Der Koch, der Maler und der Barbier des Präsidenten (UA) - Anne Lenks Osnabrücker Setzkasten für den Roman von Ceridwen Dovey
Kammer statt Spiel
von Kai Bremer
Osnabrück, 25. November 2011. Aus den Lautsprechern scheppern, nicht besonders laut, Schlachtlärm und Trommelwirbel. Ein Knall – und ein riesiges schwarzes Tuch wird zur Seite gerissen. Es gibt den Blick frei auf einen Quader, in dem drei Kammern oben, drei unten mit stählernen Wänden und Böden symmetrisch übereinander angeordnet sind. Die Kammern sind just so hoch, dass die größeren der drei Männer oben und der drei Frauen unten sich leicht in diesem metallenen Setzkasten beugen müssen, wenn sie stehen wollen. Selbst beim Schlussapplaus wird Regisseurin Anne Lenk ihren Schauspielern nicht gestatten aus dem Quader herauszutreten.
Verrücktes Blut – In Braunschweig wird Nurkan Erpulats und Jens Hilljes Erfolgsstück nachgespielt
Amoklauf einer Pädagogin
von André Mumot
Braunschweig, 20. November 2011. Manchmal muss man auf den Wagen aufspringen, solange er noch richtig gut in Schwung ist. Wohl auch deshalb spielt das Staatstheater Braunschweig schon jetzt den durchschlagenden Theatererfolg der vergangenen Spielzeit nach, dessen Uraufführung noch in aller Munde ist. Eigentlich ist es ja sowieso kein Stück, sondern ein Phänomen, das alle Publikums- und Kritikernerven gleichzeitig in wohlwollende Wallung gebracht hat: "Verrücktes Blut", von Jens Hillje und Nurkan Erpulat geschrieben und von letzterem bei der Ruhrtriennale als Koproduktion mit dem Ballhaus Naunynstraße inszeniert, war jüngst in Mühlheim und beim Theatertreffen zu Gast, ist neben der Jelinekschen "Winterreise" von "Theater heute" zum deutschsprachigen Stück des Jahres gewählt worden – und darf jetzt, da die Hymnen noch nicht verklungen sind, zeigen, ob es auch in fremden Händen funktioniert.
Die Bürgschaft - Konradin Kunze inszeniert Lothar Kittsteins Schiller-Bearbeitung in der kleinen Spielstätte des Theaters Bremen
Der helle Wahn
von Andreas Schnell
Bremen, 17. November 2011. Der Brauhauskeller, die kleinste Spielstätte des Theaters Bremen, ist immer wieder gut für tolles Schauspieler-Theater. Nun hat Konradin Kunze Lothar Kittsteins "Bürgschaft" dort inszeniert. Ausgangspunkt des Stücks ist natürlich Schillers Ballade "Die Bürgschaft", die den Sieg der Treue, der Freundschaft, des Prinzips der Humanität über das herrschende Gewaltprinzip verkündet. Die Ausgangkonstellation verlegt Kittstein ins Heute und erzählt mit viel Situationskomik und feinem Wortwitz die Geschichte eines Paares, das sich auf illegalen Wegen ein Kind gekauft hat. Allerdings steht noch eine letzte Rate aus, die der dubiose Zwischenhändler Thomas (hier slawisch "Tomasch" ausgesprochen) eintreiben will.
Regie: Kornél Mundruczó
Regie: Analogue
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