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Schauspielhaus Zürich: Intendanz-Duo hört 2024 auf

3. Februar 2023. Wie der Zürcher Tages-Anzeiger heute berichtet, werden Nicolas Stemann und Benjamin von Blomberg ihre Intendanz am Schauspielhaus Zürich nicht über die Spielzeit 2023/24 hinaus verlängern. Laut Tages-Anzeiger sei mit diesem Resultat eine Sitzung am Dienstag zu Ende gegangen, "an der die Intendanten und der Ausschuss (des Verwaltungsrates, Anm.d.Red.) teilgenommen haben". 

Der Tages-Anzeiger beruft sich in seiner Berichterstattung auf "drei informierte Quellen". Eine offizielle Mitteilung habe das Zürcher Schauspielhaus auf Anfrage des Tages-Anzeigers für kommende Woche in Aussicht gestellt; bis dahin wolle man die Veröffentlichungen allerdings nicht kommentieren. Für eine Nachfrage von nachtkritik.de war die Pressestelle des Schauspielhauses am Abend telefonisch zunächst nicht zu erreichen.

Dem Bericht zufolge seien die Verhandlungen über die Verlängerung der Doppelspitze am Geld gescheitert. Demnach habe Zürichs Stadtpräsidentin Corine Mauch nicht nur eine Erhöhung der städtischen Subventionen um 1,9 Millionen Franken ab 2024 abgelehnt. Vielmehr sei das Haus zusätzlich zu Einsparungen aufgefordert worden, "wie mehrere Quellen übereinstimmend sagen". Dies sei damit begründet worden, dass "die Ticketeinnahmen unter den Erwartungen liegen". 

Nicolas Stemann und Benjamin von Blomberg hatten ihre Intendanz mit der Spielzeit 2019 / 20 begonnen. Das Schauspielhaus Zürich steht seit Monaten im Zentrum einer intensiv geführten Debatte, bei der es neben den Auslastungszahlen auch um die inhaltliche und ästhetische Ausrichtung des Hauses geht. Zuletzt hatten die Intendanten zum Gespräch im Rahmen eines "Publikumsgipfels" geladen.

(Der Tages-Anzeiger / jeb)

 

Medienschau

Für Alexandra Kedves vom Tages-Anzeiger (4.2.2023) wäre der erwartete Abschied von Stemann/von Blomberg aus dem Zürcher Schauspielhaus "kein Anlass zum Jammern". Aus Sicht der Kritikerin habe das Duo "Pech gehabt", die Corona-Pandemie habe das Haus in der "Kennenlernphase" erwischt. Doch hätte das Duo "bei allem Bemühen, auch ein wenig verkannt, was man in Zürich servieren muss und wie. Viele haben schon über die vorherige Intendantin Barbara Frey geschnödet, doch sie sprach mit ihrem Mix aus klassischen Ensemblestücken und experimentierfreudigeren Projekten ein breites Publikum an – ganz ohne eigene Tanzgruppe, komplizierte Strukturen, hehre Ansagen."

"Das bürgerliche Publikum konnte sich mit dem progressiven Programm von Stemann und Blomberg nicht anfreunden. Das ist sein gutes Recht. Die Intendanten wiesen jede Kritik von sich. Denn natürlich gibt’s auch Lob für das Schauspielhaus. Von der Presse, von der Theater-Community, manche Vorstellungen sind tatsächlich gut besucht. Von jungen Besucherinnen und Besuchern, die dem Schauspielhaus bisher eher fernblieben." So resümiert Thomas Ribi in der Neuen Zürcher Zeitung (3.02.2023) die Lage.

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Kommentare  
Zürcher Intendanz-Ende: Unendlich traurig
Es war absehbar, dass - schon wieder, immer wieder - ein weit nach hinten Ausschau haltender Kulturchefredakteur wie Neff von der NZZ (vormals Springer) mit wirklich total veralteten stereotypen Vorwürfen eines der spannendsten, innovativsten und zeitgemäßesten Theater, verantwortet von Stemann und Blomberg, plattmachen wird. Dass dabei immer noch Politiker:innen und sonstige Verwaltungsrät:innen auf manipulierende Überschriften wie "subventioniert die Stadt mit 40 Millionen ein sektiererisches Gesellschaftsexperiment?" und "das bürgerliche Publikum fremdelt mit dem progressiven Theater" anspringen bzw. darauf hereinfallen, ist unendlich traurig.
Zürcher Intendanz-Ende: Beispiellos
Erneut nimmt eine beispiellose Theater-Ära in Zürich ein viel zu frühes Ende. Die Entscheidung dem Schauspielhaus Zürich nicht nur die Subventionserhöhung zu verweigern, sondern es auch noch zu Sparmassnahmen zu zwingen, ist nach der Pandemie das denkbar schlechteste Zeichen für die ganze Kulturszene. Schade erkannte die Stadt nicht, dass das, was der Bund für die neue Kulturbotschaft 2025-2028 als neuen Schwerpunkt festgesetzt hat, nämlich "Kultur als Arbeitswelt"(welcher insbesondere den Schutz der Arbeitnehmer:innen und physische und mentale Gesundheit der Kulturschaffenden zum Thema hat) am Schauspielhaus Zürich seit 2019 umgesetzt wurde. Die Sehnsucht nach alten Zeiten und schwarze Zahlen vernebelte den Blick auf die Praxis-Realitäten und Leistungen des Hauses. Zudem konnte man als Zuschauer:in auch bei jeder Aufführung etwas Neues erleben. Es ist sehr verständlich, dass die beiden Intendanten nun auf dieses fehlende Verständnis für diese neue Ansätze reagieren und nun wegziehen. Äusserst schade ist, dass das Team nun keine Chance kriegt, diese erste "normale" Spielzeit nach der Pandemie als Sprungbrett für weitere vier Jahre nutzen zu können. Hoffentlich werden nun noch andere Stimmen hörbar, die diesen Abbruch anstatt Aufbruch bedauern und die Stadt kritisieren für diese groben Einschätzungs-Fehler. Völlig ausser Acht wird gelassen, dass auch der Kanton (eben wegen der neuen Leitlinien des Bundes) hätte finanziell aushelfen können. Es wirkt, als hätte man da bei der Stadt rein gar nichts gelernt aus der Pandemie und dem Wechsel- und Zusammenspiel der Förderungen - und auch, dass ein Neustart viel mehr kosten wird, als was man nun hätte drauflegen müssen.
Zürcher Intendanz-Ende: Erinnert an München
Nichts gelernt in Zürich. Marthaler, Stemann/von Blomberg...( die nächsten Bitte).
Dabei hat die Intendanz nur konsequent den Auftrag umgesetzt ein jüngeres, diverseres Publikum ins Haus zu holen. Und ich habe auch nicht den Eindruck bei meinen Besuchen in Zürich,dass das ältere Publikum besonders abgeschreckt gewesen wäre. Eine Veränderung bei einem Leitungswechsel ist doch normal und das nach Corona etwas zögerlich ins Theater gegangen wird, ist auch überall sichtbar. Aber ein Teil der Züricher will vielleicht nur zur Verdauung ins Theater und hat in der Presse seine Stimmungsmacher. Das Ganze erinnert auch an den Abgang von Matthias Lilienthal in München. Auch hier wurde eine künstlerische Entwicklung abgewürgt, statt Ihr Zeit zu geben.
Zürcher Intendanz-Ende: Gestus des Unverstandenen
Natürlich ist es traurig, dass diese visionäre Ära vorzeitig enden muss. Und ich verstehe, dass der Intendanz Bloomberg/Stemann viel daran gelegen ist, diesen Schritt selber zu gehen und nicht darauf zu warten, dass andere diese Entscheidung für sie fällen.
Allerdings geht mir dieser Gestus der Unverstandenen auf die Nerven, auch das ist eine lange Zürcher Tradition: Immer ist die Stadt Schuld, wenn es nicht klappt, das Zürcher Publikum, die Medien, die Trägerschaft.
Dass eine Erhöhung der Zuschüsse angesichts schwindender Zuschauerzahlen politisch schwer durchzusetzen ist, das ist doch logisch! Da darf man doch auch ein bisschen Verständnis auf der Seite der Macher erwarten! Corona hin oder her: Eine Theaterleitung MUSS sich doch auch am Erfolg beim Publikum messen lassen.
Zürcher Intendanz-Ende: Überfordert
Sie haben sich sehr bemüht… Mit diesen Worten kommt der Züricher Tagesanzeiger diesen und vermeintlichen Rückzug der beiden. They tried so hard, but they could not.
Dass so ein Theater auch ein Unternehmen ist, das gemanaged werden muss, damit die Ausgaben und die Einnahmen in Einklang stehen und die Löhne bezahlt werden können, dass hat die beiden nie interessiert. Wenn man die Hauptbühne tagelang leer stehen lässt, ohne zu spielen, dann ist das symptomatisch für eine lange Liste von Verfehlungen. Letztlich waren die beiden mit dem Riesenhaus überfordert, was verständlich ist, denn es war ihre erste Leitung. Und letztlich ist es deshalb auch ein eklatantes Politikversagen eines völlig ignoranten Verwaltungsrats, der über Jahre nicht begriffen hat, was da passiert bis die Schieflage so groß war, dass nichts mehr zu reparieren war. Das Schauspielhaus Zürich ist ein fantastisches Theater, aber man muss es zu führen wissen.
Zürcher Intendanz-Ende: Elitär und stadtfremd
Es ist ein Narrativ, welches ich, als Zürcher und Theatergänger nicht teilen kann.
Visionär? Für mein Empfinden ist es elitär, stadtfremd und zerstörerisch. Sehr weit weg von den Menschen der Stadt. Für wen ist diese Art Einladung gedacht? An wen richten sie sich? Nach einer gefühlten Ewigkeit nun mit Stadtteilgesprächen beginnen, nachdem das Kind längst in den Brunnen gefallen ist. Ist doch Wahnsinn. Waren die Herren Intendanten jemals an den Orten in der Stadt, wo die Menschen leben, welche niemals auf die Idee kommen würden, ins Theater zu gehen? Und zwar aus dem Grund, da Ihnen die Privilegien dazu fehlen? Fast alle festen Regiemenschen sind nicht mehr vor Ort. Das wurde aber Pressetechnisch super gelenkt, dass es eine gute Erklärung dafür gibt. Das tolle, überzeugende Konzept der Intendanz hat keinen Bestand mehr. Böhm weg. Giersche weg. Ross weg. Rüpping weg. Ein Schauspielensemble gibt es nicht mehr. Es gibt nun 2 Tanzkompanien. Was ist die Verbindung und Verbindlichkeit zu dieser Stadt? Mit dieser Stadt? Diese Intendanz künstlerisch mit Marthaler zu vergleichen halte ich für vermessen. Theater für junge Menschen. Wen genau soll das meinen?
Hippe Zürcher Nachtmenschen? Kinder? Kindertheater? Junges Theater? Fehlanzeige. Jetzt reden wir wieder nur über Geld. Nicht aber über den Auftrag. Über den Ist-Zustand innerhalb des Hauses.
Das sollte nicht verpasst werden
Zürcher Intendanz-Ende: Haarsträubende Debatte
Leider konnte ich mir nie etwas während ihrer Intendanz anschauen, aber die Debatte an sich war erschreckend. Wenn ein Theater solche Wogen schlägt und Emotionen freisetzt kriegt man den Eindruck, Zürich braucht genau das. Etwa aus der Bubble rausgeblickt, die Kommentare zum Indendanzduo auf Inside-Paradeplatz zu verfolgen wirft haarsträubende Fragen zum Zürcher Theaterpublikum auf: https://insideparadeplatz.ch/2023/01/27/zuercher-schauspielhaus-segelt-insolvenz-zu/
Zürcher Intendanz-Ende: Kommentar
liebe Redaktion, ist mein Kommentar von heute Morgen nicht angekommen?

(Anm. Redaktion: Der Kommentar konnte nicht veröffentlicht werden, weil er unüberprüfbare Tatsachenbehauptungen enthielt. Zum Kommentarkodex auf nachtkritik.de. https://www.nachtkritik.de/index.php?option=com_content&view=article&id=12&Itemid=41#kommentarkodex)
Zürcher Intendanz-Ende: Am Hier und Jetzt vorbei
Das Schauspielhaus Zürich wirkte (...) altmodisch und abgelatscht. Irgendwie arrogant, unfreundlich. (...) ...so der Eindruck eines jungen Kunst Studenten der in der Schweiz lebt und arbeitet. Zeit für Neues und bitte in anderen Ländern arbeiten Künstler mit einem Minimum an Geld und bringen interessantere Arbeiten heraus. Es ging ja schon so bescheuert mit einer Alten best off list vergangener Arbeiten los... völlig am hier und jetzt vorbei.
Leider wurden kaum Schweizer Kunstschaffende involviert und beschäftigt. Schade!

(Anm. Redaktion: Zwei polemische Spitzeen sind aus diesem Kommentar entfernt worden.)
Zürcher Intendanz-Ende: Kritische Nachfrage
"Kultur als Arbeitswelt"(welcher insbesondere den Schutz der Arbeitnehmer:innen und physische und mentale Gesundheit der Kulturschaffenden zum Thema hat) am Schauspielhaus Zürich seit 2019 umgesetzt wurde" (Zitat Samuel Schwarz)

Lieber Samuel Schwarz
Wie viele Mitarbeitende haben Sie nach Ihrer physischen und mentalen Gesundheit unter der Intendanz gefragt?
(...)

(Anm. Redaktion. Die finale Behauptung zur Fluktuation am Haus haben wir gestrichen, weil sich deren Maß und Signifikanz an diesem Punkt nicht klären lassen.)
Zürcher Intendanz-Ende: Zwei Antworten
Lieber Johannes Potthoff,

ich denke nicht, dass man an dem Abgang der Regietalente abmessen kann, ob dieses Team nun erfolgreich war oder nicht. Diese Regisseur:innen haben gute Arbeiten abgeliefert, und sind gegangen, vielleicht ermüdet oder mit Lust auf was Neues etc. Was ich bei ihrer Einschätzung vermisse, sind die wichtigen neuen Arbeitsmodelle, die eingeführt wurden, und inbesondere die viel grössere Sichtbarkeit von Communities, die seit langem die Gesellschaft mitprägen. Nein, die Kosten, die das Aufstellen eines neuen Teams erfordern, u..a auch die soziale Frage (Entlassungen etc) sind nicht gerechtfertigt. Ganz sicher nicht nach der Corona-Pandemie. Wenn man das, was die beiden anbieten, nicht will, hätte man das schon 2019 wissen wollen - und auch dann fällt es auf die Stadtpräsidentin zurück, jene, die die beiden gewählt haben. Diese Entscheidung der Stadtpräsidentin ist leider irrational und unvernünftig.

--

Lieber "Exilschweizer";

ihnen ist schon bewusst, dass dieser Artikel aus "Inside Paradeplatz" billigste Polemik ist, die u.a. Argumente eines Intendanten aus den 90er Jahren hochkocht, der mit Anti-Woke Rhetorik an der VV auftrump(f)te. Wenn sie diese Meinung teilen, dann ist das natürlich ist gutes Recht. Aber man muss dann diese Meinung auch klar politisch verorten, was ich hiermit getan hätte.
Zürcher Intendanz-Ende: Wer nicht rockt, sollte gehen
Die Leere im Zuschauerraum ist der Massstab des Scheiterns. Alles andere sind vorgeschobene Gründe - wer ein Haus nicht rockt, soll bitte wieder gehen.
Zürcher Intendanz-Ende: Konflikt fehlt
Danke Hyperion, das ist so wahr. Alles wirkte völlig verkrampft und wollte soviel sein, was es nie war. Bin oft fast eingeschlafen. Leere Zuschauerränge...da sprang kein Funke rüber. Schade um das viele Geld.
Alleine das Männer wie Frauen aussehen und umgekehrt reicht nicht aus. Der Konflikt fehlt und es bleibt an der eitlen Oberfläche kleben. Es hinkte alles hinterher... hoffen wir auf neuen Wind.
Zürcher Intendanz-Ende: Jahre voll Widerspruch
Liebe alte Dame,

Niemand bestreitet, dass die letzten drei Jahre (auch am Schauspielhaus Zürich) eine extrem enervierende Zeit war mit sehr vielen Widersprüchen, einer Pandemie, einem elenden Krieg in Europa, der nach Ende der Pandemie ausgebrochen ist - und dass viele - sicher auch viele Leute am Schauspielhaus Zürich - gelitten haben unter diesen Widersprüchen. Wir sind zudem alle drei Jahre älter geworden. Aber ganz sicher kann man nicht abstreiten, dass über diese Widersprüche nachgedacht wurde und mit neuen Arbeitsmodellen versucht wurde, die an einem Theater bestehenden Missbrauchs-Gefahren zu reflektieren und mit neuen Berufsprofilen anzugehen. Vor einem halben Jahr kochten viele schlechte Gefühle auf, aber diese wurden öffentlich reflektiert. Mit anderen Krisen, wie u.a. jenen am Burgtheater - sind diese Probleme aber nicht zu vergleichen. Die sozialdemokratisch geprägte Kulturpolitik muss nun aber öffentlich hinstehen und sagen: Mitarbeiter:innen-Schutz kostet. Nun zu sagen: Spart mal, Leute - ist verantwortungslos.
Zürcher Intendanz-Ende: Vergeisterte Ansichten
An Samuel Schwarz bzgl. "Inside Paradeplatz". Womöglich haben Sie mich missverstanden oder ich habe in meinem Kommentar zu wenig deutlich gemacht, dass ich mit dem Teilen des Artikels verdeutlichen möchte, wie gruslig ich die Debatte finde, welche seitens eines kleinen aber lauten Teil des Publikums geführt wird. Wer will in Zürich zukünftig Theater machen, wenn in einem Forum wie "Inside Paradeplatz" völlig vergeisterte Ansichten vertreten werden was die Kulturförderung, politischen Haltung von Theaterschaffenden oder etwa dem Anstreben die Perspektiven von BIPOC oder weiblich gelesene Stoffen zu befördern, betrifft...(?).
Ich bin gleicher Meinung, wie es Ihrem Kommentar entspricht.
Zürcher Intendanz-Ende: Tolle Vorstellungen gesehen
Keine Ahnung, wie oft die Kommentierenden hier im letzten Jahr das Schauspielhaus Zürich besucht haben... Als regelmässige Besucherin finde ich das Programm sehr ansprechend und habe schon viele tolle Vorstellungen gesehen.
Gerade junge Leute (und das waren definitiv mehr als bei den vorigen Intendanten) haben nach der Vorstellung jeweils rege diskutiert. Die Inszenierungen von Leonie Böhm waren und sind ein Must.
Zürcher Intendanz-Ende: Missverständnis
Lieber Exil-Schweizer. Ups, ich habe sie tatsächlich missverstanden. Entschuldigung.
Zürcher Intendanz-Ende: Genug der Alibis
Lieber Samuel Schwarz
Krieg in Europa, Pandemie….
Darüber rede ich in keineswegs. Sondern über innerbetriebliche Strukturen.
Genug der Alibis! Genug die Pandemie als Ausrede für unbespielte Säle und leere Reihen.
Zürcher Intendanz-Ende: Passend
Schade. Finde, dass die beiden Intendanten ein wirklich tolles Programm gemacht haben für uns hier in Williamsburg (Brooklyn).
Zürcher Intendanz-Ende: Absehbar
Diese Entwicklung war absehbar, weil die Situation zuletzt völlig verfahren war. Die Politik trägt daran Schuld, weil sie die falschen Leute berufen hat, und das Intendanten-Duo hätte wissen müssen, dass man mit der Karriere nicht an der Spitze beginnt (das gilt übrigens für alle Führungspositionen, es sei denn, man ist Erbe). Man fängt auch nicht am Thalia oder am BE oder am Resi oder an der Burg mit dem Intendanten-Sein an, sondern in der zweiten oder dritten Reihe, wo man seine Fähigkeiten beweist, aber auch wichtige Erfahrungen in professioneller wie menschlicher Hinsicht macht.
Ich hoffe, die Zürcher Politik lernt daraus. So muss es ganz klare Leistungsvereinbarungen geben. Das wäre professionelles Vorgehen. Die Stadt muss sagen, was sie sich erwartet (und zwar präzise und nicht in schwammigen Floskeln), und die sich bewerbenden Personen legen ebenso konkret dar, was sie wollen und können.
Rückblickend betrachtet erweist es sich übrigens als Segen, dass der Umbau des Schauspielhauses abgelehnt wurde. Man befände sich sonst in einer extrem unangenehmen Situation. Leider konnte dadurch schon der Eindruck entstehen, dass die Intendanten an einem Theater(gebäude) tätig sind, das sie so eigentlich nicht wollen bzw. das ihren Ansprüchen nicht genügt und das trotz aller weltberühmten Historie komplett entkernt werden kann. Das war ein sehr unglücklicher Move, der mit mehr Erfahrung hätte vermieden werden können.
Zürcher Intendanz-Ende: Nachtrag
Nachtrag: Es ist wirklich zu einfach, dem Publikum die Schuld zuzuweisen. Ein alter Theatergrundsatz lautet: Das Publikum hat immer Recht. Wer das Publikum unterschätzt, es manipulieren will oder es pauschal für dumm hält, sollte sich einen Beruf ohne Kontakt mit irgendeinem Publikum suchen. Sorry, aber ein Theater von der Dimension des Schauspielhauses in einer multikulturellen Weltstadt wie Zürich hat ein tatsächlich diverses Publikum hinsichtlich Alter, Bildung, Herkunft, Interessen, politischer Einstellung (ähnlich gilt für die oben erwähnten deutschsprachigen Spitzenhäuser). Hier kannst du nicht nur mit ein paar wenigen Themen und Ästhetiken aufwarten, die sogar in Berlin Mitte nur eine eher überschaubare Zielgruppe ansprechen. Da musst du in die Breite gehen. Wenn dir das nicht gefällt, darfst du ein Theater dieser Größe nicht übernehmen. Das auch den am jeweiligen Theater Beschäftigten und dem Publikum gegenüber fairer.
Theater ohne Publikum ist übrigens kein Theater. Der korrekte Begriff dafür lautet: Probe.
Zürcher Intendanz-Ende: Traurig
So traurig. Ich wohne seit meiner Studienzeit in Zürich und war immer viel im Theater und hab noch nie zuvor so viele BIPoC, queere und junge Menschen im Schauspielhaus gesehen, wie unter der Intendanz von Stemann und Blomberg. Als nicht-binäre Person fühle ich mich in den Inszenierungen gemeint. Und ich frage mich auch welches andere Stadttheater (!) im deutschsprachigen Raum auf der großen Bühne (!) Arbeiten zeigt, die vergleichbar sind mit denen von Wu Tsang oder Trajal Harrell, die nicht nur inhaltlich visionär sind, sondern auch ästhetisch.
Zürcher Intendanz-Ende: Ent-Powerung
Liebe alte Dame,

Das was Leo schreibt, sehe ich auch so. Das Schauspielhaus hat in die Zukunft investiert und Leute für Theater interessiert, die vorher jahrzehntelang ausgeschlossen waren. Wer 'Bullestress' oder Pinochio gesehen hat, weiss auch wie begeisternd der diverse Ansatz für ein Mainstream-Publikum war. Auch Milo Raus Tell war ein Blockbuster. Ebenso die alte Dame von Stemann. Das mit den leeren Reihen ist eine gezielt gesetzte Lüge und eine Schamlosigkeit nach der Pandemie. Das Schauspielhaus hat am Publikumsgipfel zudem gesagt, wie es sich um die älteren Zuschauer bemühen will. Dass die Stadtpräsidentin kurz vor den Wahlen ein solches Zeichen gegen Inkusion und Diversität setzt, ist - aus meiner persönlichen Sicht (ich bin, wie die Stadtpräsidentin ein SP Mitglied) leider ein wahltaktisches Manöver, um weisse und ältere SP-Wutbürger anzusprechen, die sich von der Diversität am Schauspielhaus bedroht fühlen. Das ist traurig. So wie Frau Mauch sonst bedacht ist, wie sie der Öffentlichkeit vorkommt, ist das leider kein Zufall, wenn sie so dezidiert drauf schaut, dass auch der auferlegte Spardruck nun nach aussen kommunziert wird. Was vorher empowert wurde - Diversität und Inklusion und BiPoC-Community – wird nun gezielt entpowert, aus wahltaktischen Gründen. Ein harter Schlag. Rein ökonomisch ist das ganze übrigens albern und irrational. Findungskommission, Entlassungen, neue Corporate Identity, Aufbau neues Team, kostet viel mehr, als nun gespart werden könnte.
Intendanz Zürich Schauspielhaus: Party
Die Party ist einfach nicht gestiegen. Sorry Jungs. Mich habt ihr nicht erreicht. Die Versuche international zu sein wirkten sehr Provinzähnlich . Man hat immer den Krampf gespürt cool, cooler, am coolsten zu sein. Da war bei mir dann aus.
Zürcher Intendanz-Ende: Halbvoll oder halbleer ?
Ich kenne nicht die Auslastungszahlen. Wenn ich das Haus besucht habe, war es gut besucht. Ich war nicht täglich da. Und inzwischen entscheiden viele Menschen am Theatertag selbst, ob sie gehen oder nicht. Abonnenten sterben in vielen Theatern aus.
Aus der Diskussion hier bekomme ich aber den Eindruck, dass es nicht darum geht, sondern um Politik und ästhetische Geschmäcker. Hätte der Spielplan dichter sein sollen? Vielleicht. Hätte er mehr in die Breite gehen sollen, bis alles unverbindlicher Brei wird (Wer vieles bringt, wird manchen etwas bringen)? Nein. Elitär ist der Spielplan bestimmt nicht. Ich denke an Schneewittchen, an die Corona Passionsspiele und wohl auch Pinocchio. Hinzu kommen moderate Eintrittspreise an bestimmten Tagen. Einseitig ästhetisch? Aber gar nicht: Ross, Rüping, Böhm, Stemann, Haral, Giesche, Rau. Zürich als multikulturelle Weltstadt? Naja. Die ist im Theater spürbar mehr vertreten als unter der Vorgängerin? Schauspielerinnen und Schauspieler der Extraklasse erst kürzlich wieder prämiert. Was denn noch?
Wirft hier eine elitäre, (moderat ausgedrückt) konservative Besucher?-Gruppe den Theaterschaffenden vor, deren Theater sei elitär, um ungestört unter sich zu bleiben?
Zürcher Intendanz-Ende: Schade!
ICH GEHE GERN IN DIESES THEATER.
ich bin jedesmal wirklich neugierig, was mich erwartet. nichts hier ist klar oder gesichert – und das ist doch das, was theater ausmacht.
was für grossartige schauspieler_innen hier spielen, welch unterschiedliche handschriften man kennenlernt. wollen wir (zürcher_innen) diesen tollen versuch wirklich auf halber strecke abbrechen, alle ziehen lassen?
in dieser aufgebrochenen zeit MUSS theater sich auf’s glatteis begeben, um relevant zu sein. ein hochsubventioniertes, wie das schauspielhaus zürich, erst recht. niemand hat gesagt, dass das leicht sei.
weitermachen – weiterstreiten – darum, was theater ist, soll und kann.
das fände ich gut.
Zürcher Intendanz-Ende: Wer soll es jetzt machen?
Mit einem Vorlauf auf eine neue Leitung von weniger als anderthalb Jahren bleibt es problematisch. Zumal das Schauspielhaus derart runtergerockt zu sein scheint, dass man sich fragen muss, welcher profilierte und seriöse Theatermensch sich das jetzt auf die viel zu kurze Frist antun will?
Zürcher Intendanz-Ende: Geld in der Schweiz
Wie kann es sein, dass eine wohlhabende Stadt wie Zürich ein mutiges und visionäres Theater – das unruhig bleibt, indem sich tatsächlich was bewegt, indem sich Menschen repräsentiert fühlen, die vorher nicht mitgedacht wurden, das ästhetisch aufregende Setzungen macht (Pinocchio, Monkey off my Back, Der Mensch erscheint im Holozän, Einfach das Ende der Welt,...) scheitern lässt – vermeintlich aufgrund der Finanzen?
Zürcher Intendanz-Ende: Unbeweglich
An #27. Da wird jetzt ersteinmal eine Interimsleitung eingesetzt und danach kommt wieder ein Langweiler, nur kurz, bis man sich wieder etwas mehr traut, und die Gesellschaft auch weiter ist. Allerdings ist Zürich doch sehr unbeweglich, im Gegensatz zu anderen Metropolen, und weniger von dieser Welt als von einer Finanzwelt, die sich ganz feudalistisch noch einen Narren leistet, dem aber wenig Aufmerksamkeit geschenkt wird.
Zürcher Intendanz-Ende: Verengter Blick
@ 29 Ah, na klar. Vor Stemann und Blomberg waren nur Langweiler in Zürich. Und in anderen Städten wie Berlin (die ehemalige Chefdramaturgin des Schauspielhauses Iris Laufenberg übernimmt das Deutsche Theater)* oder Wien (der Zürcher Stefan Bachmann übernimmt das Burgtheater) ist alles viel besser. Schon erstaunlich, wie so ein Glaubensdisput den Blick verengen kann. Die unbewegliche Metropole Zürich hat Blomberg und Stemann immerhin die Möglichkeit gegeben, als vollkommen unerfahrene Intendanten das wichtigste und traditionsreichste Schauspielhaus des Landes zu übernehmen und dort für sehr viel Geld mit neuen Formen und Strukturen zu experimentieren. Dass offenbar nicht alles rund lief, liegt in der Natur der Sache. Mag sein, dass Blomberg und Stemann einiges bewegt haben, das spannend war. Aber das Rad haben sie wirklich nicht neu erfunden.

*---
Lieber Bunuel,
eine Korrektur: Iris Laufenberg war nie Chefdramaturgin am Schauspielhaus Zürich.
Herzliche Grüße aus der Redaktion!
Zürcher Intendanz-Ende: Nicht alles Langweiler
An #30. Ich bin Ihrer Meinung. Nein, es waren nicht alles Langweiler. Vielleicht nur die nach einer Interimsdirektion. Ich wollte lediglich auf einen Rhythmus aufmerksam machen.
Zürcher Intendanz-Ende: Ernsthafte Frage
Auch ich fand in den letzten Jahren viele Inszenierungen am Schauspielhaus toll, eigentlich alle von Stemann, aber auch die von Harrell, Rüping, Jatahy … ich finde es schade, dass sie alle gehen werden. Trotzdem muss mdie Kirche im Dorf lassen. Wenn hier der Stadtpolitik vorgeworfen wird, sie würde diesen wichtigen neuen Ansatz zerstören, dann ist das einfach nicht wahr. Stemann und Blomberg gehen aus eigenem Antrieb, weil ihnen eine Budgeterhöhung verweigert wurde. Weil ihnen 40 Mio Franken nicht ausreichen. Und hier beginne ich mich zu ärgern, denn das ist einfach viel Geld für ein Schauspielhaus. In Bern bekommt ein gesamtes Vierspartenhaus mit Orchester, Oper, Schauspiel, Ballett deutlich weniger Subvention. Auch die großen Schauspielhäuser in Deutschland und Österreich haben nicht solche Budgets, nicht einmal das Burgtheater. Finde, die sollen sich zusammenreißen und weiterhin so gute Arbeit machen
Zürcher Intendanz-Ende: Ausgetretene Pfade
Zitat @Schwarz:
«Rein ökonomisch ist das ganze übrigens albern und irrational.»

Mitnichten. Im Gegenteil.

Rein ökonomisch wirft niemand dem schlechten Geld gutes Geld nach. Also: Der Flurschaden ist angerichtet. Höchste Zeit für einen Übungsabbruch und Neubeginn.

Ab in die Mottenkiste: Die zum Fremdschämen peinlichen velwechserten Anfangsbuchstaben S und Z sowie die Bahnpolizei-Leuchtfarbe im Erscheinungsbild. Out of fashion, symbolisiert heisse Luft.

Daneben kann getrost auch die poemische Nebelmaschine für drei Jahre in der Asservatenkammer versenkt werden, zusammen mit dem Stroboskop-Apparat und den LED-Taschenlampenscheinwerfern, die statt auf die Bühne auf die Netzhäute des Publikums zielen.

Unter der neuen Intendanz, die im deutschen Sprachraum doch wohl zu finden sein wird, freut sich das Publikum auf Theater, das die ausgetretenen Pfade des zeitgeistig en vogue wabbernden Regietheaters verlässt und ab der ersten Spielzeit Kante zeigt:


- Spielplan ohne eine einzige Theaterisierung von Literatur.

- Kein Theaterstück nach ... sondern von ...

- Regiepersonal mit Glaube und Vertrauen in das Können von Schauspieler*innen und
Autor*innen

- Durchsetzung des Grundsatzes: 1 Schauspieler*in pro Hauptrolle

- Versprechen an das Schauspielpersonal: Kein Einsatz von Handys auf der Bühne, zwecks
gegenseitigem Abfilmen bis zum Abwinken (inklusive Grossprojektion im Hintergrund).
Zürcher Intendanz-Ende: Kosten der Diversität
Liebe Miss Swiss, Wie sie lesen können in der Presse, geht es hier ja gerade um den Angleich der Löhne, um das Installieren neuer Arbeitsmodelle, um das Erfüllen des Leistungsauftrags "Diversität". Das kostet eben.

Hier lohnt es sich in den Neun-Stunden-Podcast reinzuhören mit Hadija Haruna-Oelker (der längsten "Alles Gesagt"-Folgen aller Zeiten). Drei Minuten reichen aber.

Zitat:  "Der Begriff Diversität ist noch nicht so besetzt. Deshalb nutze ich Diversität, für mich dieser Punkt "Haltung zu Diversität" ein wesentlicher. du wirst keine Veränderungen in einem Unternehmen haben, auch nicht wenn die Leute nicht verstanden haben, dass sie das nicht nur ökonomisch brauchen, weil es beispielsweise schön ist. das wäre nun eine sehr idealistische Haltung, weil weil für sie selbstverständlich wird. Dazu gehört zu einer gleichberechtigten Arbeitsweise, weil es einfach die Normalität ist, die sie haben wollen." 

Minute 1:20:30 - ca 1:23:00
DIVERSITY ODER DIVERSITÄT 
https://open.spotify.com/episode/53nEEQ7dw3WA00HveB9Ycs?si=keiug4OwSwC6up_c9FpMJQ
Zürcher Intendanz-Ende: Chefdramaturg von Blomberg
Herr von Blomberg hat leider als Chefdramaturg der Münchner Kammerspiele unter Matthias Lilienthal häufig seinem Publikum nicht zugehört und - so selbst erlebt - polemisch auf differenziert vorgebrachte Kritik reagiert. Es gab viele ausgezeichnete und innovative Ideen, doch oft eine miserable Durcharbeitung und Finalisierung der Inszenierungen.

Darüber hinaus sind Dramaturgie, Regie, künstlerische Leitung und Führung & Management eines großen Theaterbetriebs vier verschiedene Kompetenzherausforderungen. Selten kann eine/r alle vier Felder kompetent abdecken.
Zürcher Intendanz-Ende: Lohn-Angleichungen
@ 33 - Gäbe es nicht verschiedene Möglichkeiten, Lohngerechtigkeit herzustellen? Natürlich, man kann die Löhne für alle anheben und an die bestimmt sehr hohen Spitzengehälter am Schauspielhaus Zürich anpassen. Klar, das kostet. Aber ließen sich die Gelder mit etwas Fantasie nicht auch umverteilen, bei gleichbleibendem Budget? Ich finde, wenn die Leitungsebene auf den einen oder anderen Tausender zugunsten der schlechter Bezahlten verzichten würde, wäre das ein echtes Zeichen in Richtung Gerechtigkeit und würde die Glaubwürdigkeit, dass dieses Anliegen wirklich wichtig ist, deutlich erhöhen. In einem nächsten Schritt hätte man dann ziemlich sicher eine bessere Position, wenn es wieder darum geht, mehr Geld auszuhandeln.
Zürcher Intendanz-Ende: Sehr gute Fragen
Lieber Bunuel, das sind sehr gute Fragen, die Sie stellen. Was einfach auffällt - und das wird es eben schon zu widersprüchlich für die Leitung: einerseits wird beklagt und gewettert gegen das Team (siehe auch die Voten von "alte Dame") dass zuwenig gespielt werden etc, dass die Säle immer leer seien (was ja so nicht stimmt), dass das Haus zu wenig "gerockt" werde (Quote von "Hyperion") - aber dann wird doch von der Stadtpräsidentin (Corine Mauch) und der Verantwortlichen der Kulturabteilung (Rebekka Fässler) Diversity, Inklusion Fairness und junges Publikum eingefordert - und das nicht als Bitte, sondern als Befehl. Wenn dann aber das erreicht wird, junges Publikum begeistert und die BiPoC Community empowert - und sich eben ein älteres Publikum vorerst grad nicht mehr so angesprochen fühlt, und auch noch per Zufall eine Pandemie ist, heisst es dann, auch auf Befehl: Sparen bitte, wegen zuwenig Publikum.

Kurzum: Das ist unlogisch. Und als Teil des Wahlkalküls von Corine Mauch (in einer Woche sind kantonale Wahlen), auch etwas unappetitlich. Denn damit bedient Corine Mauch leider die Affekte der verunsicherten älteren (linken) Wählerschaft, die sich haben manipulieren lassen von der Anti-Woke Kampagne der rechten SVP. Es ist wirklich sehr unangenehme Situation für die beiden Intendanten. Aber sich so von oben herab behandeln zu lassen, und das sehr willkürlich - geht den beiden vielleicht dann doch zu weit? Wir werden sehen, was die Statements der beiden sind - und hoffentlich meldet sich auch das Team zu Wort! Denn gerade um dieses ist es ja auch so schade.
Intendanzende Zürich: Vorauseilender Gehorsam
Neben der ganzen Diskussion um Zuschauerschwund, Kürzungen des Budgets, Genderfragen könnte man doch auch einmal reflektieren warum jetzt nach der Corinna-Zeit die Zuschauer nicht ins SHZ zurückkehren?! Wie alle anderen Kulturinstitutionen hat das SHZ mitgemacht und mit der Anwendung des 2G Systems so fast ein drittel der Bevölkerung für lange Zeit vom Theaterbesuch ausgeschlossen. Kann man sich da nicht vorstellen dass sich Kulturgänger im Ergebnis komplett abwenden? Einzig das Seebad Enge als Badekulturinstitution in Züri hat sich für gesundheitliche Eigenverantwortung ausgesprochen und wurde dafür öffentlich diffamiert. Ein Intendanten-Paar welches dasteht, und sich auch mal gegen den Wind dreht und Rückrat beweist und anstelle von "es allen Recht zu machenden Angst getriebenen-Handlungen" argumentiert, haben wir die letzen 3 Jahre nicht erlebt. Mit vorauseilenemdem Gehorsam wurde getestet, gezoomt, krampfhaftig Formate entwickelt bis sich die Balken bogen und jetzt sind eben alle erschöpft. Und viele auch Krank. Wir brauchen endlich Leute auf den Posten egal ob Mann oder Frau die Visionen umsetzen und dabei die Bevölkerung mitnehmen, für die Umsetzung gibt es ja eine vielzahl von Möglichkeiten im SHZ, Industrial-Schick versus Operettenbühne im Pfauen. Und, by the way man kann den Zürchern einigens vorsetzen, dass sind sie nach Marthaler, Forsythe u Meg Stuart und auch Pucher zu Beginn, gewohnt... aber mithelfen bei der Spaltung der Gesellschaft...?
Intendanzende Zürich: Arbeitsamt
Bei der ganzen Diskussion die hier stattfindet, muss ich leider sagen, dass das Schauspielhaus zürich unter Stemann und von Blomberg mit schweizer Künstlerinnen und Künstler sogut wie nicht zusammen gearbeitet habt. Viele Schweizer Künstlerinnen und Künstler konnten aufs Arbeitsamt gehen während Sie mehr und mehr Geld für sich beansprucht haben. Meiner Meinung nach ein absolutes NO GO.
Intendanzende Zürich: Zschschsch...
Schade, dass man jetzt die 2 Tanz-Ensemble des Schauspielhauses bald wieder wird auflösen müssen. Jetzt, wo wir hier im Tanzhaus an der Limmat doch schon die ganzen Schiller-, Brecht-, Sophokles- und Marieluise Fleißer-Inszenierungen geplant haben. Die Profile waren doch jetzt so klar. Tanz am Schauspielhaus. Schauspiel am Tanzhaus. Und jetzt kommt wegen den bösen Politiker*innen wieder alles vollkommen durcheinander.
Intendanzende Zürich: @#40
@#40: Großartiger Humor! :)
Zürcher Intendanz-Ende: Radikaler Realismus
Diese Debatte ist unerträglich. Jemand hat ein eigenes Weltbild und versucht es als Intendant im Team in Zürich zu vermitteln. Er scheitert aus der Sicht derjenigen, die ihn angestellt haben. Und er selbst betrachtet sich als erfolgreich. Eine ganz einfache Geschichte. Weltbildnerei ist ein harter Job. Leider. Mehr gibt es kaum zu sagen. Die Welt als Macht und Vorstellung war und ist immer schwer vermittelbar. Nun ist wieder jemand an seine Grenzen geraten. Das hat seine ganz eigene Schönheit. Er könnte dankbar sein für diese Erfahrung. Vielleicht lernt er nun die Welt zu lesen als das, was sie ist und nicht als etwas, was er sich vorstellen will. Radikaler Realismus eben.
Intendanzende Zürich: Wahr
#42 - martin baucks - wie gut ist das denn! In diesem Statement steckt so viel Wahres drin! Seine "ganz eingene Schönheit" entdecke ich da zwar nicht so recht - aber es ist, wie es ist! Bei Prinzessinnen geht das immer so: "Hinfallen, Aufstehen, Krone richten, Weitergehen!"
Intendanzende Zürich: Realistische Betrachtung
#Wohltuend realistische Betrachtung! - wenn man dazu einbezieht, dass zur Welt eben AUCH gehört, dass man sie sich vorstellen kann, wie man will. Wenn man kann... Und dabei nicht vergisst, dass man es u.a. kann und nicht ausschließlich nur das...
Intendanzende Zürich: Einverstanden
Das, lieber Martin Baucks, ist die wohl treffendste und auch wohlformulierteste Erklärung dieses Scheiterns, die ich bisher gelesen habe. Wobei ich glaube, in diesem Fall Dankbarkeit für die Erfahrung zu erwarten, sehr optimistisch ist.
Schauspielhaus Zürich: Talk?
Stimmt es, dass Africa Brooke für einen Talk in den Pfauen kommt, um mit Sebastian Rudolph über die Gefahren von Cancel Culture zu sprechen? Falls ja, werde ich dieses Gespräch mit großem Interesse besuchen.
Schauspielhaus Zürich: Kulturkampf
Lieber Konstantin Kisin - der Sie natürlich nicht sind -,

als Mensch, die in Zürich lebt und die ich das hier verfolge, kann ich sagen, dass ein Problem für das Pfauentheater in den letzten Monaten war und weiterhin ist, dass zwischen der linken Stadt und dem rechtskonservativen Kanton ein Kulturkampf tobt. Und das noch dazu in Wahlkampfzeiten, die gerade vorüber gegangen ist. Das Theater hier ist da mittenrein geraten, es ist zum Spielball, zur Projektionsfläche, auch zum Katalysator geworden: zunächst monatelang von der NZZ und der FDP und SVP beschossen, dann von der Linken fallengelassen - indem die Stadt den Versuch, das Theater zu öffnen und gegen die Nach Corona Wehen anzukommen, nicht weiter gestützt hat. Die Stadtpräsidentin Corinne Mauch hat noch Ende Oktober im Tagesanzeiger gesagt:

Frage: Aber die Erneuerungsrate bei den Abonnementen sinkt.

CM: Bei jedem Wechsel der Intendanz kann es Einbrüche geben. Das ist normal. Gerade auch, wenn es deutlich in eine neue Richtung geht. Einige klassische Theatergängerinnen und Theatergänger fühlen sich durch die jetzige Form des Theaters weniger angesprochen. Das führt zu Reaktionen. Aber eben auch zu neuem Publikum.

Machen Ihnen die sinkenden Abozahlen keine Sorgen?

Ich bedaure sie. Aber sie sind nicht das ganze Bild. Viele junge Menschen kaufen sowieso kein Abo. Sie entscheiden spontan. Das Ziel ist es, mit dem neuen Theater möglichst breite Bevölkerungsgruppen anzusprechen. Alle Menschen, die in Zürich wohnen, sollen kommen.

Gelingt das denn?

Das lässt sich noch nicht abschliessend beurteilen.

Die FDP sagt: im Gegenteil. Der «woke Einheitsbrei» schrecke viele ab und wirke ausschliessend statt inklusiv.

Das sind Kampfbegriffe. Die Thematik wird politisch wie medial hochgekocht. Mich überzeugt die Arbeit der neuen Intendanz auch künstlerisch.
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Das Team am Schauspielhaus ist zwischen den Fronten zerrieben worden. Dabei haben die aktiv versucht, die Debatte aufzugreifen und für die Stadt zu führen und damit zum Beispiel unterschiedliche Menschen im Publikum aufeinandertreffen zu lassen und ins Gespräch zu bringen. Und sie haben darum gerungen, dass es weiter vor allem um die Kunst geht. Auch Ihr Beitrag, lieber Konstantin Kisin, ist jetzt wieder so einer, der das politische Oberflächenthema aufgreift. Schauen Sie doch einmal unvoreingenommen eine Inszenierung und schreiben Sie hier einen Bericht, was sie gesehen haben ohne gleich in diesen politischem Rastern zu werten. Das wäre schön.
Wir hier in Zürich kommen noch nicht zur Ruhe und sind noch sehr beschäftigt mit allem, was da passiert ist und jetzt zuende gehen soll. Es muss am Ende ums Geld gegangen sein - und davon gibt es hier so viel! - und die prinzipielle Skepsis gegenüber subventionierter Kunst. Wenn es dann für ein entschiedenes Zukunftsvorhaben in wackligen Krisenzeiten auch noch mehr Geld braucht anstatt dass das Theater stolz verkündet: wir haben 23 Abos mehr verkauft - ist es scheinbar schnell vorbei mit dem Rückhalt, zumal, wenn so viel politischer Druck aufgebaut wird. Das ist doch eine Schande und einfach respektlos gegenüber dem angestossenen Prozess und der konkreten Arbeit.
Hier noch ein Beitrag auf Kulturzeit zu einer Inszenierung von Suna Gürler, die gerade Premiere hatte. Da kommt auch Sebastian Rudolph vor, den Sie zu schätzen scheinen? Ab Minute 11, ungefähr:
https://www.3sat.de/kultur/kulturzeit/hundekot-attacke-kritikerin-wiebke-huester-im-studio-sendung-vom-14-02-2023-100.html

Ich war auch bei der Premiere. Standing Ovations.

Sonja
Schauspielhaus Zürich: Neuer Blick
Auch ich war diese Woche endlich mal wieder im Schauspielhaus Zürich, das für mich nicht grade um die Ecke liegt. Es lief "Das neue Leben", eine Inszenierung von Christopher Rüping, die in Bochum Premiere hatte. Ich war zuletzt auch kritisch gegenüber der Intendanz Stemann/von Blomberg eingestellt. Ein Theater, so meine Überzeugung, muss vor Ort funktionieren. Zuschauerschwund lässt sich nicht wegdiskutieren. - Doch dieser Besuch hat meinen Blick verändert. Es war nicht nur ein toller, bewegender und sehr inspirierender Theaterabend, das Haus war auch sehr gut besucht. Das Publikum war bunt gemischt, von alt bis ganz jung, queere Menschen waren da, teilweise wurde englisch gesprochen, es gab auch Besucher:innen mit sichtbar anderem kulturellem Hintergrund. Die Stimmung war heiter und wach, die Aufmerksamkeit im Zuschauerraum konnte man greifen, und am Schluss gab es Jubel und begeisterten Applaus, auch standing ovations. Das Publikumsgespräch danach war lebhaft und es gab begeisterte und berührende Feedbacks.
Ganz ehrlich, ich muss meine Ansichten revidieren. Das Aus kam zu früh! Dieses Team hätte mehr Zeit verdient. Es fängt doch grade erst richtig an!
Zürcher Intendanz-Ende: Besonderes geschaffen
Ich kann Bunuel nur zustimmen. Letzte Woche war ich in der letzten Vorstellung von Monkey Off My Back von Trajal Harrell und es war einfach umwerfend!! Am Schauspielhaus Zürich unter der Leitung von Stemann und Blomberg ist echt was besonderes am entstehen. Auch hier war ein total besonderes, junges, aber auch älteres, queeres, aber auch cis-hetero (so vermute ich), BIPoC aber auch weißes Publikum anwesend.

Und auch hier: Standing Ovations.
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