Übergangsleitungsteam für Theater Trier steht
Große Lust weiterzumachen
Trier, 15. Dezember 2016. Das Theater Trier wird nach der Entlassung von Intendant Karl Sibelius von einem Übergangsteam geleitet. Wie der Trierer Volksfreund berichtet, teilen sich Verwaltungsdirektor Herbert Müller und Generalmusikdirektor Victor Puhl mit den Spartenleitern Katharina John (Oper), Ulf Frötzschner (Schauspiel), Waltraut Körver (Tanz), dem Chefdisponenten Marius Klein-Klute und dem technischen Leiter Peter Müller diese Aufgabe. Das Leitungsteam wird die Verantwortung für die laufende sowie die kommende Spielzeit gemeinsam und gleichberechtigt tragen, wie der trier-reporter präzisiert. Im Frühjahr 2017 soll die Suche nach einem Intendanten beginnen, der dann zur Spielzeit 2018/2019 die Leitung des Hauses übernehmen soll.
Ob Ulf Frötzschner über den Sommer 2017 hinaus zum Leitungsteam gehören wird, ist nach Angaben des Trierer Volksfreunds offen. Der Schauspielchef hatte sich – nachdem ihn Sibelius entlassen, seine Klage dagegen aber erfolgreich war – mit der Stadt darauf geeinigt, das Haus am Ende der Saison mit einer Abfindung zu verlassen. Nun hat sich die Ausgangslage geändert, weil Sibelius nicht mehr amtiert. "Frötzschner selbst hat während der Pressekonferenz betont, er und sein Schauspielteam hätten große Lust, weiterzumachen. Die Entscheidung hat [Oberbürgermeister] Leibe, der Frötzschners Vorschlag lobt, an das neue Leitungsteam abgegeben. Sie werde bald fallen, kündigte Herbert Müller an."
Für die laufende Spielzeit werde es laut dem Trierer Volksfreund einen "leicht ausgedünnten Spielplan" und ein auf 16,6 Millionen Euro aufgestocktes Budget geben – 600.000 Euro mehr als 2015 und 1,6 Millionen Euro mehr als 2014. Wegen des Defizits von 2,1 bis 2,3 Millionen Euro im laufenden Jahr mussten bereits sowohl Intendant Karl Sibelius als auch Triers Kulturdezernent Thomas Egger aus dem Amt scheiden.
(Trierer Volksfreund / geka)
Mehr zum Fall Trier: Das Exemplarische an den Vorgängen in Trier arbeitet Rainer Nolden in seinem Debattenbeitrag Große Verheißungen, große Enttäuschungen und ein modellhaftes Scheitern von Karl Sibelius in Trier heraus.
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Wir alle wissen inzwischen, dass ein Einzelner nicht in der Lage ist, ein Haus zu leiten. Das Modell des Intendanten hat sich zuletzt verschiedentlich ad absurdum geführt - Düsseldorf, Bern, Wien, Trier, Darmstadt, Weimar, Rostock, u.a.m. Alles Theater, in denen ekklatante Fehler gemacht worden sind, aufgrund dieses auf eine Person zugeschnittenen Organisationsmodells, und in denen der Intendant ein wesentlicher Player wenn nicht sogar Hauptverursachers des Dilemmas war. Untersucht und belegt in jüngeren Publikationen zum Thema Theater und Krise.
Zudem beschränken Intendanten die Befriedung ihrer Häuser, weil Sie ihren Ensembles nicht die Mitspracherechtes einräumen, die diesen zustehen: bei Gagen und Besetzungen, bei Spielplan und Gästen, bei Neuengagements und der Wahl des Intendanten, viel besser noch, bei der Wahl der Mitglieder eines Direktoriums.
Ironie aus.
Wieso "wissen wir alle inzwischen, dass ein Einzelner nicht in der Lage ist, ein Haus zu leiten"? Sie führen einige Negativ-Beispiele auf, verehrte #1, die miteinander teilweise überhaupt nicht vergleichbar sind bzw. teilweise gar nicht stimmen (wo hätte z.B. Latchinian in Rostock, auf den Sie wohl anspielen, seine Unfähigkeit ein Theater zu leiten, demonstriert? Ebenso sehe ich diese von ihnen flott unterstellte Unfähigkeit auch nicht in Bern. Ist ein Intendant unfähig, weil er sich mit seiner Schauspieldirektorin überwirft?).
Und Sie verschweigen die ganz überwiegende Zahl der funktionierenden, erfolgreichen Leistungen von Intendanten an der Mehrzahl deutschsprachiger Theater. Dieses Bashing kann ich nicht nachvollziehen.
Und wo einem Ensemble Mitspracherechte warum zustehen sollten und wo sich das in der Vergangenheit bewährt haätte, würde mich auch mal interessieren.
Werter D.A., ich freue mich, dass auch Sie im Direktorium eine Zukunftslösung sehen. Ich gehe davon aus, dass die Kulturpolitiker in Trier eine sichere, breit aufgestellte Lösung finden wollten.
Wenn man Ihrem Modell folgt, muss es neben den Spartenleitern nicht mehr den einen alles verantwortenden künstlerischen Leiter geben, weil dessen Aufgaben auf die Spartenchefs verteilt werden. Dann hätten wir das Modell:
Drei Spartenleiter plus Verwaltungsdirektion (also ein Vierer-Team nach dem Modell Mannheim). Die Frage ob man die Technische und Betriebsdirektion mit einbindet hängt davon ab, welche Expertise diese vier besitzen. Aber es kann nie schaden, das Direktorium breit aufzustellen. Nur eines ist klar: Trier braucht keinen Generalintendanten.
https://www.opus-kulturmagazin.de/gruppendynamik-vor-fachkompetenz-neue-turbulenzen-um-das-schauspiel-beim-theater-trier/
Und ich teile auch nicht die Angst vor "Stillstand", sondern habe die Hoffnung, dass die Einbeziehung finanzieller, personeller und rechtlicher Sachzwänge in die Entscheidungsprozesse der künstlerischen Leitung insgesamt zu einer Verbesserung der Arbeitsbedingungen aller führen.
Dass dabei die "Kunst" Zentrum und Ziel der Arbeit sein muss, ist klar.
Doch D.A. hat ebenso Recht: Das Modell steht und fällt mit den beteiligten Personen. Alle Spartenleiter*innen müssen neben den Interessen ihrer Sparten das gesamte Haus im Blick haben. Und alle müssen bereit sein Vernatwortung, Aufgaben und Macht zu teilen.
Ich bleibe zuversichtlich – schade ist nur, dass wieder einmal ein Direktoriumsmodell im Stadttheater nur interimistisch eingesetzt wird - und jetzt eigentlich nur eine einzige Spielzeit selber planen und durchführen kann. Was soll da neues aufgebaut werden? Das Beispiel aus Bremen 2010-2012 hätte der Trierer Stadtverwaltung zeigen können, dass sie nicht so schnell den Generalintendanten ersetzen müssen.
https://www.opus-kulturmagazin.de/theater-trier-rueckwaerts-in-die-zukunft/
schade...
Die neue Website des Theaters: http://www.theater-trier.de/