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Uneinigkeit über den Vorschlag für ein Staatstheater Thüringen
Die Träger sind gefordert
19. November 2015. Der Deutsche Bühnenverein sieht die Vorschläge von Thüringens Kulturminister Benjamin-Immanuel Hoff (Linke) für eine Theaterreform als "große Chance" für die Bühnen. Das schreibt die Ostthüringer Zeitung (6.11.2015) auf ihrer Website.
Der Landesvorsitzende des Bühnenvereins, Guy Montavon, habe erklärt , die "Vorschläge aus der Staatskanzlei" seien "wichtig und richtig". Nun gelte es, "alle Vorschläge klug auszuloten" und einem "geschärften Realitätssinn" den Vorzug zu geben vor "reflexhaft gepflegten Bedenken".
Montavon ist Generalintendant des Theaters Erfurt. Die Bühne würde profitieren, wenn die Vorstellungen des Kulturministers realisiert würden. Hoff favorisiert den Zusammenschluss des Theaters der Landeshauptstadt mit dem Deutschen Nationaltheater Weimar zu einem Staatstheater Thüringen.
Keine Ansatzpunkte
Dem allerdings widerspricht der Weimarer Intendant Hasko Weber. Im Gespräch mit der Thüringer Allgemeinen (18.11.2015) sagte Weber, er sehe weder künstlerische noch ökonomische "Ansatzpunkte" für die Schaffung eines Staatstheaters Thüringen. Auch eine Verbindung des Philharmonischen Orchesters Erfurt mit der Staatskapelle Weimar schließe er aus "künstlerischen Gründen" aus. Weber besteht auf der Eigenständigkeit seines Nationaltheaters, dessen zum Teil seit Jahren aufgelaufene strukturelle Defizite allerdings ausgeglichen werden müssten. Eine Zusammenarbeit mit dem Theater Erfurt bei einzelnen künstlerischen Projekten schließe das nicht aus.
Politiker sollen sagen, was sie wollen
Und dann sagte Weber das, was alle Theaterleute in seiner Situation immer schon gesagt haben: vor allem "die Träger", also das Land Thüringen und die Städte und Gemeinden, die Theater unterhalten, seien jetzt gefordert, darzulegen "in welche Richtung sie sich Entwicklungen wünschen oder vorstellen können".
(otz.de / www.thueringer-allgemeine.de / jnm)
Mehr dazu: zu den Plänen von Kulturminister Benjamin-Immanuel Hoff schrieb Frauke Adrians Grundlegendes, Erklärendes, Deutendes am 23. September 2015 und am 6. November 2015. Die Pressekonferenz und die Vorstellung der Pläne der Staatskanzlei kann man hier nachlesen.
Die Weimarer Klassik sei keine Thüringer Angelegenheit, sondern eine gesamtdeutsche, schreibt Jan Brachmann in seinem Kommentar zu Benjamin-Immanuel Hoffs Plänen in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (4.12.15). "Was Land und Stadt hier leisten, muss auf Dauer deren Kräfte übersteigen". Aber "die finanzielle Solidarität des gesamten Freistaats mit einer zuweilen an Hochmut grenzenden Selbstverständlichkeit in Anspruch zu nehmen – das geht nicht mehr", so Brachmann: Weimar werde sich künftig stärker erkenntlich zeigen müssen, zum Beispiel indem die Staatskapelle nach dem Vorbild des Brandenburgischen Staatsorchesters Frankfurt im ganzen Land konzertiere.
Auch die Orchester von Eisenach und Gotha stünden vor dem Zusammenschluss: "Minister Hoff hat den Plan an die Fusion von Erfurt und Weimar geknüpft. So wird Weimar mit den Nöten Westthüringens unter Druck gesetzt." Hinter Hoffs demographischen und wirtschaftlichen Argumenten stehe freilich auch ein politisches Interesse: "die Aufwertung der Landeshauptstadt Erfurt als Kulturstandort und die Entlastung des Stadthaushalts", so Brachmann. "Die Landesregierung spart mit ihren Plänen für beide Städte nur wenig Geld. Sie verteilt es eher um."
Die Thüringische Landeszeitung berichtet ebenfalls am 4.12. über eine kleine Abänderung von Hoffs Plänen – Nordhausen kann sein Ballett doch behalten.
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