Medienschau: Der Tagesspiegel – 3 Thesen zur Gegenwartsdramatik
Diskursfit
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3. Mai 2023. Im Tagesspiegel nimmt Christine Wahl (auch nachtkritik.de-Redakteurin) die aktuelle Ballung der Theaterfestivals zum Anlass, den Status quo der Gegenwartsdramatik zu kommentieren. Dieser stellt sie aktuell ein gutes Zeugnis aus. Und hat drei Thesen dazu im Gepäck.
Vorurteile und Relevanz
Nach wie vor gelte es nämlich mit Vorurteilen aufzuräumen: "Kaum etwas hält sich in der Theaterbranche so hartnäckig wie das Gerücht, neue Bühnentexte drehten sich ausschließlich um die kleinen Egos ihrer Verfasser – im Gegensatz zu den kanonischen Klassikern, aus denen nach wie vor die geballte Problemlast des Universums ins Parkett herunterströme", konstatiert sie direkt zu Anfang ihres Essays.
Davon ausgehend präsentiert Wahl drei Thesen. Die erste: Die Pauschalbehauptung, neuen Theatertexten fehle es an Relevanz und Welthaltigkeit, ist für die Autorin eine "Ferndiagnose", der sie vehement widerspricht. "Auch in der aktuellen Saison findet sich kein (tages-)aktuelles Thema, das nicht minuziös dramatisch bearbeitet würde", schreibt die Autorin. Auch in der Textfläche gebe es "Hochinteressantes" zu erleben; "und überhaupt ist die ästhetische und stilistische Vielfalt der Gegenwartsdramatik größer denn je", findet Wahl.
Postmoderne Tendenzen
Gleichzeitig lasse sich innerhalb dieser enormen Bandbreite aber auch – so die zweite These – gerade bei jüngeren Autorinnen und Autoren eine "durchaus post-postmoderne Tendenz erkennen, wieder zu Figuren, Handlung und dramatischem Konflikt zurückzukehren". Die dritte und letzte These (für jede bringt sie diverse Beispiele an): Die Gegenwartsdramatik zeichne sich durch "hohe Diskursfitness" aus. "Wach und versiert bewegen sich die herausragendsten Texte auf den Debattenfeldern unserer Tage, aber gerade nicht, um einfach vermeintliche Modethemen zu beackern, sondern um den Verengungen, Verkürzungen und Vereinnahmungsversuchen, die diese Debatten im gesellschaftlichen Sprechen nicht selten erleben, eine genuin künstlerische Öffnungsbewegung entgegenzusetzen", so Wahl.
(Tagesspiegel / sdre)
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