Chris Dercon bringt Choreographen, Filmer und Alexander Kluge mit
Der Mann für die Reibungsstelle – und sein Team
24. April 2015. Der designierte Intendant der Berliner Volksbühne Chris Dercon will 2017 den Filmemacher Romuald Karmakar, den französischen Tänzer und Choreografen Boris Charmatz (in Berlin zuletzt beim Festival "Foreign Affairs" zu sehen), die zum dies- und letztjährigen Theatertreffen geladene Regisseurin Susanne Kennedy, die dänische Choreografin Mette Ingvartsen (des Öfteren im HAU zu Gast) und Alexander Kluge nach Berlin mitbringen. Das meldet das Presse- und Informationsamt des Landes Berlin. Auf der Pressekonferenz zur Vorstellung Dercons wurde zudem als designierte Programmdirektorin Marietta Piekenbrock (u.a. Dramaturgin der Ruhrtriennale 2005-2008 sowie 2012-2014) genannt.
Ein Schwerpunkt soll das Thema Theater und Internet, also die digitale Bühne werden. Damit Berlin auch in Zukunft "Theatermetropole" bleibe, habe man sich für Dercon und sein Konzept entschieden, zitiert die Pressemitteilung den Regierenden Bürgermeister von Berlin – "ein Konzept, das an den aktuellen Entwicklungen in der Kultur und in den Künsten hin zu Partizipation, Digitalisierung, Interdisziplinarität und Internationalität ansetzt und das Theater durch die Verschränkung der Künste weiterentwickelt."
Alexander Kluge hat zu den Plänen gegenüber der Süddeutschen Zeitung gesagt, er selbst werde nicht inszenieren. Auch werde er, wie bislang schon, weiterhin mit Frank Castorf zusammenarbeiten. Die Volksbühne betrachte er als "das vierte Opernhaus in Berlin, eine Reibungsstelle zwischen Theater, Oper und den anderen Künsten". Chris Dercon sei "ein sehr guter Mann, kein bloßer Eventmacher". Er sei eine "gute Figur" für diese Reibungsstelle.
(Presse- und Informationsamt Berlin / SZ / jnm / ape)
Hier ein Kommentar zu Chris Dercons Ernennung von Christian Rakow.
Alles zu der Diskussion um die Berliner Kulturpolitik, die Zukunft der Berliner Volksbühne, die Nachfolge Frank Castorfs und die Personalie Chris Dercon findet sich in unserem Dossier zum Berliner Theaterstreit.
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Aber was war das?! Muss man das nicht nachbereiten?!
Hier nochmals auf all die Widersprüche aufmerksam zu machen, die sich in den verschiedenen Argumentationen von Empörten und Intendanten nachweisen ließen, in Bezug auf Literatur- und Ensembletheater, wäre müßig. Sie wurden früh auf dieser Plattform ausgesprochen und zogen dann weite Kreise in vielen Medien.
Erwähnenswert bleibt, dass nun auch die „Zeit“ Herrn Peymann, diesen Eventmaker Number One, als Hofnarren sieht, der alle mit Dreck beschmeißt. Dies Etikett wird er so schnell nicht wieder los. Und Renner und Mueller sind offensichtlich keine leeren, weißen Hemden. Ihnen ist das scheinbar unmögliche gelungen: Einen engagierten Nachfolger für Castorf zu finden.
Soweit so gut.
Europa wird zuweilen als Festung beschrieben. Die Volksbühne war es eventuell auch. Nun wird sie 2017 enden. Die „Burg“ Berlins bekommt einen neuen Leiter und das ist begrüßenswert.
Aber welche Funktion hatte diese Burg? Erst in den letzten Tagen habe ich begriffen, es sind die Verlustschmerzen einer Gemeinde, die da durch die Medien ventilierten. Die Identifikation mit dem Leitstern Volksbühne hat so unwirkliche Züge angenommen, dass sie fast etwas Kultisches bekam, zu einem Fetisch mutierte. Im Untergang jaulten selbst ihre Widersacher ihr Lied. Weil sie hinter dem Avantgardismus am Rosa Luxenburg Platz ihre eigene Mittelmäßigkeit verbergen konnten. Schauerlich. Man möchte die „religiösen“ Gefühle, das Kunstempfinden der Gemeindemitglieder nicht stören. Und doch scheint es unter dem Eindruck des Geheuls um so wichtiger, das ein Wechsel vollzogen wurde.
Was aber war das ?! Was erhofften sich die „Schreienden“? Es begann mit Peymann. Dann folgten Khuon, Kuseij und Lux. Auch Flimm blieb nicht aus. Und viele andere folgten ihnen. Welche Vorstellung, welche Phantasie hatten die Herren Intendanten? Glaubten sie wirklich Chris Dercon verhindern zu können? War das ihre Idee? Funktioniert so der Markt? Wäre das möglich? Das man andere durch einen Schulterschluss ausschließen kann? Sind das die heißen Träume der Theateroligarchen? Alles verhindern, was sie nicht selbst aus ihrer Theaterpyramide rekrutiert haben?
Die Antwort ist einfach: Ja!
Und deshalb ist die Berufung von Dercon so wichtig, auch wenn Lilienthal seine Hände im Spiel gehabt haben soll. In dieser Debatte wurden Netzwerke kenntlich und wie sie funktionieren. Eine einzigartige Lektion, die uns noch länger beschäftigen wird.
Lasst die Volksbühne in den Händen des Theatervolks, die wissen, was sie tun, die kämpfen weiter glorreich den aussichtslosen Kampf!
Castorf und sein Theater haben über Jahre Maßstäbe gesetzt und Stile, Lesarten und Spielweisen beeinflusst. Warum dieses plötzliche Ende?
Es braucht einen Leuchtturm für uns Theaterschaffende in der Provinz, als Orientierung, als Ansporn, als Provokation, wer soll das in Zukunft sein? Performative Ansätze in Ehren, spannend und so, ja, aber hey! Theater? Sprache? Menschen, Figuren, Konflikte, die paar W`s? Volksbühne als Schauspielhaus erhalten!
und trotzdem:
STREIK! STREIK! STREIK! -
am 30.4.2015 -
alle Theater für eine bessere Kulturpolitik -
denn ich denke, es geht um einen weiteren Theaterabbau in Berlin und in der Republik
gab es eigentlich eine richtige Ausschreibung für den Job-
oder wurde alles mal so schnell unter den Kunpels Renner, Lilienthal, Müller aan Decron verteilt?
Ohne andere Menschen in Erwägung zu ziehen?
Weiß das jemand hier?
Machen sie das bitte! Viel Spaß dabei! Das will ich sehen! Wir streiken für ein einheitliches deutsches Theaterhandwerk und ein Gütesiegel ausgegeben vom Bühnenverein. Bitte! Bitte! Ich flehe sie an. Machen sie das! Denn das wird ein Riesenspaß werden! Und versäumen sie nicht sich mit dem deutschen Handwerk an sich zu solidarisieren. Ich komme dann auch mit einem Schild, auf dem stehen wird: Es gibt nur eine Thüringer Bratwurst!
Marthaler, Castorf, Schlingensief (hatte der überhaupt jemals eine Theaterschule von innen gesehen, wohl kaum) Pollesch und Fritsch, sie alle haben so unterschiedliche künstlerische wie handwerkliche Ansätze, und beziehen sich auf so unterschiedliche Kunstgattungen, aber sie werden das alles unter einen Hut bekommen, liebe Petra, und eine einzige deutsche Theaterpresswurst daraus machen.
Hauptsache das Handwerkssiegel stimmt und die Wurst wird von einem deutschstämmigen, stehenden Ensemble gepresst.
Darf der Renner das eigentlich: jemanden einfach so besetzen ohne vorherige öffentliche Ausschriebung?
Ich meine, da hätte es doch bestimmt eininge andere Kandidaten aus der praktischen Theaterwelt gegeben, die diesen Posten gerne mal so übernommen hätten?
Ich denke da nur z.B. an die Jobvergab der Burg nuelich.- ...ich dachte ja immer, die Österreicher seien so korrupt und wahnsinnig vetternwirstschaftsmäßig drauf....aber im Vergleich zu hier ..war ja diese Hartmannburgnachfolgebesetzung extrem demokratisch......ohweia....
Irgendwie beliebig ein bisschen alles abdecken wollen.
Keine Identifikation mit dem Ort.
nur kapitalistische Ausrichtung.
Networking ist so alt.
UHH!
Auch in der Berliner Politik angekommen.
Kunst hat mit Persönlichkeit zu tun, nicht mit pseudo-internationalem Getue.
Danke Frank.
Und soviel Wechsel (Neu - Avantgarde - Offen !!!) in den 25 Jahren war noch in einem deutschen Theater.
Danke und hoffentlich bis bald.
und Volksbühne?
Irgendwann vielleicht wieder eine Volksbühne
Nicht ein Flugmeilen sammelndes Konstrukt.