Wut - Schauspiel Köln
Ritt auf dem güldenen Penis
von Martin Krumbholz
Köln, 25. September 2020. 100 Seiten Text? 150? Schlappe 28. Und Schauspieler? Vier oder fünf (wie seinerzeit in München oder Berlin)? Pralle neun. Das Zahlenverhältnis zeigt, worauf es hier ankommt. Sicher nicht auf "Werktreue"; das wäre auch Unfug angesichts der schier aus den Nähten platzenden Jelinek'schen Konvolute, die zu großzügigen Strichen gar selbst noch einladen. Ersan Mondtags Inszenierung verdichtet Elfriede Jelineks 2015 entstandene "Wut" vielmehr zu einer opulenten, wüsten, trashigen, in weiten Teilen formidablen Sprechoper.
Verhaftung in Granada - Schauspiel Köln
Politisch verfolgt
von Dorothea Marcus
Köln, 29. Februar 2020. Viermal in seinem Leben wurde der Kölner Schriftsteller mit türkischen Wurzeln Doğan Akhanlı verhaftet, zuletzt 2017. Während er – seit 2001 deutscher Staatsbürger – sonst meist bei der Einreise an der türkischen Grenze abgefangen wurde, veranlasste die Türkei den letzten Zugriff auf ihn per Interpol. In seinem Hotel, mit seiner Lebensgefährtin auf Kurzurlaub im spanischen Granada, wurde er frühmorgens aus dem Bett geholt und wegen eines angeblichen Raubmordes vor vielen Jahren verhaftet. Fast drei Monate durfte er Spanien nicht verlassen. Weltweit erhob sich massiver Protest, seine Sache schaffte es auf die Titelseite der New York Times.
Bomb - Schauspiel Köln
Bombardierst du den Kindergarten?
von Cornelia Fiedler
Köln, 8. Februar 2020. "Hitler versteckt sich in einem Kindergarten. Bombardierst du den Kindergarten?" Sechs Spieler*innen schwärmen mit Mikrofonen bewaffnet in die Publikumsreihen aus. 27 Kinder seien dort, hilft Ines Marie Westerströer bei der Entscheidungsfindung, und Hitler. Man würde also 27 Kinder töten, könne aber anderthalb Millionen retten – gemeint sind die in der Shoa ermordeten Kinder. Eine Antwort bleibt aus. Das ist verstörend, liegt aber vermutlich – oder besser: hoffentlich – daran, dass die Mikros immer weggezogen werden, bevor Zuschauer*innen antworten können. Dennoch ist gerade diese Szene symptomatisch für Maya Arad Yasurs neues Stück "Bomb", uraufgeführt von Lily Sykes in Köln: Es wirft moralische Fragen auf, entzieht sich aber deren Beantwortung.
Regie: Herrmann Müller
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