Radioschau vom 5. Mai 2013 – Im Deutschlandradio spricht Thomas Oberender über das Theatertreffen
Ich wünsche mir einen Außerirdischen
Ich wünsche mir einen Außerirdischen
5. Mai 2013. In einem Gespräch mit dem Deutschlandradio sagte der Intendant der Berliner Festspiele, Thomas Oberender: "Kunst fängt da an, wo Politik aufhört. Politik muss Lösungen anbieten, kann auch nur das Lösbare lösen, das Theater beschäftigt sich mit dem Unlösbaren." Kunst spreche in einer eigenen Sprache, von Dingen, die wir anders nicht ausdrücken könnten (hier geht es zum Audiofile).
"Ich will diese leichte Note von Selbstgefälligkeit abschütteln, die der Veranstaltung innewohnt", sagte Oberender. Das Theatertreffen sei ein Spiegel unserer Gesellschaft, hier schlage sich Zeitgeschichte nieder. Das Theater zeige "die mobilgemachte Gesellschaft", die man sich vor 50 Jahren wohl so noch nicht habe vorstellen können. Es handele sich um Veränderungen im politischen Sinne, es gehe nicht mehr um Ost-West-Konfrontationen, aber es gehe auch um die Frage, "wie gehen wir mit Autoritäten um", wie sich das Bild des Vaters, wie das des Kindes verändert habe. Auch habe uns die die ökonomische Liberalisierung an "den Rand unserer Funktionsfähigkeiten" gebracht. "Das lässt die Kunst in einer ganz neues Weise über sich selbst nachdenken, über ihre Institutionen und Formen."
Die neuen Autoren
Das führe dazu, dass das deutsche Theater in einem wesentlich höheren Prozentsatz nicht mehr ein Interpretenbetrieb ist. "Heute ist das Theater ein Ort, an dem Autoren arbeiten und diese Autoren nennen sich Regisseure." "Dieses Reflexivwerden von Kunst" und die "Ausweitung des Werkbegriffes" habe sich seit dem ersten Auftreten von Peter Zadek vor 50 Jahren beschleunigt. Und diese Veränderung des Werkbegriffes, die Veränderung des Publikums bilde auch das Theatertreffen mittlerweile "ganz gut" ab.
Weiter spricht Thomas Oberender über das seltene Auftreten von Dramatikern, die den Kampf mit der Weltgeschichte gewinnen, über das "Pampern" der Jungautoren, über das Loben und die Vermeidung von Floskeln nach Premieren, über das Fehlen eines "Außerirdischen beim Theatertreffen", das Fehlen einer Außensicht, mit dem man diskutieren können, wie unsere Form von Theater auf jemanden wirke, der eine völlig anderen Theatersicht habe.
(jnm)
Wir halten Sie auf dem Laufenden
Wir sichten täglich, was in Zeitungen, Onlinemedien, Pressemitteilungen und auf Social Media zum Theater erscheint, wählen aus, recherchieren nach und fassen zusammen. Unterstützen Sie unsere Arbeit mit Ihrem finanziellen Beitrag.
mehr medienschauen
meldungen >
- 10. Oktober 2024 Berlin: Neue Teamleitung fürs GRIPS Theater ab 2025
- 10. Oktober 2024 Literaturnobelpreis für Han Kang
- 08. Oktober 2024 euro-scene Leipzig: Kritik an Einladung palästinensischer Produktion
- 05. Oktober 2024 Zürich: Klage gegen Theater Neumarkt wird nicht verfolgt
- 04. Oktober 2024 Interimsintendanz für Volksbühne Berlin gefunden
- 04. Oktober 2024 Internationale Auszeichnung für die Komische Oper Berlin
- 04. Oktober 2024 Kulturschaffende fordern Erhalt von 3sat
- 04. Oktober 2024 Deutscher Filmregisseur in russischer Haft
nachtkritikcharts
dertheaterpodcast
nachtkritikvorschau
neueste kommentare >