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Russlands Theatern droht Zensur
"Genozid am russischen Theater"
Moskau, 1. April 2015. Nach der Entlassung des Intendanten der Staatsoper im russischen Nowosibirsk droht in Russland nun eine systematische Zensur der Theater. Magomedsalam Magomedow, stellvertretender Chef der Präsidialverwaltung, erklärte der Frankfurter Rundschau zufolge, in Zukunft müssten Experten die Aufführungen in den russischen Staatstheatern bewerten, um neue Konflikte zu vermeiden. "Vermutlich muss man das Repertoire an irgendeiner Stelle untersuchen." Wie die FR weiterhin berichtet, wehre sich zwar Kremlsprecher Dmitri Peskow gegen den Begriff "Zensur" – Intendant Boris Mezdritsch sei wegen "Subordination" entlassen worden. "Allerdings habe der Staat das Recht, von den schöpferischen Kollektiven, die er finanziere, korrekte Aufführungen zu erwarten", schreibt die FR und zitiert: "Wenigstens sollten sie keine so verschärfte öffentliche Reaktion hervorrufen."
Protokoll mit Verhaltensnormen – und Gesetzesstatus
Der kremlnahe Politologe Alexei Muchin bestätigte der FR gegenüber, dass Fachleute derzeit über ein "Protokoll" berieten, das regeln soll, wie sich Kulturschaffende, Staatsbeamte und die verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen künftig verhalten sollten. "Die Staatsduma wird diesem Protokoll in den nächsten Monaten Gesetzesnorm verleihen", zitiert die Zeitung Muchin.
Zahlreiche angesehene Theaterregisseure, Schriftsteller und Musiker protestierten gegen Medritschs Entlassung und die Absetzung der Inszenierung. "Kulturschaffende und politische Beobachter befürchten, der Staat wolle Theater, Kino und Literatur ähnlich gleichschalten will zuvor die Medien. Oder gar wieder konfliktfreie Stoffe durchsetzen, wie im Sozialistischen Realismus der späten Stalinzeit", schreibt die FR. Der Regisseur Dmitri Tcherniakov, der in Berlin gerade Richard Wagners "Parsifal" inszenierte, spricht gar von einem "Genozid am russischen Theater".
(FR / geka)
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