Mauser - Oliver Frljić denkt im Marstall des Münchner Residenztheaters Heiner Müllers Lehrstück weiter

Die Leiber zerschmettern

Macbeth - In Shakespeares Gemetzelreigen am Münchner Residenztheater akzentuiert Andreas Kriegenburg das Zeitlose

Die Lanzen tanzen

von Tim Slagman

München, 13. Januar 2017. Wie Pferde dampfen sie, diese Männer, die einen Kreis bilden aus blutverschmierten Leibern. So sehen die Gewinner der Schlacht aus. Bald werden sie sich ungelenk ihre Sakkos überstreifen, einen dünnen Hauch von Zivilisation anlegen, die Lüge, sie lebten in einer vermittelten, verwalteten, strukturierten, ja irgendwie in Ordnung befindlichen Welt. Doch das Blut klebt ihnen noch in Gesicht und Haaren, es mag eine vage Erinnerung wachrufen an Jürgen Goschs geradezu legendäre, blutige "Macbeth"-Variante in Düsseldorf, so wie sich hier viele Referenzen finden – die Hexen könnten sich ihr wallendes, gesichtsverdeckendes weißes Haar beim fernöstlichen Geisterfilm geborgt haben, zum Beispiel. Doch Andreas Kriegenburgs Shakespeare-Inszenierung am Münchner Residenztheater steht insgesamt nicht im Zeichen des Zitatenspiels, sondern hier geht es um Reduktion: Kriegenburg zeigt einen Mikrokosmos kargster Ausstattung, getaucht in rot und schwarz, unmittelbar gewaltvoll, auch erotisch und sicherlich ganz und gar nicht in Ordnung, sondern immer schon gekippt.

Antigone - Hans Neuenfels inszeniert am Münchner Residenztheater den Klassiker von Sophokles als Herzenstragödie zwischen Krakeelern und Karikaturen

Ihr letzter Schrei

von Tim Slagman

München, 10. Dezember 2016. Die Häscher Kreons, sie sehen aus wie Orwell'sche Panzerknacker oder wie die grauen Herren von Momo mit schwarzer Schlafmaske. Ein popkulturelles Konglomerat irgendwelcher dystopischer Faschismen stellen sie wohl dar, und das geht in dieser Inszenierung noch als avantgardistisches Element durch. Hans Neuenfels, der ja bekanntlich ein großer Drastiker sein kann und ein zupackender, mutiger Interpret von Texten, hat in seiner ersten Premiere nach dem Lebenswerk-"Faust"eine bemerkenswert bildschwache Ästhetik gewählt, in der zwei Götter-Statuen über das Geschehen ebenso wachen wie der Schriftzug "Der Krieg ist vorbei. Das Lied der Vögel könnte beginnen" auf zartblauer Mauer. Davor eine Sitztruhe, Schränke, ein Altar, der auch als Museumsbank dient.

Jean-Paul Sartre
Regie: Martin Kušej
München - 24. September 2016
Friedrich Schiller
Regie: Ulrich Rasche
München - 23. September 2016
Stefano Massini
Regie: Marius von Mayenburg
München - 29. Juni 2016
Anton Tschechow
Regie: Martin Kusej
München - 04. Juni 2016
nach Franz Werfel
Regie: Nuran David Calis
München - 13. Mai 2016
nach Jaroslav Hašek
Regie: Frank Castorf
München - 09. April 2016
Arthur Miller
Regie: Tina Lanik
München - 05. März 2016
Ayad Akhtar
Regie: Antoine Uitdehaag
München - 04. Februar 2016
Franz Xaver Kroetz
Regie: David Bösch
München - 10. Januar 2016
Heiner Müller
Regie: Ivan Panteleev
München - 12. Dezember 2015
Franz Grillparzer
Regie: Anne Lenk
München - 06. Dezember 2015
Sophokles
Regie: Mateja Koleznik
München - 17. Oktober 2015
Jennifer Haley
Regie: Amélie Niermeyer
München - 26. September 2015
Heinrich von Kleist
Regie: David Bösch
München - 25. September 2015
München - 05. Juli 2015
Tracy Letts
Regie: Tina Lanik
München - 03. Juli 2015
Oliver Frljic
Regie: Oliver Frljic
München - 22. Mai 2015
Milo Rau
Regie: Milo Rau
München - 11. April 2015
München - 25. März 2015
München - 20. Februar 2015
München - 15. Januar 2015
München - 14. November 2014
Ernst Toller
Regie: Anne Lenk
München - 09. Oktober 2014
Edward Albee
Regie: Martin Kusej
München - 18. September 2014
München - 06. Juli 2014
Carlo Goldoni
Regie: Herbert Fritsch
München - 04. Juli 2014
Elfriede Jelinek
Regie: Johan Simons
München - 27. Juni 2014
München - 05. Juni 2014
München - 11. April 2014
Harold Pinter
Regie: Philipp Kugler
München - 02. April 2014
München - 21. Februar 2014

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