoblog reagiert. Einen Tag später sei er, so Rau weiter, obwohl bereits aus Deutschland angereist, aus dem Ringier-Debattenformat 'Denkwerkstatt' ausgeladen worden.
Presseschau vom 28. Dezember 2017 – Auf Deutschlandfunk äußert sich Chris Dercon zur Kritik an der von ihm geleiteten Volksbühne Berlin
Das neuartige Mischwesen
28. Dezember 2017. Im Gespräch mit Barbara Behrendt äußerte sich Chris Dercon auf Deutschlandfunk (26.12.2017) zur Kritik an der gegenwärtigen Praxis der Berliner Volksbühne.
Presseschau vom 14. Dezember 2017 – Die Programmdirektorin der Volksbühne Berlin Marietta Piekenbrock stellt sich Nachfragen der Berliner Zeitung zur Produktionsstruktur des Hauses
"Wir wollen aus diesem Haus kein Produktionshaus machen"
14. Dezember 2017. Zur Frage, ob die Volksbühne "nun als Ensemble- und Repertoiretheater abgewickelt wurde und als ein Plattformtheater, ein Produktionshaus, ein Festspielhaus wieder aufgemacht hat", trifft Ulrich Seidler von der Berliner Zeitung (14.12.2017) die Programmdirektorin der Volksbühne Berlin, Marietta Piekenbrock, zum Interview.
Presseschau vom 11. Dezember 2017 – Der Schauspieler Jens Harzer hält die Lobrede zur Verleihung das Boy-Gobert-Preis an den jungen Kollegen Steffen Siegmund und sagt dem Intendanten des Thalia Theaters ein paar nötige Wahrheiten
Das böse Stadttheatergesicht
11. Dezember 2017. Falk Schreiber berichtet im Hamburger Abendblatt (11.12.2017) von der Feier zur Verleihung des Boy-Gobert-Preis an den Schauspieler Steffen Siegmund vom Thalia Theater.
Presseschau vom 9. Dezember 2017 – Die Münchner Abendzeitung spricht mit dem Schauspieler Thomas Schmauser, der die Münchner Kammerspiele verlässt und ans Residenztheater wechselt
Keep on rollin'
9. Dezember 2017. Thomas Schmauser, einer der Protagonisten der Münchner Kammerspiele in den vergangenen Jahren, wechselt ans Residenztheater. An der Seite von Norman Hacker debütiert er dort als Herzog von Buckingham in Michael Thalheimer Inszenierung von "Richard III.". Michael Stadler hat für die Münchner Abendzeitung mit Thomas Schmauser gesprochen.
Presseschau vom 7. Dezember 2017 – Das Hamburger Abendblatt interviewt Hamburgs Thalia-Intendant Joachim Lux zu den Gründen seiner Verlängerung
"Ich finde uns da ziemlich schlecht"
Hamburg, 7. Dezember 2017. Joachim Lux, Intendant des Hamburger Thalia Theaters, spricht im Interview mit Maike Schiller vom Hamburger Abendblatt über die Gründe, warum er noch bis 2024 weitermachen will. "Mich interessiert die politische Funktion von Theater und Kultur in unseren Städten. Wie verhalten wir Kulturinstitutionen uns angesichts der sich internationalisierenden Bevölkerung? Ich finde uns da, ehrlich gesagt, ziemlich schlecht. Das Thalia Theater finde ich da schlecht, alle anderen Theater auch, die Museen auch."
Presseschau vom 6. Dezember 2017 – Die SZ spekuliert über die neue Intendanz am Münchner Residenztheater
Geht Beck ans Resi?
6. Dezember 2017. Seit Andreas Beck, Intendant und Schauspielchef am Theater Basel, gestern verkündete, seinen Posten 2020 zu räumen, schießen die Spekulationen über seinen Weggang ins Kraut. In der Süddeutschen Zeitung vermutet Christine Dössel, dass er die ab 2019 vakante Intendanz des Münchner Residenztheaters übernehmen wolle. In Basel habe Beck eine gute Arbeit gemacht, die Auslastung gesteigert, ein starkes Ensemble gebildet. "Überhaupt arbeiten viele Frauen in Becks Team. Als Hausregisseure engagierte Beck den Schweizer Thom Luz, die Österreicherin Nora Schlocker, die Deutsche Julia Hölscher und den in Basel geborenen Australier Simon Stone, um den sich alle reißen."
Presseschau vom 30. November 2017 – Neu-Intendantin Stefanie Carp spricht in k.west über ihre Ideen für die Ruhrtriennale 2018-2020
Rebellion in alten Werkhallen
30. November 2017. Im nordrhein-westfälischen Kulturmagazin k.west spricht Andreas Wilink mit der für den nächsten Drei-Jahres-Turnus (2018-2020) amtierenden neuen Intendantin der Ruhrtriennale Stefanie Carp. Das Festival, das einstige Industriestätten des Ruhrgebiets bespielt, solle in seinem Programm "internationaler und außereuropäischer" werden. "Und ich plane eine starke politisch inhaltliche Setzung. Viele Produktionen werden sich an der Schnittstelle Musiktheater, Schauspiel, bildende Kunst und Tanz treffen und nicht eindeutig dem einen oder anderen zuzuordnen sein", kündigt Carp an.
Presseschau vom 30. November 2017 – Der Münchner Kammerspiel-Intendant Matthias Lilienthal spricht in der Berliner Zeitung über das moderne Ensemble-Theater
Hürden nehmen
30. November 2017. Im Interview mit Dirk Pilz für die Berliner Zeitung (online 29.11.2017) plädiert der Leiter der Münchner Kammerspiele Matthias Lilienthal für Ensembles, die die Diversität moderner Stadtgesellschaften abbilden, und stellt sein Haus als gutes Beispiel vor: "40 Prozent unseres Ensembles hat migrantischen Hintergrund! Das war eine mir selbst auferlegte Quote. In München leben schließlich 37,2 Prozent Menschen mit migrantischem Hintergrund." Zugleich macht er deutlich, dass man hier proaktiv tätig werden muss: "Wenn ich nur zum Vorsprechen in die Schauspielschulen gehen würde oder wenn ich nur auf die Wünsche der Regisseure reagiere würde, dann wäre das Ensemble nicht divers zusammengesetzt."
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