Auf dem Weg zum Werkzeugkasten

29. Oktober 2021. Bei seiner gestrigen Jahreshauptversammlung in Hamburg hat der Deutsche Bühnenverein einen erweiterten Wertebasierten Verhaltenskodex verabschiedet. Das gibt der Verband in einer Pressemitteilung bekannt.

Zusätzlich zu sexuellen Übergriffen und Fällen von Machtmissbrauch, die in der ersten Fassung aus dem Jahr 2018 im Fokus stehen, führt der neue Kodex nun "weitere Dimensionen von Diskriminierung" auf und soll Theaterleitungen und Rechtsträger stärker in die Pflicht nehmen. In der neuen Fassung gehe es nun auch "um Auswahlprozesse, um Schlüsselkompetenzen, um Zielvereinbarungen, um innerbetriebliche Vereinbarungen, um die konkrete Vertragsgestaltung und um Schulungsangebote", zitiert die Pressemitteilung den Bühnenvereins-Präsidenten Carsten Brosda. In den kommenden Monaten will der Arbeitgeberverband Brosda zufolge einen "Werkzeugkasten" entwickeln, um den Kodex bei den Mitgliedsinstitutionen durchsetzen zu können.

Fördern soll der Kodex "ein freiheitliches und respektvolles Miteinander in unseren Betrieben". Die Selbstverpflichtung aus dem Jahr 2018 haben laut Bühnenverein bereits 70 Theater für sich adaptiert. Neben der Entwicklung von Leitlinien, dem Abschluss entsprechender Betriebsvereinbarungen und struktureller Maßnahmen zur Prävention ist das Ziel "vor allem eine erweiterte Kommunikation zu den im Kodex verankerten Problemfeldern". Im neuen Kodex heißt es zur Selbstverpflichtung von Theaterleitenden unter anderem: "Ich gehe gewissenhaft mit der mir übertragenen Verantwortung um" und: " Bei der Aufklärung von Übergriffen oder diskriminierendem Verhalten unterstütze ich eine umfassende und ergebnisoffene Prüfung und höre allen Beteiligten unvoreingenommen zu."

Neben dem neuen Kodex wurden bei der Versammlung weitere Maßnahmen beschlossen. So soll auch im Jahr 2022 das Programm "Back to stage" für Privattheater weitergeführt werden, finanziert aus dem Neustart-Kultur-Fonds der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, Monika Grütters. Zu den Themen Klimaschutz und Nachhaltigkeit wird der Bühnenverein für die Mitglieds-Theater und -Orchester ein Webinar mit Fachleuten zu nachhaltigen Produktionsweisen und Arbeitsabläufen anbieten. Als Ziel eines "Kulturwandels" strebt der Arbeitgeberverband zudem eine geschlechterparitätische Gremienbesetzung an.

Zum neuen Vizepräsidenten des Bühnenvereins wurde Hasko Weber gewählt, Intendant des Deutschen Nationaltheaters Weimar und Vorsitzender der Intendant:innengruppe im Deutschen Bühnenverein.

(Bühnenverein / eph)

 

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