Pension zur Wandernden Nase - Victor Bodo und Péter Kárpáti packen die Gogol'schen Eskalationen am Schauspielhaus Hamburg komödiantisch verspielt an
Im Hotel Horror
von Falk Schreiber
Hamburg, 15. Oktober 2016. Die Pension "Zur Wandernden Nase" ist eine ziemliche Absteige. Der schmuddelige Kaffeeautomat, der Haartrockner aus der Hölle, die Aufzüge, die knirschend abwärts fahren – Juli Balázs hat eine Bühne in den Malersaal des Hamburger Schauspielhauses gebaut, die wirkt, als ob Anna Viebrock sehr, sehr schlecht geträumt hätte. Einen winzigen Guckkasten, in dem alles beengt ist, verstaubt und vollgerümpelt, in dem jeder Stuhl und jeder Türknauf aussehen, als ob sie mit einer klebrigen Flüssigkeit überzogen seien und in der die Menschen einen unangenehmen Geruch auszuströmen scheinen. Und, ja, Balázs' Bühne ist ein Ereignis, das schon einen gewissen Teil der zweiten Hamburger Arbeit der ungarischen Theaterlegende Victor Bodo zu tragen im Stande ist.
Eines langen Tages Reise in die Nacht - Eugene O'Neills Familienabgründe von Karin Henkel am Schauspielhaus Hamburg in Szene gesetzt
Nebelhörner im Sommerhaus
von Katrin Ullmann
Hamburg, 14. Oktober 2016. Es gibt diese Premieren, auf die freut man sich. Eine Tragödie über eine Familie, die sich kaputtmacht, "Eines langen Tages Reise in die Nacht" von Eugene O'Neill. Ein großartiger Text über menschliche Abgründe, Süchte, Rausch und Selbstbetrug. Inszeniert von Karin Henkel. An ihren John Gabriel Borkman denkt man, der eingeladen war zum Theatertreffen 2015. Düster. Morbide war diese Inszenierung und auf eine ganz eigene Art und Weise auch voller Komik.
Hysteria - Karin Beier inszeniert am Hamburger Schauspielhaus einen Gruselabend nach Motiven Luis Buñuels über die Angst vor dem Fremden
Im Haus des Grauens
von Katrin Ullmann
Hamburg, 17. September 2016. Ein Blumenstrauß von der Tankstelle und eine Buddhafigur aus Plastik: Es ist Houswarming-Party bei Linda und Robert. Nach Jahren in Thailand sind die beiden nach Deutschland zurückgekehrt. Und haben ein Haus gebaut. Ein sehr schickes, mit bodentiefen Fenstern. Ein Bungalow, ein Glaskasten. Johannes Schütz hat es für die große Bühne des Hamburger Schauspielhauses entworfen. Darin inszeniert Karin Beier zur Spielzeiteröffnung "Hysteria – Gespenster der Freiheit". Nach Motiven von Luis Buñuel.
Unterwerfung - Karin Beiers Houellebecq-Uraufführung ist eine atemberaubende Soloperformance für Edgar Selge und bleibt dabei diskursive Leerstelle
Das Kreuz fällt
von Falk Schreiber
Hamburg, 6. Februar 2016. Vielleicht sollte man Michel Houellebecqs "Unterwerfung" noch einmal neu lesen. Man sollte alle Feuilletondiskussionen vergessen, ob wir es bei der Vision eines islamistisch regierten Frankreichs mit einer hellsichtigen politischen Analyse zu tun haben oder mit einem islamophoben Machwerk, man sollte das Attentat auf die Charlie Hebdo-Redaktion vergessen, die Anschläge in Paris vergangenen Herbst, die Kölner Silvesternacht, vielleicht vergisst man den 11. September 2001 auch noch. Und dann kann man "Unterwerfung" lesen als das, was der vor etwas mehr als einem Jahr erschienene Roman eigentlich ist: als dystopischen Science-Fiction-Reißer, mit dem Hang ins Verschwörungstheoretische, der diesem Genre innewohnt, aber auch mit der sozialkritischen Kraft und erzählerischen Wucht, die eine gelungene Dystopie ausmachen. Man sollte "Unterwerfung" noch einmal so lesen, nackt und naiv, und dann könnte man den Roman vielleicht auf eine Theaterbühne bringen.
Regie: Karin Beier
Regie: Sebastian Baumgarten
Regie: William Kentridge
Regie: Karin Beier
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