medienschau
Unsere auswahl ist subjektiv
Presseschau vom 26. November 2015 – Die NZZ über eine aufgeladene Kulturdebatte im Zürcher Stadtparlament
Absolut unterstützungswürdig
26. November 2015. Gestern hatte sich bei der Kulturdebatte im Zürcher Stadtparlament ein Eklat angedeutet: Zum ersten Mal seit langem stehen sich im Stadtparlament die kulturfreundlichen Mitte-Links-Parteien und die Konservativ-Liberalen mit Stimmengleichheit gegenüber – wenn alle Abgeordneten anwesend sind, wird ein Parteiloser zum Zünglein an der Waage. Zwar ging es nur um konkrete Fälle, aber "die anwesenden Kulturleute, das zeigten vor der Sitzung verteilte Handzettel, sahen dabei mehr auf dem Spiel als einige hunderttausend Subventionsfranken", berichtet Urs Bühler in der Neuen Zürcher Zeitung. "Das sei, so war darauf zu lesen, nur der Anfang einer 'rechtsbürgerlichen Profilierungskampagne' für weiteren Kulturabbau."
Presseschau vom 24. November 2015 – Die Berliner Zeitung denkt mit dem Dresdner Chefdramaturgen Robert Koall über Pegida nach
Im Pegida-Gefängnis
22. November 2015. In der Berliner Zeitung schreibt Markus Decker ein großes Porträt des Chefdramaturgen am Dresdner Staatsschauspiel, Robert Koall.
Presseschau vom 23. November 2015 – Das Zürcher Theater Winkelwiese soll eine empfindliche Budgetkürzung hinnehmen
Zu viel Werbung?
23. November 2015. Daniele Muscionico berichtet heute für die Neue Zürcher Zeitung, dass das Zürcher Theater Winkelwiese – "die Bühne, die innerhalb der Zürcher Theaterlandschaft mit dem entschiedensten Profil agiert" – von einer einschneidenden Budgetkürzung bedroht sei. Ein Antrag im Zürcher Gemeinderat, "lanciert von der FDP und unterstützt von SVP, GLP und CVP", wolle "die Subventionen des Theaters von 725.000 Franken um nahezu einen Viertel kürzen. Die Argumente, die dafür ins Feld geführt werden: Das Haus funktioniere mit zu hohen Werbekosten (77.000 Franken, Kürzung um 47.000 Franken), mit zu grossen Druckkosten (57.000 Franken, Kürzung 40.000 Franken) und mit ungerechtfertigt hohen Personalkosten (Festangestellte 327.000 Franken, Kürzung 45.000 Franken)."
Presseschau vom 20. November 2015 – Die Süddeutsche Zeitung rechnet bei Chris Dercons Volksbühne der Zukunft nach
Gibt's Kaviar?
20. November 2015. "Der politische Wille, das Theater neu zu erfinden, statt an die Volksbühne Castorfs und Theaterüblichkeiten anzuknüpfen, hat seinen Preis", resümiert Jens Bisky die Zahlen, die er heute in der Süddeutschen Zeitung ausbreitet – 2,98 Millionen Euro zusätzlich in den Jahren 2016 und 2017 für den Wechsel von Frank Castorf zu Chris Dercon.
Presseschau vom 18. November 2015 – Die FAZ veröffentlicht Gerhard Stadelmaiers Schillerpreis-Laudatio auf Andrea Breth
Immer wie Uraufführungen
18. November 2015. In der ersten Laudatio seines Lebens (zum Schillerpreis 2015 an Andrea Breth) porträtiert Gerhard Stadelmaier an einigen Beispielen und gewohnt sprachmächtig das "antikonventionelle Theater" der Andrea Breth. Und tritt dazu natürlich auch ordentlich in Richtung "konventionelles Theater" aus. Die FAZ, bei der Stadelmaier bis vor kurzem der Theaterkritiker war, veröffentlicht die Rede heute. (Und berichtete neulich schon über die Preisverleihung). Ein paar Schlaglichter:
Presseschau vom 17. November 2015 – Kuratorin Stefanie Wenner diskutiert Nutzen und Freiheit der Kunst im Interview mit der Berliner Zeitung
Theater für die Bundeskanzlerin?
Berlin, 17. November 2015. Stefanie Wenner organisiert den am Donnerstag, den 19. November 2015, an den Berliner Sophiensaelen beginnenden Veranstaltungsmarathon "Really Useful Theater“, den sie selbst "eine utopische Arena der widerstreitenden Manifeste" nennt. Im Gespräch mit Ulrich Seidler von der Berliner Zeitung (17.11.2015) umreißt die Kuratorin die Leitfrage ihres Programms, "wie nützlich Theater ist oder sein soll, und inwiefern diese Nützlichkeit widerstreitet mit der Forderung nach der Freiheit der Kunst."
Presseschau vom 16. November 2015 – Lyn Gardner argumentiert auf dem Guardian-Blog für Anonymität im Dramatiker-Betrieb
Nicht nur auf den Namen daher reiten
16. November 2015. Morgen wird der mit 16.000 Pfund dotierte britische Dramatikerpreis Bruntwood prize for playwriting verliehen. Für den Preis kommen nur anonymisierte Einsendungen infrage. Dieses Procedere nimmt sich Lyn Gardner in ihrem Guardian-Theaterblog zum Anlass, über den Vorteil der Anonymisierung im Dramatiker-Betrieb generell nachzudenken.
Presseschau vom 15. November 2015 – Der Tagesspiegel über die Unterfinanzierung des Grips Theaters und des ganzen Berliner Kinder- und Jugendtheaterbereichs
Man baut das Dach nicht vor dem Fundament
Berlin, 15. November 2015. Kultur-Ressortleiter Rüdiger Schaper weist im Tagesspiegel (online 13.11.2015) noch einmal auf die strukturelle Unterfinanzierung des Berliner Grips Theaters hin und auf eine damit verbundene Ungerechtigkeit im Berliner Kulturhaushalt. Während Oper, Stadttheater und freie Szene künftig deutlich mehr Geld erhalten, sollten die Kinder- und Jugendtheater der Stadt gemäß einem ersten Haushaltsentwurf auf bisherigem Stand gehalten werden. In einer Nachbesserung seien dem Grips Theater nun 50.000 Euro mehr in Aussicht gestellt.
Presseschau vom 15. November 2015 – Satiriker und Journalist Jan Böhmermann stellt sich auf seiner Facebook-Seite hundert Fragen nach den Terroranschlägen von Paris
Warum bin ich Paris, obwohl ich auch Beirut sein sollte?
15. November 2015. Satiriker und Journalist Jan Böhmermann stellt sich auf seiner Facebook-Seite 100 Fragen im Anschluss an die Anschläge in Paris am Freitag, den 13. November 2015. Es sind sowohl widersprüchliche wie suggestive, zweifelnde und nachdenkliche Fragen rund um die andauernde Kontroverse um die europäische Sicherheitspolitik, die Flüchtlingspolitik, den Terrorismus, die erstarkenden nationalistischen Bewegungen und die Wertekultur in Europa. Rund 43.000 Reaktionen hat sein Beitrag binnen zehn Stunden erhalten (Stand: 11:30 Uhr, 15.11.2015). Hier eine Auswahl der Fragen im Direktzitat:
Presseschau vom 7. November 2015 – Die Neue Zürcher Zeitung denkt über das schwierige Verhältnis zwischen Theater und Religion nach
Zeitgenössische Gestalt des Geistes
7. November 2015. In einem Essay in der Neuen Zürcher Zeitung (6.11.2015) denkt Dirk Pilz über den Zusammenhang von Religion und Theater nach.
Presseschau vom 3. November 2015 – Die Süddeutsche Zeitung wirft einen Blick auf die Theaterszene der Ukraine
"Um kreativ zu sein, muss ich gerührt sein"
3. November 2015. Auf einem Treffen von ukrainischen Stipendiat*innen der European Theatre Convention in Leipzig ließ sich Tim Neshitov für die Süddeutsche Zeitung (2.11.2015) über die Theaterszene der Ukraine informieren: "Große Häuser in der Ukraine sind klassikfixiert", sei in den Gesprächen herausgekommen. "Shakespeare und Tschechow bringen zuverlässig Geld und verlangen keine Tantiemen. Alles andere ist Abenteuer." Um Gegenwartsautor*innen herauszubringen, fehle mithin oft die Risikobereitschaft.
Presseschau vom 2. November 2015 – Die "Welt am Sonntag" würdigt den Kritiker Gerhard Stadelmaier zum Eintritt in die Rente
Der letzte Wackere der Widerspruchskunst
2. November 2015. Die Theaterkritik ist in der Krise, ruft Jan Küveler in der Welt am Sonntag (1.11.2015) aus, denn: "Ihr begnadetster Vertreter, Gerhard Stadelmaier, hat sich heimlich, still und leise in die Rente verabschiedet, angeblich schon im September." Küveler weiß zu berichten: "Es soll in der Frankfurter Hellerhofstraße einen Abschied gegeben haben, kein Herausgeber hat ihn besucht. Auch in der Zeitung ist nichts erschienen, keine Notiz, nicht die Rede, mit der sich der Kritiker in seinem allerletzten Text für die Zeitung mutmaßlich selbst kritisiert hat, im Ernst, zum Spaß, wie immer."
Presseschau vom 26. Oktober 2015 – Im Spiegel-Interview inszeniert Claus Peymann den Triumph der Künstlers über die Politik
Und dann tröstet ihn ein Wiener Schnitzel
26. Oktober 2015. Famos wie eh und je schlägt sich (und alle anderen) Claus Peymann im jüngsten Interview mit dem Spiegel (24.10.2015), vertreten durch die Redakteure Britta Stuff und Volker Weidermann. Es geht um die Theatralität der Politik, angefangen mit Angela Merkel als Goldoni-Figur, die in der Flüchtlingsfrage völlig überraschend improvisiere. Man kann es nicht zusammenfassen, lediglich ein Best of Peymann bieten:
Presseschau vom 24. Oktober 2015 – Das Theater Freiburg soll Sozialbeiträge nachzahlen: ein Menetekel für alle Bühnen?
"Das kann Folgen für alle Theater haben"
24. Oktober 2015. Joachim Röderer meldet in der Badischen Zeitung (24.10.2015), dass das Theater Freiburg einer Nachzahlung in Höhe von 538.000 Euro nicht abgeführter Sozialbeiträge an die Rentenversicherung nachkommen soll. Die Forderung sei Ergebnis zweier Betriebsprüfungen, wobei es im einen Fall um eine offenbar unstrittige Summe von 138.000 Euro geht.
Presseschau vom 23. Oktober 2015 – Berlins SPD-Kulturpolitiker Tim Renner und Thorsten Schäfer-Gümbel legen im Tagesspiegel ihr Mission Statement vor
Mehr Freie Szene!
23. Oktober 2015. "Kultur für alle" hieß seit Hilmar Hoffmann der sozialdemokratische Schlachtruf in der Kulturpolitik. Da sei man aber noch nicht angekommen, befinden die SPD-Politiker Tim Renner (Berlins Kulturstaatssekretär) und Thorsten Schäfer-Gümbel (Vorsitzender des Kulturforums der Sozialdemokratie) im Tagesspiegel (23.10.2015): "Öffentlich geförderte Kulturangebote werden nur von rund der Hälfte der Bevölkerung wahrgenommen."
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