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Haus der Kunst München will nicht "Breiviks Erklärung" zeigen

Überraschend ausgeladen

München, 4. April 2013. Wie die Pressestelle des Münchner Volkstheaters mitteilt, wird die zu "radikal jung" eingeladene Produktion Breiviks Erklärung des Schweizer Regisseurs Milo Rau nicht wie geplant im Haus der Kunst, sondern am 22. April im Saal des Münchner Stadtmuseums gezeigt.

Grund sei, dass Dr. Stephan N. Barthelmess (Head of External Affairs) im Namen der Leitung des Haus der Kunst den schriftlich zugesicherten Spielort mit folgender Begründung abgesagt habe: "Der von Ihnen am 22. April geplanten Veranstaltung (...) können wir leider nicht zustimmen. Wir haben diese Entscheidung intern intensiv diskutiert und bedauern sehr, dass es im Vorfeld bereits zu einer Zusage gekommen ist (...). Bei allen Vermietungen, und vor allem bei denjenigen inhaltlicher Natur, muss vorher eine Genehmigung durch die Leitung des Haus der Kunst eingeholt werden, was bisher nicht erfolgte. Wie auch das Volkstheater versteht sich das Haus der Kunst nicht als Veranstaltungszentrum, sondern hat ein eigenes Profil. Hinzu kommt, dass unsere Vermietungsverträge Veranstaltungen mit rechtsradikalen und antisemitischen Inhalten explizit ausschließen."

Das Müncher Volkstheater sagt, es sei überrascht, denn alle Unterlagen und Pressestimmen zum Stück seien im Vorfeld an die Vermietungsagentur des Haus der Kunst übermittelt worden, daraufhin habe man eine schriftliche Zusage erhalten, "die Leitung des Haus der Kunst konnte sich also vor der Erteilung einer Zusage informieren und darüber diskutieren".

Zum anderen wolle man es nicht akzeptieren, dass die Veranstaltung – die auch vom Münchner Volkstheater und unserer Festivaljury ausgiebig diskutiert wurde - auf rechtsradikale Inhalte reduziert werde. Man freue sich nun, dass das Münchner Stadtmuseum seinen Saal am Jakobsplatz zur Verfügung stelle.

Mit der Spielstätte gab es allerdings auch schon kurz vor der Premiere im Oktober 2012 in Weimar Probleme. Das Nationaltheater Weimar hatte entschieden, die Spielstätte E-Werk nicht zur Verfügung zu stellen (Meldung vom 18. Oktober 2012). Die Premiere fand dann im Lichthaus-Kino statt (Nachtkritik vom 19. Oktober 2012).

(Müncher Volkstheater/sik)

 

Mehr zu: Um die Theatralisierung rechtsradikalen Gedankenguts gab es auch im Februar 2013 in Leipzig Diskussionen, als Sebastian Hartmann einen Tag nach der Premiere von "Nazistück" die Vorstellung vom Spielplan nahm (Meldung vom 18. Februar 2013).

Anlässlich der Premiere von Cherryman jagt Mr. White in Dresden reflektiert Tobias Prüwer, wie man zum Stoff angemessen Distanz herstellen kann.

 

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Kommentare  
Kein Breivik im Haus der Kunst: noch ängstlicher
Da meint man wohl in der Leitung des Hauses der Kunst in München, sich bereits genug mit der eigenen braunen Vergangenheit auseinandergesetzt zu haben. "Breiviks Erklärung" nur eine External Affair? Wer's glaubt wird selig. Was sagt eigentlich Okwui Enwezor dazu? Oder muss man den Direktor vor solch rechtsradikalem und rassistischem Gedankengut schützen? München entpuppt sich ja als noch viel ängstlicher als die ostdeutsche Provinz.
Kein Breivik im Haus der Kunst: gute Entscheidung
Gerade wegen der Vergangenheit der Immobilie! Das Haus der Kunst in München ist ein künstlerisch auf hohem Niveau geführtes Museum mit einer professionellen Leitung...
eine gute Entscheidung! Im Haus der Kunst in München werden künstlerische Entscheidungen getroffen. Im Münchner Volkstheater und bei der Jury des Festivals mit dem selten bescheuerten Namen "Radikal Jung" hat man den Eindruck sehr oft nicht!
Kein Breivik im Haus der Kunst: Traum-PR
eine weitere kostenlose traum-pr für den extrem überbewerteten milo rau.
Kein Breivik im Haus der Kunst: angestrengte Lässigkeit
Habe Milo Raus Idee von "Breiviks letzten Worten" in Karlsruhe gesehen - angestrengte Lässigkeit mit anschließender erzwungerner Diskussion. (Keiner durfte den Saal verlassen.) Ich verspürte vor allem die Bemühung zu vertuschen, dass Milo Rau mit rassistischem Nazigedankengut Geld verdient. Radikal sowas.
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