Presseschau vom 3. Mai 2013 – Die Berliner Tageszeitungen eröffnen schon mal das Theatertreffen 2013
Auf geht's, Leute!
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3. Mai 2013. Die beiden wichtigen Berliner Tageszeitungen eröffnen schon einmal das 50. Berliner Theatertreffen. Gegündet: 1963 in West-Berlin. Doch die Herkunft aus dem Kalten Krieg verblasst inzwischen. Die publizistischen Grabenkämpfe - die Feier hier, das gepflegt runtergedimmte Interesse da - sind vorüber. Die Jüngeren haben auch in den Redaktionen das Sagen. Man interessiert sich für Geschichte. Immerhin das Theatertreffen wird 50 in diesem Jahr. Die Berliner Zeitung betreut weiter den Theatertreffen-Blog, der Tagesspiegel stellt eine Jurorin. Online bieten beide Blätter viel Lesestoff.
Tagesspiegel Kultur-Co-Chef und Alt-Kritikus Rüdiger Schaper schreibt in seinem Blatt die Leitlinie ("Das Geheimnis des Theatertreffens liegt in seinem dialektischen Wesen. Es verändert sich – nicht. "). Patrick Wilderman spricht mit der Wucht-Schauspielerin Constanze Becker. Gefragt ob es nicht mit zum "Schwersten" gehöre, eine Betrunkene zu spielen, antwortet Becker: "Nicht für mich. Ich habe schon als Kind gern betrunken gespielt, auf Dorffesten. Weil ich es lustig fand, wie erschrocken die Erwachsenen dann geguckt haben." Und über das Theater von und mit René Pollesch: "Pollesch – das ist so ein Gehirndurchputzen zwischendurch. ... ich finde diese Art Theater sehr befreiend. Und es ist wirklich lustig, die Panik in den Augen der Kollegen zu sehen. Ah, der weiß gerade nicht, wo er ist. Ich auch nicht. Aber irgendwas mit Kapitalismus war's."
Christine Wahl lässt sich vom großen Jürgen Holtz - er erhält den Berliner Theaterpreis 2013 - aus seinem Schauspieler-Leben erzählen: "Als Hamlet raste er 1964 unter Adolf Dresen in Greifswald mit einem riesigen Kerzenleuchter quer über die Bühne und verstand konzeptionsgemäß „den eigenen Text nicht mehr", der da aus ihm heraus 'kreischte'."
Es gibt eine Kritik zu Sebastian Baumgartens Inszenierung von Die Heilige Johanna der Schlachthöfe. Einen Beitrag von Bernd Wilms wie das Regietheater ("Das Theatertreffen ist seit je ein Festival der Regisseure") in den sechziger Jahren via Bremen über "uns" kam, entnommen dem Jubiläumsbuch zum 50. Geburtstag des Theatertreffens. Eine Würdigung des Fritz Bornemann-Baus der Freien Volksbühne, heute bekannt als Haus der Berliner Festspiele, zu ihrem 50. Geburtstatg, schreibt Andreas Schäfer. Und überall geht es weiter hinunter in die Textstollen, man muss nur klicken und lesen, klicken und lesen.
Die Berliner Zeitung verlängert für die Berichterstattung über das diesjährige Treffen einfach ihre Blogroll vom letzten Jahr. Das ist supi, weil man sich dann erinnern kann, besonders wichtig für die notorisch gedächtnislosen Zeitungs-, Online- und Theaterleute. Kollege Dirk Pilz hatte bereits vor einer Woche unter dem alten FDJ-Liedtitel Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin! sehr grundsätzlich über das Theatertreffen nachgedacht und einmal alles gesagt, was man dazu sagen muss.
Ulrich Seidler führt ins diesjährige Treffen und, "Gipfel der Anmaßung", die Kurzkritiken zu den eingeladenen Inszenierungen ein. Nebenbei begründet Seidler auch noch, warum Theaterkritiker für die Welt unverzichtbar sind. Er schreibt: "Ist dieses Theatertreffen also doch irgendwie wichtig? Nein, natürlich nicht. Aber das darf ruhig unter uns bleiben. Das Theatertreffen und das Theater selber braucht die Illusion von Wichtigkeit, sonst funktioniert das Spiel mit der Welt (die freilich noch unwichtiger ist) nicht mehr. Und zu dieser Illusion von Wichtigkeit gehören nun mal auch die von jedem Selbstzweifel unangekränkelten Wichtigtuer vom Dienst: wir Theaterkritiker! Ohne Anmaßung kein Urteil. Ohne Urteil keine Orientierung. Und wer im Theater nicht weiß, wo es langgeht, der verliert sich auch in der Welt. Doch!"
Doris Meierhenrich schreibt über die Geschichte des Wettbewerbs, der nie einer sein wollte. Es gibt den Link zu dem langen und interessanten Gespräch, das Ulrich Seidler mit dem Jungregisseur Herbert Fritsch geführt hat, der Theatertreffen-Blog ist annonciert und verlinkt und auch hier führen alle Wege in die Katakomben des Textarchivs, zu einer begeisterten "Murmel Murmel"-Kritik etwa und vielen anderen schönen Texten.
(jnm)
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