Presseschau – Die Printmedien über die Auswahl zum Theatertreffen

Loben, loben, loben

Loben, loben, loben

4. Februar 2016. Gestern wurden die zehn Einladungen zum Berliner Theatertreffen 2016 verkündet. Heute kommentieren die Zeitungen:

"Ziemlich enttäuschend" findet Christine Dössel in der Süddeutschen Zeitung die Auswahl. Die Einladung von "Mittelreich" sei "eines der größten Rätsel dieser auf den ersten Blick wenig prickelnden Best-of-Liste." Da die Jury offenbar die Kammerspiele unbedingt vertreten sehen wollte, scheine "mangels vorzeigbarer Erfolge die prätentiöse 'Mittelreich'-Version von Anna-Sophie Mahler noch das geringste Übel gewesen zu sein".

Trends, irgendwelche validen Aussagen über den Zustand des Theaters, sind aus dieser Liste nicht ablesbar. Natürlich nicht. Berlin ist mit drei Inszenierungen vertreten, so oft wie keine andere Stadt. Schön, aber ist Berlin deshalb wieder Theaterhauptstadt? Wer derlei glaubt, macht sich der Einfältigkeit verdächtig, es hieße, die Jury-Entscheidung mit einem TÜV-Bescheid verwechseln und also glauben machen, in Kunstdingen ließen sich harte Kriterien festklopfen. Die gibt es nicht

Jury gibt Auswahl bekannt: Diese zehn Inszenierungen kommen zum 53. Theatertreffen nach Berlin | Theater - Berliner Zeitung - Lesen Sie mehr auf:
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"Trends, irgendwelche validen Aussagen über den Zustand des Theaters, sind aus dieser Liste nicht ablesbar", so Dirk Pilz in der Berliner Zeitung. Dass das  Theatertreffen dennoch stets als Trendsetter und Qualitätsmesser wahrgenommen werde, habe mit unserer Theaterlandschaft zu tun. "Sie ist von herrlichster Dichte. Nirgends auf der Welt gibt es derart viele Häuser, niemand auf Erden vermag das Schaffen dieser Bühnen zu überblicken, auch keine Jury. Man muss diesen Theater-Reichtum loben, loben, loben. Aber wo viel ist, wächst das Bedürfnis nach Ordnung und Übersicht, nach Hierarchien, Wertungen, Differenzen." Dafür brauche es das Theatertreffen.

"Es wird ein Debütantenball mit vielen jungen Namen und einigen älteren Bekannten", schreibt Rüdiger Schaper im Tagesspiegel. "Die üblichen Verdächtigen verhaften – so funktioniert das Theatertreffen schon länger nicht mehr. Und ein erster Blick aufs Programm erhellt: Da mischen sich die Stile, Formen, das Große und das Kleinere, Pop und Politik."

"Gibt es irgendwann mal wieder ein Jahr ohne Karin Beier und Herbert Fritsch?", fragt Jan Küveler in der Welt. "Ist es Zufall, dass unter den zehn besten Inszenierungen immer vier, fünf Klassiker (unbedingt Ibsen, ein, zwei Russen) und vier, fünf neue Sachen ("Projekte", "Bearbeitungen", "Experimente", "Dokumentationen") sind?" Das Theatertreffen sei ein Proporzverein, "alle dürfen mal". "Aus Berlin Maxim Gorki, Deutsches Theater und Volksbühne, aus Hamburg Thalia und Schauspielhaus (zweimal), aus München nur die Kammerspiele, dann das deutschsprachige Ausland, fair und paritätisch: Zürich, Basel, Wien. Das Ganze garniert mit ein bisschen Provinz, wie ein Lolli fürs Kind: Kassel und Karlsruhe."

(geka / miwo)

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