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Sasha Waltz bleibt vorerst in Berlin
Erfolgreiches Fintieren?
Berlin, 4. März 2013. Wie die Berliner Morgenpost schreibt (4.3.2013), wird Sasha Waltz bei den Berliner Festtagen 2014 an der Staatsoper Berlin "Tannhäuser" von Richard Wagner inszenieren. Das habe Generalmusikdirektor Daniel Barenboim am Sonntag der Presse mitgeteilt.
Durchaus überraschend, weil Waltz zuletzt gedroht hatte, Berlin zu verlassen und für ihre Tanzcompagnie einen neuen Standort suchen. "Die Stadtflucht begründete sie mit unerträglichen finanziellen Belastungen, die von der öffentlichen Hand nicht ausgeglichen werden," schreibt Volker Blech in der Morgenpost. Es gehe, so Blech weiter, um 1,9 Millionen Euro zusätzlich und ein festes Haus, was das Land Berlin "nicht gewähren kann und möchte".
Sasha Waltz habe zu dieser Entwicklung kein Statement abgeben wollen. Die Choreographin hat schon mehrfach an der Staatsoper gearbeitet, "Dido & Aeneas" (2005), "Medea" zur Musik des französischen Komponisten Pascal Dusapin (2007) und im Oktober diesen Jahres soll ihre Ballettproduktion von Igor Strawinskys "Le Sacre du printemps" an der Staatsoper Premiere haben.
Offenbar, mutmaßt die Morgenpost, habe der Rücktritt von Vladimir Malakhov als Chef des Staatsballetts und die lange umstrittene Nachfolgefrage zum Zerwürfnis des Berliner Kultursenats mit Sasha Waltz geführt. Offenbar hatte sich Waltz Hoffnung auf eine gemeinsame Leitung des Staatsballetts zusammen mit einem Traditionalisten gemacht. Die Umsetzung dieses Planes müsse mit der Berufung von Nacho Duato als gescheitert gelten.
(Berliner Morgenpost / jnm)
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Die letzte Wagner-Premiere an der Deutschen Oper war im November 2012, an der Staatsoper am 3.März 2013. Die nächste ist am 28.4.2013.
Ich find's todtraurig, dass so viel Geld und vor allem so viel kreative Chancen für immer das Gleiche verschleudert werden.
Wenig Unterstützung bekommt Frau Waltz nicht: immerhin sichert sie sich jährlich einen beachtlichen Betrag des Hauptstadtkulturfonds – die so genannte „Regelförderung "Sasha Waltz & Guests“. (Quelle: http://www.hauptstadtkulturfonds.berlin.de/index.php?id=285&no_cache=1&tx_nkhkf_pi1[category]=56, letzter Zugriff am 06.03.2013). Finanzielle Mittel, welche übrigens für alle anderen freien ChoreographInnen in der Stadt nicht mehr zur Verfügung stehen (wir erinnern uns, hier gab es auch berechtigte Proteste aus der Freien Szene). Immerhin handelt es sich um Bundesgelder. (Anmerkung: was geschieht, wenn Bayern als wirtschaftlich starkes Bundesland nicht mehr zur Finanzierung beiträgt und den Länderfinanzausgleich streicht? Dies mal als Szenario...)
Bezüglich der Kooperation von Sasha Waltz mit dem Staatsballett, bzw. der Staatsoper Berlin: hier gab es im Jahre 2004 eine politische Diskussion an der Volksbühne, wie es denn mit dem Tanz in der Stadt im Bezug auf die öffentlichen Häuser weitergehen sollte: neben der Direktion der Komischen Oper Berlin, dessen Ensemble ja dann (leider zu früh!) abgewickelt wurde, saß Herr Malakhov neben Frau Waltz. Auf die Frage von Herrn Malakhov, ob denn Frau Waltz mit ihren TänzerInnen eine Produktion erarbeiten würde, antwortete Sasha Waltz, daß sie Schwierigkeiten sehe, allein schon im Hinblick auf die sehr unterschiedliche Arbeitsweise mit rein klassisch ausgebildeten TänzerInnen. Viel eher, so Waltz auf diesem Podium, würde sie gerne für ihre x Vorstellungen mehr Tänzer bekommen und ihr Ensemble erweitern. Bereits zu diesem Zeitpunkt gab es also klare Signale zu diesem Thema. Wohlgemerkt jedoch geschah dies alles noch vor ihrem Abschied aus der Schaubühne, zu einer Phase, wo die Gründung des Radialsystems zu diesem Zeitpunkt bereits im Gange war, aber noch nicht öffentlich gemacht wurde. 2006 dann, pünktlich zum Tanzkongress Berlin, gab es dann ein Solo für Herrn Malakhov, das allerdings gegenüber Forstyhes gezeigtem phänomenalem Werk N.N.N.N., ziemlich verblasste.
Abseits dieser inzwischen zur Geschichte und nicht mehr für die aktuelle Debatte relevanten Vorkommnisse, stellt sich ernsthaft die Frage, inwiefern eine Zusammenarbeit mit einem traditionell ausgerichteten Ensemble, wie es das Staatsballett nun einmal ist, tatsächlich praktikabel gewesen wäre oder ist?
Kenner wissen: dies wäre wohl ein künstlerischer Spagat, obwohl ja immer wieder gesagt wird, daß man die „Lager“ nicht spalten sollte, ganz nach dem Motto „es lebe der Tanz!“ (Bloß welcher???? Diese Frage ließe sich auf viele andere „runde Tische“ zum Thema Entwicklung des Tanzes und Kooperationen zwischen Freier Szene und staatlichen Häusern (dem vermeintlich „fetten Kuchen“) bundesweit kritisch formulieren).
Denn: es geht gar nicht mehr nur um die Kunst an sich, sondern der Markt verlangt nach einer Marke. Nicht die Kunst allein ist entscheidend, sondern welche Namen und Institutionen hinter den KünstlerInnen agieren; die „Macher“ die Kontakte haben und herstellen, sich mit Netzwerken zusammentun oder neue kreieren, und dafür Sorge tragen, daß der Name des Künstlers/Künstlerin immer in den Köpfen präsent bleibt- und ihr eigener Profit nicht zu kurz kommt. Kunst als Machtfaktor, Künstler, deren Namen man braucht, um das System am Leben zu halten. Nicht sichtbar für den Zuschauer. Aber existent, still schweigend. The Name is the game. (Im Übrigen: muss man tatsächlich nicht in der Hauptstadt leben, um gute Kunst zu machen.)
Die Wahl von Herrn Duato als würdiger Nachfolger von Herrn Malakhov ist zu begrüßen, das Staatsballett hat durchaus seine Berechtigung, weiterhin auf neuen "klassischen Wegen" zu wandeln. Ich freu mich drauf!
Imgrunde ging es darum aufzuzeigen, wie das öffentlich gehandhabt wird.
Das kluge Lancieren spezifischer Informationen bestimmter Macher, verbunden einen bestimmten Zweck zu erzielen. Also: politisches Kalkül. Wie politics richtig schreibt:
"hier geht es um die unglaubwürdige große Geste von Frau Waltz, die nach außen als eine von der hiesigen Kulturpolitik aufgezwungene Entscheidung verkauft wurde, hinten rum aber schon längst über neue Projekte in Berlin verhandelt hat, die einen Abschied von der Stadt gar nicht möglich gemacht hätten." Eben. Vorne so und hinten ganz anders. Daher ja das Beispiel, wie es bereits in den Jahren zuvor lief-ich erinnere Schaubühne- Radialsystem. Offensichtlich kam dieser Aspekt nicht deutlich genug heraus im Hinblick auf die sehr fragliche Glaubwürdigkeit spezifischer Künstler. Von einer Übernahme das Staatsballetts habe ich nicht gesprochen, sondern hervorzuheben versucht, daß eine Arbeit von Frau Waltz mit klassischen Kompagnien nur schwer, vielleicht gar nicht vereinbar ist. Ich verweise auf den Satz aus dem oben angeführten Artikel aus der Berliner Morgenpost:"Offenbar hatte sich Waltz Hoffnung auf eine gemeinsame Leitung des Staatsballetts zusammen mit einem Traditionalisten gemacht." Darauf bezogen sich die Ausführungen.
Doch: wenn die Kunst schon so weit ist, sich Instrumentarien zu bedienen, die wie fraglich sind, und deren Handhabung die Öffentlichkeit quasi "hinters Licht" führt- wo kommen wir da hin? In der Politik scheint das Gang und gebe, doch gerade von VertreterInnen der Tanzkunst wäre es anders zu erwarten gewesen. Gibt es eigentlich noch ChoreographInnen, denen es alleine um die Sache geht?
Berlin zeigt wieder einmal, daß hier nur zum Zug kommt, wer das System geschickt zu umschiffen weiss.Wie gesagt: the name is the game, egal was getanzt wird.
dass neben berlin noch ein anderer standort erwogen und vielleicht sogar gesucht wird, steht doch nicht im widerspruch dazu. im sinne des ensembles "sasha waltz & guests" braucht es eine stabilisierung und dass frau waltz zwischendurch mal kurz was an der staatsoper arbeiten darf, hat damit doch überhaupt nichts zu tun bzw hilft auch nicht?! was hat das mit "hinters licht führen" zu tun?
selbst wenn die planungen mit der staatsoper seit zwei jahren festgestanden hätten, ist die kulturpolitische und institutionelle verortung der company (viele tänzer und andere künstler, für alle die es nicht wissen) eine ganz andere baustelle.
man möge doch bitte einmal weiter als zwei meter feldweg denken, an alle verschwörungstheoretiker hier.
1. Welche Kompagnie, bitte, tanzt "Le sacre du printemps" im Oktober 2013 an der Berliner Staatsoper?
2. Wenn "frau waltz" den Tannhäuser "zwischendurch mal kurz an der staatsoper" macht, sollte sie es lieber bleiben lassen. Was hat der schnelle Reibach zwischendurch mit Kunst und Verantwortung zu tun?
Und was hat er mit "Verschwörung" zu tun? Verschwörer handeln heimlich.
Ich wiederhole mein Post Nr.2: Macht Stücke, die künstlerisch notwendig sind, nicht solche, die kommerziell Konjunktur haben, wenn ihr euch Künstler nennt und Subventionen einfordert.
Im Moment sieht es ganz unverschwörerisch wie Hase und Igel aus: SW sagt am Ostbahnhof: "ich bin dann mal weg" und am Ernst-Reutter-Platz "Ick bün schon da". Nachzufassen, was?