Matthias Fontheim verlässt Mainz
Irgendwann verliert man die Lust
2. Mai 2012. Matthias Fontheim, seit 2006 Intendant des Staatstheaters Mainz, wird seinen Vertrag nach Ablauf der Spielzeit 2013/14 nicht verlängern. Das schreibt die Mainzer Allgemeine Zeitung mit Bezug auf eine Presseerklärung der Stadt.
Mit süffisantem Unterton schreibt das Blatt von einer "einvernehmlichen" Lösung. Bereits bei seiner Vertragsverlängerung 2011 sei durchgesickert, dass im Aufsichtsrat des Theaters keineswegs Einhelligkeit über die Weiterbeschäftigung Fontheims geherrscht hätte. "Die manchmal sehr deftigen Experimente im Sprechtheater wie auch in der Oper hatten in dem Gremium Vorbehalte genährt."
Von Matthias Fontheim selbst werden enttäuschte Äußerungen zitiert, unter anderem über die Tatsache, dass die aktuelle Tariferhöhung von 6,3 Prozent für die Mitarbeiter seines Hauses vollständig mit festgeschriebenen Theatermitteln aufgefangen werden muss. Das komme einer radikalen Etatkürzung gleich. "Irgendwann verliert man die Lust, immer nur den Mahner und Miesepeter zu spielen."
(Allgemeine Zeitung / sle)
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(Liebe/r Endlich!, man muss bekanntlich nicht "Arschloch" oder sowas sagen, um gehässig zu sein; es kann bekanntlich auch reichen, ein und dasselbe immer immer wieder zu sagen, als müsste man es den anderen und vielleicht vor allem sich selbst noch tiefer einprägen.
Gehässigkeit ist hier im Forum nicht erwünscht.
Aber Ihrer Meinung sollen Sie natürlich trotzdem Ausdruck verleihen dürfen.
Nur hören Sie doch mal ein bisschen auf den Ton, bevor Sie einen Kommentar posten; dann müssten wir Sie auch nicht "zensieren" und Sie müssten sich auch nicht darüber beschweren.
MfG aus der Redaktion, Sophie Diesselhorst)
Nach Prüfung der Bewerbungen durch die Findungskommission schreibt die Rhein Main Presse heute, acht Bewerber seien auf der "Zielgeraden", Herrn Fontheim zu beerben.
Im darauf folgenden Artikel werden interessanterweise nur die Namen von sieben Kandidaten veröffentlicht, was ich ein bisschen seltsam finde: nämlich die von Klaus Weise, Bonn, Mark Zurmühle, DT Göttingen, Guy Montavon, Erfurt, Gerhard Weber, Trier, Markus Bothe, noch ohne Leitungserfahrung, Christoph Nix, Stadttheater Konstanz, Kay Metzger, Landestheater Detmold.
Auch lässt sich dem Artikel (http://www.main-spitze.de/region/kultur/theater/12593764.htm) nicht eindeutig entnehmen, ob die beiden Letztgenannten wirklich auf der Liste stehen oder von der Redaktion als Vorschläge ins Spiel gebracht werden. Bevor die Namen Nix und Metzger fallen, schreibt der Autor, Jens Frederiksen: "Ein bisschen Spekulation im Zusammenhang mit den weiteren Bewerbern muss darüber hinaus erlaubt sein."
Merkwürdige Presse. Und wer ist der geheimnisvolle Achte?
Seine Frankfurter "Physiker" vom letzten Jahr waren jedenfalls kein Leistungsausweis.
Ob der dortige Schauspielintendant, der interesaanterweise zu der Findungskommission gehört, da mitgeholfen hat?
Und sollte wirklich etwas daran dran sein, dass Oliver Reese ihn dahin gebracht hat, bleibt ein Eindruck von einerseits etwas übertriebenem Networking, andererseits sieht es aus wie der Versuch, das benachbarte Theater eine Liga weiter unten einzuspuren. Dazu sollte er seine Teilnahme in einer Findungskommission natürlich nicht benutzen.
Jeder Intendant muss ja schließlich irgendwann mal irgendwo anfangen.
Ist Mainz ein Haus für Intendanzanfänger? Wie kommt es, dass hier eigentlich nur über den einzigen Kandidaten gesprochen wird, der dem Ausschreibungsprofil ("bereits Erfahrung mit der Leitung von Theatern") nicht entspricht?
Und: Ist eine so enge Vernetzung mit dem Schauspiel Frankfurt wünschenswert? Wer das dortige Programm sehen will, kann auch von Mainz aus meistens selbst dorthin fahren. Bothe stammt, wie übrigens auch Uwe Eric Laufenberg, der vor wenigen Tagen auf wunderbare Weise zum Intendant in Wiesbaden gekürt wurde, aus dem Netzwerk des Frankfurter Intendanten. Ist es gut, ich frage das ganz offen, wenn Mainz in diesem Dreieck, Wiesbaden - Frankfurt - Mainz, zum bloßen Trabantentheater wird?
Was ist mit den anderen Kandidaten? Ausgezeichnetes hört man über die Kandidaten Mark Zurmühle und Guy Montavon. Bemüht man sich in Mainz genug um diese Kaliber?
In der FR schließt Peter Michalzik seine heutige Kritik zu besagter Frankfurter Aufführung des Kandidaten Marcus Bothe mit den Worten: "Bothe zeigte sich wieder als Märchenerzähler. Ob er mehr kann, ist auch nach dieser Inszenierung unklar."
Markus Bothe hat eine starke Regiehandschrift in Oper und Schauspiel, die zwischen Avantgarde und Bürgertum vermittelt, daher wäre er in Mainz ideal. Er arbeitet mit guten Bühnen- und Kostümbildnern zusammen und ist dazu noch, auch wenn er bislang noch kein Haus leitete, dafür aber als Coleiter das Wiesbadener Festival Neue Stücke für Europa, ein geborener Intendant, denn er hat Visionen, geschäftsführendes Know-How und Führungsqualitäten, die manchen Intendanten abgehen. Seine Visionen kann er bei Publikum, Politikern und Theatervorständen auf kluge und persönliche Weise vermitteln.
Als erfahrener Regisseur beider Sparten Oper und Schauspiel ist er ideal für das Staatstheater Mainz.