Medienschau: Der Standard – Machtmissbrauchsvorwürfe am Max-Reinhardt-Seminar

"Machtmissbrauch, Nepotismus, Ignoranz"

"Machtmissbrauch, Nepotismus, Ignoranz"

1. Juni / 27. Mai 2023. Studierende des Wiener Max-Reinhardt-Seminars fordern in einem offenen Brief den Rücktritt der Institutsleiterin Maria Happel. Wie die österreichische Tageszeitung Der Standard berichtet, sähen sie sich "mit einem System von 'Machtmissbrauch, Nepotismus und Ignoranz' konfrontiert".

In dem Brief, den mehr als zwei Drittel der Studierendenschaft unterschrieben hätten, geht es neben Happel selbst auch um ihre Stellvertreterin. "Mitstudierende seien von der stellvertretenden Institutsleitung Annett Matzke in Einzelgesprächen zum Weinen gebracht, eine hochschwangere Mitarbeiterin vor anderen Studierenden von Maria Happel angeschrien worden", berichtet Der Standard über konkret im Raum stehende Vorwürfe. Des Weiterenwürde seitens der Studierenden beklagt, dass Happel – Mitglied im Ensemble des Burgtheaters und Leiterin der Festspiele Reichenau – "nahezu nie am Institut anzutreffen" sei und dass ferner " universitätseigene Richtlinien zu Themen wie Diskriminierung, Gender und Diversität" nicht nur "nicht umgesetzt" würden, sondern "den verantwortlichen Personen nicht einmal bekannt zu sein" schienen. Der komplette Bericht ist hier nachzulesen.

Update, 1. Juni 2023: Maria Happel hat sich mittlerweile in einem Interview mit der österreichischen Nachrichten-Agentur APA zu den Vorwürfen geäußert. "Das Ganze kam für mich absolut unerwartet", zitiert die Presse (1.6.2023) die Schauspielerin und Institutsleiterin. Sie sei im Vorfeld nicht von Studierenden kontaktiert worden, es sei auch kein Gespräch geführt worden. "Ich habe im ersten Moment sogar gedacht, dass da jemand betrunken gewesen ist, wurde der Brief doch um 1.28 Uhr abgeschickt." Ein zentraler Vorwurf der Studierenden sei gewesen, dass Happel nicht adäquat auf MeToo-Vorwürfe am Seminar im Vorjahr reagiert hätte. "Das sieht die Institutsleiterin anders: 'Wir haben die Causa diskret und vorbildlich gelöst', sagt sie." Vorgeworfen wurde Happel auch, dass der Rollenunterricht abseits des Reinhardt-Seminars in "ungeschützten Räumen" stattfindet. "Wenn die Studierenden mit mir auf der Bühne stehen: Ist das ein ungeschützter oder ein geschützter Raum? Das müsste man klären. Ansonsten hat das aber nicht stattgefunden", so Happel.

Den Konflikt sieht sie auch als Generationenkonflikt: "Frauen müssen sich nicht mehr von Regisseuren oder Regisseurinnen quälen lassen – das ist vorbei. Und dazu habe ich meinen Teil beigetragen. Ich möchte die Entwicklung des Theaters aber auch nicht verpassen. Die Studierenden sollen mich mitnehmen, anstatt mich rauszuschubsen." Auf die Kritik ihrer häufigen Abwesenheit habe sie mittlerweile reagiert und dem Burgtheater mitgeteilt, dass sie als Schauspielerin in der neuen Saison nicht mehr für Premieren zur Verfügung stehe.

(Der Standard / Die Presse / cwa / sik)

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